Following You - Bis du nicht mehr fliehen kannst. Mika D. Mon

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Following You - Bis du nicht mehr fliehen kannst - Mika D. Mon


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als ich ihre Hand festhalte.

      »Danke«, sage ich leise und sehe sie an.

      »Wofür?«, fragt sie verwirrt.

      »Einfach für alles, Leo. Dafür, dass du du bist und dass ich dich in meinem Leben habe.«

      Ihre Lippen heben sich zu einem kleinen Lächeln, während sie mich sanft ansieht.

      »Kiki, du bist so viel mehr als einfach eine Freundin für mich …«

      Ich lächle ebenfalls. »Du bist auch meine beste Freundin!«

      Leonie blinzelt und schluckt. Es wirkt plötzlich, als hätte sie Mühe, ihr Lächeln aufrechtzuerhalten. Die Mundwinkel zittern und ich verstehe nicht, wieso.

      »Na dann …« Mehr sagt sie nicht, ehe sie den Playstation-Controller nimmt.

      5

      2 Wochen später …

       Ich habe mich von deinen Schatten locken lassen und mich in ihnen verirrt. Ein Teil von ihnen wird für immer an mir haften, egal wie hell das Licht sein mag, welches mich umgibt.

      Es ist jetzt zwei Wochen her, dass ich nach Hause zurückgekommen bin. Zwei Wochen, seitdem ich den Albträumen entflohen bin. Und dennoch suchen sie mich noch jede Nacht heim. Auch heute lege ich mich mit einem verkrampften Magen ins Bett und ziehe die Bettdecke bis zum Kinn herauf.

      Ich werfe noch einen Blick zum Fenster. Es ist in der letzten Zeit zu einer Art Zwang geworden, den ich nicht unterbinden kann. Irgendwo in mir lodert die Hoffnung, dass ich ihn draußen sehe. Dass er zu mir zurückkommt. Obwohl ich mir einrede, dass ich das gar nicht will, weil er ein Schwerverbrecher ist, kann ich diesen Keim der Hoffnung nicht ersticken. Es ist total bescheuert, das weiß ich. Ich kannte Seth nicht lange. Er hat mich entführt und meine Familie in große Schwierigkeiten gebracht. Ganz abgesehen davon, dass er mir das Herz gebrochen und mich, ohne mit der Wimper zu zucken, aus seinem Leben geworfen hat.

      »Er ist es nicht wert! Er ist nicht mal gut für mich!«, sagt mein Verstand. Aber mein Herz lacht nur laut und lenkt meine Augen zum Fenster. Nur damit jedes Mal, wenn ich ihn nicht dort stehen sehe, ein kleines Stück mehr aus ihm herausbricht.

      Auch das Gefühl, verfolgt zu werden, ist zurückgekehrt, was nicht unbedingt zu meiner Beruhigung beiträgt. Egal ob draußen auf der Straße oder sogar in unserem Betonbunker von Familienhaus – ständig habe ich den Drang, mich umzusehen. Es fühlt sich an, als folge mir ein Paar unsichtbarer Augen.

       Ich werde verrückt. Eindeutig.

      Seufzend puste ich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus dem Dutt gelöst hat, den ich mir zum Schlafen gebunden habe. Danach spiele ich an meinem Handy, bis ich so müde bin, dass es mir gegen die Stirn schlägt. Erst dann lege ich es zur Seite, rolle mich wie ein Embryo ein und schließe die brennenden Augen.

       Mir kann nichts passieren, Dimitri steht direkt vor meiner Tür.

      Doch leider kann der hochgewachsene Bodyguard mich nicht vor meinen eigenen Ängsten und Erinnerungen beschützen, die mich nachts quälen.

       Sein Körper erscheint über mir. Das Gesicht ganz nah, sodass sein Atem meine Wange streift. Wenigstens riecht er gut. Nach Minze und Aftershave. Ich drehe den Kopf zur Seite, um ihn nicht ansehen zu müssen. Meine Hände sind vor meiner Brust gefesselt und mit seinem Gewicht drückt er sie gegen mich, sodass ich mich kaum bewegen kann. Er schiebt mein T-Shirt hinauf und knurrt auf, als er mit einer Hand zwischen meine Scham fährt. Ich verkrampfe mich am ganzen Körper und atme schnell.

       Ich will nicht, ist alles, was ich denken kann.

       Als seine Hand wieder verschwindet, will ich erleichtert aufatmen, doch dann drückt er grob meine Beine auseinander und ich spüre seinen harten Schwanz an meiner Öffnung.

       NEIN! Ich kneife meine Augen zusammen.

