Kleine Geschichte Unterfrankens. Erich Schneider

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Kleine Geschichte Unterfrankens - Erich Schneider


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Giebichenstein gefangen gehalten, aber bereits 1004 begnadigt. Lag das Machtzentrum des Markgrafen vor 1003 in der heutigen Oberpfalz, scheint es danach auf die Schweinfurter Burg verlegt worden zu sein, wo er 1017 begraben wurde. Die bayerische Herzogswürde aber war an Heinrichs Schwager, Graf von Luxemburg, gegangen.

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       Der Traum des hl. Martin. – Sandsteinrelief aus der ehemaligen Benediktinerabteikirche in Neustadt am Main (Lkr. Main-Spessart), 1. Hälfte 12. Jh.

      Als letzte aus dem Geschlecht der Markgrafen schenkte Alberada ihr Kloster Heidenfeld 1069 an Bischof Adalbero von Würzburg. Wohl 1071 bestimmte sie ihre Güter in Banz zur Gründung eines Benediktinerklosters und übertrug es, obwohl im Bistum Bamberg gelegen, ebenfalls dem Bischof von Würzburg.

       Bischof Bruno und der salische Dom in Würzburg

       1034 wurde Bruno von Kärnten, ein Vetter des salischen Kaisers Konrad II. (reg. 1024–39), Bischof von Würzburg (reg. 1034–45). Er pflegte die Nähe zum König und zog mit Heinrich III. (reg. 1039/46–56) gegen die Ungarn, wo er in Persenbeug zu Tode kam. Der Initiative des Bischofs wird die ab 1040 erbaute salische Anlage des Würzburger Doms verdankt. Der Bau wurde im Westen mit der Doppelturmfront und der Vorhalle sowie zugleich im Osten mit der Krypta begonnen. Unter Brunos Nachfolgern wohl verändert weitergeführt, wird der Dom in einer Quelle von 1133 bereits als ruinös beschrieben. Bei den Arbeiten im Langhaus taucht ein Baumeister Enzelin auf. 1188 wurde der unvollendete Dom geweiht. Eine weitere Bauphase unter Bischof Hermann von Lobdeburg (reg. 1225–53) galt vor allem den Chorbauten und dem Querschiff.

       Das Bistum Würzburg während des Investiturstreits

      Die prägende Persönlichkeit in der zweiten Hälfte des 11. Jhs. war der Bruno nachfolgende Bischof Adalbero (reg. 1045–90). Anfangs hob er sich durch seine Reformanstrengungen ab. So berief Adalbero aus der Abtei Gorze in Lothringen den Mönch Egbert († wohl 1076) nach Münsterschwarzach, der das Kloster nach den Regeln der Junggorzer Reform erneuerte und eine nach ihm benannte Basilika errichtete. Von Schwarzach aus wurde dann die Benediktinerabtei im österreichischen Lambach reformiert, wo sich die Burg von Adalberos Vater befand. 1057 folgte St. Stephan in Würzburg. Weitere Stätten des Wirkens von Egbert waren St. Burkard in Würzburg, Neustadt am Main und das Bamberger Michaels-Kloster sowie einige Abteien in Österreich und Sachsen.

      Auf dem Höhepunkt des Investiturstreits, in dem Kaiser und Papst um das Recht der Einsetzung von geistlichen Würdenträgern rangen, zeichnete sich Adalbero als Anhänger der Linie Papst Gregors VII. (reg. 1073–85) aus. Er beteiligte sich an der Absetzung Heinrichs IV. (reg. 1056–1106) und betrieb 1077 in Forchheim die Wahl Herzogs Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig. 1085 wurde Adalbero von Gregor VII. selbst abgesetzt. Schließlich musste er das Bistum Würzburg aufgeben und starb 1090 im Exil im väterlichen Lambach.

      Einige seiner Anhänger gründeten unter Führung des Domherrn Gerung das Augustinerchorherrenstift in Triefenstein am Main. Der von Heinrich IV. eingesetzte Bischof Emehard von Comburg-Rothenburg (reg. 1089–1105) bestätigte das gegen ihn errichtete Stift und beschenkte es ebenso wie das Stift Lambach. In seiner Außenpolitik suchte Emehard mal die Nähe zu Papst Urban II., dann wieder zum Kaiser.

      Die Wirrungen des Investiturstreits steigerten sich unter dem von Kaiser Heinrich IV. (reg. 1056–1106) eingesetzten Bischof Erlung (reg. 1105–21). Der letzte salische Kaiser Heinrich V. (reg. 1106–25) vertrieb Erlung aus Würzburg. Dennoch stellte der sich auf die Seite des Kaisers und wurde dafür von Papst Paschalis II. (reg. 1099–1118) zeitweise suspendiert. Heinrich V. beauftragte Erlung, Verhandlungen mit der in Köln versammelten Mehrheit der deutschen Reichsfürsten zu führen. Danach brach der Bischof mit dem gebannten Heinrich V. und schloss sich dessen Gegnern an. Zu Ende seines Lebens versöhnte sich Bischof Erlung wieder mit dem Kaiser und erhielt 1120 das Richteramt für Ostfranken übertragen – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer herzogsähnlichen Stellung der Würzburger Bischöfe.

