Pferdesommer mit Lara. Ursula Isbel-Dotzler

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Pferdesommer mit Lara - Ursula Isbel-Dotzler


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konnte sich nicht unsicherer fühlen.

      Ronja hätte das bestimmt viel besser gemacht. Sie hätte keine Angst gehabt. Eigentlich hatte sie sich nie vor etwas gefürchtet. Aber vielleicht hätte sie ja noch leben können, wenn sie nicht so furchtlos und draufgängerisch auf ihrem Fahrrad durch die Gegend gekurvt wäre …

      »Versuch, dich zu konzentrieren«, hörte ich Arne sagen. »Und entspann dich ein bisschen. Ich könnte dich anfangs mit der Hand seitlich stützen, wenn du dich dann sicherer fühlst. Mein Vater hat das auch mit mir gemacht, als ich das erste Mal auf einem Pferd saß.«

      Er legte die rechte Hand mit leichtem Druck gegen mein Knie und ging neben Fee und mir her. Wir bewegten uns nur langsam vorwärts. Ich spürte, wie sich meine Panik etwas legte, denn Arnes Hand gab mir wirklich ein Gefühl von Sicherheit.

      »Mach doch mal die Augen zu und spüre die Bewegungen unter dir«, schlug er vor. »Es ist wichtig, dass du ein Gefühl für den Rhythmus eines Pferdes kriegst, besonders beim Leichttraben. Außerdem hilft es, die Kontrolle etwas loszulassen.«

      Ich hatte geglaubt, ich würde mich noch wackliger fühlen, wenn ich nichts sah, aber es stimmte nicht. Die wiegenden Bewegungen waren angenehm und irgendwie vertraut und die Anspannung in meinem Bauch und meinem Nacken ließ nach.

      Als ich die Augen wieder öffnete, waren wir fast am anderen Ende der Weide angekommen. Zwischen den Baumwipfeln sah ich die drei Kamine von Eulenbrook aufragen.

      Arne ließ seine Hand sinken und sagte: »Nicht schlecht für den Anfang. Würdest du dir zutrauen, jetzt noch ein Stück ohne mich zu reiten? Natürlich auch nur im Schritt. Du kannst dich voll auf Fee verlassen, sie rast nicht plötzlich los.«

      Ich nickte. Mein Mund war trocken, ich schwitzte und eigentlich hatte ich genug für heute, aber ich wollte es trotzdem versuchen. Arne löste den Führstrick, trat zurück und schnalzte leicht mit der Zunge.

      »Kehr um, Mädchen, und geh zurück! Ja, zurück, so ist’s fein … und ganz langsam …«

      Fee verstand, was er sagte, und machte kehrt. Die plötzliche veränderte Bewegung brachte mich aus dem Gleichgewicht, sodass ich nach vorn kippte und unwillkürlich nach dem Sattelrand griff.

      »Mist!«, murmelte ich. »Jetzt hab ich’s schon wieder getan!«

      »Macht nichts. Das wird noch öfter passieren. Es ist schon okay, das ist ein ganz natürlicher Reflex.«

      Ich hatte gedacht, ich würde mich vor Arne schämen, doch so war es nicht. Später wurde mir klar, dass er der geborene Lehrer war, ruhig, geduldig und ohne jede Überheblichkeit.

      Obwohl meine Beine steif waren und mein Hintern schmerzte, als ich wieder auf festem Boden stand, erfüllten mich plötzlich eine prickelnde Erregung und Leichtigkeit, wie ich sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Ich gab Fee als Belohnung noch zwei von den Pferdepellets, strich ihr über die samtweiche Nase und kraulte sie unter ihrer Mähne.

      »Danke!«, sagte ich zu ihr.

      »Das ging schon ganz gut.« Arne lächelte mich an.

      Ich fragte mich, ob er es ernst meinte oder ob er mir nur Mut machen wollte. »Wenn du magst, können wir es am Samstag wieder versuchen.«

      Versuchen? Hieß das, dass er nicht sicher war, ob ich überhaupt je Reiten lernen konnte? Ich fragte nicht nach, und er riet mir, ein heißes Bad zu nehmen, wenn ich nach Hause kam.

      »Sonst kriegst du einen höllischen Muskelkater«, sagte er.

      Ich nickte. »Mach ich. Und danke. Vielleicht gibt es ja was, was ich für dich tun kann? Bonnie spazieren führen oder so?«

      »Wenn du magst, könntest du Elisa und mir helfen, einen neuen Zaun um die Koppel zu ziehen. Der Stacheldraht muss weg. Mein Vater ist total mit der Hausrenovierung beschäftigt und zu dritt schaffen wir es schneller.«

      »Klar. Wohnt ihr denn schon hier?«

      »Wir haben einen Wohnwagen gemietet, der steht jetzt vor dem Haus. Bis zum Spätherbst ist hoffentlich der größte Teil des Hauses so weit in Ordnung, dass wir einziehen können.«

      Ich zog die Reitstiefel aus und legte sie in den Fahrradkorb. Meine Haare waren durch den Reithelm völlig verschwitzt und klebten an meinem Kopf, im Nacken und an den Schläfen. Sicher sah ich total bescheuert aus.

      »Wann willst du mit dem Zaun anfangen?«, fragte ich.

      »Morgen«, sagte er.

      »Wann, morgen?«

      »Gleich in aller Frühe, so gegen halb acht. Dann ist es noch nicht so heiß.«

      »Gut«, sagte ich. »Ich komme.«

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