Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western. Alfred Bekker

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Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western - Alfred Bekker


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      „Gute Nachrichten?“, fragte Smith. Er neigte den Kopf und schnitt eine neugierige Miene. Natürlich hatte er das Telegramm gelesen und fragte sich nun, was einer wie Grainger mit einem banalen Spruch über das Wetter in Utah anfangen sollte.

      „Muss sich noch herausstellen.“ Grainger fuhr fort seinen Schimmel zu satteln.

      „Arbeiten Sie für die Army?“ Smith trat näher zu ihm und flüsterte. „In dem Telegrammtext steckt doch sicher ein Code oder irgend so etwas.“

      „Sind Sie immer so neugierig?“

      Smith lief rot an. Er war schmächtig und die Ärmelschoner und der Schirm vor der Stirn passten irgendwie zu ihm. Er stotterte eine Entschuldigung.

      „Sie kennen doch bestimmt jeden hier in der Gegend“, unterbrach ihn Grainger.

      „Natürlich!“

      „Kennen Sie ein Pawnee-Halbblut namens Mondblüte, das unter den Weißen den Namen Lorraine Jackson trägt?“

      „Sicher kenne ich die. Sie meinen Caleb Jacksons Tochter, nicht wahr?“

      „Richtig.“

      „Seltsamerweise hat den alten Caleb seit mehreren Wochen niemand mehr gesehen. Einfach verschwunden, der Alte, ziemlich merkwürdig. Normalerweise müsste er längst in Ogden sein und seine Felle verkaufen und sich für den Winter mit Munition und Vorräten eindecken. Aber dieses Jahr ist er noch nicht hier erschienen.“

      „Seine Tochter war heute Morgen in Ogden.“

      „Das wundert mich.“

      „Weshalb?“

      „Ich würde mich an ihrer Stelle im Moment nicht allein hier her trauen. Die Leute sind auf die Pawnees im Moment nicht gerade gut zu sprechen. Ist doch klar, oder?“

      12

      Grainger ritt nach Westen, Richtung Bear River City. Die Stadt lag bereits jenseits der Grenze zwischen dem Utah Territory und Wyoming. Von Nora hatte er sich nicht verabschiedet. Es gab Zeiten, da konnte er keine Tränen sehen.

      Er hielt sich parallel zur Trasse der Union Pacific, die von Omaha, Nebraska, bis zu dem westlich von Ogden gelegenen Städtchen Promontory verlief, wo sie sich mit der Central Pacific traf, die dann weiter bis nach Sacramento, Kalifornien, führte. Seit sich die beiden Schienenwege in Promontory getroffen hatten, galt diese als die Lebensader von fünf Staaten und Territorien.

      Gegen Mittag erreichte Grainger die Stelle, an der sich der letzte Überfall ereignet haben musste. Ein Trupp Eisenbahner war mit den Ausbesserungsarbeiten am zerstörten Schienenstrang beschäftigt. Die Gleise waren fast fertig.

      „Ab morgen werden hier wieder Züge zwischen Ogden und Bear River City verkehren!“, verkündete der Leiter der Gruppe im Brustton der Überzeugung. „Aber wenn Sie mich fragen, Mister – ich würde mit keinem dieser Züge fahren!“

      „Warum nicht?“, fragte Grainger.

      „Weil die Überfälle dann wieder beginnen werden! Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Der Mann schnitt eine grimmige Miene. „Und die mit den Banditen verbündeten Pawnees sind bereits so dreist, dass sie ihre Kundschafter bis hier her schicken!“

      „Das war kein Kundschafter, den du gesehen hast, Will!“, meldete sich einer der anderen Männer zu Wort.

