Savitri – Eine Legende und ein Symbol. Sri Aurobindo

Читать онлайн книгу.

Savitri – Eine Legende und ein Symbol - Sri Aurobindo


Скачать книгу
jeder Sicht entziehen,

      Die in ihre Robe eingewebten seltsamen bedeutungsvollen Formen,

      Ihre sinnvollen Entwürfe von den Seelen in den Dingen

      Sah er, ihre trügerischen Transparenzen von Gedankenfärbung,

      Ihre prächtigen Brokate mit aufgenähten Fantasiegebilden

      Und wechselhaften Masken und Stickereien der Verschleierung.

      Tausend verwirrende Gesichter der Wahrheit

      Sahen aus ihren Formen ihn an mit unbekannten Augen

      Und unkenntlichen wortlosen Mündern,

      Sprachen von den Gestalten ihrer Maskerade

      Oder blickten verstohlen aus der abstrusen Herrlichkeit

      Und dezenten Pracht ihrer Drapierungen.

      In plötzlichen Geistesblitzen des Unbekannten

      Wurden ausdruckslose Klänge wahrheitskündend,

      Ideen, die bedeutungslos erschienen, ließen Wahrheit aufblitzen;

      Stimmen, die aus ungesehenen wartenden Welten kamen,

      Sprachen Silben des Ungeoffenbarten aus,

      Um den Körper des mystischen Wortes einzukleiden,

      Und Zauberdiagramme des okkulten Gesetzes

      Versiegelten eine präzise unlesbare Harmonie

      Oder verwendeten Farbe und Form zur Wiederherstellung

      Des Herolds Wappen der geheimen Dinge der Zeit.

      In ihren grünen Wildnissen und lauernden Tiefen,

      In ihren Dickichten der Freude, wo Gefahr Wonne umarmt,

      Erblickte er flüchtig die versteckten Flügel ihrer Sänger-Hoffnungen,

      Ein Schimmer von Blau und Gold und Scharlachrot.

      Auf ihren verdeckten Spuren, die ihre zufälligen Feldwege säumen,

      Und an ihren singenden Bächen und stillen Seen

      Fand er das Leuchten ihrer goldenen Früchte der Seligkeit

      Und die Schönheit ihrer Blumen des Traumes und der Muse.

      Als ob ein Wunder durch die Freude ein Herz verwandelt hätte,

      So beobachtete er im alchemistischen Erstrahlen ihrer Sonnen

      Den purpurroten Ausbruch der einen weltlichen Blüte

      Am Opferbaum der spirituellen Liebe.

      In der schläfrigen Herrlichkeit ihrer Mittage sah er,

      Eine fortwährende Wiederholung über die Stunden hinweg,

      Des Denkens Libellentanz am Strom des Mysteriums,

      Der über den Lauf seines Geplätschers huscht aber nie erprobt,

      Und hörte das Lachen ihrer rosigen Verlangen,

      Die da eilten, als wollten sie ersehnten Händen entfliehen,

      Süß klingelnd mit Fußgelenk-Glöckchen der Fantasie.

      Inmitten lebendiger Symbole ihrer okkulten Macht

      Bewegte er sich und empfand sie als nahe greifbare Formen:

      In jenem Leben, viel konkreter als das Menschenleben,

      Pochte der Herzschlag der verborgenen Wirklichkeit:

      Verkörpert war dort, was wir nur denken und fühlen,

      War aus dem Selbst gestaltet, was hier äußere geborgte Formen trägt.

      Als Kamerad des Schweigens auf ihren feierlichen Höhen,

      Angenommen von ihrer mächtigen Einsamkeit,

      Stand er bei ihr auf andachtsvollen Gipfeln,

      Wo Leben und Sein ein Sakrament sind,

      Dargebracht dem Wirklichen über allem,

      Und er sah sie loslassen in die Unendlichkeit

      Ihre mit Bedeutung behaubten Adler,

      Die Botschafter des Denkens an den Unkennbaren.

      Identifiziert mit Seelen-Schau und Seelen-Sinn,

      In ihre Tiefen einkehrend wie in ein Haus,

      Ward er alles, was sie war oder zu sein sich wünschte,

      Er dachte ihre Gedanken und wanderte mit ihren Schritten,

      Lebte mit ihrem Atem und erforschte alles mit ihren Augen,

      Damit er das Geheimnis ihrer Seele erfährt.

      Als Zeuge, der überwältigt ist von seiner Szene,

      Bestaunte er ihre glänzende Vorderseite voll Pomp und Spiel

      Und die Wunder ihres ertragreichen und filigranen Handwerks,

      Und erbebte von der Beharrlichkeit ihres Rufes;

      Leidenschaftlich ertrug er die Zaubereien ihrer Macht,

      Fühlte ihren jähen mysteriösen Willen auf sich gelegt,

      Ihre Hände, die mit ihrem ungestümen Griff Schicksal kneten,

      Ihre Berührung, die bewegt, ihre Mächte, die ergreifen und treiben.

      Doch auch dies sah er, ihre Seele, die im Inneren weinte,

      Ihr vergebliches Suchen, das nach fliehender Wahrheit greift,

      Ihr Hoffen, dessen düsterer Blick sich mit Verzweiflung paart,

      Die Leidenschaft, die ihre lechzenden Glieder verzehrt,

      Die Sorge und Verzückung ihrer sehnsuchtsvollen Brüste,

      Ihr Mental, das ringt, unzufrieden mit seinen Früchten,

      Ihr Herz, das den einen Geliebten nie erfasst.

      Immer traf er eine verhüllte und suchende Kraft,

      Eine verbannte Göttin, die mimische Himmel erbaut,

      Eine Sphinx, deren Augen zu einer verborgenen Sonne aufschauen.

      Stets fühlte er in ihren Formen nah einen Geist:

      Dessen passive Präsenz war die Stärke ihrer Natur;

      Dies allein ist wirklich in den scheinbaren Dingen,

      Selbst auf Erden ist der Geist des Lebens Schlüssel,

      Doch nirgendwo trägt ihr solides Äußeres seine Spur.

      Sein Stempel auf ihren Taten ist unauffindbar.

      Ein Pathos verlorener Höhen ist sein Lockruf.

      Nur manchmal wird eine schattenhafte Linie erfasst,

      Die eine Andeutung von verschleierter Wirklichkeit darzustellen scheint.

      Das Leben starrte ihn mit vagen verworrenen Umrissen an,

      Ein Bild anbietend, das die Augen nicht bewahren konnten,

      Eine Geschichte, die dort noch nicht geschrieben ward.

      Wie in einem bruchstückhaften halb-verlorenen Entwurf

      Entgingen dem verfolgenden Blick die Bedeutungen des Lebens.

      Des Lebens Gesicht verbirgt des Lebens wahres Selbst vor den Augen;

      Des Lebens geheimer Sinn ist im Inneren, oben vermerkt.

      Der Gedanke, der ihm Sinn verleiht, lebt fern darüber;

      In seinem halb-fertigen Entwurf wird er nicht entdeckt.

      Vergeblich hoffen wir, die wirren Zeichen zu lesen

      Oder das Wort der halb-gespielten


Скачать книгу