Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.um den Anblick nicht weiter ertragen zu müssen.
»Der Kubus hat über 200 Meter Kantenlänge«, sagte Icho Tolot. »Die Vektormaterie ist durch einen Schutzschirm von der Normalmaterie isoliert, sogar von der Luft.«
»Woher weißt du das?« Wieder stach Pen das graue Wallen in die Augen. Sie ging neben O'Shannon in die Knie und krallte sich in den staubigen Boden. Ihr Magen rebellierte, doch sie zwang die bittere Galle zurück.
»Ich kann nicht feststellen, welcher Natur der Schutzschirm ist, aber er muss existieren. Sonst gäbe es eine sofortige Kettenreaktion und Annihilierung der Umgebung. Jetzt verstehe ich auch, warum es keine Sicherheitseinrichtungen gibt. Es ist unmöglich, sich dem Kubus zu nähern. Zum einen aufgrund der Ausstrahlung der Vektormaterie, zum anderen wegen des Schutzschirms.«
Pen wunderte sich, dass die Dovoin ruhig blieben und nicht die Flucht ergriffen. Waren sie im Laufe der letzten Jahrhunderte mutiert, wie Tolot es von den Meeresjägern vermutete? Hatte die Nähe zur Vektormaterie ihre Vorfahren aus Ugnoton vertrieben, jedoch die Bewohner Bossonus über Generationen hinweg schleichend verändert?
Zumindest Fragen mussten Obshez und Klurn doch auf den Zungen ihrer Luftmünder brennen!
Was ist das für ein riesiger Würfel?
Weshalb verhaltet ihr euch so seltsam?
Stattdessen gesellten sie sich zu Bru Shaupaard, der ebenfalls unbeeindruckt schien. Sie raunten ihm etwas zu, was Pen nicht verstehen konnte. Ihr war, als würde er Klurn einen Gegenstand zustecken. Und mit einem Mal ging der Dovoin los.
»Warte!«, schrie Pen, zumindest versuchte sie es, doch es drang nur ein heiserer Ruf über ihre Lippen. »Du darfst nicht ...!«
»Beruhigt euch«, sagte Shaupaard. »Klurn sucht dort etwas und ...«
Icho Tolot stürzte los. Er warf sich auf die Laufarme und rannte in Richtung des Dovoin. Nach wenigen Metern krümmte er sich zusammen, rutschte ein Stück den Abhang hinab und blieb liegen.
Pen rappelte sich auf und vergrößerte die Darstellung auf der Helminnenseite: Klurn schlitterte über einen steilen Abschnitt hinter dem Kraterrand auf eine Serpentine zu. Dort angekommen wanderte er mit schnellem Schritt, aber ohne erkennbare Sorge weiter.
Ein erbärmliches Stöhnen drang aus dem Funklautsprecher. O'Shannon wälzte sich in konvulsivischen Zuckungen auf dem Boden und gab unmenschliche Laute von sich. Betazou stöhnte, die Horchhaut zitterte wie Espenlaub, das Emot leuchtete in einem dumpfen Blau.
»Es zerreißt mich«, wimmerte O'Shannon.
»Paralysiere Gry und Jalland«, befahl Tolot über Funk. »Ich empfange ihre Vitalwerte. Sie sind alarmierend!«
Pen folgte der Anweisung, dann schleppte sie sich zu Shaupaard. »Warum hast du Klurn gewähren lassen?«
»Das erkläre ich euch spät...« Der Cairaner verstummte und stieß einen Warnruf aus.
Ein Tor öffnete sich in der Felsenwand links des Kubus aus Vektormaterie. Ein phersunischer Roboter glitt aus dem Tor. Er hielt auf Klurn zu, der sich rechts von dem mutmaßlichen Verlies den immer steiler und steiniger werdenden Hang hinabmühte und auf ein Gebäude zuging.
Die Maschine erinnerte an zwei Kegel, die an den schmal zulaufenden Seiten miteinander verbunden waren und aus violett schimmernden Shillad bestanden, einem für die Phersunen typischen Metall.
»Ein Roboter!«, rief Tolot über Funk. »Ich schalte auf Planhirn. So kann ich Sinneswahrnehmungen gezielt unterdrücken und auf Hinweise des Kampfanzugs reagieren.«
Pen sah den Abgrund hinab zu der Stelle, auf der der Haluter liegen geblieben war. In diesem Moment rannte er los und pflügte durch Staub und Gestein den Innenhang der Caldera hinunter. Ein urtümlicher Schmerzensschrei drang ihm über die Lippen.
