Kleine Geschichte Unterfrankens. Erich Schneider

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Kleine Geschichte Unterfrankens - Erich Schneider


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Über die Bischöfe Liutrit (reg. 800–803) und Egilwart (reg. 803–810) ist wenig bekannt. Wolfgar (reg. 810–832) mehrte erfolgreich Besitz und Einkünfte des Bistums. Hunbert (reg. 833–842) verdankt die Dombibliothek manchen Zuwachs. Ebenfalls ein fränkischer Adelsspross war Gozbald (reg. 833–842). Er war seit 830 Abt von Niederaltaich und brachte nach Würzburg einige Schreiber mit, die die Dombibliothek mit Abschriften bereicherten. Einen neuen Typ Bischof verkörperte Arn (reg. 855–892). Der Geistliche, Politiker und Soldat war an mindestens vier Heerzügen gegen die Normannen sowie die slawischen Böhmen und Mährer beteiligt und fiel 892 im Kampf. Arn engagierte sich 888 aktiv an der Synode in Mainz und vollendete den Wiederaufbau des durch Brand zerstörten Würzburger Doms. Ferner gehen neun Landkirchen auf Arn zurück. Mit dem Konradiner Rudolf I. (reg. 892–908) wurde Würzburg in die Fehde zwischen Popponen – respektive den älteren Babenbergern – und Konradinern hineingezogen. Die Ungarn drängten ins Land und Bischof Rudolf I. fiel im Kampf. In unruhigen Zeiten regierten auch die Bischöfe Thioto (reg. 908–931) und Burkard II. (reg. 931–941).

       Die Würzburger Dombibliothek

       Eine wichtige Rolle für die Glaubensverbreitung spielte die Würzburger Dombibliothek (Libri sancti Kiliani). Bereits aus dem 8. Jh. hat sich ein Katalog ihrer Bücher überliefert. Mit Sicherheit haben Bonifatius und die anderen Missionare Bücher mitgebracht. Bis zur Mitte des 9. Jhs. bestand in Würzburg ein angelsächsisches Skriptorium, in dem Bücher geistlichen Inhalts kopiert und Schreiber ausgebildet wurden. Zudem ließ man sich Bücher etwa im Benediktinerkloster Fulda abschreiben. Das sogenannte Kilians-evangeliar, eine französische Handschrift um 600, gelangte erst später nach Würzburg. Gleiches gilt für die irischen Handschriften der Dombibliothek, die bis zur Säkularisation zu einer der bedeutendsten Büchersammlungen in Deutschland zählte.

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       Ansicht des Klosters Theres auf einem Kupferstich von 1745. Auch wenn die Anlage nach Plänen von Joseph Greissing nahezu völlig in barocken Formen erneuert wurde, prangt doch im Wappen noch immer der Babenbergische Adler und kündet von Alter und Herkunft der Abtei.

       Die Babenberger Fehde

      Nach dem Tod Ludwigs d. Frommen wurde das karolingische Reich 843 unter seinen drei Söhnen aufgeteilt: Ostfranken fiel an Ludwig d. Deutschen, dessen Dynastie bis zum Tod von Ludwig d. Kind 911 bestand. Außer den Würzburger Bischöfen gab es in Ostfranken viele altadelige Geschlechter, die sich im Dienst der Karolinger bewährt hatten und dafür mit Besitz – und damit Einkünften und Macht – ausgestattet worden waren.

      Eine dieser Familien waren ab dem 9. Jh. die Popponen, benannt nach einem Graf Poppo im Grabfeldgau; sie hießen auch die (älteren) Babenberger, benannt nach der untergegangenen „Babenburg“ auf dem Bamberger Domberg. Poppo III. (887/9–945) avancierte zu einem der mächtigsten Adeligen in Ostfranken. Der mit den Konradinern verwandte König Arnulf († 899) begann den Einfluss dieser Familie einzudämmen und machte 892 mit Rudolf I. einen Konradiner zum Würzburger Bischof. Der 900 in Forchheim zum letzten karolingischen König in Ostfranken erhobene Ludwig IV. d. Kind († 911) vergab Güter der Popponen an die mit ihm verwandten Konradiner. Konrad d. J. wurde 906 Herzog von Franken. Im Zuge der „Babenberger Fehde“ fiel der Poppone Adalbert 903 in das Bistum Würzburg ein und vertrieb zeitweise Bischof Rudolf I. König Ludwig IV. griff später ein und belagerte den Babenberger in seiner Burg Theres am Main bei Haßfurt. Obwohl sich Adalbert ergab, wurde er hingerichtet und seine Güter einschließlich Bamberg großenteils zugunsten des Königs eingezogen. Damit war die Fehde beendet, ohne die Parteien wirklich zu befrieden.

