Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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Im Gegenteil: Als Virth außer Dienst war sie für die Regierung verzichtbar.

      Verzichtbar? Ist das ein Kriterium für eine Mission, die sie kaum in Lebensgefahr gebracht haben dürfte?

      Wer sagt dir, dass sie sich nicht in Lebensgefahr gebracht hat?

      Denkst du an diesen Eistänzer?

      Von dem wird sie gewusst haben. Ein kalkulierbares Risiko. Ich denke an Vetris-Molaud. An Ganud. Und an die SCIMOR.

      Die aber nicht als Feinde aufgetreten sind.

      Weiß der Auftretende immer, wie sein Auftritt wirkt?, fragte der Extrasinn. Und sind nicht die tödlichsten Feinde solche, die zunächst als Freunde auftreten?

      Ich versuchte, das Gespräch wieder auf das Thema zurückzubringen. Reginald hatte mir gegenüber seine Andeutungen gemacht, von diesem Gespräch aber selbst lediglich aus zweiter Hand erfahren. Mir war klar: Es war keine gute Nachricht, die der Tamaron damals erhalten hatte – weder für ihn noch für die Milchstraße. »Was also fürchten die Tefroder?«

      10.

      Ganud

      23. bis 24. November 1638 NGZ

      Auf ein Zeichen Aureni-Tarats ergriff Sapar-Nuhanu das Wort, der hochgewachsene Tefroder. »Gegen Ende des Jahres 1613 eurer Zeitrechnung empfingen einige im intergalaktischen Raum positionierte Beobachtungsstationen unerklärliche Werte aus eurer Galaxis.«

      »Unerklärlich in welcher Hinsicht?«, fragte der Tamaron.

      »Unerklärlich in Herkunft und Bedeutung für die Forscher sämtlicher bekannter Sternenvölker in Karahol. Wir gingen zunächst von Messfehlern aus, von Störungen innerhalb unserer Ortungsgeräte und ihrer Betriebssysteme. Die Irritationen traten zeitversetzt auf, klangen wieder ab, machten sich erneut bemerkbar.«

      »Was wurde gemessen?«, fragte Vetris-Molaud.

      Sapar-Nuhanu räusperte sich leise. »Hyperdimensionale Äquivalenzmuster stellarer wie suprastellarer Ordnung.«

      Ich horchte auf.

      Der Tefroder fuhr fort: »Ich denke, ihr seid mit der astrophysikalischen Theorie vertraut, dass jeder Stern und jedes Sternsystem, also jede Galaxis, ein mehr oder minder komplexes, aber immer einzigartiges Magnetfeld erzeugt. Das komplexe Magnetfeld einer Sterneninsel zeigt ein jeweils singuläres und deswegen unverwechselbares Muster. Dieses Muster stellt aber nicht nur so etwas wie einen magnetischen Fingerabdruck der Galaxis dar, es wirkt auch auf die materielle Galaxis zurück, es gestaltet sie, prägt sie, zeichnet Sternregionen vor. Jede Galaxis und ihr Magnetfeld bilden eine interdependente, von einander abhängige Einheit.«

      Der Tamaron nickte.

      Sapar-Nuhanu sah mich an. »Du bist ebenfalls im Bild, Posbi?«

      Obwohl ich keine astrophysikalische Spezialisierung erfahren hatte, war mir diese universale Struktur in Grundzügen bekannt. »Wir beobachten die Feldlinien kosmischer Magnetfelder seit vielen Tausend Jahren, überwiegend mithilfe der polarisierten Radiostrahlung.«

      »Und was habt ihr gefunden?«

      »Schönheit«, sagte ich. »Die Megamagnetfelder zeigen in fast allen Milchstraßensystemen strahlend schöne Spiralmuster. Diese Muster erscheinen sogar in unregelmäßigen Galaxientypen ohne optisch sichtbare Spiralarme.«

      Der Tefroder nickte zögernd. Vielleicht musste er erst verkraften, einen Posbi von Schönheit reden zu hören. Dann berührte er einige Sensortasten auf seinem Funktionsarmband und aktivierte damit einen Holoprojektor. Über dem Tisch, der uns mehr trennte als verband, erschien ein funkelndes, bedächtig rotierendes Abbild Andromedas. »Nur in elliptischen Galaxien zeigen sich diese Magentfeldstrukturen nicht. Korrekt?«

      »Ja«, bestätigte ich. »Aber wir haben solche magnetischen Spiralfelder auch in den Zentralregionen und den zentralen Gasringen entdeckt. Dort, wo wir massive Spiralarme gefunden haben, verlaufen die Magnetfeldlinien weitgehend parallel zu diesen sichtbaren Armen.«

      »Aber das ist nicht alles«, mutmaßte der Tefroder.

