Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

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Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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Sie standen nahe der Tür hinter dem Teniente.

      »Ich kann nichts dafür«, murmelte Carras. Sein Blick traf die Dielen vor dem protzigen Schreibtisch. »Die Gringos lenkten uns ab.«

      Gobernator Cuchillo richtete sich schnaufend auf. Die Kälte seines Blickes steigerte sich noch und ließ den Teniente erzittern. Sein Gesicht schien auf einmal nur noch aus Kanten zu bestehen.

      Don Sancho, dieser schwächliche Typ, schluchzte plötzlich. Ein paar Tränen rannen aus seinen Augen und blieben im schwammigen Gesicht in den Falten hieben. »Meine Braut in den Händen von Bandoleros!«, jammerte er.

      Don Esteban umging den großen Tisch.

      Carras trat entsetzt zurück. »Sie ging allein ins Haus! Ich wollte noch einen Soldaten schicken!«

      Da traf ihn die Faust des Gobernators. Er flog gegen die Wand und brach zusammen.

      Die beiden Soldaten schauten auf den Capitan, in dessen Gesicht es heftig arbeitete.

      »Steh auf, du jämmerliche Figur!«, polterte der Gobernator.

      Teniente Carras rappelte sich auf, ging zurück, als der gewaltige Mann ihm folgte und stieß zwischen den Fenstern gegen die Wand.

      »Du solltest sie wie deinen Augapfel hüten, bis sie hier in meinem Palast ist. Habe ich dir das nicht eingeschärft?«

      »Doch, Don Esteban.«

      »Und wieso hast du es nicht getan?«

      »Ich … Die Gringos …« Carras war so wirr im Kopf, dass er keine Ausrede bis zu Ende denken konnte.

      Da traf ihn die Faust wieder. Er schlitterte an der Wand entlang und lag abermals auf dem polierten Boden. Der Teppich in der Raummitte grinste ihn scheinbar an. Die spitzen Lackschuhe des Gobernators näherten sich.

      »Don Esteban!«, rief der Capitan schrill.

      Cuchillo schaute auf. Sein kalter Blick traf den Adjutanten.

      Capitan Vicente zögerte, sein Mund klappte auf und wieder zu.

      »Dieser Versager ist verhaftet und degradiert! Er wird vor Gericht gestellt. Aufstehen!«

      Carras gehorchte. Cuchillo stieß ihn gegen die Wand und trat zurück. »Reißt ihm die Abzeichen herunter, die er nicht verdient. – Na los, steht ihr auf den Ohren!«

      Die Soldaten beeilten sich, dem Befehl nachzukommen. Carras wurden die goldenen Tressen von der Jacke gerissen und die Sterne am Kragen mit Messern entfernt. Der Stoff riss auf und franste aus. Sie nahmen ihm die Waffe, den Patronengurt und die Sporen ab und warfen seinen Hut auf den großen Schreibtisch. Als sie zurücktraten, sah Carras wie ein gerupfter Vogel aus.

      »Abführen!«

      Sie packten ihn und schleppten ihn durch die Halle.

      Vicente trat von der Tür weg.

      »Wir unterstehen dem Generalstab!«, rief der degradierte Teniente schrill. »Nicht dem Gobernator!«

      Vicente presste die Lippen zusammen.

      Die Posten schleppten den tobenden jungen Mann hinaus. Die Tür schlug hinter ihnen zu.

      Capitan Vicente blickte auf den Gobernator. »Dazu ist ein Befehl des Coronels erforderlich, Don Esteban. Des Standortkommandanten der Bezirkshauptstadt in Chihuahua!«

      »Sind Sie mir als Adjutant oder als Besserwisser zugeteilt?«, herrschte der Gobernator den Capitan barsch an.

      Vicente duckte sich. »Als Adjutant, Don Esteban.«

      »Es ist gut, dass Sie sich daran erinnern, Capitan. Ich brauche nämlich niemanden, der meine Befehle diskutiert. Ich brauche zuverlässige gehorsame Männer!«

      Vicente schwieg.

