Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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wie in Zeitlupe auf, bis die Füße den Boden berührten. Eine der Wächterinnen wollte ihm unter die Arme greifen. Er schob ihre Hände sanft, aber bestimmt von sich, atmete durch, stellte sich auf die Beine, schwankte. Dann stand er sicher.

      »Wann trifft diese Beraterin ein?«

      »Laut Gota-Thao in etwa vier Stunden.«

      Er nickte. »Sie nennen dieses Wesen Audh?«

      »Ja.«

      »Nur dieses oder gibt es mehrere von seiner Art?«

      Ich überlegte kurz. »Es war die Rede von mehreren.«

      Der Tamaron sah mich nachdenklich an. »Wo sind die anderen? Ihre Leichen?«

      *

      Auf Bitte des Tamarons empfing uns Kommandant Gota-Thao noch einmal und hatte Neuigkeiten für uns: Das Raumschiff, mit dem Aureni-Tarat anreiste, die Beraterin des aktuellen Virths, hatte sich vor der letzten Linearraumetappe beim Weltraumbahnhof gemeldet. Aureni-Tarat ließ ausrichten, dass sie sich über die anstehende Begegnung mit dem Tamaron freue.

      Auf unsere Frage nach den anderen Audh gab sich der Kommandant wiederum zurückhaltend. Er wolle der Beraterin nicht vorgreifen. Dabei hatte ich das sichere Gefühl, dass auch sie in dieser Sache nicht sehr viel auskunftsfreudiger sein würde.

      Ich sollte recht behalten.

      Es versteht sich, dass der Tamaron der Landung des Kurierschiffes mit Spannung entgegensah. Vetris-Molaud meldete sich bei Lanbal. Das Kräftemessen zwischen der SCIMOR und den Raumstreitkräften der Andromeda-Tefroder war vertagt. Eine zumal von unserer Seite kluge Entscheidung, wie ich fand. Der Prototyp eines intergalaktischen Raumers war nicht als Kriegsschiff ausgelegt. Seine trotzdem vorhandene Schlagkraft hätte dem Weltraumbahnhof ebenso wie den andromedanischen Verbänden sicher Respekt eingeflößt. Schadlos überstanden hätten die SCIMOR und ihre Kreuzerflottille eine ernsthafte Auseinandersetzung allerdings kaum, zumal sie ohne Hilfe und Billigung der YEDDVEN-Tefroder nicht im Linearraum operiere konnte.

      Wir verfolgten den Anflug der Beraterin über den Holomonitor in unserem Quartier. Wenige Lichtstunden von YEDDVEN entfernt traten zwei Schiffe aus dem Linearraum: ein 1900-Meter-Kugelraumer, von der Klasse, wie sie auch beim Weltraumbahnhof im Einsatz war, und ein gewaltiges Trägerschiff, das knapp über 2600 Meter durchmaß und über einen gewaltigen Ringwulst verfügte, der meinen Berechnungen nach sechs bis acht größere Beiboote im Kreuzerformat beherbergte.

      Der Raumriese schwenkte in eine Umlaufbahn um YEDDVEN ein; in den frühen Morgenstunden des 24. November 1638 landete der 1900-Meter-Kugelraumer auf der nicht vereisten Plattform.

      Obwohl sie eine Reise über Zehntausende von Lichtjahren hinter sich hatte, brauchte die Beraterin offenbar keine Ruhepause. Sie bat uns in einen Besprechungsraum, den Gota-Thao im Weltraumbahnhof für die Begegnung vorbereiten sollte.

      Wir machten uns auf den Weg.

      Der Tamaron ging voran, ich schwebte an seiner Seite. Unser Tross aus zehn Raumlandesoldaten – jeder von ihnen mit einer wissenschaftlichen Zusatzausbildung – folgte. Anderen Tefrodern begegneten wir nicht.

      Fast hätte man meinen können, YEDDVEN wäre evakuiert worden. Die Wahrheit aber war nicht zu leugnen: Man wich uns aus wie einer Partei Unberührbarer.

      *

      Aureni-Tarat war eine alte Frau mit straffer Haut und straffer Haltung. Die Wangenknochen setzten hoch an; die Augen strahlten in einem fast unwirklichen Blau. Sie trug eine silbrige Kappe, eine weiße, eng anliegende Uniform und quer über die Brut eine handbreite, herbstlaubrote Schärpe.

      Sie hatte an einer Längsseite des ovalen Tisches Platz genommen, der zwanzig Personen bequem Platz bot.

      Kommandant Gota-Thao und Ousha Rikmoon nahmen hinter ihr Aufstellung. Die Assistentin trug wieder ihr Abendkleid mit dem darum geschlungenen Gürtel; auf die Schusswaffe hatte sie verzichtet, oder sie war ihr vom Sicherheitsdienst der Beraterin abgenommen worden.

