Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

Читать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


Скачать книгу
ich sie fürchte?« Die Beraterin des Virth dachte nach. »Lassen wir mich aus dem Spiel, Posbi. Ich bin keine Abenteurerin. Ich bin keine Zoologin. Ich bin und bleibe Politikerin. Ich weiß kein lohnenderes Handwerk als die Politik. Ich liebe Rationalität und Kalkül. Ich liebe es, darüber zu reden, wie unsere tefrodische Gesellschaft in naher und in ferner Zukunft gestaltet sein soll und welche Funktion sie haben soll in einer ausbalancierten Galaxis Andromeda.

      Ich möchte, dass meine Enkel und fernen Urenkel in dieser Galaxis unterwegs sein können ohne Furcht. Ganz gleich, ob sie einem der sagenhaften letzten Maahkraumer begegnen, einem Veränderlichen Schiff der Enjjo oder einem technifizierten Asteroiden der Indarrean, einer Gefechtseinheit der Fesoasoani, einem Walzenraumer der Gaids oder einem Einschalen-Hyperboloid der M'saada – sie sollen sich nicht fürchten. Sie sollen wissen: Die Stabilität schützt ihr Leben, und deswegen sollen sie die Stabilität behüten, zur Not mit ihrem Leben.«

      »So weit, so gut«, sagte der Tamaron. »Und also?«

      »Also meiden wir alles, was die Stabilität nachhaltig stören, was sie am Ende vernichten könnte. Einige unserer Wissenschaftler und Philosophen verfügen über ein sehr feines Gespür. Ich bin nur eine Politikerin. Ich habe kein solches Gespür. Aber ich traue denen, die es besitzen.«

      »Und was haben deine Ratgeber gespürt?«, wollte Vetris-Molaud wissen.

      »Sie haben gespürt, dass etwas zutiefst unheil ist in deiner Milchstraße. Dass etwas diese Milchstraße beschädigt hat oder verletzt, viel mehr, als ihre Bewohner bis heute ahnen.

      Tamaron, wie die Vikurru auf Colvan leben im Kosmos Wesenheiten, die solche Verwundungen wittern, die das Blut einer solchen Beute spüren über Jahrmillionen von Lichtjahren hinweg.«

      »Und ihr fürchtet, dass die Aufmerksamkeit, die die Milchstraße auf sich lenkt, jene hypothetischen Jäger zugleich nach Andromeda locken könnte?«

      Der Tamaron ergänzte: »Was ja nicht ausgeschlossen ist. Aber auf die Idee, dass die Stabilität Andromedas sich gerade deswegen mit den Sternenvölkern der Milchstraße verbünden könnte, ist keine einzige leidenschaftliche Politikerin gekommen? Weder im Virthanium, noch in der Stabilität und all ihren Sternenvölkern?«

      Aureni-Tarat löschte das Lächeln aus ihrem Gesicht wie einen Irrtum. »Die Stabilität basiert auf dem alten Bund, den Männer aus deiner Galaxis, den Atlan und Perry Rhodan mitbegründet haben. Aber dieser Bund von Sicatemo hat sich verändert. Auch in Andromeda stehen die Großen Uhren nicht still.« Sie seufzte. »Es ist zu spät, Tamaron. Und es ist zu früh. Wir haben uns entschieden, unser eigenes, großes Projekt voranzubringen – darum ist es zu spät, uns an eure Seite zu stellen. Andererseits ist die Stabilität weit davon entfernt, in sich gefestigt zu sein, stark und unerschütterlich – darum ist es zu früh, uns an eure Seite zu stellen.«

      Der Mann, der mich an Crest erinnerte, räusperte sich leise. »Wir sollten den Galaktikern sagen, warum wir die Milchstraße fürchten. Mehr denn je.«

      9.

      Atlan

      27. April 2046 NGZ

      In mir hallte noch der Hinweis auf Faktor VII nach: Ich hatte Regnal-Orton kennengelernt. Er war der erste Meister der Insel gewesen, dem wir leibhaftig begegnet waren: auffällig schlank, hochgewachsen, asketisch. Reginald hatte ihn einer gründlichen medizinischen Untersuchung unterziehen lassen. Dabei war dem Mann ein Gerät aus dem Körper entnommen worden, das man ihm knapp oberhalb des Brustbeins implantiert hatte. Der Meister starb kurz danach. Wir hatten, wie wir erkannten, seinen Zellaktivator entfernt.

      Regnal-Orton trat bei den Lemurern als Gesandter der tefrodischen Regierung auf, rief mir mein Extrasinn ins Gedächtnis. Und als Mitarbeiter eines Hohen Tamrats.

      Es passte also.

