Kleine Geschichte Unterfrankens. Erich Schneider

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Kleine Geschichte Unterfrankens - Erich Schneider


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also das heutige Thüringen, Hessen und Franken. Mit Unterstützung von Karlmann gründete Bonifatius ab 742 die Bistümer Würzburg, Büraburg, Fritzlar und Erfurt, die 743 von Papst Zacharias bestätigt wurden. Zur wirtschaftlichen Absicherung des Bistums Würzburg unter Bischof Burkard hatte Karlmann ihm 24 königliche Eigenkirchen in Ostfranken und am Mittelrhein geschenkt. Außerdem sprach er Burkard den Zehnt von 26 Königshöfen zu. Diese waren bereits in merowingischer Zeit meist an strategisch wichtigen Fernstraßen oder am Ufer von schiffbaren Flüssen angelegt worden und sollten die Verwaltung des Reiches fördern. Darunter waren Hallstadt am Main nahe Bamberg sowie der Königshof Salz am Nordrand des Maingebietes nahe Neustadt an der Saale, ein wichtiger Handels- und Stapelplatz, an dem sich Straßen aus Thüringen, Sachsen oder Hessen nach Würzburg oder ins slawische Obermaingebiet trafen. Hinzu kamen weitere jährliche Einkünfte „von den Gebieten der Ostfranken und von den Slaven“. Pippin III. († 768) verlieh der Würzburger Kirche die Immunität und stärkte den königlichen Anspruch auf Franken weiter. Würzburg hatte sich damit als Metropole am mittleren Main sowie als Bindeglied und Puffer zwischen Bayern und Sachsen zugleich durchgesetzt.

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       Kiliansbanner. Siegespanier der Schlacht von 1266 bei Kitzingen, in der der Würzburger Bischof am Cyriakus-Tag die Grafen von Henneberg und von Castell besiegte.

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       Cyriakus-Schlacht von 1266 bei Kitzingen. – Miniatur von Martin Seger in der Fries-Chronik, 1546.

      Bereits vor Bonifatius soll es einige Klöster und Zellen für Mönche und Nonnen etwa in Tauberbischofsheim oder in Kleinochsenfurt gegeben haben. Sicheren Boden betreten wir erst 744 mit der Gründung der Benediktinerabtei Fulda unter der Führung von Abt Sturmius. Dieses Kloster nahm durch seine Unterstellung unter die Gerichtsbarkeit des Papstes eine aus der Reichskirche herausgehobene Stellung ein. 745 erscheint Eichstätt an der Altmühl als Bistum südlich von Würzburg. Dort wirkten die aus Südengland stammenden Missionare Willibald, Wunibald und Walburga. Das Frauenkloster in Kitzingen wurde der Sage nach von Hadeloga, einer angeblichen Tochter Pippins d. J., vor 745/48 an einem im Mittelalter bedeutenden Mainübergang gestiftet.

       Der hl. Bonifatius

       Die Organisation der katholischen Kirche Mainfrankens ist mit dem Wirken des hl. Bonifatius verbunden. Geboren als Winfrid um 672/677 in Wessex, trat er als Benediktinermönch in Exeter respektive in Nursling ein, zu dessen Abt er gewählt wurde. Trotzdem missionierte er ab 718 mit einer Vollmacht von Papst Gregor II. unter dem Namen Bonifatius zunächst in Thüringen, dann in Friesland und ab 721 in Hessen. 722 weihte ihn der Papst in Rom zum Bischof. 732 wurde er Erzbischof ohne Sprengel, aber mit dem Recht, selbst Bischöfe zu weihen, und 737/38 päpstlicher Legat für Germanien. Damit war in der Person des Bonifatius die Organisation der Kirche in Deutschland eng mit Rom verknüpft.

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       Kloster Amorbach im Odenwald. Die 734 gegründete Abtei gehört zu den ältesten Stätten des christlichen Glaubens in Unterfranken.

      Damals begann der Stern des Bonifatius zu verblassen. Seine 745 auf einer fränkischen Generalsynode in Frankfurt beschlossene Berufung zum Erzbischof von Köln scheiterte und er wurde „nur“ Bischof von Mainz. Der Rückzug seines Förderers Karlmann 747 in ein Kloster bot dessen Bruder und Nachfolger Pippin (714–768) die Chance, ganz Franken beiderseits des Rheins unter seiner Führung wieder zu vereinen. Mit Hilfe von Papst Zacharias setzte er 751 den Merowingerkönig Childerich III. ab und wurde als erster Karolinger zum König gewählt. Pippin III. drängte den Einfluss von Bonifatius auf die Reichskirche zurück und suchte dafür den direkten Kontakt zum Papst. Bonifatius nahm darauf mit über 80 Jahren die Mühen der Missionsarbeit erneut auf sich und zog nach Friesland, wo er 754 nahe Dokkum mit dem Schwert erschlagen wurde. Verehrt als Märtyrer und Heiliger wurde Bonifatius im Kloster Fulda beigesetzt.