Tolot traf auf den phersunischen Roboter und rammte ihn aus der Flugbahn. Der Haluter musste die Struktur seines Körpers verhärtet haben.
Die Kampfmaschine hatte nicht mit dem Angriff gerechnet. Tolot war im Tarnmodus der chromatovariablen Oberfläche des Anzugs herangerauscht. Und selbst, wenn der Roboter ihn geortet hätte, aus welchem Erfahrungsschatz sollte die Positronik die Gefährdung durch ein Wesen berechnen, das seinen Körper zur Widerstandskraft von Terkonitstahl verwandeln konnte?
Dem Zögern von Sekundenbruchteilen verdankte Tolot, dass er trotz der Strukturverhärtung, die seine Beweglichkeit einschränkte, die Maschine packte. Mit den freien Fäusten hieb er auf das Shillad ein.
Die Hülle des Kampfroboters brach. Elmsfeuer waberten über das zum Vorschein quellende Innenleben. Er stürzte den Hang hinab und explodierte.
»Weitere Roboter!«, warnte Shaupaard.
Pen hatte die Maschinen ebenfalls gesehen, brachte jedoch kein Wort mehr heraus. Sie begriff, dass sie nicht nur Tolots Kampf beobachtet hatte, sondern zeitgleich die sie auszehrende Vektormaterie. Nur mithilfe der Kraftverstärker hielt sie sich auf den Beinen, obwohl der Cybermed ihr hartnäckig davon abriet.
Tolot raffte sich auf. Er stürmte wieder los, ein Wimmern ausstoßend, das Pen an den Gesang eines sterbenden Wals erinnerte. Der Haluter packte Klurn, aktivierte den Gravopak des Kampfanzugs und schoss vorwärts.
Pen fühlte sich emporgehoben. Tolot hatte die Fernsteuerung über ihren SERUN übernommen. Betazou, O'Shannon und Shaupaard schwebten ebenfalls in die Höhe. Dann war der Haluter heran und ergriff Obshez mit dem freien Handlungsarm.
»Deine Vitalwerte sind alarmierend, Pen!« Tolot richtete den Paralysator auf sie und drückte ab.
Der unerträgliche Schmerz verebbte, allerdings konnte Pen sich nun nicht mehr bewegen.
Die Paralyse betäubte ihre muskulären Funktionen und körperlichen Empfindungen, nicht aber ihre Wahrnehmung. Dennoch bekam sie kaum etwas von ihrer Umgebung mit, außer dem Vorbeihuschen von Gestein.
Basalt.
Obsidian.
Tuffit.
Buschland auf roter und gelber Vulkanasche war zu sehen. Dann wieder Vulkangestein.
Unter Pens Schädeldecke ziepte und zerrte es. Sie nahm eine erdrückende Last wahr, aber es war nicht die gleiche wie beim Anblick der Vektormaterie. Es war eher eine mentale Last. Pen fühlte sich an ihre Jugend erinnert, an ein Drogenexperiment und den Tiefpunkt, der daraufhin gefolgt war.
Schließlich endete der Flug. Der SERUN positionierte Pen rücklings auf den Boden und versteifte sich, um sie in ergonomischer Lage zu betten. Alle Funktionen des Kampfanzugs erstarben. Das Letzte was Pen sah, war Tolot, der einen Felsen packte und vor das wolkenverhangene Sonnenlicht hievte.
Dann war da nur noch Finsternis.
»Shaupaard. Obshez. Klurn.« Jedes Wort des Haluters hätte ein Todesurteil sein können, so sehr klirrten sie vor kalter Wut. »Was wird hier gespielt?«
13.
Shukkner
»Deine Mutter muss eine schöne Frau gewesen sein.« Shukkner hob Zhitiyes Kittel an und musterte die sanfte Wölbung ihres samtbraunen Rückens. »Obshez ist ein guter Kerl, aber als Schönheit kann man ihn nicht gerade bezeichnen.«
Zhitiye sah ihm über die Schulter hinweg in die Augen. Ihr Verlangen, das in den schwarzen Iriden funkelte, verhieß eine leidenschaftliche Einweihung des gemeinsamen Lagers.
Shukkner hatte das kupferne Bettgestell und die mit Blyudenfedern prall gefüllte Matratze in die Herberge liefern lassen. Er glaubte nicht daran, dass Obshez und Klurn von der irren Schatzsuche zurückkehren würden.
»Ich weiß es nicht«, sagte Zhitiye.
»Was?«
»Ob meine Mutter eine schöne Frau gewesen ist. Ich habe sie nicht kennengelernt, ebenso wenig wie meinen leiblichen Vater.«
Shukkner ließ den Zipfel ihres