      Eine Gesprächsanfrage von Mava da Valgathan erreichte mein Quartier und holte mich in die Gegenwart zurück. Die Vere'athor erschien im Hologramm. Sie hatte sich so in der Zentrale positioniert, dass ein Ausschnitt des Panoramaholos mit im Bild war und damit die Bleisphäre.

      »Die Lage in unserem Raumsektor ist unverändert«, sagte da Valgathan. »Ich habe dem Zain-Konstrukt gestattet, sich mit dem Plasmakommandanten der BOX 6161 auszutauschen.«

      »Das ist gut«, sagte ich. Bonthem wäre zweifellos in der Lage, sich über ein eigenes Hyperfunkgerät mit der BOX in Verbindung zu setzen. Dass er um einen offiziellen Kontakt gebeten hatte, wertete ich als vertrauensbildende Handlung. Dass die Kommandantin der TARTS seiner Bitte stattgegeben hatte, auch.

      »Ihr redet noch miteinander?«, erkundigte sich da Valgathan beiläufig.

      Ich nickte. »Ich werde dir berichten«, versprach ich. Ich konnte noch einen Blick auf die Bleisphäre werfen, die dort in der Holoprojektion zu sehen war, Rätsel und Lösung zugleich.

      Dann unterbrach die Kommandantin die Verbindung.

      Der Bericht Ganuds hatte die Tore zur Vergangenheit weit aufgestoßen. Die Erinnerungen strömten auf mich ein: an Daore Hapho, den Gaid, an den Maahk Grek-11 und an den Tefroder Meruv Tatur. An Perrys Bericht über die Reise der JOURNEE und deren fatale Folgen. An den intergalaktischen Krieg gegen die Meister der Insel und ihre – ja, die Tefroderin Aureni-Tarat hatte recht – vielen, zu vielen Hilfsvölker, um die wir uns zu wenig gekümmert hatten.

      War nicht die gesamte Galaxis Andromeda so etwas wie ein Tor in die Vergangenheit? Was wüssten wir ohne sie heute über den Verbleib der Methanvölker, die von uns Arkoniden aus der Milchstraße vertrieben worden waren? Was über die Erste Menschheit, über die Kriegswelt Lemur? Was über die Haluter?

      Die Galaxien Andromeda und Milchstraße rasten aufeinander zu und würden einander – irgendwann in ferner Zukunft – durchdringen und dann entweder ein neues, großes Ganzes bilden. Oder einander zerreißen.

      Mehr und mehr schien mir diese Vision wie ein Sinnbild: Unsere Vergangenheit wie unsere Zukunft waren untrennbar mit Andromeda verknüpft.

      Träumer, meldete sich mein Extrasinn.

      Gucky stand auf und reckte sich. »Ich werde mir etwas zu trinken holen. Atlan?«

      Ich wehrte dankend ab.

      »Ganud?«

      Der Posbi gab ein Geräusch von sich, das einem menschlichen Lachen nahe kam. »Das ist sehr aufmerksam«, sagte der Posbi. »Aber: nein.«

      Gucky besorgte sich den Saft und trug ihn in einem hohen, schmalen Glas zu seinem Platz. Das intensive Aroma von Orangen, Karotten und bittersüßem Veeh breitete sich aus, Düfte, die in dieser Kombination selten auf arkonidischen Kriegsschiffe zu erschnuppern waren.

      »Gewagt«, sagte ich.

      »Bin eben ein Waghals.« Gucky kicherte.

      Der Speisepräparator hatte dem Ilt noch eine Art Strohhalm spendiert; Gucky schlürfte hingebungsvoll.

      »Hat der Tamaron mit dieser tefrodischen Politikerin auch über die anderen Machtblöcke in der Milchstraße gesprochen?«, fragte ich Ganud.

      »Nein«, antwortete der Posbi einsilbig.

      »Skandal«, sagte der Ilt, stellte das leere Glas auf den Tisch und stieß dezent auf. »Da doch die Arkoniden wissen: Wo sie sind, ist das Zentrum des Universums. Mindestens.«

      »Auf einer Kugeloberfläche wie in einem vierdimensional in sich gekrümmten Raum ist jeder Punkt Mittelpunkt«, unterrichtete ich ihn.

      »Ja, oh Meister der rhetorischen Geometrie«, meinte Gucky.

      Tatsächlich hätte ein tefrodischer Blick auf das Sternenreich der Arkoniden mich interessiert, zumal auf jene Epoche, die ich an Bord der RAS TSCHUBAI übersprungen hatte. Oder war die Beraterin über die Verhältnisse in der Milchstraße schlicht unzureichend informiert gewesen?

      Dann wäre sie eine schlechte Agentin des Virthaniums, warf mein Extrasinn ein.

      Eine Agentin?, fragte ich. Als hochrangige Beauftragte


Скачать книгу