Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

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Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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gibt.«

      »Dann möge Gott uns gnädig sein.«

      Alfredo wendete sein Pferd, ritt vom Plateau über eine kurze Hochfläche und in eine Schlucht hinunter. Sie erreichten den Hauptcanyon, der zwanzig Yards breit zwischen zerklüfteten, von Höhlen und Spalten übersäten Felswänden lag. Sie saßen ab, brachten die Pferde in mehrere Höhlen und erklommen die Spalten, die zwei und drei Yard hoch über der Schlucht lagen.

      Alfredo hatte mit den Campesinos alles genau abgesprochen. Weitere Worte waren nicht nötig. Von allein verteilten sich die Mitglieder der kleinen Streitmacht rechts und links des Weges auf fast hundert Yard Länge und gingen über dem Weg hinter den Klippen und Vorsprüngen in Deckung. Nur zwei Mann hatten sie weiter unten bei den Pferden in den tiefen Höhlen gelassen, und Alfredo hoffte, dass kein Soldat auf die Idee verfiel, nach ihnen zu suchen.

      »Ihr dürft keinen töten, wenn es nicht sein muss!«, rief jemand über den Canyon.

      Es dauerte noch längere Zeit, bis sie Hufschlag hörten. Das Echo eilte den Reitern voraus und hallte immer lauter und weiter die Schlucht aufwärts. Und endlich kamen sie, voran der Teniente, den Alfredo noch nicht gesehen hatte und der ihm in Wirklichkeit genauso gleichgültig wie die anderen Offiziere und Soldaten des Provinzgobernators war.

      Er schob sich in der Spalte weiter zurück und packte das Gewehr so fest, dass ihn die Daumen zu schmerzen begannen.

      Nichts rührte sich im Canyon. Nur das Echo der klopfenden Hufe dröhnte aus jedem Gesteinsriss wider. Kein Wild floh, kein Vogel erhob sich in die Luft. Nichts warnte die Soldaten. Zu zweit nebeneinander ritten sie in die Falle.

      Alfredo sah den Teniente unter sich vorbeireiten. Der junge Mann schaute noch nicht einmal auf das zerklüftete Gestein. Die anderen folgten ihm in gleicher Einfältigkeit.

      Dünner Staub stand hinter den Reitern über ihrem Weg.

      Alfredo schob sich vorwärts. Der Gewehrlauf verließ die Deckung und schimmerte matt in der grellen Morgensonne.

      Gegenüber erschien ein anderer Mann.

      Alfredo stieß einen Pfiff durch die Zähne.

      Da kamen überall die Gewehre zum Vorschein. Feuer und Rauch zuckte aus den Mündungen. Kugeln pfiffen über die Reiter hinweg, trafen die Felsen und schlugen sich breit. Manche pfiffen als Querschläger in den Himmel, der sich zu der frühen Stunde noch azurblau über der Sierra Puerto Frio spannte. Das Krachen der Schüsse schien an den morschen Felsen zu rütteln.

      Pferde wieherten und stiegen in die Höhe. Der Teniente zerrte den Revolver aus dem Holster.

      »Waffen weg!«, schrie Alfredo, repetierte das Gewehr und jagte die nächste Kugel aus dem Lauf.

      Die tänzelnden Pferde stießen gegeneinander.

      Alfredo sah den Teniente zurückgesprengt kommen und aus dem Colt feuern. Da hatte er das Winchestergewehr wieder durchgeladen und schoss zurück. Die Kugel fuhr dem Offizier in die Schulter und schleuderte ihn vom Pferd.

      »Waffen weg, dann geschieht euch nichts!«, brüllte eine Stimme am anderen Ende der Canyonfalle.

      Die Soldaten waren uneins. Manche zogen die Gewehre aus den Sattelschuhen, andere wollten sich offenbar nicht wehren. Da fielen von unten die ersten Schüsse.

      Vor Alfredo streifte ein Projektil die Felsnadel, fetzte einen Splitter ab und heulte davon.

      Er schoss auf den Reiter, der getroffen auf den Pferdehals fiel und abgeworfen wurde.

      Überall dröhnten nun wieder die Waffen, dass es klang, als steckten fünfzig oder noch mehr Männer in den Felsen.

      »Es ist sinnlos!«, schrie eine kreischende Stimme. »Hört auf. Ergebt euch, Männer, wir haben keine Chance!

