Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

Читать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


Скачать книгу
der Dünengräser ein. Pen klammerte sich an die Empfindungen wie eine Ertrinkende an das rettende Treibgut.

      »Du machst das gut«, erklang eine Stimme neben ihr.

      Pen sah Gry O'Shannon in die grünen Augen, aus denen die Terranerin sie wissend ansah. Ein mitleidiges Lächeln umspielte deren Lippen.

      »Konzentrier dich auf deine Handlungen! Wenn du ganz im Hier und Jetzt lebst, ist es erträglicher, Pen. Lenk dich ab, tu etwas, spür etwas! Hauptsache, du denkst nicht an die grauen Schleier der Vektormaterie.«

      »Ja.« Pen atmete tief durch. »Danke.«

      Sie erreichten die verlassene Stadt Ugnoton, dieses Mal auf dem einstmals offiziellen Weg und nicht durchs Hinterland, das von Heide überwuchert war.

      Über eine Rampe ließen sie das Boot zu Wasser. Trotz des geringen Gewichts brach eine Handvoll der Baumstämme, die zu einer schrägen Ebene angeordnet ins Hafenbecken führten.

      Die Überfahrt verlief ruhig. Der Seegang war leicht, die Wellenkämme niedrig und die Wellentäler flach. Pen streckte den Kopf in die kühle feuchte Brise. Das lenkte vom stetig zunehmenden Einfluss der Vektormaterie ab.

      »Ich sehe keine verdammten Meeresungeheuer«, fluchte O'Shannon. »Wahrscheinlich sind es Nachtjäger, so wie Ephelomuränen. Wir hätten uns die Mühe sparen können, in Bossonu eine Überfahrt zu buchen.«

      Pen wunderte sich nur kurz über die Gereiztheit O'Shannons. Sie schob es auf den stärker werdenden Einfluss der Vektormaterie. Wenn Pen bereits sensibel reagierte, wie erging es erst der Wissenschaftlerin? Sie hatte ein weitaus feineres Gespür entwickelt, zumal nach der Abyssalen Dispersion.

      Pen fröstelte, als sie daran dachte, was für unvorstellbare Mengen der grauen Schleier auf Ugnoton im Zaum gehalten werden mussten, dass sogar Individuen wie sie, die bisher nicht empfindlich auf den Stoff angesprochen hatten, darunter litten ...

      »Welche Mühe?«, fragte Bru Shaupaard so leise, dass Obshez und Klurn sie nicht hören konnten. »Ich habe mich darum gekümmert, und ich begrüße die Tarnung, die uns die Dovoin geben.«

      Jalland Betazou, der ähnlich sensibel auf Vektormaterie reagierte wie O'Shannon, schwieg. Er hockte neben Klurn, der am Heck des Schiffes das Ruder führte. Die Horchhaut an Betazous Schläfen und Nacken schien zu zittern.

      »Streitet euch nicht, meine Kleinen!« Icho Tolot hatte die Tarnung als Lastentier aufgegeben. Die Dovoin hatten wegen seines Gewichts dagegen protestiert, ihn mitzunehmen. Ausgerechnet von Shaupaard hatten sie sich beruhigen lassen.

      Pen lehnte sich zurück und versuchte ein wenig Entspannung zu finden. Sie blickte Tomonuta entgegen. Über der Insel zogen dunkle Wolken auf.

      *

      Sie ankerten in einer natürlichen Bucht, die Icho Tolot mit seiner Sonde entdeckt hatte. Das Schiff tanzte auf den Wellen, die gegen den felsigen Strand brandeten. Pen trat auf den Steg, den Klurn über den Rand zum Festland geschoben hatte und der bedrohlich wankte, doch der SERUN stabilisierte ihren Lauf.

      Tolot war durchs Wasser zum Ufer gewatet, wo er sie erwartete. Er ergriff sie um die Hüften und hievte Pen auf den rutschigen Untergrund. Ihr Kampfanzug strukturierte die Sohlen um. Sofort fand sie besseren Halt und stemmte sich gegen die Windböen, die über Tomonuta peitschten. Der Stoffkittel flatterte. Vorsichtig erklomm Pen den steilen Weg aus Vulkangestein zu einer Ebene, auf der niedrige Pflanzen mit dicken Stängeln und fleischigen Blättern aus schwarzen Felsspalten wucherten.

      Der Wind nahm an Intensität zu. Kalte, feuchte Luft stieg aus den umgebenden Höhlen und Schächten in die Höhe.

      Jalland Betazou und Gry O'Shannon folgten Pen. Die beiden Dovoin deckten das Schiff mit einer dunklen Plane ab und erklommen ebenfalls das steile Ufer. Zwischen ihnen ging Bru Shaupaard. Icho Tolot bildete den Abschluss.

      Pen wischte sich über das Gesicht, das von salzigem Meerwasser benetzt war. Das nasse Haar fiel ihr strähnig ins Gesicht und engte ihr Blickfeld ein. Doch sie wagte nicht, den Helm zu schließen, Wind und Wasser auszuschließen und dem Sog der Vektormaterie zu erliegen.

