Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi. Unni Lindell

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Was als Spiel begann - Ein Norwegen-Krimi - Unni Lindell


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ruhig.

      Pavel Pletanek nickte nervös.

      »Und was sagen Sie zu dem, was geschehen ist?«

      Der Tscheche schob sich eine Locke aus der Stirn. »Nun ja, was soll ich dazu sagen? Das ist doch einfach unfassbar«, sagte er und schüttelte den Kopf.

      Cato Isaksen musterte ihn. »Wie alt sind Sie?«

      »Siebenunddreißig«, sagte der andere.

      »Sie sehen älter aus.«

      »Bei einer geschundenen Baumkrone werden Sie immer Spuren von Wind und Wetter sehen«, sagte der Tscheche kryptisch.

      Randi Johansen erwiderte Cato Isaksens Blick.

      »Ja, das liegt an den grauen Haaren«, sagte der Musiker und fuhr sich durch die Mähne, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Alle in meiner Familie sind schon grau, noch ehe sie die dreißig erreichen.«

      »Haben Sie eine große Familie?«

      »Nein. Meine Eltern sind tot. Ich habe eine Tante in Oslo, das ist alles. Nachdem ihr erster Mann gestorben war, hat sie einen Norweger geheiratet.«

      Die kleine Stille, die jetzt folgte, war von Cato Isaksen geplant. Manchmal hatte Stille eine nützliche Wirkung. Die Leute wurden nervös, hatten das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Und das konnte wichtige Erkenntnisse auslösen.

      »Kann ich Ihnen irgendetwas anbieten?« Pavel Pletanek sprang auf, aber Cato Isaksen schüttelte den Kopf und bedeutete ihm, sich wieder zu setzen.

      »Haben Sie Ellen Blad gut gekannt?«, fragte er dann.

      »Ist das ein Verhör?«

      »Eigentlich nicht«, sagte Cato Isaksen. »Aber wir möchten, dass Sie morgen zu einer offiziellen Vernehmung auf die Wache kommen. Darum bitten wir alle, die sie gekannt haben. Wir machen nachher eine Uhrzeit ab.«

      Der Musiker schüttelte energisch den Kopf. »Natürlich kann ich kommen, nur begreife ich nicht, was das alles mit mir zu tun hat.«

      »Wie gut haben Sie Siv Ellen Blad gekannt?«

      »Wie die anderen.« Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.

      »Ich verstehe«, sagte Cato Isaksen.

      »Aber ich habe sie nur Ellen genannt. Ellen ist ein schöner Name.«

      »Unbedingt«, sagte Cato Isaksen. »Und wann war die Vorstellung am Freitag beendet?«

      »Ach, wie immer, gegen elf. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut«, sagte er.

      »Was haben Sie danach getan?«

      »Ich bin nach Hause gegangen. Soviel ich weiß, haben alle das gemacht.«

      Randi Johansen, die den Musiker wortlos betrachtet hatte, sagte plötzlich, er spreche ja sehr gut Norwegisch.

      Pavel Pletanek zuckte mit den Schultern. »Ich bin schon mit achtzehn hergekommen«, sagte er zur Erklärung. »Ich wurde am Konservatorium aufgenommen. Sie hatten eine Ausländerquote. Und meine Tante war ja hier. Und dann bin ich einfach geblieben.«

      »Aber Sie haben keine Frau oder Freundin?« Cato Isaksen beugte sich vor.

      »Nein«, sagte der Mann rasch, »nein, das habe ich nicht.«

      »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir einige von Ihren Schuhen mitnehmen?« Randi Johansen erhob sich.

      Pavel Pletanek starrte sie an. Dann schüttelte er den Kopf.

      Als sie wieder im Auto saßen, nachdem sie sich für den nächsten Tag um vierzehn Uhr mit Pletanek verabredet hatten, hatte Cato Isaksen das Gefühl, dass es etwas gab, was er hätte sehen, worauf er hätte reagieren müssen.

      »Wir hätten seine Wohnung durchsuchen müssen«, sagte er und drehte sich zu Randi um.

      »Das hätten wir doch nicht gedurft«, sagte Randi Johansen und legte den Sicherheitsgurt um. »Und wir haben die Schuhe. Du hast den Brief nicht erwähnt?«

      »Das mache ich morgen. Sie müssen doch eine besondere Beziehung gehabt haben, wenn er ihr solche Briefe geschrieben hat.«

      »Ich habe noch nie so einen Brief bekommen«, sagte Randi Johansen sarkastisch. Sie hatte jetzt wieder ein wenig Farbe im Gesicht.