      „Ich habe doch Augen im Kopf!“

      „Das war eine Frau! Eine Squaw!“, berichtete der Andere. „Keine Ahnung, was die hier wollte!“

      „Natürlich alles auskundschaften und sehen, ob der Zugverkehr schon wieder aufgenommen wurde! Was denn sonst?“ Der Bauleiter machte eine wegwerfende Handbewegung. „Eine Squaw erregt dabei doch viel weniger Misstrauen als ein Krieger!“

      Grainger verabschiedete sich und setzte seinen Weg Richtung Bear River City fort. Lorraine ‚Mondblüte’ Jackson hatte also denselben Weg genommen wie er. Gut möglich, dass sie eine Kundschafterin der Banditen war. Schließlich war sie zur Hälfte Pawnee und dieser Stamm hatte sich als getreuer Verbündeter der Bande erwiesen.

      Bald erreichte er die nördlichsten Ausläufer der mächtigen Uinta Mountains. Wolken verhüllten die fernen Schneegipfel, Wolken bedeckten auch den Himmel über Grainger. Bald setzte Regen ein.

      Dazu blies jener eiskalte Nordener genannte Nordwind. Er sorgte dafür, dass sich die Regentropfen innerhalb weniger Minuten in Graupel verwandelten. Nicht lange und eine dünne, weiße Schneeschicht bedeckte das Land.

      Die Dämmerung setzte früh ein. Grainger wurde auf einen Feuerschein in den Bergen aufmerksam. Er pirschte sich heran. Als ihn nur noch wenige hundert Schritte von dem Feuerschein trennten, stieg er aus dem Sattel. Er band sein Pferd an einer verkrüppelten, schneebedeckten Fichte fest und schlich sich lautlos an.

      Inzwischen war es schon ziemlich dunkel geworden. Grainger verbarg sich hinter ein paar Sträuchern. Im flackernden Schein der Flammen sah er die Gestalt von Mondblüte. Ihr Pferd stand unter einer Fichte. Im Unterholz entdeckte Grainger einen zusammengeschürtes Fellbündel.

      Bis auf eine Decke, die sie sich über Schultern und Rücken geworfen hatte, war Lorraine nackt. Sie wärmte ihren braunhäutigen Körper am Feuer. Ihre indianischen Lederkleider hatte sie zum Trocknen aufgehängt. Sie rieb die Hände über den Flammen. Das blauschwarze Haar trug sie zu Zöpfen geflochten.

      Grainger genoss den Anblick einige Augenblicke lang. Dann erhob er sich aus seiner Deckung. „Nicht erschrecken, ich tue Ihnen nichts, Lorraine.“

      Ein Ruck ging durch den Körper des Halbbluts. Mondblüte griff nach der Winchester, die sie bei ihrem Sattelzeug abgelegt hatte. „Nicht schießen!“, sagte Grainger und trat langsam ans Feuer. Die Hände hob er in Schulterhöhe. „Ich will nur ein paar Takte mit Ihnen sprechen.“

      „Wer bist du?“ Sie zielte auf seine Brust.

      „Mein Name ist Grainger. Und du bist Mondblüte, auch bekannt als Lorraine Jackson, die Tochter des Pelzhändlers.“

      „Warum bist du mir gefolgt?“

      „Ich habe dich in Ogden die Main Street entlang reiten sehen. Und zuvor warst du es, die mir folgte – im Gebiet der Pawnees, kurz nachdem deine Stammesbrüder das Aufgebot niedermetzelten, dem ich mich angeschlossen hatte.“

      Sie senkte die Waffe um ein paar Zoll. „Deinen Namen kannte ich nicht. Aber ich weiß immerhin, dass du keiner der Eisenbahnräuber bist.“

      „Du hast das Gemetzel beobachtet?“

      „Ich war in der Nähe. Du und deine Leute, ihr habt euch so auffällig verhalten, dass ihr eine leichte Beute für die Pawnees ward.“ Mit dem Gewehrlauf deutete sie auf einen Platz neben dem Feuer.

      „Du sprichst von den Pawnees, als würdest du nicht dazugehören.“ Grainger ließ die Hände sinken, trat näher setzte sich ans Feuer.

      „Das tue ich im Grunde auch nicht. Meine Mutter war eine Pawnee und heiratete einen Weißen. Das hat ihr der Stamm nie verziehen. Deshalb bin auch ich eine Ausgestoßene.“

      „Was hast du dann da draußen in einem Gebiet gemacht,


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