Vom Mann, der mit zwei Flaschen Whiskey den Untergang der Titanic überlebte. Giles Milton

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Vom Mann, der mit zwei Flaschen Whiskey den Untergang der Titanic überlebte - Giles  Milton


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gab sein Gaskocher auf. »Kurz darauf hörte ich einen Lärm wie bei einem Fußballspiel über mir. Sie waren gekommen! Ein Kreis aus strahlendem Sonnenlicht erschien auf dem Dach, und ich hörte Ginos Stimme, die zu mir sagte: ›Hier, zieh die an.‹ Er reichte mir eine Schneebrille. Wie anders die Welt plötzlich aussah im Vergleich zum letzten Mal, als ich sie gesehen hatte! Es war Mai und strahlender Sonnenschein. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so sein würde.

      Sie verloren keine Zeit damit, mich herauszuziehen, und ich stellte fest, dass es mir ganz gut ging. Nur meine Beine waren ein wenig schwach. Gleich am nächsten Tag machten wir uns auf den Rückweg. Ich fuhr den ganzen Weg auf einem Schlitten und las den Graf von Monte Christo. Die Bedingungen waren gut, und nach nur fünf Tagen erreichten wir unser Ziel. Auf dem Hinweg hatten wir sechs Wochen gebraucht.«

      Courtauld kehrte nicht wieder in sein altes Leben als Börsenmakler zurück. Stattdessen unternahm er eine fast tausend Kilometer lange Reise entlang der bis dato noch nicht kartierten grönländischen Küste, und zwar in einem etwa fünfeinhalb Meter langen offenen Walfängerboot. Das war interessanter, als in London am Schreibtisch zu sitzen.

       Teil II

       Was ich noch nicht über Adolf Hitler wusste

      Göring has only got one ball,

      Hitler’s are so very small,

      Himmler’s so very similar,

      And Goebbels has no balls at all.

      Göring hat nur eins von zwei‘n,

      Hitlers, die sind winzig klein,

      Himmlers seh‘n auch nicht anders aus,

      Und Goebbels? Bei dem sind die Eier aus.

      Originalfassung des Lieds

      »Hitler Has Only Got One Ball«,

      etwa August 1939,

      vermutlich von Toby O’Brien,

      Pressesprecher des British Council

       Hitlers englische Freundin

      Unity Mitford war eine unscheinbare Frau mit schlechten Zähnen und dickem Bauch. Doch ihr Aussehen hatte sie nie sonderlich bekümmert, denn sie wusste, dass sie den Mann ihrer Träume nicht so sehr durch Zurschaustellung ihrer körperlichen Reize gewinnen konnte, sondern vielmehr indem sie offen ihre Meinung kundtat.

      Im Sommer 1934 reiste sie nach München in der Hoffnung, ihrem Idol zu begegnen: Adolf Hitler. Obwohl er der deutsche Reichskanzler war, sah man ihn nicht selten in der Öffentlichkeit, denn er verbrachte viel Zeit in der Stadt und speiste jeden Tag in denselben Cafés und Restaurants. Als Unity erfuhr, dass er häufig zum Lunch in der Osteria Bavaria einkehrte, begann sie ebenfalls, regelmäßig dort zu essen. Dabei gab sie sich alle Mühe, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch ganze zehn Monate sollten vergehen, bevor Hitler die hartnäckige junge Engländerin schließlich an seinen Tisch bat. Die beiden plauderten eine halbe Stunde und stellten bald fest, dass sie Seelenverwandte waren.

      »Das war der wundervollste und schönste [Tag] meines Lebens«, schrieb Unity an ihren Vater. »Ich bin so glücklich, dass es mir überhaupt nichts ausmachen würde, auf der Stelle tot umzufallen. Ich glaube, ich bin das glücklichste Mädchen auf der Welt. Für mich ist er der größte Mann aller Zeiten.« Ihre Gefühle wurden erwidert. Hitler war vor allem von Unitys zweitem Vornamen fasziniert – Valkyrie. Und er war geradezu begeistert, als er erfuhr, dass ihr Großvater die antisemitischen Schriften von Houston Stewart Chamberlain, einem seiner Lieblingsautoren, aus dem Deutschen übersetzt hatte.