       Die Frühzeit des Bistums Würzburg

       Die ersten Würzburger Bischöfe

      Der erste Bischof Burkard von 742 war wie sein Mentor Angelsachse und Benediktinermönch. Er unterstützte Bonifatius’ Wirken durch Teilnahme an Synoden. Mit Abt Fulrad von St. Denis reiste er 750/51 nach Rom, um Papst Zacharias zur Absetzung der Merowingerkönige zugunsten der bereits de facto regierenden karolingischen Hausmeier zu bewegen. Seine Teilnahme an dieser für Franken existenziellen Frage unterstreicht seinen Rang als Bischof im Machtgefüge des Reichs. In Würzburg gründete er das Andreaskloster – später St. Burkard – zu Füßen des Marienberges. Von besonderer Bedeutung war 752 die Erhebung der Gebeine des hl. Kilian und seiner Gefährten sowie deren Übertragung in seine Kathedrale auf dem Marienberg. Burkard soll sein Bischofsamt an Megingoz abgegeben haben, da er in Michelstadt ein Kloster gründen wollte. Er soll jedoch bereits am 2. Februar 753 in einer kleinen Höhle unterhalb der Homburg am Main gestorben sein, in der bis heute seiner gedacht wird.

      Der zweite Würzburger Bischof Megingoz oder Megingaud (reg. 753–768) zog sich ebenfalls vorzeitig von seinem Amt zurück. Er gründete um 770 in dem Ort Rorinlacha Kloster Neustadt. Den Besitz stiftete ein Graf Hatto und die Abtei wurde in den Schutz Karls d. Gr. gestellt. Nach seinem Tod 794 fand Megingoz sein Grab zunächst im Dom zu Würzburg. Heute steht der Sarg im benachbarten Neumünster. In Schwarzach (Suuarzaha) am Main war 794 ein Frauenkloster errichtet worden, mit Theotrada, einer Tochter Karls d. Gr., als Äbtissin, das jedoch 877 aufgegeben wurde. Um 816 stifteten Megingaud d. J. und seine Gemahlin Imma Kloster Megingaudhausen am Laimbach nahe Marktbibart und übergaben es dem Reichsabt Benedikt von Aniane. Dessen Mönche zogen später nach Schwarzach um, wo sie seit 918 belegt sind.

       Das Bistum bis zum Ende der Karolingerzeit

      Der Sprengel des Bistums Würzburg war nahezu deckungsgleich mit dem Gebiet der vormaligen hetenischen Herzöge in Ostfranken, von Thüringen abgesehen. Im Westen grenzte er an Mainz und im Norden an Erfurt, das seit 755 ebenfalls zu Mainz gehörte. Im Südwesten folgte Worms, dem sich nach Süden Speyer sowie Konstanz und im Südosten Eichstätt anschlossen. In den Mittelgebirgen im Osten lag ein zunächst nicht eindeutig bestimmter Grenzraum. Dort wurde 1007 das Bistum Bamberg errichtet, für das Würzburg größere Teile seines Sprengels aufgeben musste.

      Ungeachtet der Ausstattung des Bistums war die Organisation jenseits des Kerngebiets etwa im Maindreieck oder zwischen Main und Tauber lückenhaft. Auf die adeligen Eigenkirchen dort hatte der Bischof nur eingeschränkten Einfluss. Umfassende Leitungsgewalt erhielt er erst im Hochmittelalter; den weltlichen Herren verblieb fortan nur das Patronatsrecht zur Besetzung der Pfarreien. Meist mussten anfangs große Gebiete von den Geistlichen versorgt werden, die oft unzureichend ausgebildet waren. Die frühen Pfarrkirchen waren vermutlich Holzbauten, die kaum mehr als eine Generation Bestand gehabt haben. Kirchen aus Stein lassen sich erst in Mellrichstadt für das 8. und in Kleinlangheim für das 10. Jh. belegen.

      Nur Jahrzehnte nach seiner Gründung agierte das Bistum Würzburg selbst in der Missionsarbeit. Karl d. Gr. beauftragte 793 Bischof Berowelf, für die Wenden an Main und Rednitz Kirchen zu errichten und dorthin Priester zu schicken. 14 Slawenkirchen wurden bis 810 erbaut. Berowelf war auch bei der Missionierung der Sachsen in der Gegend um Paderborn tätig. Diese Aufgabe übernahm 795 der in Würzburg ausgebildete Sachse Hathumar. Das Bistum Verden an der Aller wurde von den Abteien Amorbach und Neustadt am Main für das Christentum stabilisiert. Der erste Bischof von Verden war Abt Spatto von Amorbach und Neustadt am Main.

      In Würzburg stammten die Bischöfe bald aus dem lokalen Adel: Kam Bischof Burkard


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