Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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wozu bauten sie an diesem Schutzwall mit? Und wovor sollte der Schutzwall schützen? Soweit wir wussten, hatte sich die Ekpyrosis nicht nach Andromeda ausgebreitet, ehe sie gelöscht worden war.

      »Das Geschöpf nennt sich übrigens Audh«, sagte Ousha Rikmoon. »Wir haben das Fragment eines Hyperfunkspruchs aufgefangen, ultrakurz gerafft, kaum entzifferbar. Wir haben den Funkspruch nicht übersetzen können, wissen nicht einmal, ob es ein Hilferuf war oder eine Warnung. Nur dass es sich bei Audh um eine Selbstbezeichnung handelt, scheint unseren Xenolinguisten klar.«

      »Kann ich mir eine Aufzeichnung des Funkspruchs anhören?«

      Rikmoon zögerte. »Später vielleicht. Diese Tonaufnahme befindet auf Anordnung des Virths derzeit unter Verschluss.«

      »Habt ihr keine Anstrengung unternommen, mit diesem Audh Verbindung aufzunehmen? Ihn zu neutralisieren?«

      Gota-Thao lachte bitter. »Meine beiden Vorgänger haben das mehrfach versucht. Aber die Kreatur kommuniziert nicht.«

      »Stammt dieser Audh aus Andromeda oder einer ihrer Satellitengalaxien?«

      »Kein Tefroder hat je von einem Volk wie diesem gehört«, sagte Gota-Thao. »Kein Gaid. Kein Taymakko. Kein Tabang, die seit ewigen Zeiten versuchen, sämtliche Lebensformen in Karahol zu katalogisieren. Einerseits ist diese Galaxis ein unbegreiflich großer Lebensraum, und nicht einmal die Biokataloge der Tabang sind annähernd vollständig, sodass es möglich wäre. Aber ich persönlich halte es für unwahrscheinlich.«

      Rikmoon spitzte kurz die Lippen. »Es gibt eine alte visuelle Aufzeichnung des Erstkontaktes. Willst du sie sehen?«

      Täuschte ich mich – oder bemühte sich die Assistenten des Kommandanten, ihre neuronale Erregung zu kaschieren? Ich dachte: Das ist kein Angebot. Das ist, worauf unser ganzes Gespräch hinauslaufen sollte. Rikmoon will uns diese Aufzeichnung präsentieren. Sie will wissen, wie wir reagieren.

      »Ich würde sie gerne sehe«, sagte ich.

      Ousha Rikmoon fuhr mit der Fingerspitze über ihren Gürtel. Eine bis dahin unsichtbare Tasche öffnete sich, der sie einen münzförmigen, opalisierenden Speicherkristall entnahm. Ich sah, wie sich die Tasche spurlos wieder schloss, und nahm mir vor, diesen Gürtel ein wenig im Auge zu behalten. Mir schien, er müsste mehr sein als ein modisches Zubehör.

      Rikmoon übergab dem Kommandanten den Kristall, dieser platzierte ihn auf den Tisch. Die Tischoberfläche vertiefte sich ein wenig, nahm den Kristall auf und aktivierte ihn. Ein Holoprojektor aktivierte sich.

      Was ich sah: eine Landschaft wie im Schneesturm. Im Licht der Suchscheinwerfer weiß aufleuchtende Trümmerstücke des aufgeschlagenen Schiffes. Das Fragment der Felge, die verbogene Röhre der Speiche, das Bruchstück der Nabe.

      Ich dachte: Wenn das Objekt radförmig war – wo sind dann die Reste? Kampf- und Medoroboter im Anflug, dahinter Tefroder in schweren Schutzanzügen, in schimmernde Energieblasen gehüllt. Nur zwei der Einatzkräfte trugen den Helm mit dem stilisierten roten Blutstropfen darauf, der sie als Angehörige einer Medonotfalleinheit auswies.

      Am Rand der Szene: geborstene Tanks. Von dort könnte sich das Wasser ausgebreitet und über die Landeplattform verteilt haben. Warum ist es nicht sofort vereist? Wie hat es diesen glatten Film bilden können?

      Annäherung an das Wrack. Desintegratoren im Einsatz an der Schiffshülle. Fahles, grünes Leuchten der Molekülschwaden. Entweichende Atmosphäre. Einstieg. Röhren als Korridore. Fremdartige Maschinen im Inneren, Buchten und Gruben, deren Funktion mir nicht klar wurden. Girlanden, an denen undefinierbare Gebilde pendelten – organischer Natur? Technische Artefakte? Die Bilder wackelten.

      Dann die erste Leiche, den Körper von einer Art Frosthaut überzogen. Die Facettenaugen im Y-förmigen Organ matt und erloschen.

      Rufe in einem monotonen, administrativen, dann plötzlich aufgeregten Tefroda. Der Eisläufer kommt ins Bild. Ohne Eile schwebt er durch einen Korridor, aus dem Wrack. Kurzes Flackern der Bilder; Dunkelheit. Dann wieder Licht.