      Hitler traf sich immer häufiger mit seiner blonden englischen Bekannten – sehr zum Ärger seiner ›offiziellen‹ Geliebten Eva Braun. Sie »heißt Walküre und sieht so aus, die Beine eingeschlossen«, schrieb Braun verächtlich in ihr Tagebuch. »Das Wetter ist so herrlich u. ich, die Geliebte des größten Mannes Deutschlands und der Erde sitze und kann mir die Sonne durchs Fenster begucken.«

      Unity wurde den Mitgliedern von Hitlers engstem Zirkel vorgestellt. Besonders gut verstand sie sich mit Julius Streicher, dem aggressiven Verleger der antisemitischen Wochenzeitung Der Stürmer. Als Unity einmal eine rassistische Brandrede gegen die Juden hielt, fragte Streicher, ob er diese wohl in seiner Zeitung abdrucken dürfe. Unity war geschmeichelt. »Das allgemeine englische Volk hat keine Ahnung von der Judengefahr«, begann sie ihren Artikel. »Unsere schlimmsten Juden wirken nur hinter den Kulissen … Wir freuen uns auf den Tag, an dem wir mit Gewalt und Autorität sagen können: ›England für die Engländer! Die Juden hinaus!‹ Mit deutschem Gruß! Heil Hitler!« Und sie schloss mit den Worten: »[V]eröffentlichen Sie bitte meinen ganzen Namen … ich will, dass ein jeder weiß, dass ich eine ›Judenhasserin‹ bin.«

      Hitler war über Unitys Artikel so erfreut, dass er sie mit einem goldenen Hakenkreuz-Abzeichen und einer Privatloge bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin bedachte. Von nun an gehörte Unity zu Hitlers engsten Vertrauten, besuchte ihn häufig und äußerte immer wieder ihre Bewunderung für ihn. Und auch er war ihr offenbar verfallen: 1938 bot er ihr sogar eine Wohnung in München an. Unity machte sich ernste Hoffnungen, eines Tages die Stelle von Eva Braun in seinem Herzen zu übernehmen.

      Mittlerweile hatte ihr Verhalten die Aufmerksamkeit des britischen Secret Service auf sich gezogen. Der Leiter des MI5, Guy Liddell, war über ihre Nähe zu Hitler besonders alarmiert. Seiner Ansicht nach reichte ihre Freundschaft mit dem Führer aus, um sie bei ihrer Rückkehr nach England wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen.

      Unity weigerte sich jedoch, Deutschland zu verlassen, selbst als England Hitler am 3. September 1939 den Krieg erklärte. Die Ereignisse deprimierten sie zutiefst, nicht zuletzt wegen der Auswirkungen, die der Krieg auf ihr Verhältnis zum Führer hatte. Sie ging in den Englischen Garten, hielt sich eine perlenbesetzte Pistole – ein Geschenk Adolf Hitlers – an den Kopf und drückte ab.

      Unity Mitford überlebte ihren Selbstmordversuch wie durch ein Wunder schwer verletzt. Man brachte sie in ein Krankenhaus in München (die Rechnung bezahlte Hitler) und später in die Schweiz. Als sie halbwegs wieder auf den Beinen war, flog ihre Schwester Deborah nach Bern, um Unity nach England zurückzuholen. »Wir waren nicht im Geringsten auf den Anblick vorbereitet, der uns erwartete: Der Mensch vor uns im Bett war schwer krank. Sie hatte fast fünfzehn Kilo abgenommen und bestand nur noch aus riesigen Augen und glanzlosem Haar, das niemand mehr berührt hatte, seit die Kugel in ihren Kopf eingedrungen war.«

      Die weiteren Ereignisse bleiben nebulös. Offiziellen Angaben zufolge wurde Unity Mitford ins Haus ihrer Familie in Swinbrook, Oxfordshire, gebracht. Sie lernte wieder zu gehen, ohne jemals vollständig zu genesen. Im Jahr 1948 starb sie schließlich an einer Hirnhautentzündung, ausgelöst von der Kugel in ihrem Hirn.

      Doch man erzählt sich noch eine andere, faszinierendere Geschichte über ihre Rückkehr nach England. Unbestätigten Gerüchten zufolge brachte man sie in eine private Geburtsklinik in Oxfordshire, wo sie heimlich Hitlers uneheliches Kind zur Welt brachte. Val Hann, von der diese Information stammt, ist die Nichte der damaligen Klinikleiterin Betty Norton. Offenbar hatte Betty ihrer Schwester davon erzählt, die es wiederum an Val weitergab.

      Wenn diese Geschichte stimmt, dann bedeutet es, dass Hitlers Nachkomme vermutlich noch lebt und irgendwo in England wohnt. Doch genau werden wir es wohl nie erfahren. Betty Norton ist vor langer Zeit gestorben, und die Klinik verfügt über keinerlei Unterlagen über die Kinder, die während der Kriegsjahre dort geboren wurden.

       Hitlers amerikanischer Neffe

      Er bewahrte das Geheimnis seiner wahren Identität bis zu seinem Tod. Keiner seiner Nachbarn in Patchogue, Long Island, hatte eine Ahnung, dass William Stuart Houston als William Hitler geboren worden oder dass sein Onkel Adolf Hitler gewesen war.

      Die


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