      »Es wird schlimmer!« O'Shannon blieb neben ihr stehen. Sie war blass, und Schatten lagen unter ihren Augen. Sie griff sich an den Hinterkopf, an dem die kastanienroten nassen Haare klebten. »So stark habe ich die Vektormaterie noch nie wahrgenommen, nicht einmal im Abyssalen Schauraum, als ich von ihr aufgelöst wurde.«

      »Damals hattest du auch noch nicht die Abyssale Dispersion durchlebt.«

      »So wird es sein.« O'Shannon seufzte, ihre Hand zuckte vom Hinterkopf fort, als verursachte die Berührung plötzlich unerträglichen Schmerz.

      Der Rest der Gruppe erreichte die Ebene.

      »Dann machen wir uns mal auf den Weg«, sagte Obshez in der explosiv klingenden Sprache seiner Art. »Wir wünschen euch viel Erfolg und treffen euch am Schiff, sobald ihr jene Erkenntnis gefunden habt, die ihr auf Tomonuta sucht.«

      »Und wo genau liegt euer Ziel?«, wollte Tolot wissen.

      Die Dovoin waren bereits losgegangen, drehten sich aber noch einmal um. »Wir wollen zunächst zum Kraterrand!«

      »Das können wir ihnen nicht gestatten«, raunte Pen dem Haluter zu. »Es ist zu gefährlich!«

      »Was willst du tun?«, mischte sich Shaupaard ein. »Die beiden in Ketten legen? Sie werden die Vektormaterie erblicken und schnell wieder umkehren. Nehmen wir sie mit, dann haben wir die beiden wenigstens im Blick und können sie notfalls unterstützen.«

      »Seit wann bist du so fürsorglich?«, spottete O'Shannon gereizt.

      Der Cairaner klatschte in die Außenhände, ein Zeichen der Ungeduld. »Seitdem ich mein Ziel vor Augen habe und dennoch Zeit mit endlosen Diskussionen verschwende. Brechen wir auf!«

      Dank des Zugangs, den Shaupaard zu den Dovoin gefunden zu haben schien, ließen sie sich dazu überreden, dass Tolot sie auf seinem Rücken trug, damit sie ihr Vorankommen nicht bremsten. Der Rest des Teams erklomm von Kraftverstärkern unterstützt die felsige Landschaft. Die grauen Regenwolken entluden sich zu einem kurzen, aber heftigen Gewitter. Blitze zuckten über den Himmel, Donner grollte, dicke Tropfen prasselten herab.

      Sie fanden unter einem Felsvorsprung Zuflucht vor dem Niederschlag, der allerdings bald darauf wieder endete. Die Wolken blieben Tomonuta jedoch treu. Hinter dem Felsen öffnete sich ein Tal zwischen niedrigem, zerklüftetem Basalt. Buschland gedieh auf roter und gelber Vulkanasche und duckte sich vor den kräftigen Winden gegen den Boden. Pen sah keine Federspinnen oder anderes Getier, nur Würmer und ameisengroße Insekten.

      Es schlossen sich natürliche Serpentinen an, die den sanft ansteigenden Kraterhang hinaufführten. Nirgends waren Sicherheitsvorrichtungen zu sehen.

      Endlich erreichten sie den 40 Meter breiten und leicht abfallenden Kraterrand. Heftiger Wind peitschte Staub und Steine auf. Obshez und Klurn wickelten sich Tücher um die Köpfe. Pen schloss den Folienhelm und zog die Kapuze des Kittels darüber, damit die Dovoin sich nicht über den ungewohnten Anblick wunderten.

      »Das ist also das Verlies der VECU!« Jalland Betazou keuchte. Es waren seine ersten Worte, seit sie den Aufstieg begonnen hatten. Immer wieder hatte er die Horchhaut betastet und den Kopf geschüttelt, wenn O'Shannon ihm geraten hatte, sich ein Mittel vom Cybermed injizieren zu lassen, das ihn horchtaub machte.

      In diesem Moment schloss der Onryone die Augen und murmelte dem SERUN den erlösenden Befehl zu. Langsam sank er zu Boden und barg das Gesicht in den Händen.

      »Zumindest sieht es danach aus, als würde sich hier jemand um eine gewaltige Menge Vektormaterie kümmern.« Gry O'Shannons Stimme zitterte, die letzten Worte erahnte Pen in dem Stammeln mehr, als sie zu verstehen. Die Wissenschaftlerin sackte auf die Knie.

      Pen fühlte ebenfalls den Einfluss, während sie gebannt in die Caldera starrte, angezogen und abgestoßen zugleich. In den Kraterwänden waren vereinzelt Gebäude zu sehen. In den Tiefen ragte ein gewaltiger grauer Kubus auf.

      Vektormaterie!


Скачать книгу