TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2). Stephen England

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TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2) - Stephen England


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selbst jetzt noch bei den Erinnerungen zitterte. Bevor er den Frieden Allahs fand, subhanahu wa ta’ala.

      Im Nachklang dieses Friedens, in der dunklen Enge dieses Gefängnisses, hatte man ihm einen neuen Namen gegeben. Abdul Aziz, der Diener des Allmächtigen, einer der hundert Namen Allahs.

      Seine Schritte wurden schneller, als er sich der Moschee näherte. Nun war er nur noch ein demütiger Diener. Ein Diener auf einer göttlichen Mission …

       13:56 Uhr Ortszeit

       Graves Mill, Virginia

      Nervös. Rhodas Wahrnehmung war korrekt gewesen, wie gewöhnlich – sie war schon lange im Geschäft, länger als er, und ihr entging kaum etwas.

      Nervös. Wann hatte es angefangen? Eigentlich musste sich Harry die Frage nicht stellen, denn er wusste es.

      Hamid Zakiri. Alle Wege führten dorthin zurück, zu jenem vernichtenden Moment des Verrats in Jerusalem. Denn letztendlich spielte es keine Rolle, dass Zakiri auch alle anderen in Langley getäuscht hatte.

      Alles, was zählte, war, dass er dabei versagt hatte, es zu sehen, und seinetwegen Menschen gestorben waren. Ganz besonders ein Mann: Davood Sarami.

      Sein Mann. Einer aus seinem Team.

      Einem antrainierten Instinkt folgend riss sich Harry aus seinen Gedanken und warf einen weiteren argwöhnischen Blick aus dem vorderen Fenster des Hauses. Ein Wagen schoss draußen vorbei, seine Räder wirbelten Schneematsch auf.

      Zu früh für ein Beobachtungsteam. Er spürte ein Augenpaar im Rücken, und als er sich umdrehte, sah er Carol, die ihn anstarrte.

      Bei seinem Blick wandte sie sich ab. Unangenehmes Schweigen hing über ihnen. »Tut mir leid …«, begann sie langsam, die Hände tief in ihre Jackentaschen geschoben.

      Carol sah ihn immer noch nicht an, aber er konnte sehen, wie sie unentwegt auf ihrer Unterlippe kaute, während sie über ihre nächsten Worte nachdachte. Er musste ihr Selbstvertrauen stärken, sie auf das vorbereiten, was vor ihnen lag. Was immer dafür auch nötig war, was immer er dafür auch sagen musste. Was immer sie hören wollte.

      »Was meinen Sie?«

      »Dass ich zusammengebrochen bin … vorhin. So etwas können Sie nicht gebrauchen, besonders nicht jetzt.« Zorn flackerte in ihren blauen Augen auf, funkelte durch frische Tränen hindurch. »Ich fühle mich einfach nur so hilflos … so … schwach. Ich schäme mich für mich selbst.«

      Harry durchquerte den Raum und sah auf sie hinab. Sie wollte etwas sagen, aber er legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Es gibt nichts, wofür Sie sich schämen müssen, überhaupt nichts. Beim ersten Außeneinsatz macht niemand eine gute Figur … und ganz besonders nicht, wenn man jemanden verloren hat, den man liebte.«

      Unmöglich. Und während er sie sanft an sich drückte, und auch dann noch, als ihr die Tränen übers Gesicht rannen, war ein Teil von ihm schockiert darüber, dass er es tatsächlich ernst meinte.

       13:59 Uhr Ortszeit

       NCS-Einsatzzentrum

       Langley, Virginia

      »Schon irgendwelche Fortschritte, was Harrys bekannte Kontakte im größeren Umkreis von D.C. angeht?«, fragte Carter, der ins Einsatzzentrum zurückgekehrt war.

      Lasker spähte über die Wände seiner Bürokabine hinweg und schüttelte den Kopf. »Die meisten Leute, mit denen Nichols in den letzten Jahren zusammenarbeitete, sind Auslandskontakte – und nicht die Art von Personen, denen man ohne weiteres eine Greencard aushändigen würde.«

      Carter rieb sich die Stirn. »Gibt es denn niemanden, der eine Möglichkeit darstellt? Irgendjemand, an den er sich in einem solchen Fall wenden würde?«

