Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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hatte. Sein Bericht war nur ein Bericht aus zweiter Hand. Ganud war dagegen ein unmittelbarer Zeitzeuge, unmittelbarer noch als der Tamaron, der hier und da aus dem Spiel genommen worden war.

      Dass Ganud ein Posbi war, verlieh dem Bericht eine durchaus eigentümliche Tönung. Eine Tönung, die sich nicht ohne Verluste in menschliche Rede übersetzen ließ.

      Den oder die Audh beispielsweise hatte Bull in seinem Bericht ohne Weiteres übergangen. Hatte er diese Kreatur vielleicht für eine Halluzination gehalten? Eine Randerscheinung? Für Ganud schien dieses mysteriöse Wesen beinahe Dreh- und Angelpunkt des Geschehens zu sein.

      Wer sagt dir, dass Ganud Bull überhaupt in Sachen Audh unterrichtet hat?, fragte mich der Extrasinn. Vielleicht erfährst du davon exklusiv.

      Das sollte sich herausfinden lassen. Ich betrachtete den Posbi, der im Raum hing wie ein schwereloses Monument. Ich schaute auf seine Kopfarme, nun zehn an der Zahl. »Wie hat der Resident auf diese Audh reagiert?«

      »Ich habe nur knapp berichtet. Er sagte: Gut, dass die Andromedaner diesen Schutzschirm bauen. Hoffen wir, dass er in beide Richtungen funktioniert.«

      Klang wie typisch Bully.

      »Sind wir sicher, dass die Sperrung der Sonnentransmitter von den Tefrodern und ihrer Stabilität ausgeht?«

      »Darüber herrscht weitgehende Übereinstimmung«, antwortete Ganud.

      »Und ganz Andromeda liegt unter diesem Linearzonen-Passagen-Definitorschirm?«

      »Das glaube ich nicht«, sagte Ganud. »Zumindest ist es damals nicht so gewesen. Ich glaube, man befand sich in der Aufbauphase. Wenn wir es genauer wissen wollten, brauchten wir eine zweite Expedition.«

      Ich winkte ab. Wir hatten vorläufig dringendere Aufgaben zu bewältigen. Aber wir würden dieses Problem nicht aus den Augen verlieren. Im Übrigen stimmte ich Reginald im Stillen zu: Vielleicht war es gut, wenn sich Andromeda für eine Weile isolierte. Die Verhältnisse in der Stabilität machten auf mich nicht den Eindruck, als ob sie Frieden und Wohlstand auf eine Weise stifteten, die mir gefallen würde.

      Und an ungerufenen Friedensbringern litt auch die Milchstraße keinen Mangel.

      Und Vetris-Molaud? Verletzt, übertölpelt, narkotisiert – das klang nicht nach einer Heldengeschichte. Ich grinste. Die kleine Lektion in Demut mochte dem Maghan vielleicht ganz gutgetan haben. Falls er sie denn gelernt hatte.

      Das wird ihm nicht leichtgefallen sein, merkte der Extrasinn an. Schließlich kann sich der Maghan keines geistigen Beistandes erfreuen, der ihm von Zeit zu Zeit in Erinnerung ruft, was für ein Narr er ist.

      Gucky kam zurück. Er setzte sich neben mich und nickte Ganud zu. »Ihr wart da in einer schwierigen Lage«, sagte er. »Habt ihr euch daraus befreit – oder haben die Tefroder einen alten Multiduplikator angeworfen und anstelle eurer Originale billige Duplos geschickt?«

      Ganud sagte: »Wenn dem so wäre und man Ganuds Erinnerungen mitkopiert hätte – würde ich das dann wissen? Und wenn man dich seinerzeit dupliziert hätte: Würdest du es wissen?«

      »Du meinst: mich mit allem Drum und Dran? Mit meinen sagenhaften Erinnerungen? Meinem Zellaktivator? Meinen Paragaben? Meinem unvergleichlich guten Geschmack?« Er lehnte sich zu mir herüber und raunte: »Wer hat gepetzt? Wer ist der Verräter?«

      »Damals schien mir: Jeder verrät jeden«, sagte Ganud.

      12.

      Ganud

      24. November 1638 NGZ

      Die Narkosestrahlen hatten auch mich getroffen; mein neuroplastischer Anteil zuckte leicht; mein Bewusstsein fühlte sich halbiert an, wie mit einem blinden Fleck behaftet, aber sonst intakt. Mein positronischer Teil hatte sich Sekundenbruchteile vor dem Angriff ausgeschaltet und danach wieder aktiviert.

