Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

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Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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nie wissen, besser, man ist auf eine Begegnung vorbereitet!«

      »Stimmt!« Pablo griff ebenfalls nach dem Gewehr und repetierte es. »Aber die sind alle weg. Ich habe sie gezählt, als sie in den Rancho ritten.«

      »Ein bisschen tun mir diese Gringos leid«, murmelte der dritte Mann. »Die haben nun keine Chance mehr.«

      »Der Teniente muss einen einflussreichen Vater haben«, entgegnete Pablo.

      »Wieso?«

      »Weil er eigentlich zu dumm ist, um Offizier zu werden. Da hat jemand kräftig nachgeholfen.«

      »Beziehungen sind das halbe Leben.« Pancho grinste. »Was für ein Jammer, dass wir armen Teufel so etwas nicht haben.«

      »Eine Revolution würde alles ändern!«

      »Alfredo will keine Revolution. Ihn interessierte nur das Mädchen. Dafür hat er versprochen, die Gefangenen aus dem Kerker in El Carrizo zu befreien. Aber wie er sich das vorstellt, ist mir schleierhaft.« Pablo konnte nun das offenstehende Tor in der weißen Mauer des Ranchos bereits sehen und behielt es scharf im Auge. Auch die Hintertür, durch welche sie zu fünft mit dem Mädchen flüchteten, stand noch weit offen.

      Als sie den Rancho erreichten, hatten sich die Staubschleier gesenkt. Mit angeschlagenen Gewehren ritten sie in den Hof und schauten wachsam über die Gebäude hinweg.

      Am Corral hingen noch die durchgeschnittenen Fesseln. Ein Revolver lag mitten im Hof. Pablo stieg ab und hob die Waffe auf.

      »Die haben es zu reichlich.« Er schob die Waffe in die Satteltasche, ging zum Schuppen weiter und sah die vier angebundenen Pferde und die beiden schweren Stiere darin. Er winkte den anderen.

      Sie brachten sein Pferd mit, ritten heran und stiegen ab.

      Die angebundenen Pferde schnaubten. Die Bullen glotzten die Mexikaner an.

      »Sieh dir mal den Gaul an!« Pancho deutete auf Dwarfs hässliche Rosinante.

      »Die Cowboys in den Staaten sind offenbar auch arme Schlucker«, gab Pablo zurück. »Aber wir nehmen das Tier mit. Für uns gibt es nichts zu verschenken.«

      Sie banden die Pferde los, führten sie hinaus und halfterten sie aneinander.

      Pablo verließ den Rancho und umkreiste ihn. Er wollte sicher sein, nicht plötzlich in einer Falle zu stecken. Aber er sah keine Reiter und keinen Staub über dem Land.

      Als er seine Runde beendet hatte und in den Hof zurückkehrte, saßen die beiden anderen schon auf den Pferden, jeder mit einem Stier an der Longe.

      »Die Pferde kannst du nehmen.«

      Pablo saß auf, nahm die Leine und ritt los. Die vier ausgeruhten Pferde der Amerikaner folgten ihm willig. Nur wegen der beiden anderen mit den trägen Stieren musste er langsam reiten.

      8

      »Reiter!«, rief eine Stimme an der Spitze des Zuges.

      »Anhalten!«, befahl der Offizier.

      Die Kutsche kam zwischen den Reiter-Soldaten zum Stehen. Staubschwaden trieben vorbei.

      Von Westen näherte sich ein zweiter Reitertrupp. Chet meinte, aus dem Gefährt schauend, sandfarbene Uniformen mit blitzenden Messingknöpfen zu erkennen, war dessen jedoch nicht ganz sicher.

      Doch nach ein paar Sekunden sagte der Corporal: »Capitan Vicente, der Adjutant des Gobernators.«

      »Das sehe ich selbst!«, schnaubte der Teniente, dem die Röte wieder ins Gesicht schoss. Seine Augen zogen sich zusammen, die Ohren schienen aufzuleuchten.

      »Dem geht die Muffe eins zu tausend«, flüsterte Dwarf. »Und soll ich euch mal verraten, warum der uns mitgenommen hat?«

      »Um nicht mit ganz leeren Händen bei seinem Gobernator anzukommen«, erwiderte Corcoran.

      Dwarf starrte ihn mit offenem Mund an.

