Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

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Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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rief Dwarf entrüstet. »Die Señorita ist freiwillig in die Hütte. Sie lehnte es sogar ab, dass ein Soldat für sie geht!«

      »Gelogen!«, zischte Carras. »Niemals hätte ich zugelassen, dass Rea Cuchillo die Hütte dieser armseligen Teufel betritt!«

      Der Capitan setzte sich gerade. »Jedenfalls wurde die Señorita verschleppt, und Sie haben keine Ahnung, wo sie ist und was die Entführer bezwecken?«

      »Nein. Man wird ein Lösegeld erpressen wollen.«

      »Anzunehmen«, gab Vicente zu. »Aber es kann sich auch um Rache handeln. Rache an Don Esteban, den diese Hiobsbotschaft wie ein Schlag treffen wird.«

      Carras senkte den Kopf.

      »In Ihrer Haut möchte ich nicht stecken, Teniente.«

      Carras blickte auf. »Was wollen Sie damit andeuten?«

      »Kennen Sie Don Esteban?«

      »Natürlich kenne ich ihn. Ich gehöre doch zu seinem Kommando.«

      »Was fragen Sie dann noch. – Reiten wir weiter, damit wir El Carrizo heute noch erreichen.« Vicente wandte sich im Sattel um. »Werft die beiden Schurken mit in den Wagen, damit wir sie lebend in die Stadt bringen!«

      Ein Soldat saß ab und befreite die unglücklichen Campesinos von den Lassos, die an ihren Handfesseln befestigt waren. »Los, in den Wagen. Das letzte Stück in den Knast dürft ihr vornehm reisen!«

      Die Tür wurde zugeschlagen.

      »Und Rea Cuchillos Bräutigam dürfte auch im Palast warten.« Capitan Vicente grinste den Teniente an. »Der hat schon soviel Geld und Mühe investiert, um das schöne Mädchen von Esteban zu kriegen, dass er außer sich sein dürfte, wenn er Ihre Geschichte hört.«

      »Ich konnte wirklich nichts dafür. Diese gerissenen Gringos …«

      Capitan Vicente winkte ab. »Können wir weiter? Vorwärts, Leute. Kutscher, fahren Sie, so schnell Sie können.«

      Der Wagen rollte an.

      Die beiden Campesinos musterten die fremden Weißen misstrauisch.

      »Ich habe sie als Kind gekannt«, sagte der eine schließlich. »Hatte damals noch mein Geschäft in El Carrizo. Sie war so ein nettes, fröhliches Kind!«

      »Von wem reden Sie?«, fragte der Rancher freundlich.

      »Von Rea Cuchillo!«

      »Wir haben sie nur einmal flüchtig gesehen und können uns kein Urteil erlauben.«

      »Der alte Cuchillo ließ sie zu seinem Clan nach Mexiko City schaffen. Damit sie Sprachen lernt, den Umgang in der feinen Gesellschaft und anderen Firlefanz, der bei den Herrschaften zum Leben gehört. Ich glaube, sie ist gern von hier fort. Jetzt sollte sie zurückkommen, um Don Sancho zu heiraten. Sancho Perez, der im Westen eine Plantage besitzt und so ungefähr der reichste Mann von Chihuahua sein dürfte. Ein aufgeblasener, fetter, dummer Narr!«

      »Davon wird sie nicht sehr begeistert gewesen sein, falls sie ihn kennt.«

      Corcoran lächelte. »Und ob sie den kennt. Er war in den vergangenen zwei Jahren mindestens viermal in der Hauptstadt, um sie zu sehen und zu überreden. Sie wollte doch nicht. Dann hat Don Esteban wohl ein Machtwort gesprochen und ihr die Rückkehr befohlen.«

      »Don Esteban und Don Sancho zusammen stellen eine Macht an Geld und Einfluss dar, an dem auch der Präsident nicht mehr vorbei kann. Don Esteban wird schon in einem Jahr Landesgobernator von Chihuahua werden.«

      »Und Don Sancho?«

      »Der ist zufrieden, wenn er die schöne Rea bekommt. Das ist auch viel mehr, als er für sein Geld eigentlich erwarten darf.«

      Chet blickte auf den Mann zwischen seinem zukünftigen Schwiegervater und Dwarf. Als sie ihn über den Boden geschleift hatten, war sein Kittel zerrissen, und der Sand hatte seine Brust aufgescheuert. Die Rippen stachen durch die Haut des mageren Körpers.