      »Meine Braut in den Händen von Bandoleros!« Don Sancho schüttelte weinend den Kopf. Er konnte es immer noch nicht fassen, so vom Schicksal geschlagen zu sein.

      »Wir werden eine Abteilung in die Berge schicken und alle Schluchten und Täler gründlich durchsuchen lassen. Veranlassen Sie das sofort!«

      Capitan Vicente nickte. »Soll ich diese Leute selbst führen?«

      »Nein, schicken Sie den Teniente, der sich während der langen Palastwache sowieso nur Schwielen am Sitzfleisch geholt hat. Und schärfen Sie ihm ein, dass er sich nicht mehr hierher wagen soll, bevor er meine Tochter nicht gefunden hat!«

      »Ich kenne die Berge vielleicht besser als der Teniente.«

      »Sie bleiben hier. Wir müssen damit rechnen, eine Lösegeldforderung zu erhalten. Dann brauche ich Sie. – Abtreten!«

      Vicente knallte die Hacken zusammen. Doch als er sich umdrehte, kam ihm ein neuer Gedanke, und er blieb noch stehen.

      »Noch etwas, Capitan?«

      Vicente wandte sich wieder um. »Es ist wegen der Gringos, Don Esteban.«

      »Ja?«

      »Ich traf diese Leute gestern am hellen Tage. Das war acht Meilen südlich des Ranchos. Sie waren mit zwei Stieren, die sie von der Hazienda San Malo kauften, Richtung Texas unterwegs.«

      »Und?«

      »Sie können den Rancho erst kurz vor Einbruch der Nacht erreicht haben, Don Esteban. Gar nicht viel eher als die Kutsche aus Mexiko City.«

      »Ich verstehe nicht, warum Sie mir das erzählen.«

      Vicente ging zwei Schritte auf den gewaltigen Mann zu, dann verharrte er erneut. »Es ist ausgeschlossen, dass die Gringos mit den Bandoleros zusammengehören. Ich sage doch, sie können erst kurz vor der Kutsche den Rancho erreicht haben, die wurden genauso überrascht wie die Soldaten. Sie wollten dort nur die Tiere tränken und im Schuppen übernachten.«

      Don Estebans Augen zogen sich langsam zusammen. »Was wollen Sie, Capitan? Dass ich diese Halunken laufen lasse?«

      »Tod den Gringos!«, jammerte Don Sancho.

      Mit vorgerecktem Kopf ging der Gobernator auf den eingeschüchterten Capitan zu. Vicente wich zurück und bereute seine Worte.

      »Schicken Sie die Leute jetzt los!«

      »Zu Befehl, Don Esteban!« Noch einmal knallte Capitan Vicente die Hacken schneidig zusammen, wirbelte förmlich herum und stürmte aus der Halle. Die Tür fiel mit einem Schlag zu, der ein Wummern durch den großen Raum hallen und die Fenster leise klirren ließ.

      Don Sancho sank in den Ledersessel hinter dem Schreibtisch und bedeckte das Gesicht mit den Händen.

      Gobernator Cuchillo lief mit harten Schritten hin und her, blieb schließlich stehen und sagte schroff: »Reiß dich zusammen, Sancho! Du willst doch keine Memme sein!«

      Don Sancho wischte sich die Tränen von den Wangen.

      »Du hast Geld wie Heu«, fuhr der Gobernator fort. »Wir werden die Forderungen der Guerillas erfüllen und sie danach hetzen und zur Strecke bringen!«

      »Du denkst, sie wollen nur Lösegeld?«

      »Was sonst?«

      »Sie ist so ein schönes Mädchen.« Don Sancho zuckte komisch mit den Schultern.

      »Blödsinn. Solche Kerle wollen Geld!«

      11

      Die Gittertür wurde geöffnet. Da die Soldaten keine Lampe dabei hatten, konnten die Gefangenen im Verlies sie nur sehr undeutlich sehen.

      Ein erschrockener Schrei erschallte.

      Eine Gestalt taumelte auf die Treppe, stürzte und rutschte die steile Stiege herunter.

      Die Tür schrammte zu, der Schlüssel drehte sich kreischend, dann entfernten sich die Schritte der Wächter.


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