Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland

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Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten - A. F. Morland


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langsam das Bierglas ab und zog die Stirn in Falten. Hier fand sicher keine gewöhnliche geschäftliche Besprechung statt.

      Steve stand auf und ging ebenfalls zu der Treppe. Er blickte nach oben, konnte aber nichts erkennen. Wie ein Schatten glitt der Barkeeper neben ihn.

      „Das dort oben ist privat.“ Er legte seine Hand in einer vertraulichen Geste auf Steves Schulter.

      Steve McCoy schüttelte die Hand unwillig ab.

      „Ich dachte, ich hätte einen Bekannten entdeckt. Er ist eben nach oben gegangen.“

      Der Barkeeper schüttelte leicht den Kopf und grinste. „Sie haben sich bestimmt getäuscht. Der Mann gehört mit Sicherheit nicht zu Ihren Bekannten.“

      Er lachte leise in sich hinein. „Das würde mich jedenfalls sehr wundern. Darf ich Ihnen noch ein Bier bringen? Vielleicht auf Kosten des Hauses? Bei neuen Gästen tun wir das immer.“

      Steve sah ihn unbewegt an. „Nein, danke. Ein Bier in Ihrem Laden reicht mir völlig.“

      Der Barkeeper zuckte mit den Schultern und schlurfte wieder hinter seinen Tresen, um dort in einer Sportzeitung weiterzulesen.

      Steve setzte sich an seinen Tisch und wartete. Mehr konnte er im Moment nicht tun, obwohl er vor Anspannung fast vibrierte. Er fühlte, dass er dicht vor dem Ziel war. Er glaubte zu wissen, warum und durch welche Machenschaften Kevin MacLaren in Untersuchungshaft gekommen war.

      Auf der Treppe wurden Schritte laut. Steve lehnte sich tiefer in den Schatten zurück. Harvey Atkins erschien, und hinter ihm der schlanke Neuankömmling. Die beiden sprachen nicht miteinander und gingen auf den Ausgang zu.

      Als sie an ihm vorbeikamen, warf der zweite Mann einen Blick in Steves Richtung. Für einen Sekundenbruchteil kreuzten sich ihre Blicke, und Steve durchzuckte es wie ein elektrischer Schlag.

      Das musste er sein!

      Der Killer.

      Für einen Moment hatte er in Augen gesehen, die nur den Tod versprachen, Augen, die nicht lächeln konnten. In ihnen lag die kalte Erbarmungslosigkeit eines menschlichen Raubtiers.

      Dann waren die beiden Männer draußen. Steve warf einen Dollarschein für sein Bier auf den Tisch und folgte ihnen. Er spürte, dass ihn das Jagdfieber packte. Sein Puls beschleunigte sich, und seine Sinne schärften sich wie immer in solchen Situationen.

      Er blinzelte, als er in das helle Tageslicht trat. Die beiden Männer überquerten vor ihm die Straße, ohne sich umzusehen. Sie gingen in Richtung der Piers.

      Steve folgte ihnen in dem Gewirr der Straßen zwischen Williamsburg Bridge und Chinatown. Bis zum East River waren es nur ein paar hundert Meter.

      Steve hatte keine Mühe, den beiden auf den Fersen zu bleiben, obwohl sie ziemlich schnell gingen. Er hielt immer denselben Abstand. Aber er wusste, dass sie ihn bemerkt hatten.

      Schließlich waren sie im Hafengebiet angekommen. Steve hatte keine Ahnung, was die beiden hier wollten, aber er war entschlossen, sich nicht abschütteln zu lassen.

      Die Silhouetten einiger Frachtschiffe hoben sich gegen den diesigen Himmel ab. An den nächstliegenden Piers lagen keine Schiffe. Die Gegend wurde unübersichtlich. Nur einige Werftarbeiter begegneten ihm. Das Gewirr von Kränen, Lagerschuppen, Containerstapeln und Eisenbahnwaggons war für einen Fremden schwer zu überschauen.

      Plötzlich wusste Steve McCoy, was die beiden hier wollten. Es war eine Falle. Die Gegend war ideal dafür, einen Mann am helllichten Tag auszuschalten. Und die dunklen Gewässer des East River waren schweigsam.

      Steve lockerte den Kolben der Beretta und bewegte sich mit äußerster Vorsicht. Gerade waren die beiden hinter einem Kistenstapel verschwunden. Er wusste nicht, wo er sich befand.

      In der Deckung einer langen Reihe von Containern schlich er weiter. In der Nähe war kein Laut zu hören. Nur aus der Ferne drang das Geräusch von Schmiedehämmern herüber.

