Das Erbe Teil III. Wolfgang Ziegler

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Das Erbe Teil III - Wolfgang Ziegler


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rasch in den antarktischen Himmel hinein.

      „Isais“ schwebte lautlos über dem vereisten Gebirgszügen. Die Flugscheibe nahm Kurs nach Norden, wo das Küstenschelfeis die kontinentale Struktur zum Südatlantik hin beendete. Bei dem langsamen Überflug kontrollierte Co-Pilot Strox die Oberflächengebiete, unter denen der Stützpunkt nun in einem todesähnlichen Schlaf schlummerte. Sie stellten jedoch nichts fest, was feindlichen Aufklärern auch nur den leisesten Hinweis auf dessen Vorhandensein gegeben hätte. Sogar die kleine Wetterstation war so gut getarnt, daß sie aus der Luft nicht auszumachen war. Sie flogen weiter nordwärts, und bald erreichten sie die Territorien der Küstengebiete. Gelhaar wollte gerade zum beschleunigten Flug ansetzen, als Strox plötzlich aufschrie: „Halt! Da ist etwas“, rief er aufgeregt. Dann dirigierte Gelhaar „Isais“ nach seinen Anweisungen zu einem bestimmten Punkt. Unter ihnen im Eis, dicht bei einer Felsengruppe, hatte Strox eine Gruppe von Personen festgestellt, deren einzelne Mitglieder in höchster Aufregung hin und her rannten und durch ein stark qualmenden Feuers dem fliegenden Objekt über ihnen anscheinend Zeichen geben wollten. Einer streute mittels eines dunklen Pulvers ein altbekanntes Symbol auf den grellweißen Treibschnee, das sie wohl als Deutsche identifizieren sollte.

      Vorsichtig senkte sich die Flugscheibe ab. Gelhaar und Strox waren in höchster Alarmbereitschaft. Einerseits wollten sie eventuelle notwendige Hilfe leisten, andererseits waren sie sich bewußt, daß sie sich in einer recht unglücklichen Position befanden, wenn die gesichtete Gruppe plötzlich Waffen gegen sie einsetzen sollte. Um so erlöster waren die beiden, als über die empfindlichen Außenlautsprechern deutsche Worte erklangen und einer von den Männern auf dem Eis ein markantes Fähnchen schwenkte, daß in der Basis mitunter zur Einweisung von Flugobjekten verwandt wurde.

      Die drei Aufgefundenen waren durchgefroren, aber gesund und offenbar bester Dinge. „Was für ein grenzenloser Zufall“, sagte einer von ihnen zu Strox, der nach der Landung auf das Eis hinabgestiegen war. „Wir kommen aus der Basis. Wir haben es vorgezogen, hier unser Glück zu versuchen, als uns da drin mit einschläfern zu lassen. Und Sie scheinen unsere rettenden Engel zu sein. Sie wollen doch nicht etwa in die Anlage? Da drinnen ist alles zu und versiegelt.“

      Strox und Gelhaar brauchten schließlich eine Weile, bis sie die Zusammenhänge verstanden. Die drei Polarwanderer waren natürlich keine anderen als Martin Hahnfeld, Brandt und Christian Strauß. Als sie der Besatzung der Flugscheibe ihre Abenteuer schließlich berichtet hatten, herrschte eine Weile Schweigen.

      „Nun“, sagte Gelhaar endlich an die drei Männer gewandt, „es geht ja eh‘ nicht mehr hinein. Also steigen sie bei uns zu.“ Er wies auf das offenstehende Luk im Oberbau von „Isais“. „Ich bin jedoch der Meinung, daß das, was Sie taten, nicht zu unserem Ehrenkodex paßt! In keinster Weise! Aber das ist ja nun auch egal“, setzte er etwas pessimistisch hinzu. „Also, machen Sie sich rein, ehe ich es mir anders überlege! Wir müssen hier schnellstens wieder weg.“

      Sichtlich verstimmt stiegen die drei Männer aus der Eisbasis rasch die herausgefahrene Metalleiter zum Oberbau der Flugscheibe hinauf, wo sie gleich darauf im offenen Mannluk verschwanden.

      Nachdem sie eingestiegen waren, wurden sie von der Besatzung zu den Plätzen geführt, die sie während des Starts einzunehmen hatten. Brandt, Hahnfeld und ihr Gefährte Strauß schickten sich schweigend darein. Trotzdem musterten sie interessiert und aufmerksam das Innere der kleinen Flugscheibe. Es wurde nicht viel gesprochen. Offenbar hatte die Besatzung von „Isais“ es eilig, den Landeplatz wieder zu verlassen. So dauerte es auch nicht lange, als das Aggregat wieder leise brummend anhob, um schnell in den dunklen antarktischen Himmel aufzusteigen. Der Steigflug dauerte einige Minuten, schließlich befand sich „Isais“ wieder im freien Erdorbit. Hier war man geschützt vor gegnerischer Aufklärung und vor allem vor jedem überraschenden Angriff.

