Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western. Alfred Bekker

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Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western - Alfred Bekker


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er von seinen Leuten als Verräter angesehen. Ich habe ihn ein paar Tage bei mir einquartiert.“

      „Wo finde ich ihn jetzt?“

      Sie lächelte. „Alle der Reihe nach, Grainger! Warum, so ungeduldig? Wir haben doch Zeit oder?“

      „Wie man’s nimmt.“

      „Dieser Garrett kennt den Anführer der Bande. Er soll Barrymore heißen und während des Bürgerkriegs für die Jayhawkers in Missouri geritten sein.“

      Beide Bürgerkriegsparteien hatten damals mit Guerilla-Banden den Nachschub der anderen Seite gestört. Besonders Staaten, die in der Sklavenfrage innerlich zerrissen gewesen waren wie Missouri und Kansas, hatten darunter zu leiden gehabt. Der berüchtigte William Quantrill hatte zusammen mit den James-Brüdern für den Süden geplündert – die ‚Jayhawkers’ hatten dasselbe im Dienst der Union getan.

      „Nach dem Krieg hat es eine Amnestie für beide Seiten gegeben“, stellte Grainger fest.

      „Ja – aber viele dieser Banditen haben einfach nicht mehr in ein normales Leben zurückgefunden und das getan, wofür man sie jahrelang bezahlt und ausgerüstet hatte!“

      „Dieser Barrymore scheint sich nur ein anders Jagdrevier gesucht zu haben.“

      „Seit ich das weiß, halte ich die Augen offen - nach Männern aus Missouri oder Kansas, die sich hier herumtreiben.“

      Grainger grinste. „Das sieht man keinem an der Nasenspitze an!“

      Sie näherte sich ihm wieder und berührte ihn an der Schulter. „Aber ich habe eine äußerst raffinierte Befragungstechnik, wie ich dir versichern kann, Grainger.“

      „Das glaube ich dir sofort.“

      Sie nestelte an seinem Hemd herum, begann es aufzuknöpfen. Er nahm ihre Hand mit festem Griff. „Erst will ich noch wissen, wo ich diesen Garrett finde!“, verlangte er.

      Sie atmete tief durch. „Am Ende der Main Street auf der linken Seite steht ein blau gestrichenes Holzhaus. Das gehört Lizzy, einer guten Bekannten. Dort habe ich ihn untergebracht.“

      Grainger nahm seinen Hut wieder vom Haken und knöpfte sich das Hemd zu. „Dann werde ich ihm jetzt erst einen Besuch abstatten.“

      „Nein, Grainger, nicht jetzt! Das kann warten!“

      „Dieser Garrett ist doch über alle Berge, bis wir beide miteinander fertig sind!“

      „Keine Sorge, Grainger! Garrett weiß ganz genau, dass er sich nirgends sehen lassen darf, weil die Eisenbahnräuber vermutlich überall ihre Spione haben!“

      „Umso mehr muss ich mich beeilen. Sorry, Lady!“

      Sie drängte sich gegen ihn. Er schob sie zur Seite. Dabei sorgte sie dafür, dass ihr Busen an seinen Händen vorbeistrich. „Du würdest Garrett jetzt nur verraten!“ Sie sprach beschwörend. „Geh nach Einbruch der Dunkelheit zu ihm! Bitte!“

      Grainger atmete tief durch. Er musterte Rossita eingehend. Die Versuchung war groß. „Und wer garantiert mir, dass Garrett nachher noch in der Stadt ist?“

      „Ich garantiere dir das, Grainger!“, sagte sie ernsthaft. „Er wartet darauf, dass die Gleisreparaturen beendet sind und der nächste Zug von Green River Richtung Ogden und Promontory fährt. Garrett will dann weiter nach Sacramento und in Kalifornien ein neues Leben beginnen. Er weiß ganz genau, dass ihn das Gesetz hier nicht vor der Rache seiner ehemaligen Komplizen schützen kann. Zumal er selbst an einigen Überfällen beteiligt war und sich ans Messer liefern würde, wenn er sich einem Marshal offenbarte!“

      Sie nestelte wieder an Graingers Hemdknöpfen herum und diesmal ließ er es geschehen. „Wann fährt der nächste Zug?“, fragte er.