      Dafür waren zwei weitere Tefroder anwesend, die, wie ich vermutete, mit der Beraterin eingetroffen waren. Sie trugen Raumfahrerkombinationen und waren mit Strahlern bewaffnet, die sie in geöffneten Holstern trugen.

      Neben Aureni-Tarat saß ein älterer Tefroder, hochgewachsen, dunkle, fast schwarze Haut, die zu seinem schlohweißen Haar in einem auffälligen Kontrast stand. Das weiße Haar hatte er am Hinterkopf zu einem Dutt gebunden. In seiner Art und Weise fühlte ich mich an Crest erinnert, den alten Mentor der Menschheit.

      Aureni-Tarat nickte dem Tamaron zu; dann warf sie einen langen Blick auf mich. Sie machte mit der Hand eine einladende Geste, woraufhin sich der Tamaron und seine anderen Begleiter setzten.

      Ich schwebte hinter Vetris-Molaud und befand mich nun Gota-Thao und Rikmoon genau gegenüber.

      »Das ist Sapar-Nuhanu«, stellte sie den Mann vor, der neben ihr saß. »Wir haben euch erwartet, Tamaron. Uns war klar, dass euer Besuch unvermeidbar sein würde.«

      Ich war ihr nahe genug, um ihre Hirnwellenfrequenz wahrzunehmen: Beta-Wellen, 18 bis 20 Hertz. Die Beraterin war hellwach und konzentriert.

      »Unsere Verbindung zueinander schien mir zu verblassen«, sagte der Tamaron.

      Die Beraterin musterte ihn eine Weile lang stumm. »Wessen Verbindung?«

      »Die Verbindung zwischen den Tefrodern diesseits und jenseits des Leerraums.«

      Aureni-Tarat nickte langsam und schloss die Augenlider, als müsste sie nachdenken. »Wir haben die Milchstraße unter Quarantäne gestellt«, setzte sie nach einer Weile neu an.

      »Worüber weder wir noch andere Milchstraßenvölker unterrichtet worden sind«, erwiderte der Tamaron.

      »Ja«, sagte die Beraterin gedehnt, als nähme sie eine altbekannte Bagatelle zur Kenntnis. Ihre Hirnwellenfrequenz erhöhte sich um wenige Hertz. »So wie wir über viele Entwicklungen nicht unterrichtet wurden.«

      Der Tamaron schwieg.

      Die Beraterin zeigte die Andeutung eines Lächelns. »Ich weiß ja: Manchmal ist es schwierig, Freundschaften über so große Entfernungen zu pflegen. Dabei haben wir deinen Aufstieg durchaus verfolgt.«

      Vetris-Molaud hob die Augenbrauen.

      »Aus der Ferne«, sagte Aureni-Tarat. Es klang beschwichtigend. »Du bist im Jahr 1455 eurer Zeitrechnung geboren, auf Gloster im Helitassystem. Seit 1514 trägst du einen Zellaktivator, wir wissen nicht genau, welcher Herkunft. Du bist 183 Jahre alt – einer der jüngsten der unsterblichen Heroen eurer Galaxis.«

      Gota-Thao lachte vergnügt auf.

      Die Beraterin fuhr unbeeindruckt fort: »Wir haben auch den Aufstieg deiner Tochter Saliana beobachtet, wie sie, behutsam, aber beharrlich wie ihr Vater, dich in eine Art aufgeklärten Absolutisten verwandelt hat, der dem gewählten Parlament, dem Tamanischen Rat, mehr und mehr Befugnisse eingeräumt hat.

      Wir schätzen deine politische Weitsicht, deine Sensibilität, dein persönliches Geschick, wenn es um deinen Machterhalt geht und die Erweiterung der Einflusssphäre des Neuen Tamaniums.« Wieder erschien diese Skizze eines Lächelns auf ihren Lippen. »Und wir fürchten all dies.«

      »Was willst du mir sagen?«, fragte Vetris-Molaud.

      »Wozu bist du hier?«, fragte die Beraterin zurück.

      »Die Sonnentransmitterstrecke ist nicht benutzbar«, sagte der Tamaron.

      »Wir haben sie außer Betrieb gesetzt«, sagte Aureni-Tarat.

      »Wie?«

      »Mit unseren Mitteln«, antwortete die Beraterin kühl. »Den Mitteln des Bundes zur Stabilisierung der Verhältnisse in Karahol.«

      Das Gespräch nahm, wie ich fand, eine unangenehme Wendung. Diese Eröffnung klang beinahe wie eine Kriegserklärung.

      Der Tamaron blieb sachlich: »Ohne uns zu informieren?«

      »Wir


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