      Tefrodische Roboter werden in Marsch gesetzt, nähern sich dem Eisläufer vorsichtig. Der Eisläufer weicht aus, ohne einen einzigen Haken zu schlagen, wie von magnetischen Feldern abgestoßen, unberührbar. Er tanzt, dreht sich, fährt einen Bogen. Seine Bewegungen sind so gewandt und zielsicher, als wäre er eine von unsichtbarer Hand geführte Feder, die kryptische Zeichen auf das Eis der Station schreibt.

      Mehr und mehr Roboter fliegen herbei. Sie umstellen ihn, halten ihn auf. Sein Leib verändert sich.

      »Wir haben einige dieser Wesen in tiefgekühltem Zustand in den Trümmern ihres Raumschiffes gefunden«, berichtete Gota-Thao. »Alle tot, aber konserviert, bis auf den Eisläufer. Die Versuche, mit ihm zu kommunizieren, sind gescheitert. Das Wesen weicht bei Annäherung aus. Verstellt man ihm den Weg oder nimmt ihn gefangen, verwandelt sich sein Körper in eine eisenartige Struktur: hohe elektrische Leitfähigkeit, verformbar, glänzend. Die Wärmeleitfähigkeit aber sehr gering. Die biochemischen Prozesse im Körper kommen zum Erliegen, werden gewissermaßen eingefroren. Nur im Hirn zeigen sich dann noch schwache elektrische Muster.

      Unsere Wissenschaftler bezeichnen diese Verhärtung als Metabolische Pseudo-Metallifizierung. Um aus diesem Zustand wieder zu erwachen, sich zu revitalisieren, benötigt das Wesen zwischen ungefähr drei bis dreißig Minuten – je nachdem, wie lange es in dieser Eisenstasis gelegen hat. Wir kennen nichts Vergleichbares in Andromeda.«

      »Und woher stammt dieses Volk dann folglich?«, fragte ich.

      »Das wissen wir nicht«, gestand Rikmoon ein.

      Gota-Thao hatte sich nach und nach entspannt. Sein Gesicht zeigte wieder einen leutseligeren Ausdruck. »Natürlich sind wir keine Geheimnisträger höherer Kategorie. Bald wird die Beraterin eintreffen. Vielleicht weiß sie mehr. Frag sie. Sie war lange Jahre Virth.«

      Die Medostation meldete sich. Der Tamaron, nunmehr umgeben von unseren Leuten, war wieder bei Bewusstsein. Er wollte mich sprechen.

      Rikmoon bat mich, ihn zu grüßen.

      *

      Der Schutzanzug des Tamarons hatte beim Angriff auf mich keine wie auch immer geartete Energieentladung registriert und die Attacke auf mich deswegen nicht als solche erkannt. Der Tamaron hatte mich über die Plattform wirbeln sehen – worum es sich dabei handelte, war weder ihm noch der Positronik seines Anzugs sofort klar geworden.

      Nach dem telekinetischen Angriff auf mich war der Audh auf Vetris-Molaud zugeglitten. Der einfache Energieschirm, den der Anzug aktiviert hatte, wäre imstande gewesen, Desintegrator- und Impulsfeuer abzufangen. Der ausgestreckte Arm der Kreatur aber war feststofflich und nicht als Gefahr identifiziert worden. Mit der Berührung hatte der Audh seine Kontakt-Telekinese eingesetzt. Der telekinetische Schlag hatte dem Tamaron nicht nur etliche Knochen gebrochen, sondern einige innere Organe verletzt und das Nerven- wie Muskelsystem strapaziert.

      Wie ich nun in der Medostation erfuhr, war der Tamaron dem Tod nur knapp entkommen.

      Das war auch seiner Wachmannschaft klar, und ich spürte, wie verstört die Tefroderinnen und Tefroder unter ihrer professionell unbewegten Mimik waren. Die Verletzlichkeit des Tamarons so vor Augen geführt zu bekommen, verunsicherte sie.

      Und eine strategische Meisterleistung konnte auch ich im Nachhinein in unserem Ausflug nicht erkennen.

      Ich berichtete Vetris-Molaud, was ich von Gota-Thao und Rikmoon gehört hatte. »Grüße von Rikmoon, übrigens«, sagte ich.

      Der Tamaron reagierte nicht darauf.

      »Wir sind in Feindesland«, sagte einer der Wächter. »Fast ...« Er wies mit dem Kinn auf meine noch nicht behobenen Beschädigungen.

      »Nur fast«, erwiderte ich. »Ich werde mir auf der SCIMOR ein neues Ensemble von Kopfarmen zulegen. Vielleicht zehn Arme statt acht. Was meinst du?«

      Der Tamaron lachte unterdrückt. Er warf die Medodecke ab. Bis auf eine lange Unterhose, die auch die Füße umschloss, war er unbekleidet. Allerdings hatten die Mediker des Weltraumbahnhofs


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