      »Doch, gibt es.«

      »Lebt er innerhalb der derzeit eingegrenzten Suchquadranten?«

      Lasker räusperte sich. »Es ist eine Sie, und sie ist tot.« Er drückte ein paar Tasten und ein Bild erschien auf Carters Monitor. »Rhoda Stevens, eine private Auftragnehmerin der Agency Ende der Neunziger und Anfang 2000. Eine begabte Fälscherin, wurde zweimal wegen Identitätsdiebstahls und Dokumentenfälschung im Zusammenhang mit dem Drogenschmuggel aus und nach Jamaika festgenommen. Wir setzten sie für so ziemlich dieselben Tätigkeiten ein, nur eben … legal.«

      »Was wurde aus ihr?«

      Der junge Chief der CLANDOPS COMM tippte auf seinen Bildschirm. »Abgesehen von ihren eher unerlaubten Talenten war Ms. Stevens eine beachtliche Marathonläuferin. Sie hatte gerade die letzten zwei Meilen des Bostoner Marathons 2012 vor sich, als sie zusammenbrach. Die Sanitäter, die auf einen Notruf hin dort eintrafen, erklärten sie daraufhin für tot. Todesursache war ein schwerer Herzanfall.«

      Carter musterte das Bild gedankenverloren. »Gibt es sonst noch etwas?«

      »Gibt es tatsächlich«, antwortete Lasker, nahm einen Ausdruck von dem vor ihm liegenden Stapel und reichte ihn dem Analytiker. »Das stammt von den Jungs aus Fort Meade. Sie haben die letzten Stunden damit verbracht, mit einem sehr feinen Kamm hunderte von Handytelefonaten zu durchkämmen, die heute Morgen in der Umgegend der Bombenanschläge getätigt wurden, zurückgehend bis auf einige Stunden vor den Explosionen.«

      »Und?«

      »Ein Anruf wurde genau fünf Minuten nach der Explosion der Bombe abgesetzt. Der Anruf war kurz und verschlüsselt, aber es gelang ihnen schließlich, Teile davon zu rekonstruieren. Der Anrufer, ein Mann kaukasischer Abstammung, benutzte das Wort Eaglefire

      Carters Augenbrauen schnellten nach oben. »Irgendeine Idee, was das bedeuten soll?«

      »Es ist der Grund, warum die NSA ebenfalls auf den Anruf aufmerksam wurde – das ist eines unserer Codeworte, oder war es zumindest mal. Ich erinnere mich, dass sie den Begriff ausmusterten, kurz nachdem ich die Comms letztes Jahr übernahm. Es ist die Bitte um Verstärkung.«

      »Davon scheint es gerade eine Menge zu geben«, grübelte Carter und überflog das Dokument. »Ich werde das nach oben weitergeben müssen … irgendeine Idee, wo der Boss steckt?«

      »Das Letzte, was ich hörte, war, dass er im siebten Stock ist, zusammen mit Shapiro. Wurde in ein Meeting mit den anderen beordert.«

      Der Analytiker schnaubte. »Kein Wunder, dass sie Kranemeyer brauchten …«

       14:01 Uhr Ortszeit

       Graves Mill, Virginia

      Der Führerschein und der Pass waren echt – zumindest sahen sie echt aus. Dasselbe galt für die Urlaubsfotos, die nun Carols neue Brieftasche füllten.

      Harry klappte die Brieftasche zu und reichte sie Carol. »Ich denke, das sollte genügen«, erklärte er und sah zu Rhoda Stevens, die an ihrem Laptop saß. »Du warst mir eine große Hilfe.«

      Wieder dieses kratzende Glucksen. Die schwarze Frau drückte ihre Zigarette in dem gravierten Zinnaschenbecher auf ihrem Schreibtisch aus und stand auf. »Na ja, du hast immer noch die Feds und die Hälfte der Polizeikräfte des ganzen Bundesstaates auf den Fersen. Wo willst du jetzt hin?«

      In ihrer Stimme schwang etwas Ungewöhnliches mit, eine gezwungene Beiläufigkeit. Harrys Alarmglocken ertönten, während er sich zu ihr umdrehte. »Weiß ich noch nicht, Rhoda … hast du eine Ahnung, wie die Wettervorhersagen für North Carolina lauten?«

      Sie lachte und sah zur Tür, wo Carol stand. »Nein, weiß ich nicht, aber wie ich hörte, soll es dort zu dieser Jahreszeit traumhaft sein.«

      Das Gefühl, beobachtet zu werden, verfolgte Harry auch noch auf dem Weg zurück zum SUV. Er konnte die Blicke förmlich in seinem Rücken spüren und die Colt unter seiner Jacke schien angesichts der drohenden Gefahr vor Nervosität zu vibrieren. Als sie das Auto erreichten, blieb Carol


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