      »Das kann man an zwei Fingern zusammenzählen«, sagte Corcoran. »Tut mir leid, wenn ich dir die Pointe weggenommen haben sollte.«

      Fernes Peitschenknallen schallte über das Land und kam von Westen, woher sich die Reiter näherten.

      »Was war das?« Rizzos beugte sich vor, um an Chet vorbei nach Westen blicken zu können.

      »Eine Peitsche.«

      »Aber die reiten langsam. Da muss man die Gäule doch nicht prügeln, um sie in Bewegung zu halten.«

      »Ich verstehe das auch nicht. Aber sicher gibt es auch dafür eine Erklärung, die wir noch sehen werden.«

      »Es kann eine Stunde dauern, bis sie hier sind!«, schimpfte der Teniente.

      »Wollen wir weiter?«, fragte der Kutscher.

      »Nein. Wir fahren dem Capitan entgegen. Vorwärts!«

      Die Peitsche knallte. Der Wagen setzte sich ruckelnd in Bewegung, verließ den Karrenweg und fuhr quer über den hartgebrannten Sand, in den sich die Reifen nur wenig eingruben. Ein paar vertrocknete Grasbüschel wurden niedergewalzt. Verstaubte Kakteen mit verwelkten Blüten wanderten vorbei.

      Chet McCoy konnte die Reiter immer noch sehen. Nach einer Viertelstunde erkannte er auch noch zwei laufende, gebückte Gestalten, die an Lassos gefesselt hinter den letzten Reitern hertaumelten. Manchmal spannten sich die Leinen und rissen die in zerlumptes Leinenzeug gekleideten Männer brutal vorwärts. Als einer zu Fall kam, wurde er einige Yards über den Boden geschleift, bevor der Soldat sein Pferd zügelte und den Mann wieder aufstehen ließ.

      »Campesinos«, sagte Corcoran, der ebenfalls hinausschaute. »Der Capitan hat also doch noch seine Opfer gefunden.«

      Capitan Vicente rückte sich die Schildmütze tiefer in die Stirn. Er ritt wie ein Feldherr vor seiner Abteilung her, noch so weit von den aufsteigenden Staubwolken entfernt, dass die maßgeschneiderte Uniform makellos wie tags zuvor aussah.

      »Halt!«, befahl der Teniente.

      Die Kutsche hielt an. Rechts von ihr brachten zwei Soldaten die Pferde zum Stehen und richteten die Gewehre auf die Fensterlöcher.

      »Versucht nicht, euch zu befreien!«, drohte der eine. »Ihr habt unser Blei schneller in den Schädeln, als den Schlag offen!«

      Abermals strauchelte eine der abgerissenen Gestalten hinter dem Reiterpulk, schwankte nach rechts, dann nach links, trat gegen einen Stein und schrammte auf den Boden. Der Leinenkittel zerriss auf dem scharfkantigen Sand. Der Mann brüllte.

      Ein Reiter kehrte um, schwang die Peitsche und schlug nach dem Unglücklichen. Doch der konnte erst aufstehen, als sein Bändiger das Pferd zügelte und das Lasso durchhing.

      Capitan Vicente erreichte den Teniente, der sofort grüßte.

      Capitan Vicente stellte sich auf einmal in den Steigbügeln und schaute mit gefurchter Stirn herüber. Dann gab er seinem Hengst die Sporen und galoppierte heran.

      »Ob der uns hilft?«, fragte Rizzos zweifelnd.

      Sie konnten ihm nicht mehr antworten. Der Offizier riss sein Pferd scharf zurück und beugte sich über den Hals des Tieres.

      Der Teniente folgte dem Hauptmann und sagte: »Die Gehilfen der Guerillas. Sie haben uns abgelenkt.«

      »Abgelenkt?«, stieß Corcoran hervor. »Was soll denn das nun wieder heißen?«

      »Wir haben im Schuppen auf dem Rancho übernachten wollen«, erklärte Chet schnell. »Was die Leute dort vorhatten, wussten wir nicht!«

      Capitan Vicente setzte sich gerade. »Und die Tochter des Gobernators haben Sie nicht mehr gesehen, Teniente Carras?«

      Betrübt schüttelte der junge Mann den Kopf. »Ich sagte doch, wir waren ein paar Minuten mit den Gringos beschäftigt, die aus dem Schuppen


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