      Eine dünne Schicht Neuschnee lag als Streifen auf dem Boden. Cato Isaksen ging hinüber und schloss das Fenster. Im Zimmer saßen zwölf Menschen.

      Es war immer spannend, die ersten konkreten Informationen über den Ablauf eines Mordes zu erhalten. Vieles der weiteren Ermittlung würde von den ersten Beobachtungen abhängen.

      Ellen Grue fingerte an dem vor ihr liegenden Bericht herum. Sie schien schlechter Stimmung zu sein. Cato Isaksen sah es an ihrem Gesicht. Wie ging es ihr eigentlich so insgesamt?

      Hinter dem Fenster war es dunkel. Cato Isaksen schaute über die Versammlung hinweg. Ingeborg Myklebust trug jetzt eine lange Hose. Ihr weißer Rollkragenpullover betonte ihre Blässe, und ihre roten Haare leuchteten vor der Wand hinter ihr wie Feuer.

      Asle Tengs beendete ein Telefongespräch, steckte das Telefon ein und setzte sich zwischen Thorsen und Billington.

      Randi Johansen ließ sich auf dem Stuhl zurücksinken und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

      Sie hatten auf dem Weg aus der Garage nach oben darüber gesprochen, dass Pavel Pletanek eine seltsame Nervosität ausstrahlte. Randi meinte, das tue auch Axel Blad.

      Der Brief von Pletanek hatte einen unheimlichen Unterton. Vor allem war Cato Isaksen der letzte Teil aufgefallen. Aber für mich gehörst du mir. Der Orchestergraben trennt Schauspieler und Publikum. Trennt das künstliche Leben vom wirklichen Leben. Ist ein dunkler Gürtel zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit. Ist ein Grab, in dem die Musik lebt.Solche Briefe schreibt man doch nicht, dachte er.

      Als alle sich gesetzt hatten, bat Cato Isaksen Ellen Grue zu beginnen. Sie erklärte sofort, dass Siv Ellen Blad aufgrund des starken Blutverlustes aus der Stichwunde in ihrem Hals gestorben sei.

      »Sie war sehr schnell tot«, sagte sie. »Nach zwei Minuten, und als Zeitpunkt des Mordes wurde vorläufig Mitternacht veranschlagt. Da der Boden gefroren war, haben wir nicht viele Spuren am Tatort. Es scheint nicht zu einem Handgemenge oder so gekommen zu sein. Irgendwer hat sie ganz einfach überrumpelt und sie niedergestochen. Da sie Handschuhe trug, hat sie natürlich nichts unter den Nägeln, kein biologisches Material, so weit wir sehen können. Aber wir arbeiten weiter, analysieren mikroskopisch kleine Fundstücke, die vielleicht doch etwas beinhalten.«

      Roger Høibakk rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Sie wurde also kurz nach Eintreffen der U-Bahn aus Oslo ermordet«, sagte er und las die Ankunfts- und Abfahrtszeiten vor. »Wenn Siv Ellen Blad gleich nach der Vorstellung nach Hause gefahren ist, worauf ja einiges hinweist, kann sie die Bahn genommen haben, die um 23:51 Uhr dort hielt.«

      »Ja, ich habe ja gesagt, gegen Mitternacht«, antwortete Ellen Grue. »Wir arbeiten noch daran, aber ich weiß nicht, ob wir noch einen genaueren Zeitpunkt festlegen können.«

      »Ist es wahrscheinlich, dass sie um diese Zeit von der Station zum Tatort gegangen ist?«, fragte Asle Tengs.

      »Dazu brauchte sie doch nur ein paar Minuten«, sagte Roger Høibakk.

      »Sie war natürlich nicht allein«, sagte Cato Isaksen. »Vielleicht hat jemand sie gezwungen, eine Station früher auszusteigen. Ihre eigentliche Haltestelle ist Gaustad. Von da hätte sie nur zwei Minuten zu ihrem Haus gebraucht. Ich wurde erst um 3:33 Uhr unterrichtet«, sagte Cato Isaksen. »Also muss sie aller Wahrscheinlichkeit nach schon zwei oder drei Stunden dort gelegen haben, ehe sie gefunden wurde.«

      »Kann ich jetzt weitermachen?« Ellen Grue musterte ihn gereizt.

      Cato Isaksen lächelte kurz. In diesem Moment ging ihm auf, dass sie denselben Vornamen hatte wie die Ermordete. Aber Ellen und Ellen waren eben doch zwei unterschiedliche Frauen. »Mach weiter«, sagte


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