      Bewegen konnte ich mich nicht, dazu waren die Fesselfelder zu stark. Einen Notruf ersparte ich mir. Er würde den Paratron nicht durchdringen.

      Sapar-Nuhanu saß noch am Tisch. Er hatte sein Gesicht in den Händen vergraben.

      Einer der Soldaten hatte sich vor mir aufgebaut und las Daten von einem Messgerät ab. Er wandte sich zur Beraterin und sagte: »Auf gewisse Weise ist er bei Bewusstsein.«

      Aureni-Tarat erhob sich, kam um den Konferenztisch und taxierte mich. »Du kannst mich hören, Posbi?« Sie nickte jemandem zu. Das Fesselfeld um meine Lautsprechermembran lockerte sich um einen Hauch. Dafür traten zwei weitere Soldaten an meine Seite und holten ihre Strahler aus dem Holster.

      »Mein Name ist Ganud«, sagte ich.

      »Ganud«, wiederholte sie. »Ich weiß. Und du bist bei Bewusstsein. Wir können also nicht sicher sein, ob die Null-Verschiebung etwas an deinem Denken, deinem Selbst verändert hat. Du selbst kannst nicht sicher sein.«

      »Sowenig du sicher sein kannst, nach einem Schlaf dieselbe zu sein wie am Tag zuvor. Oder ein neues Etwas, das lediglich die Erinnerungen der Entschlafenen übernommen hat.«

      Sie lachte leise. »Ich entnehme dem, dass du solche – sagen wir: Identitätssorgen nicht kennst, weil du nie schläfst?«

      »Nicht im menschlichen Sinn.«

      »Da können wir uns also alle nicht sicher sein«, überlegte sie laut. »Wäre es da nicht sicherer, ich machte all dem ein Ende?«

      »Ein Ende, das du nicht wirklich wollen kannst?«

      »Hm«, machte sie. »Jedes Ende ist, wenn es denn kommt, unwillkommen.«

      »Warum habt ihr die Milchstraße nicht offiziell kontaktiert?«

      »Konnten wir sicher sein, dass sich dieses unbekannte Phänomen, das wir angemessen haben, nicht über physischen Kontakt überträgt? Oder schon über Hyperfunkwellen, da es doch hyperphysikalischer Natur ist?«

      »Das klingt mir weniger nach rationalem Denken als nach Paranoia«, sagte ich.

      Sie umrundete mich langsam. Die beiden Tefroder an meiner Seite wichen jeder einen Schritt zurück und machten ihr Platz. Als sie wieder vor mir stand, sagte sie: »Wir haben den Weltenbrand beobachtet. Wir haben ihn mit großer Sorge gesehen.«

      »Wir auch«, sagte ich. »Wir wären für jede Hilfe dankbar gewesen.«

      »Und habt doch nicht alle Mittel ergriffen, ihn zu verhindern«, murmelte sie so leise, dass selbst ich sie kaum verstand.

      Spielte sie auf die Anweisung des Atopischen Tribunals an, Perry Rhodan, Imperator Bostich und den damals nicht einmal bekannten Adam von Aures für eine Frist von 500 Jahren zu inhaftieren? Ich schwieg.

      »Nun überrascht ihr eure kosmischen Nachbarn mit einem neuen Ereignis. Warnt niemanden. Kontaktiert niemanden. Wisst von nichts.«

      »Wir haben in unruhigen Zeiten gelebt.«

      »In instabilen Zeiten«, verbesserte sie mich.

      »Warum habt ihr den Tamaron überhaupt empfangen?«

      »Haben wir das?« Sie hob beide Augenbrauen und drehte sich zu Gota-Thao und Ousha Rikmoon, die den Ereignissen bislang fast regungslos gefolgt waren. Sapar-Nuhanu hielt den Kopf immer noch in die Hände gesenkt. Die Beraterin rief ihnen zu: »Haben wir das?«

      »Wir haben euren Flug mit dem Halbraum-Schirm gestoppt«, sagte der Kommandant des Weltraumbahnhofs. »Und dann...«

      Die Beraterin unterbrach ihn. »Dann hat der Virth entschieden, euch zu überprüfen. In jeder Hinsicht. Einen Empfang im diplomatischen Sinn würde ich das nicht nennen.«

      Ich bemerkte, wie Ousha Rikmoon sich straffte.

      »Es war also nicht mehr als Bogolo Spartors Neugierde? Eine Neugierde, für die er das Leben von 100.000 Tefrodern aufs Spiel setzt – wenn wir denn so verderblich wären?«, fragte ich.

      »Eine wissenschaftliche Neugier, die vielleicht Billionen von Tefrodern das Leben rettet.


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