      In der kleinen Gemeinschaftskabine wurde es nun sehr eng, als sich alle Anwesenden in ihr versammelten. „Wir haben jetzt eine veränderte Situation“, sagte der Pilot. „Ich habe jetzt nicht nur für zwei Mann, sondern auch für euch drei hier die Verantwortung. Dennoch bleiben wir bei unserem Plan“, wandte er sich dem Co-Piloten zu, „und fliegen erstmal die Mondbasis an. Wir wollen dort nicht bleiben, aber wenigstens nach dem Rechten schauen. Der kleine Abstecher kann nicht schaden. Er ist zugleich eine nochmals wirksame Funktionsprüfung für unsere Technik.“

      Der Co-Pilot nickte. „Und wann starten wir in Richtung Mond?“ Die drei Gäste lauschten gespannt. „Was sollen wir noch Zeit vertun, wir fliegen sofort ab. Schließlich müssen wir dann wieder zurück auf die Erde, um dort in einer der geheimen Basen in Deutschland zu landen. Vorn dort aus sehen wir dann weiter. Und ihr könnt euch ja von dort auch wieder in menschliche Gesellschaft begeben“, sagte er zu den drei Aufgenommenen. „Es steht dann jedem frei, was er machen will.“

      „Wäre es denn möglich, einen Rat zu geben“, ließ sich jetzt Hahnfeld vernehmen.

      „Immer heraus damit!“

      „Ich möchte nur vorschlagen, bei einer Landung nicht die Basis im Eulengebirge anzufliegen. Ich komme von dort. Sie liegt im besetzten Polen. Man könnte zwar die Basis selbst nutzen, aber ein Wegkommen von dort wäre überaus kompliziert. Ich nehme an, Sie haben noch einen anderen Punkt.“

      „Ja, diese Anlage ist mir bekannt“, antwortete Gelhaar. Wir werden aber zu der auf deutschem Gebiet fliegen. Dort ist ja wahrscheinlich auch ‚Thor‘ gelandet. Vom Voralpenraum aus, denke ich, können wir dann auch leichter operieren.“

      Es wurden noch einige Absprachen und Anweisungen zum nun unmittelbar bevorstehenden Mondflug getroffen, dann gingen alle auf ihre Plätze. Das Raumschiff startete zwei Stunden später aus dem erdnahen Raum in Richtung des Himmelstrabanten, der als leuchtende Kugel schon auf den Bildschirmen in der Steuerzentrale erschienen war. Der Normalflug dann zum Mond dauerte zwar drei Tage, verlief völlig unspektakulär. Die Annäherung an das Gestirn wurde optisch nur durch die sich stetig vergrößernde Mondkugel auf den Bildwiedergaben deutlich. Der Co-Pilot las die sich rasch reduzierende Entfernung von den Instrumenten ab. Schließlich hatte „Isais“ eine solche Nähe zum Erdtrabanten erreicht, daß dessen Oberfläche fast den ganzen Hauptbildschirm ausfüllte. „Höhe über Grund 11000“, ließ sich Strox vernehmen. „Schwenken Sie in Umlaufbahn ein. Wir fliegen die Rückseite an.“ Während das befohlene Flugmanöver ausgeführt wurde öffnete Gelhaar eine mit einem Zahlenschloß gesicherte kleine Panzertür unter dem Bedienpult, hinter der sich wichtige und streng geheime Unterlagen befanden. Er zog eine Karte heraus, auf der die Mondrückseite in Form zusammenkopierter Luftaufnahmen dargestellt war. Mittels einer großen Lupe untersuchte er zwinkernd das Fotopapier. „Aha“, entfuhr es ihm schließlich. „da haben wir sie ja.“ Der Co-Pilot grinste. „Ich kenne auch so die Stelle, zu der wir fliegen müssen.“

      Gespenstisch still zog die unheimlich öde lunare Landschaft unterdessen auf den Bildschirmen vorüber. Die riesigen Kratersenken, zerborsten wirkenden Gebirgsrücken und die riesigen flachen Ebenen vermittelten dem Betrachter einen bedrückenden Eindruck. Hier herrschte seit Anbeginn der Zeiten wohl schon absolute Stille, Verlassenheit und Schweigen. „Isais“ erreichte schließlich an einer Stelle zwischen Mondrückseite und Vorderseite. Hier, im harten Spiel von grellstem Licht und tiefstem Schatten, zog sich ein mächtiger Gebirgskamm im weiten Halbkreis aus einer zerrissenen Mondebene heraus. Das grelle Licht und abgrundtiefe Finsternis zerteilte die wüsten Felswände. Sie schwebten schließlich über einer Stelle, an der die rauhe Gebirgswand von der Ebene zurücktrat und sich etwas nach innen wölbte. Auch hier waren die Hänge steil und sicher über 400 Meter hoch. Der Boden vor den lunaren Bergzügen zeigte sich allenthalben rissig und mit Geröllbrocken unterschiedlichster Größe übersät. Nur die Einbuchtung an dieser Stelle hatte eine ebene Grundfläche, auf der kaum Steine lagen. Und sie war hier glatt wie ein Tischtuch. Langsam schwebte „Isais“ hinab. Die tote Gesteinswelt leuchtete gespenstisch im grellen Sonnenlicht. Tiefschwarze Schatten hingegen hüllten breite Felsklüfte der Gebirgswand ein, in denen man nicht das Mindeste erkennen konnte.

      „Eine verdammt ungemütliche Gegend“, murmelte Hahnfeld leise Brandt zu, der dicht neben ihm in der Kabine saß. Hier waren jetzt alle fünf Männer anwesend. Ihre Augenpaare starrten gespannt und fasziniert auf die unwirkliche Kulisse, die sich ihnen auf den Bildschirmen


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