      »Nein«, antwortete ich. »In manchen Spiralnebeln zeigen sich die Magnetfelder als eigene magnetische Spiralarme zwischen den materiellen Strukturen. Stellenweise kreuzen sich die magnetischen und die materiellen Spiralstrukturen sogar.

      Allerdings verlaufen die großräumigen Magnetfelder in einer Spiralgalaxie parallel zur Scheibe und in der Nähe der Scheibenebene. Im Halo der Galaxis dagegen zeigen sich auch vertikal angeordnete Magnetfeldkomponenten, die ein eher X-förmiges Muster bilden.«

      Ein weiterer Griff ans Funktionsarmband, und das Holo veränderte sich. Als zartblaue Felder traten Magnetfeldstrukturen wie die ins Bild, von denen ich eben geredet hatte, umtanzten die Sternenregionen der Galaxis, hoben sich von ihr ab. Für einen Moment war mir, als beobachtete ich den Paarungstanz zweier Sternenwesen.

      »Habt ihr auch die galaktischen Winde beobachtet?«, fragte der Tefroder.

      »Den Begriff kenne ich nicht, aber ich denke, du meinst die beweglichen vertikalen Felder ober- und unterhalb der Zentralregion einer Sterneninsel und das, was sie antreibt – die Energie, die durch die Sternentstehungsprozesse freigesetzt werden und Gase und kosmische Strahlung von der galaktischen Scheibe fort und in den Halo wehen.«

      »Mit etwa 300 Kilometer in der Sekunde«, sagte der Wissenschaftler. »Mehr Sturm als Wind. Und er transportiert nicht nur Teilchen, sondern auch kleinskalige Magnetfelder hinaus in den Halo. – Habt ihr euch je die Frage gestellt, was der Ursprung der ersten Magnetfelder im frühen Universum gewesen sein mag?«

      »Das wissen wir nicht«, räumte ich ein. »Vielleicht sind diese kleinräumigen Magnetfelder durch Instabilitäten in den Stoßfronten der Ausdehnungsphase nach der Jäh-Existenz – dem Big Bang – entstanden. Vielleicht sind solche Felder aus den Jet-Strahlen der ersten Schwarzen Löcher entstanden.«

      »Wir bezeichnen diese Strukturen als Saatfelder«, sagte Sapar-Nuhanu. »Wir nehmen an, dass in jungen Proto-Galaxien ohne geordnete Rotation ein Dynamo, auch wenn dieser erst auf kleinen Skalen arbeitete, diese Saatfelder innerhalb von einigen Dutzend Jahrmillionen verstärkt hat. Sobald die Galaxienscheiben regulärer rotierten, vermochte ein viel großräumiger Dynamo dann entsprechend großräumige Felder zu erzeugen – ein Prozess, der zweifellos Jahrmilliarden gedauert hat.

      In jungen Sternentstehungsregionen werden eigene, wieder kleinskalige Dynamos turbulentere Magnetfelder erzeugt haben. In den sternfreien Gebieten zwischen den Spiralarmen konnten sich die großräumigen Magnetfelder dagegen ungestört etablieren. Diese Felder prägen den Molekülen ein bestimmtes Bewegungsmuster auf. Nach diesem Muster verdichtet sich das kosmische Gas, bis die Wolken kollabieren und so Sterne entstehen können. Die großen Magnetfelder säen gewissermaßen Sterne.

      Aber das Universum weist noch weit größere Strukturen als Galaxien auf.«

      Die im Holo sich drehende Andromedagalaxis schien in die Tiefe des Raumes zurückzusinken. Ihre zahlreichen Satellitengalaxien tauchten auf, dann rückten Hangay, der Triangulum-Nebel und die Milchstraße ins Bild mit der Nocturnen-Galaxis Fornax und den Magellanschen Wolken, die Sagittarius-Zwerggalaxis, bald die fernen Inseln NGC 3109, fünf Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, fast acht Millionen Lichtjahre von Andromeda, alt und reich an metallarmen Sternen, und schließlich die Galaxis mit der höchsten Sternentstehungsrate der Lokalen Gruppe, die Starburst-Galaxis IC 10.

      Diese Sterneninseln verdichteten sich zu einem Haufen aus etwa dreißig Lichtpunkten. Im Holo sah ich, wie andere Sterneninseln sich zu anderen Galaxienhaufen sortierten. Der Reichtum dieser Haufen betrug mal wenige Galaxien wie bei der Lokalen Gruppe, andere versammelten Hunderte, ja mehrere Tausend Sterneninseln.

      Der Sturz in Raum und Zeit beschleunigte sich. Mir fiel auf, dass sich bei den an Zahl und Masse gewaltigeren, meist sphärenförmigen Formationen die elliptischen Galaxien in der Mitte konzentrierten; die Spiralgalaxien lagen nahe der Peripherie.

      Bald vereinigten sich die Haufen zu den größten


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