TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2). Stephen England

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TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2) - Stephen England


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Blick über seine Schulter. »Aber für die Akten, Ron – ich war Outfielder, kein Schlagmann. Sie werden den Unterschied aber nicht kennen.«

      Lasker sah ihm nach. »Ich muss sagen, der Junge scheint Potenzial zu haben.«

      Ron warf seinem Comm Chief einen Blick zu und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das von dem engelsgesichtigen Lasker zu hören, war eine ziemliche Ansage. »Ja, wahrscheinlich. Wo waren wir stehengeblieben?«

      »Bei den toten Russen.«

      »Ich wusste, dass es etwas Unschönes war.«

       11:16 Uhr

       Das Safehouse

       Culpeper, Virginia

      Das Badezimmer war bestimmt so alt wie das Haus selbst, in einem avocadogrünen Farbton, der entfernt an Erbrochenes erinnerte. Harry hatte nicht übertrieben, was die Inneneinrichtung anbetraf.

      Aber zumindest war das Wasser heiß. Carol lehnte sich gegen die Fliesen und schloss die Augen, ließ das Wasser über ihren Körper rinnen, während der Wasserdampf aus der Duschkabine das Badezimmer füllte.

      Vier Stunden.

      Es schien unglaublich, dass sich das Leben in derart kurzer Zeit so drastisch ändern konnte. Und doch war genau das geschehen.

      Sie drehte das Wasser ab, stieg aus der Dusche und strich sich ein paar nasse Strähnen ihrer goldblonden Haare aus dem Gesicht. Ein Bademantel für einen Mann hing von einem Haken an der Tür, doch Carol schlüpfte hinein und registrierte am Rande, dass er ihr bis zu den Knöcheln reichte.

      Ein Bademantel. Für einen großen Mann. So wie ihr Vater. Sie blickte in den angelaufenen Spiegel und die verschwommenen Umrisse darin waren kaum als die ihren auszumachen.

      Vier Stunden.

      Sie erinnerte sich noch an den Klang seiner Stimme, als er sie letzte Nacht anrief. Er wollte nur hören, wie es ihr geht, hatte er gesagt. Das tat er in letzter Zeit öfter, seit dem Einsatz in Jerusalem.

      Er hatte es geahnt. Diese Erkenntnis schwappte mit der Wucht einer Flutwelle über sie hinweg. Er hatte es bereits geahnt.

      Und jetzt war er tot. Oder, was vielleicht noch schlimmer war, als Geisel genommen worden. Sie arbeitete bereits lange genug in Langley, um zu verstehen, welche Folgen das haben würde.

      Verschwunden, so oder so. Erschrocken ertappte sie sich bei dem Gedanken, dass sie nicht weinen würde, dass die Trauer der ersten wenigen Stunden von einer zwar fragilen, aber nicht minder erschreckenden Ruhe abgelöst worden war.

      Carol holte tief Luft, drehte den Türknauf und entließ sich zusammen mit einem Schwall aus heißer, feuchter Luft in den angrenzenden Raum.

      Eigentlich hatte sie erwartet, allein zu sein … doch Nichols stand neben dem Bett und war damit beschäftigt, die Magazine der Gewehre zu laden, die verstreut auf den Bettlaken lagen. Ihre Kleidungsstücke lagen sauber gefaltet schräg vor ihm, ihr Oberteil und ihr Rock auf einem Stapel, ihre Unterwäsche auf einem zweiten.

      Sie spürte, wie ihr die Röte übers Gesicht kroch und zog reflexartig den Bademantel enger um ihren Körper zusammen. Hätte er sich dafür nicht einen anderen Ort suchen können?

      »Ich bin hier gleich fertig«, erklärte er, als könne er ihre Gedanken lesen. »Sie sind sauber.«

      »Oh«, antwortete Carol, nachdem ihr klar wurde, dass er sich dabei auf den GPS-Tracker bezog. Natürlich.

      Er sah auf. »An Ihrer Stelle würde ich mit dem Anziehen noch warten. Zumindest solange, bis ich Ihnen die Haare geschnitten habe.«

      »Geben Sie mir einen Moment«, antwortete sie unsicher. All das fühlte sich so seltsam an.

      »Natürlich.« Harry legte die AK-47 in ihren Polymer-Koffer zurück, zusammen mit fünf geladenen Magazinen. Einhundertfünfzig Schuss 7.62mm-Vollmantelgeschosse – genug, um einen kleinen Krieg anzuzetteln.