       Würzburg in der ottonisch-salischen Reichskirche

       Unterfranken in ottonischer Zeit

      König Otto I. (936–973) wurde 962 König des langobardischitalienischen Reiches und ließ sich vom Papst zum Kaiser krönen. Damit nahm das Heilige Römische Reich seinen Anfang. Otto weilte oft in Franken und besuchte alleine die Pfalz Salz bei Neustadt an der Saale viermal. Zu Würzburger Bischöfen machte Otto Geistliche, die wohl alle in der Reichskanzlei gedient hatten. Das Bistum Würzburg verdankte vor allem Otto II. (reg. 973–983) zahlreiche Hoheitsrechte und Schenkungen, die sein Territorium arrondierten. Andererseits musste Bischof Heinrich I. (reg. 995/6–1018) hinnehmen, dass König Heinrich II. (reg. 1002/14–24) mit Bamberg im Jahr 1007 ein neues Bistum errichtete, das großenteils aus Würzburger Gebiet herausgeschnitten wurde. Fortan war dessen Einfluss auf das Land westlich des Steigerwaldes zurückgedrängt.

      Zu einer Säule der Macht der Würzburger Bischöfe sollten die Klöster im Bistum werden. Ihnen unterstand anfangs nur das Andreaskloster zu Füßen des Marienberges. Von Bischof Berowelf war 795/800 St. Gumbert in Ansbach erworben worden. Ebenfalls aus karolingischer Zeit stammte (Frauen-) Schwarzach am Main, aus dem nach 877 Münsterschwarzach wurde. Relativ kurzlebig war das Frauenkloster in Karlburg. Die anderen frühen Klöster standen unter königlichem Schutz oder waren adelige Eigenklöster. Auf ein Klostersterben in der späten Karolingerzeit setzte mit Unterstützung der Bischöfe im späten 10. Jh. eine Neubelebung klösterlicher Kultur im Bistum Würzburg ein. Bischof Hugo (reg. 983–990) erneuerte das Andreaskloster in Würzburg. Juristisch unkorrekt, aber den Methoden seiner Zeit gemäß, erhielt Bischof Bernward (reg. 990–995) von Otto III. (reg. 983/996–1002) im Jahr 993 mit Unterstützung von gefälschten Urkunden die Klöster Amorbach, Neustadt a. M., Homburg a. M., Murrhardt und Schlüchtern „zurück“. Zur Sicherheit (?) ließ er sich unter Benutzung einer echten Urkunde Ludwigs des Deutschen das an sich unstrittige Kloster Münsterschwarzach bestätigen. Ähnlich suchten seine Nachfolger diesen klösterlichen Besitz von Otto III., Heinrich II. und Konrad II. (reg. 1024–39) bestätigt zu bekommen, und banden ihn damit stets ein wenig fester an Würzburg. Damit einher gingen Neugründungen wie Stift Haug und St. Stephan in Würzburg sowie neue Klosterkirchen in Amorbach, Schlüchtern und Münsterschwarzach.

      Vertreter dieser Klosterpolitik waren Persönlichkeiten wie Theoderich, Konventuale des Reformklosters Fleury, der 1010 bis 1018 in Amorbach lebte. Abt Alapold aus St. Emmeram in Regensburg reformierte 1001 im Auftrag von Bischof Heinrich I. Münsterschwarzach. Als Ausfluss dieser neuen geistlichen Kultur dürfen ferner die Neubelebung der Würzburger Domschule und das neu erwachte Interesse an der Geschichtsschreibung gewertet werden. Vielleicht in St. Stephan entstand mit dem Chronicon Wirceburgense eine bis 1057 reichende Weltchronik. Unter den Historikern ragen der als Domscholaster von 1108/09 bis 1120 tätige Schotte David und Abt Ekkehard (1108–25) aus Kloster Aura hervor.

       Die Schweinfurter Fehde von 1003

      Schon vor der Jahrtausendwende waren die Schweinfurter Markgrafen im bayerischen Nordgau sowie am oberen Main – etwa in Banz, in Schweinfurt oder in Heidenfeld – umfassend begütert. Ihre Machtansprüche eskalierten 1003 in der „Schweinfurter Fehde“. Markgraf Hezilo († 1017) hatte den Aufstieg des bayerischen Herzogs Heinrich IV. und seine Erhebung zum König als Heinrich II. im Jahr 1002 in Mainz stets unterstützt. Von Heinrich zunächst darin bekräftigt, sah er sich als dessen Nachfolger in der Würde des bayerischen Herzogs. Schon 1002 hatte er sich Thietmar von Merseburg zufolge um die Belehnung mit diesem Herzogtum bemüht. Heinrich vertröstete ihn bis nach dem Königsumritt. Als sich Hezilo zunehmend getäuscht sah, verbündete er sich im August 1003 mit dem polnischen Herzog Boleslav Chrobry zu einer kriegerischen Fehde mit Heinrich II. im bayerischen Nordgau. Als Kampforte sind die Burgen Sulzbach sowie die in Ammerthal (Lkr. Amberg-Sulzbach), Creußen (Lkr. Bayreuth), Kronach und schließlich Schweinfurt überliefert. Nach seiner Niederlage flüchtete Markgraf Hezilo zu seinem polnischen Verbündeten. Seine Mutter Eilica soll die ihr als Witwensitz dienende Schweinfurter


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