      Er riskierte einen Blick um die Ecke. Es war niemand zu sehen. Die beiden schienen vom Erdboden verschluckt zu sein. Aufmerksam musterte er seine Umgebung. Gegenüber standen einige Ladekräne, die aber zurzeit nicht in Betrieb waren. Sie standen auf hohen Gerüsten, die in Schienen direkt an der Kaimauer liefen.

      Links befand sich ein langgestreckter Lagerschuppen, dessen Tore verschlossen waren. Davor stand eine Reihe von Lastwagen. Rechts waren weitere Container aufgetürmt, unterbrochen von Gassen, sodass man leicht an sie herankonnte. Zu diesem Zweck standen einige Gabelstapler bereit.

      Steve zuckte zusammen, als der Schuss krachte. Mit einem hässlichen Geräusch schlug die Kugel einen knappen halben Meter neben ihm in die Stahlwand eines Containers. Blitzschnell warf er sich zu Boden. Keine Sekunde zu früh! Die zweite Kugel hätte ihn erwischt.

      Er rollte zur Seite und robbte um die Ecke zurück. Den Standort des heimtückischen Schützen hatte er nicht ausmachen können. Jedenfalls war die Treffsicherheit des Schützen auf eine solche Entfernung beachtlich. Die nächste Deckung war etwa vierzig Meter entfernt. Wer auf diese Distanz mit einer Pistole so knapp sein Ziel verfehlte, durfte nicht unterschätzt werden.

      Steve stand auf, klopfte den Staub ab und sah sich um. Wenn er über die freie Fläche rannte, würde er wie ein Hase abgeschossen werden. Er musste also den Schützen umgehen.

      Mit großen Schritten lief er zurück und bog in die nächste Gasse zwischen den Containern ein. Vor der nächsten Quergasse hielt er an. Er riskierte einen vorsichtigen Blick. Niemand war zu sehen. Er hetzte weiter. Als er um die nächste Ecke spähte, sah er eine Bewegung.

      Hinter einem der Kräne stand jemand. Steve kniff die Augen zusammen und versuchte, Einzelheiten zu erkennen. Aber die Gestalt war auf diese Entfernung nicht zu identifizieren. Er musste näher heran. Eng an die Container gepresst, arbeitete er sich vorwärts.

      Als er das Ende der Containerreihe erreicht hatte, schlug dicht vor seinen Füßen eine Kugel ein und schrammte eine tiefe Furche in das Pflaster. Gleichzeitig hörte er das Krachen einer schweren Faustfeuerwaffe.

      Steve sprang ein paar Schritte zurück. Es hatte keinen Sinn. So kam er an seinen Gegner nicht heran. Der saß in guter Deckung und konnte ihn jederzeit auf Distanz halten. Außerdem waren sie zu zweit und konnten ihn in die Zange nehmen, wenn er nicht aufpasste.

      Steve sah sich um, plötzlich hatte er einen Einfall. Geduckt lief er wieder zurück, schlug einen weiten Bogen und näherte sich dann dem Lagerschuppen. Sein Ziel waren die schweren Trucks vor dem Schuppen.

      Vermutlich lauerten seine Gegner noch bei den Kränen, denn dort hatten sie freies Schussfeld nach allen Richtungen.

      Steve kletterte in einen der Trucks und schwang sich auf den hohen Fahrersitz. Schnell machte er sich mit der Apparatur vertraut. Danach schloss er die Zündung kurz. Mit einem dumpfen Röhren sprang der Motor an. Der Wagen zitterte vor geballter Kraft.

      Steve legte den ersten Gang ein und ließ den Lastzug anrollen. Er duckte sich hinter das Lenkrad, sodass er gerade noch den Weg erkennen konnte. Sein Ziel waren die Kräne.

      Das Geräusch des Motors übertönte die Revolverschüsse. Zwei Kugeln schlugen in kurzen Abständen gegen das Metall der Zugmaschine. Eine dritte ließ die Windschutzscheibe zersplittern und bohrte sich hinter ihm in die Rückwand der Fahrerkabine. Steve rutschte noch tiefer.

      Schließlich war er bei den Kränen. Er sah eine schlanke hochgewachsene Gestalt davonhuschen. Sein Gegner wusste, wann es Zeit war, den Rückzug anzutreten. Ein Profi.

      Steve trat auf die Bremse und stoppte den Truck. Der andere war jetzt zwischen den Containern verschwunden.

      Aber wo war Harvey Atkins?

      Steve richtete sich auf und blickte sich um. Die Hafenanlagen schienen völlig verlassen. Er schaltete den Motor ab und stieg aus, die Pistole in der Hand.

      Er blickte zu den Containerstapeln hinüber. Aber der schlanke Mann war verschwunden. Wenn er sich bereits abgesetzt hatte,


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