      Oder ihn zu beenden.

      Er klappte den Koffer zu, warf ihn sich auf den Rücken und schloss die Tür hinter sich. Dann machte er sich auf den Weg zu dem wartenden SUV. Keiner von beiden konnte wissen, wie viel Zeit ihnen tatsächlich noch blieb.

       11:18 Uhr

       CIA-Hauptquartier

       Langley, Virginia

      Als Luke Ames die Tiefgarage erreichte, umringten dort bereits fünf Officer des Security Directorate den Wagen, begleitet von einem Deutschen Schäferhund, den ihre K-9-Einheit bereitgestellt hatte.

      Chambers Wagen war ein viertüriger hellblauer Toyota Camry. Der leitende Agent des Sicherheitsdienstes warf einen Blick auf Ames‘ Ausweis, als dieser auf das Auto zuschritt. »Alles soweit in Ordnung, Sir. Unsere erste Untersuchung hat keinerlei Hinweise auf Sprengstoffe erbracht.«

      Der junge Analytiker nickte. Er war in Gedanken woanders. Das Carol verschwunden sein sollte … schien unvorstellbar. Sie war es gewesen, die ihn an seinem ersten Tag im Hauptquartier herumgeführt hatte und zwischen ihnen war in den letzten Monaten eine enge Freundschaft gewachsen. Er war noch nicht an dem Punkt angekommen, sie zum Essen einzuladen, aber …

      Und nun war der DCIA tot. Und sie entführt. Von einem der ihren.

      Ames drückte auf seinem Weg zum Wagen auf den Entriegelungsknopf der Fernbedienung. Nichts.

      Na ja, die Batterien waren ständig leer. Ohne nachzudenken, schob er seinen Schlüssel ins Türschloss und drehte ihn herum.

      Der Schlüssel aktivierte den Zündmechanismus, mit dem Alex Hall an diesem Morgen die Wagentür präpariert hatte.

      Eine Sekunde später erreichte der elektrische Impuls die beiden Pakete Semtex, die sich in der Türverkleidung versteckten. Von dem, was als Nächstes geschah, sollte Luke Ames nichts mehr spüren.

      So wie er nie wieder etwas spüren sollte …

       11:31 Uhr

       Das Safehouse

       Culpeper, Virginia

      Wie er Carol bereits erklärt hatte, waren CIA-Agenten darauf trainiert, sich auf jede Eventualität vorzubereiten. Was jedoch nicht bedeutete, dass sie wirklich damit rechneten, dass dieser Fall auch eintrat.

      Harry hob den dritten langen Waffenkoffer in den falschen Boden im Kofferraum des massigen Ford Excursion, welcher seine Heckler&Koch UMP-45 Maschinenpistole enthielt. Es war ein Duplikat der Waffe, die er in Jerusalem bei sich getragen hatte, das Gewehr, mit er Hamid Zakiri tödlich verwundete.

      Sie war zudem für den Privatbesitz untersagt, aber davon hatte er sich bislang nicht aufhalten lassen. Dasselbe galt für die acht Blendgranaten, die in einem Netz neben dem Koffer mit seiner Mossberg 500 lagen.

      Er hielt für einen Moment inne und ging in Gedanken noch einmal die Liste durch, eine Liste, die er sich schon vor langer Zeit eingeprägt hatte. Der Tag war gekommen.

      Zufrieden legte Harry den falschen Kofferraumboden zurück und lief wieder ins Haus. Die Schlafzimmertür war geschlossen. Er wollte sich schon abwenden, als er gedämpfte Stimmen hörte.

      »Carol?«, rief er. Sein Herz war von einer plötzlichen Unruhe erfüllt. Nichts.

      Mit einer Hand an der Tür und der anderen an seiner Colt drehte er vorsichtig den Türknauf. Unverschlossen.

      »Carol?« Immer noch nichts. Nur die Stimmen. Die Colt glitt aus dem polierten Leder seins Holsters und er drehte den Türknauf herum, stieß die Tür auf und trat mit vorgehaltener Waffe in den Raum.

      Carol saß auf dem Bett, die Knie bis ans Kinn herangezogen, und starrte auf den Fernsehbildschirm am anderen Ende des Raumes. »… befinden wir uns mit unserem Korrespondenten Roger Ginsburg vor dem CIA-Gelände in Langley,


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