      Heinrich V. ernannte vermutlich im Februar 1122 Graf Gebhard von Henneberg zu Erlungs Nachfolger. Parallel dazu wählte das Domkapitel Rugger, Propst des Neumünsters, zum Bischof, der aber bereits 1125 starb. Trotzdem konnte sich Gebhard als Bischof nicht durchsetzen und gab 1127 seine Ansprüche auf das Würzburger Amt (zunächst) auf.

       Die Staufer-Zeit

       Würzburgs Blütezeit im 12. Jahrhundert

      Das 12. Jh. gilt – ab dem Ende des Investiturstreits 1122 – als Höhepunkt für Würzburg und das ganze Bistum. Im deutschen Reich ohne Hauptstadt wurde die Metropole am Main für die staufischen Könige und Kaiser zu einer Art regionalem Stützpunkt in der nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. im Jahr 1197 ausgebrochenen Auseinandersetzung mit den Welfen.

      Bereits der erste Stauferkönig Konrad III. (reg. 1138–52) weilte 17 Mal in Würzburg. Von Friedrich I. Barbarossa (reg. 1155–90) sind 18 Besuche bekannt. In Bischof Gebhard von Henneberg (reg. 1150–59) hatte er einen treuen Vasallen. Als Barbarossa 1156 Beatrix, die reiche Erbin des Königreiches Burgund, heiratete, feierte der Kaiser die Hochzeit in Würzburg.

      Zu kaum einer anderen Zeit waren die Würzburger Bischöfe so intensiv durch den Dienst für das Reich mit den Kaisern verbunden, und kaum jemals wurden die finanziellen Ressourcen ihres Bistums derart bis zur Überschuldung belastet. Umgekehrt dürften zu keiner Zeit mehr Notare und Kleriker aus Würzburger Stiften im Dienste der Reichskanzlei tätig gewesen sein. Was lag daher näher, als für die Zukunft zu sorgen?

       Die „gülden freyheit“ von 1168

      1120 hatten die Würzburger Bischöfe das Richteramt für Franken erhalten. Auf ihren Münzen präsentierten sie sich seit Embricho (reg. 1122–46) als dux, als Herzog. Dennoch fehlte die kaiserliche Legitimation dafür. 1167 bot sich die Chance: Eine Ruhrepidemie hatte vor Rom das deutsche Heer sowie zahlreiche Bischöfe und Große dahingerafft. Barbarossa zog sich fluchtartig nach Norden zurück und erreichte in jeder Hinsicht geschwächt vor Jahresende Würzburg. Das nutzte Bischof Herold (reg. 1165–71) und ließ aus drei echten, nach ihrer „Auswertung“ zerstörten Urkunden einen neuen Text formulieren und die Originalsiegel auf ein gefälschtes Diplom übertragen. Dieses legte er Barbarossa auf dem Würzburger Hoftag Ende Juni 1168 vor.

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       Kaiserliches Siegel aus Gold an der als „gülden freyheit“ bezeichneten Urkunde, in der Kaiser Friedrich Barbarossa dem Bischof von Würzburg 1168 den Titel eines Herzogs zu Franken verlieh.

      Vor seiner Unterschrift änderte der Kaiser freilich die Urkunde in einem entscheidenden Punkt: Er bestätigte dem Bischof zwar die volle Gewalt in Bistum und Herzogtum Würzburg sowie in allen darin gelegenen Grafschaften, nicht aber im Herzogtum Ostfranken. So steht es in der Reinschrift des Notars Wortwin († 1198), die mit einem Siegel (Bulle) des Kaisers aus purem Gold versehen wurde. Jetzt erst waren die Urkunde und die ausgesprochenen Privilegien diplomatisch korrekt: Zu Recht bezeichnete Lorenz Fries, der Würzburger Chronist des 16. Jhs., diese verfassungsrechtlich bedeutende Urkunde als „gülden freyheit“.

      Obwohl Würzburg den Titel eines Herzogs zu Franken stets überinterpretierte und langfristig nur in seinem eigenen Hochstift durchsetzen konnte, gab er den Bischöfen eine herausragende Stellung. Diese konnten bis zum Ende des Alten Reiches kein Markgraf und kein Herzog von Weimar wirklich streitig machen. Mit Friedrich II. (reg. 1212–50) verwendete ein weiterer Stauferkaiser in zwei Urkunden von 1220 und


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