Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland

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Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten - A. F. Morland


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war mitten in der Sendung, allerdings lief gerade eine Musik-Einspielung über den Äther.

      "Was ist denn los?", fragte Lynne, obwohl sie es natürlich genau wusste.

      "Konzentriere dich mehr auf deine Gesprächspartner! Weiß der Teufel was dir im Kopf herumgeht - es hat da jetzt nichts zu suchen, kapiert?"

      "Klar."

      Und dann kam das rote Signal. Lynne war wieder an der Reihe. "Hier ist Radio KLM mit Lynne's Night-Talk, der heute wieder einmal für alles offen ist, das heißt es gibt kein bestimmtes Thema, um das es in dieser Nacht geht, sondern ihr könnt euch zu allem äußern, was euch so bewegt... Und da ist auch schon der Anrufer... Mit wem spreche ich?"

      "Hallo, Lynne... Wir haben schonmal miteinander gesprochen."

      Lynne fröstelte unwillkürlich bei dem dumpfen Klang der ziemlich undeutlich sprechenden Stimme.

      "Sagst du mir deinen Namen?"

      "Ich bin es, Bill!"

      "Bill! Schön, dass du nochmal anrufst." Und dann fasste Lynne in einem Halbsatz für die Hörer zusammen, worum es in dem ersten Gespräch mit Bill gegangen war. "Beim letzten Mal sind wir ziemlich plötzlich unterbrochen worden", stellte die junge Frau dann fest.

      "Ja", kam es dumpf durch die Telefonleitung.

      "Was ist passiert..."

      "Es wird übermächtig...", flüsterte der Anrufer nach einigem Zögern. "Ich kann nicht mehr dagegen an. Nein, ich will es auch nicht, aber ich weiß, dass es nicht gut ist... Es bricht hervor..."

      "Was bricht hervor, Bill?"

      Ein röchelndes Atmen war zu hören. Dreimal holte der Anrufer namens Bill Luft, ehe er schließlich antwortete.

      "Der Drang zu töten, Lynne. Derselbe Drang, den auch William Delaney vor hundert Jahren gespürt hat... Ich habe hier eine Drahtschlinge, verstehst du? Ich bin in einen Hobbymarkt gegangen und habe mir Draht besorgt... William Delaney hat mit Draht getötet... Mein Gott!"

      Lynne hörte ihn schlucken.

      "Leg nicht auf Bill!", beschwor sie ihn.

      Ein paar bange Sekunden lag war nichts weiter als ein Knacken durch die Leitung zu hören.

      Dann meldete sich Bill wieder. "Ich werde jemanden töten... Schon sehr bald. Ich fühle es."

      "Bill, wo bist du jetzt?", fragte Lynne.

      Auf der anderen Seite herrschte wieder einen Moment Schweigen. "Ihr wollt mich ins Gefängnis stecken! Ihr wollt mich einsperren! Ihr wollt..."

      "Ich will dir helfen!", sagte Lynne.

      "Wahrscheinlich habt ihr schon die Polizei verständigt, was? Und jetzt versucht ihr, den Anruf zurückzuverfolgen....

      "Bill, selbst wenn wir das wollten! Es wäre so schnell gar nicht möglich! Glaub mir!"

      "Pah!"

      "Bill!"

      Lynne spürte, wie ihr die Sache gänzlich entglitt.

      "Aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen!", hörte sie den Anrufer krächzen. "Nein, das bin ich nicht, ich..." Eine kurze Pause entstand, dann fragte er: "Haben dir übrigens die Rosen gefallen?" Ein irres Lachen folgte. Dann machte es klick und das Gespräch war unwiderruflich zu Ende. Und Lynne fühlte sich, als hätte ihr so eben jemand voller Wucht ein Brett vor den Kopf geschlagen.

      11

      Es dauerte nicht lange und im Sender war der Teufel los. Ein halbes Dutzend Beamten von Scotland Yard waren da und vernahmen alle Beteiligten.

      Der Mann, der die ganze Aktion leitete, hieß McGill und war Chief Inspector. Er war klein, rundlich und trug einen ziemlich unmodernen Mantel mit Fischgrätmuster.

      Die Sendung war aufgezeichnet und McGill hatte sich das Band - soweit es den Anrufer betraf, der sich Bill genannt hatte - schon dreimal angehört.

      "Dieser Mann hat zweifellos einen Mord angekündigt", meinte er düster. "Und wie es scheint, gibt es nichts, was man dagegen tun kann, dass er seine Wahnvorstellungen in die Tat umsetzt..."

      "Vielleicht ruft er nochmal an", meinte Lynne.

      Der Chief Inspector nickte.

      "Eine schwache Hoffnung", gestand er ein. "Aber möglich wäre es durchaus. Wir werden eine Fangschaltung legen, sofern Sie nichts dagegen haben."

      "Gut."

      Lynne lief auf und ab und rieb sich dabei nervös die Hände.

      "Es ist ein scheußliches Gefühl, so dasitzen zu müssen, zu wissen, dass etwas Schreckliches passiert und nichts tun zu können."

      McGill zuckte die Achsel.

      "Vielleicht haben wir Glück und es handelt sich nur um einen Wichtigtuer, der auf sich aufmerksam machen will..."

      "Meinen Sie?"

      "Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand einen Mord nur ankündigt, ihn aber nicht ausführt."

      Die Tür ging auf und Colleen kam herein. Sie brachte Kaffee für den Inspektor.

      "Möchtest du auch eine Tasse, Lynne?", wandte sie sich an die Moderatorin der Sendung. "Ist ja eigentlich ein bisschen spät..."

      Lynne zuckte die Achseln. "Ich werde den Rest der Nacht ohnehin kaum schlafen können..."

      12

      Irgendwann gegen zehn Uhr am Vormittag wurde Lynne durch ihren Radiowecker geweckt. Erst kam Musik, dann die Nachrichten. Als von einer Frau berichtet wurde, die in den frühen Morgenstunden mit einem Stück Draht erdrosselt worden sein musste, horchte Lynne auf.

      Mit einem Schlag war sie hellwach.

      Sie sprang aus dem Bett und stellte das Radio lauter. Die Tote war in einem Park von einem Jogger gefunden worden, der daraufhin die Polizei alarmiert hatte.

      Dann war die Meldung auch schon zu Ende und es wurde für den heutigen Tag ein scheußliches Wetter angesagt. Kalt und nebelig, so wie es auch schon an den letzten Tagen gewesen war.

      Er hat es also tatsächlich wahrgemacht, ging es Lynne durch den Kopf. Er hat es wirklich getan! Dieser Wahnsinnige...

      Lynne öffnete ein wenig das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Ihr Blick ging über das schier unendliche Häusermeer, dass sich jedoch ziemlich bald im Nebel verlor.

      Irgendwo


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