      Die Soldaten beruhigten ihre Tiere und hoben die Hände.

      »So ist es brav«, sagte jemand aufatmend. »Werft die Waffen weg!«

      Gewehre klapperten auf den Boden.

      »Die Colts auch!«

      Die Revolver flogen hinterher.

      An der Felswand richteten sich die beiden Verletzten auf.

      »Und nun herunter von den Gäulen, die braucht ihr vorläufig nicht mehr!«

      »Was soll das werden?«, rief der Corporal.

      »Ihr werdet es schon erfahren. Immer eins nach dem anderen. Steigt ab, oder wir blasen euch aus den Sätteln!«

      Die ersten Männer gehorchten. Durch den Ausfall des Offiziers, der mit seiner Wunde zu tun hatte, fehlte der kleinen Truppe der Anführer, der noch etwas hätte befehlen können, als die versteckten Männer die Gefangennahme erzwangen.

      »Die Pferde lassen wir stehen«, sagte Alfredo laut. »Und die Waffen schön auf der Erde liegen. Ihr geht weiter hinauf. Dreißig Yards hinter die Pferde! Bewegung.«

      »Na was ist, hört ihr nicht?« Ein Gewehr krachte.

      Da liefen die Soldaten hinter die Pferde und versammelten sich dort, wo die Schlucht etwas breiter wurde und über ihnen immer noch die versteckten Angreifer standen.

      »Und nun ziehen wir uns aus!«, befahl jemand.

      Alfredo beobachtete den Offizier, der unten am Felsen lehnte. Der andere, weniger verletzte Soldat schleppte sich hinter der Abteilung her.

      »Wir sollen uns ausziehen?«, fragte der Corporal. »Wozu soll denn das gut sein?«

      »Hier wird keine Debatte geführt, sondern getan, was befohlen wird. Ausziehen!«

      Sie zogen die Jacken herunter und die Hemden aus.

      »Weiter, weiter. Alles ausziehen. Die Unterhosen dürft ihr von uns aus behalten!«

      Alfredo sprang aus der Spalte hinunter und stand dem jungen Teniente gegenüber. Das verzerrte Gesicht des Offiziers entspannte sich etwas.

      »Die schöne Uniform ist hinüber«, sagte Alfredo vorwurfsvoll, weil die Jacke des Mannes zerrissen und blutig aussah. »Was soll denn der Gobernator sagen, wenn er das sieht?«

      »Wer sind Sie?«, stieß der Teniente hervor.

      »Das ist für Sie nicht wichtig.«

      »Sie haben die Tochter des Gobernators entführt!«

      Alfredo lächelte dünn. »Sie werden eines Tages sicher erfahren, wie das alles zusammenhängt. Aber jetzt wäre es gefährlich für mich, euch zu viel zu verraten. Folgen Sie den anderen!«

      »Was haben Sie vor?«

      »Wir brauchen eure Uniformen. Wir wollen an eurer Stelle in den Palast des Gobernators reiten und versuchen, die armen Teufel zu retten, die ihr eingekerkert habt, um Don Esteban zu gefallen. Es macht der Armee keine Ehre, was ihr treibt. Ist Ihnen das nicht schon einmal durch den Kopf gegangen?«

      Bandera fluchte. »Ein Soldat tut seine Pflicht!«

      Alfredo nickte. »Und denkt nicht nach, was? Ja, so gefallen die Soldaten ihren Herrschern schon immer. Aber dass das wirklich richtig ist, darf in diesem Fall bezweifelt werden.« Alfredo nahm das Gewehr in die linke Hand, ging weiter, ergriff den Verletzten und führte ihn an den Pferden vorbei.

      Die Soldaten hatten sich indessen bis auf die Unterhosen entkleidet und standen an der nördlichen Felswand in einer Reihe.

      Die Campesinos lauerten noch in den Spalten und Rissen über ihnen. Nur ein paar waren heruntergesprungen.

      Der Corporal wollte Alfredo anfallen und offenbar als Geisel nehmen, um die Situation gründlich zu verändern. Aber Bosque ließ den Verletzten los und schlug dem Corporal die Faust ans Kinn, dass der vor ihm zusammensackte.

      »Dummkopf«, murmelte Alfredo und führte den Teniente bis an die Wand weiter.

      Zwei


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