Verfluchtes Drachenherz. Inka Loreen Minden

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Verfluchtes Drachenherz - Inka Loreen Minden


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lebte er hier.

      Er grinste. »Sie haben recht, Woodhead ist ein Kaff. Aber ich liebe diese Ruhe und Idylle.« Kurz kratzte er sich an der Schläfe und starrte sie durchdringend an. In seinen grünbraunen Augen lag ein vergnügtes Funkeln, so als würde er sich über ihre missliche Lage freuen. »Also … wenn Sie eine Unterkunft für heute Nacht benötigen … Ich wohne in einem sehr großen Haus mit unzähligen leeren Zimmern. Davon überlasse ich Ihnen gerne eines.«

      Fay wusste im ersten Moment nicht, was sie ihm antworten sollte und ermahnte sich, skeptisch zu sein. Das hier waren doch ein paar Zufälle zu viel? Oder hatte das Universum sie hergeführt, damit sie endlich den Partner fürs Leben fand? Oder zumindest ein paar heiße Stunden mit einem sexy Mann verbringen konnte? Sie hatte ja gesehen, worauf sie sich freuen durfte.

      Dennoch wollte sie nichts überstürzen. Er war ein Fremder für sie!

      Als sie nichts sagte, setzte er schmunzelnd hinzu: »Die Zimmer lassen sich absperren.« Er zog ihr einfach die Visitenkarte, die sie immer noch gehalten hatte, zwischen den Fingern hervor und holte einen Kugelschreiber, der viel kleiner und dünner war als ein normaler Stift, aus seiner Hemdtasche.

      Was hatte der Kerl noch alles da drin?

      Fay bewunderte seine schöne, geschwungene Schrift, als er etwas auf die Rückseite schrieb. »Ich notiere Ihnen ausnahmsweise meine Adresse. Die gebe ich normalerweise niemandem so schnell.« Er zwinkerte. »Dann können Sie Ihrem Freund Bescheid geben, wo er nach Ihnen suchen kann, wenn Sie nicht mehr nach Hause kommen.«

      Sie schluckte. »Warum sollte ich nicht mehr nach Hause kommen?« Kurz flackerte ein grausames Bild vor ihrem geistigen Auge auf: wie sie in einer Blutlache lag und sich Loan mit einem Messer in der Hand zu ihr herabbeugte.

      Grinsend erwiderte er: »Weil niemand schöner wohnt als ich. Sie wollen dann sicher nicht mehr gehen.«

      Fay lachte. Was für ein Angeber! Aber er war sehr charmant, das musste sie ihm lassen. »Na, davon muss ich mich erst einmal selbst überzeugen.«

      Er stand auf und zog sein Handy hervor. »Einen Moment, ich gebe schnell Baxter Bescheid, damit er Ihnen ein Zimmer herrichtet.«

      Interessiert hob sie die Brauen. »Baxter?« War das … seine Freundin? Oder Mutter?

      Nein, Baxter war definitiv ein Männername! Ob Loan schwul war? Dann wäre ihre Vorhersehung zum ersten Mal völlig in die Hose gegangen. Wobei … er könnte ja Männer und Frauen begehren.

      Loan sagte: »Baxter ist so etwas wie mein Butler oder der Mann für alles«, und schlenderte in Richtung Straße.

      Baxter, natürlich, das war auch ein Nachname!

      Moment – Loan hatte einen Butler? War er vielleicht ein Lord oder so was?

      Sie starrte ihm hinterher und bewunderte seinen sexy Hintern in der Anzughose und die breiten Schultern, über die sich sein Hemd spannte. Fay konnte sich nicht entscheiden, an welcher Stelle sie ihren Blick länger verweilen lassen sollte.

      Während er telefonierte, entfernte er sich so weit von ihr, dass sie wieder gar nichts von seinem Gespräch mitbekam. Fay nutzte die Zeit, solange Loan abgelenkt war, fotografierte mit dem Handy beide Seiten seiner Visitenkarte und übermittelte Noir die Bilder. Dann schrieb sie dazu: »Werde heute bei Loan übernachten. Netter Kerl, hab ihn eben kennengelernt.«

      Nachdem sie die Nachricht abgeschickt hatte, überlegte sie, ob sie Noir noch etwas schreiben sollte. Da vibrierte ihr Gerät, Noir hatte schon geantwortet. Die Hexe besaß silberweißes Haar, weshalb ihr kleines Bild im Chat immer besonders hervorstach. »Weiß er etwas über das Buch?«

      »Leider nicht«, antwortete Fay und hatte ein schlechtes Gewissen Noir gegenüber, denn sie verdankte der mächtigen Hexe so viel. Fay würde mit leeren Händen zurückkehren, dafür aber sehr wahrscheinlich eine aufregende Nacht mit einem unglaublich attraktiven Mann verbringen. Und ganz vielleicht – wenn sie schon keinen sexy Gargoyle abbekam – fand sie in ihm ihren eigenen Traummann, so wie Noir mit Vincent. Die beiden passten einfach perfekt zusammen, schienen wie füreinander gemacht. Und ihr kleiner Sohn Philippe war einfach Zucker!