      „Nicht vor morgen Mittag. Das ist sicher.“

      „Okay...“ Sie streifte ihm erst die Lammfelljacke von den breiten Schultern, dann das Hemd. Als sie ihn endlich von seinen Hosen befreite, hatte er sie schon auf das Bett gedrängt und lag auf ihr. Er küsste und streichelte sie, als hätte er wochenlang keine Frau mehr in den Armen gehabt.

      15

      Es war bereits dunkel geworden, als Grainger Rossitas Zimmer verließ. „Wenn du eine Bleibe für die Nacht brauchst, komm wieder!“, hauchte sie ihm hinterher.

      Grainger verließ den Saloon und ritt zum Ende der Main Street, wo das blau gestrichene Haus jener Lizzy stehen sollte. Der Nordener trieb ihm feinen Schnee ins Gesicht. Die klirrende Kälte drang durch seine Kleidung.

      Bald fand er das Haus. Grainger stieg vom Schimmel und machte das Tier am Hitchrack fest. Der Schnee fiel dichter. Der Mann von der U.S. Government Squad griff zur Seite und sorgte dafür, dass der Coltgriff unter der Lammfelljacke hervorschaute. Sicher war sicher. Dann ging er zur Tür, klopfte. „Miss Lizzy?“ Keine Reaktion zunächst. Er klopfte noch einmal. „Rossita schickt mich!“

      Endlich wurde ein Riegel zur Seite gehoben. Eine hübsche junge Frau öffnete. Ihr Haar war dicht, braun und leicht gewellt. Sie trug es kunstvoll hochgesteckt. Ihrer Augen waren sehr dunkel, fast schwarz. „Wer sind Sie, und was wollen Sie?“ Misstrauisch beäugte sie ihn.

      „Ich will zu Mister Garrett. Vielleicht kann ich ihm helfen – und er mir umgekehrt möglicherweise auch.“ Sie zögerte. Ihr Blick glitt zur Seite, so als wäre noch jemand im Raum.

      „Gut. Kommen sie herein“, forderte sie Grainger auf.

      Grainger trat ein, Lizzy schloss die Tür hinter ihm. Innen herrschte Halbdunkel. Nur eine einzelne Kerze brannte auf dem Tisch. Ihr flackernder Schein fiel auf das Gesicht eines Mannes mit langen, blonden Harren und einem dichten, graudurchwirkten Vollbart.

      Das konnte nur Garrett sein.

      Er hielt eine Winchester in den Händen. „Verdammt!“ Mit einer schnellen Bewegung lud er die Waffe durch. „Rossita hat versprochen, dieses Versteck niemandem zu verraten!“ Garrett bleckte die Zähne wie ein Raubtier. Die Augen wirkten nervös. Er sprang auf, ging zum Fenster, spähte in die Nacht. Der Blick hinaus schien ihn etwas zu beruhigen.

      „Rossitas hätte das nicht getan, wenn sie mich nicht für vertrauenswürdig halten würde“, sagte Grainger. „Ich bin hier, um die Leute zur Strecke zu bringen, die hinter Ihnen her sind. Also sollten Sie mir alles sagen, was Sie wissen, bevor Sie mit dem Zug Richtung Kalifornien auf Nimmerwiedersehen verschwinden.“

      Ein Ruck ging durch Garretts Körper. Er stierte Grainger an, als ob der Leibhaftige vor ihm stünde. „Das hat Ihnen Rossita also auch gesagt!“

      „Erzählen Sie mir, was Sie über den Boss der Bande und das Versteck dieser Männer sagen können, Garrett!“

      „Sind Sie ein Gesetzeshüter?“ Grainger Die Winchester seines Gegenübers hob sich etwas. Garrett zielte auf Graingers Kopf.

      „Immer schön ruhig bleiben, Garrett. Ich bin kein Marshal oder so etwas.“

      „Dann arbeiten Sie für die Eisenbahngesellschaft!“

      „Kann Ihnen doch gleichgültig sein, oder? Sagen Sie mir, was Sie wissen. Und ich kann vielleicht etwas dazu beitragen, dass diese Bluthunde Ihre Spur nicht so schnell aufnehmen


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