       Plötzlich hält er inne. Erstarrt.

       Dann spritzt mir etwas Warmes ins Gesicht. Als ich blinzele, sehe ich die grünen Augen des Mannes weit aufgerissen. Er lässt mich los und fasst sich an seine Kehle, aus der schwallartig dunkelrotes Blut sickert. Es fließt in kleinen Wellen auf meine Brust, durchtränkt mein T-Shirt. Dann sackt er auf mir zusammen und drückt mir mit seinem Gewicht die Luft ab.

      Schweißgebadet schrecke ich mitten in der Nacht hoch. Schwer atmend und mit zittrigen Fingern suche ich nach dem Schalter meines Nachtlichts und lege ihn um. Warmweißes Licht drängt die Dunkelheit in meinem Zimmer zurück und gibt mir ein wenig Sicherheit. Ich atme durch und schlucke trocken. Schon wieder ein Albtraum. Doch diesmal war er realistischer als sonst. Eine Wiederholung dessen, was mir vor zwei Wochen passiert war.

       Okay, Kiki. Du schaffst das schon. Denk an was Schönes. Einhörner oder Katzenbabys. Oder Einhornkatzenbabys. Oder Glitzerschnecken!

      Es klappt nicht. Selbst die Vorstellung von Einhornkatzenbabys kann mich diesmal nicht beruhigen. Ich gebe meiner Verzweiflung nach und lasse den Tränen freien Lauf, die sich brennend ihren Weg aus meinen Augen suchen.

      Nachts nicht zu schlafen – sogar Angst davor zu haben, saugt mir alle Lebensenergie aus. Ganz zu schweigen von der Sorge, jeden Moment von einem rachsüchtigen Verbrecher erschossen oder entführt zu werden. Ich habe einfach keine Kraft mehr – dabei weiß ich, ich stehe erst am Anfang eines sehr langen und steinigen Weges. Für einen Moment lasse ich zu, dass mein Innerstes sich zusammenzieht und verdorrt wie ein altes Blatt im Herbst. Ich lasse all meine Gefühle zu und lege mich in eine giftige Umarmung aus Verzweiflung, Schwäche, Schmerz und Angst.

      Es vergehen Minuten, bis ich keine Tränen mehr übrig habe und reglos auf dem Rücken im Bett liegen bleibe. In meiner Brust fühlt es sich jetzt leer an, als wären all die schrecklichen Emotionen aus mir herausgequetscht worden wie Wasser aus einem Schwamm.

      Während ich so daliege und an meine Zimmerdecke starre, genieße ich die Stille im Raum. Plötzlich überzieht eine Gänsehaut meine Arme. Kurz darauf spüre ich, wie meine Nervenenden zu kribbeln beginnen. Angespannt setze ich mich auf und sehe mich in dem Halbdunkel meines Zimmers um. Ich weiß – hier kann niemand sein, dennoch will ich auf Nummer sicher gehen. Neben den üblichen Sinnen wie sehen, hören, riechen und fühlen habe ich schon immer eine sensible Intuition besessen.

      Ich werde das Gefühl einfach nicht los, beobachtet zu werden. Vielleicht ist es auch einfach nur dieser verrückte Wunsch, dass Seth noch irgendwo ist. So wie vor ein paar Wochen, als er mich gestalkt hat. Auch wenn ich inzwischen weiß, dass er es nicht getan hat, weil er mich so toll fand, sondern weil es sein Auftrag war.

      Ich setze mich wieder auf und stütze mich auf meinen Handflächen ab.

      »Ist hier jemand?«, flüstere ich in mein Zimmer hinein.

       Klar, selbst wenn, wird er jetzt sicher nicht mit »Ja« antworten.

      Mein Blick wandert über meinen Schreibtisch zu dem Fenster, vor dem meine Hängepflanze hängt, hinüber zu meinem Kleiderschrank. Ich verenge meine Augen leicht. Bilde ich es mir nur ein oder ist dort der Schatten besonders dunkel?

      Von einer selbstmörderischen Entschlossenheit getrieben stehe ich auf und gehe auf meinen Kleiderschrank zu. Als ich mich ihm nähere, erkenne ich jedoch, dass es sich lediglich um meinen schwarzen Filzmantel handelt, den ich an die Seite des Schrankes gehängt habe. Ich atme erleichtert aus und muss kurz über mich selbst lachen. Meine Fantasie hat mir nur einen Streich gespielt. Mein durch den Schlafmangel verwirrtes Gehirn fängt schon an zu halluzinieren.

      Als ich mich umdrehe, um zurück zu meinem Bett zu gehen, fällt mein Blick auf die Badezimmertür.


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