      Fay beschloss, trotz persönlichem Vergnügen alles für den Job zu geben. Eventuell entdeckte sie doch noch etwas, das ihr bei der Suche nach dem verschollenen Buch weiterhelfen könnte. Deshalb schrieb sie: »Loan hat aber angeblich eine riesengroße Bibliothek. Vielleicht ist das ja dieselbe, die Nick in meinen Erinnerungen gesehen hat.«

      »Ist Loan heiß?«, tauchte prompt Noirs nächste Frage auf dem Display auf.

      Fay schmunzelte und tippte: »Heißer als die Sonne!« Schnell schoss sie ein Bild von ihm, weil er ihr immer noch den Rücken zukehrte, und schickte es ab.

      »Verbrenn dich nicht«, schrieb Noir und hängte allerhand Smileys an – auch anzügliche.

      Fay sendete ihr einen Smiley zurück, der die Zunge herausstreckte, und schob das Telefon wieder in ihre Tasche. Ihre Hand zitterte leicht. Himmel, war sie aufgeregt! Einmal, weil es sich bei Loans Bibliothek tatsächlich um eine mögliche Spur handeln könnte, und zum anderen, weil sie gleich bei dem heißesten Mann Englands übernachten würde!

      Sie überlegte, ob Loan vorher versucht hatte, herauszufinden, ob sie mit jemandem liiert war. Dann können Sie Ihrem Freund Bescheid geben, hatte er gesagt.

      Sie stöhnte innerlich, weil sie mal wieder zu langsam geschaltet hatte. Direkter ging es ja wohl nicht!

      Suchte Loan nur ein Abenteuer, oder mehr?

      Fay würde beides nehmen. Sie hätte auch nichts gegen ein kleines Abenteuer einzuwenden, und egal, ob mehr daraus werden würde oder nicht – es würde sie wenigstens von Caleb ablenken, damit sie ihn hoffentlich endlich aus dem Kopf bekam.

      Nachdem Loan das Gespräch beendet hatte, schnappte er sich sein Jackett von der Lehne der Bank. Lässig warf er es sich über die Schulter und fragte: »Sind Sie mit dem Auto gekommen?«

      Sie nickte. »Steht auf dem Parkplatz hinter dem Gasthaus.«

      »Meins auch.« Gemeinsam gingen sie um das Gebäude herum, aus dem immer noch leise Musik zu hören war. »Fahren Sie mir einfach hinterher, Fay.«

      Auf dem Sandplatz standen wenige Autos und ein großer Bus. Sie wusste sofort, dass nur ihm das weiße Mercedes Coupé mit den vier Türen, den extrabreiten Sportreifen und den zwei Doppelauspuffen gehören konnte. Der Wagen kostete ein Vermögen! Er war Fay schon bei ihrer Ankunft ins Auge gestochen.

      Sein teurer Anzug, der Butler und jetzt dieses Auto … Loan musste sich wohl keine Sorgen um Geld machen. Wie wohl sein Haus aussah?

      Ihre Neugier wuchs.

      Würde er sich überhaupt noch mit ihr abgeben wollen, wenn er erfuhr, dass sie arm wie ein Kirchenmäuschen war? Na gut, ganz so schlimm stand es nicht um sie, aber die Miete für eine eigene Wohnung hätte sie sich nach ihrem Rauswurf des Magierrates ohne neue Anstellung nicht mehr leisten können. Zum Glück durfte sie in einer Mitarbeiterwohnung von Noirs Detektei und Vincents Klan leben.

      Auch Fays Auto – ein dunkelblauer Mini Cooper älteren Baujahres – stammte aus dem Fuhrpark der beiden und stand etwa zehn Meter von Loans Coupé entfernt. Fay hatte sich extra einen Kleinwagen ausgesucht, damit man ihr die Nummer mit der Reporterin abnahm. Außerdem hatte sie das Gefühl, ein kompakteres Fahrzeug besser im Griff zu haben. Sie mochte zwar über Hexenkünste verfügen, aber diese moderne Technik war ihr nie ganz geheuer. Je weniger Schnickschnack ein Wagen bot, desto besser.

      Mit zittrigen Fingern suchte sie in der Handtasche nach ihrem Autoschlüssel; ihre Nervosität wuchs langsam ins Unermessliche. So viel Aufregung hatte sie seit dem Verschwinden des Tagebuches nicht mehr gefühlt!

      Als sie plötzlich Loans Stimme direkt hinter sich vernahm, zuckte sie leicht zusammen.

      »Ich habe nur eine dringende Bitte, Fay«, sagte er leise und rau, woraufhin sie herumwirbelte.

      »Ja?«, krächzte sie und musste ihren Kopf ein wenig in


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