      »Ein Mädchen zu verschleppen, ist eine Gemeinheit«, sagte der andere. »In Texas wird man dafür gehenkt.«

      »Bei Don Esteban auch«, setzte der andere hinzu. Finster musterte er Chet.

      »Sie müssen nicht alles glauben, was dieser Teniente in seiner Angst um den eigenen Kopf redet.« McCoy lächelte freundlich. »Wir haben damit nichts zu tun und von Señorita Rea Cuchillo niemals gehört. Sie stieg auf einmal aus einer Kutsche, die auf dem Rancho hielt. Wir wollten dort lediglich übernachten, was uns die anwesenden fünf Männer auch im Schuppen gestatteten.«

      Prüfende Blicke schweiften in der Runde herum.

      »Ehrlich!«, versicherte Dwarf. »Oder sehen wir vielleicht aus, als ob wir kleine Mädchen verspeisen würden?«

      »Schade für euch«, sagte der Mexikaner und lehnte sich erschöpft zurück.

      »Weshalb«, staunte der Rancher.

      »Weil aus dem Kerker des Gobernators noch keiner lebend wieder herausgekommen ist. Egal, ob er schuldig war oder nicht. Es ist doch schade, wenn man umgebracht wird und nicht mal was auf dem Kerbholz hat – oder?«

      »Doch«, gab Corcoran sarkastisch zu. »Da ist schon was dran. Aber wir sind Amerikaner, vergessen Sie das nicht.«

      Das müde Lächeln des Mexikaners wurde spöttisch. »Soviel, wie Sie offensichtlich glauben, zählt ein Gringo hier nicht.«

      »Und Sie?«

      »Wir sind Campesinos, Bauern. Nachdem meine Frau starb und mein Bruder in der Stadt pleite ging, lebten wir zusammen da draußen. Mehr schlecht als recht. Aber es war die Siedlerstelle meines Vaters. Die Gräber befinden sich dort. Wir mochten nicht aufgeben.«

      »Steuern?»

      »Ja. Hundert Pesos wollten sie, mehr, als wir jemals auf einem Haufen sahen.«

      »Die Ernten der beiden letzten Jahre und der Verkauf des ganzen Viehs hätte soviel nicht bringen können«, sagte der andere Mann.

      »Wonach werden die Steuern denn berechnet?«

      »Das müssen Sie Don Esteban fragen. Und falls er es weiß, sagt er es Ihnen vielleicht.«

      »Willkür?«

      »Er muss sich einbilden, die Campesinos hätten gespartes Geld. Das will er aus ihnen herauspressen.«

      »Warum sind Sie nicht wie viele andere geflohen?«

      »Wir wollten nicht glauben, dass es Menschen gibt, die von anderen Dinge verlangen und haben wollen, die die nicht besitzen. Aber es sind auch andere nicht geflohen. In El Carrizo werden wir manches bekannte Gesicht sehen.«

      »Falls die noch leben, die man vor uns verschleppte», schränkte der andere Mexikaner ein.

      »Es sind also eure Freunde, die sich des Mädchens bemächtigt haben, was?«

      Die Blicke der Mexikaner verfinsterten sich wieder.

      »Wer so etwas tut, ist ein Lump«, sagte der eine. »Und unsere Freunde sind keine Lumpen.«

      Corcoran beschrieb den Anführer Alfredo, aber die Mexikaner schüttelten die Köpfe.

      »So einer lebte hier nicht. Nur kleine, ausgemergelte Gestalten wie wir. Menschen, denen der Hunger aus jedem Knopfloch grinst, Señor. Da haben andere die Hand im Spiel.«

      »Die Leute des Ranchos gehörten aber auf jeden Fall zu Alfredo«, widersprach Chet, der nach draußen schaute.

      Die Reiter befanden sich so weit rechts und links der dahinjagenden Kutsche, dass sie vom Gespräch im Inneren nichts hören konnten. Die Peitsche knallte. Staubfahnen wurden von den Rädern in die Höhe geschleudert.

      »Ich habe diesen Namen nie gehört und kenne keinen Mann, wie Sie ihn beschreiben, Señor. Auf dem Rancho war das Leben


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