Dickens' Geschichten über Kinder, für Kinder erzählt. Charles Dickens

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Dickens' Geschichten über Kinder, für Kinder erzählt - Charles Dickens


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sicher, Sir, ob dieses Pony morgen frei sein wird, aber selbst, wenn Sie morgen darauf warten müssten, könnte es sich für Sie lohnen. Was die Bezahlung für Ihre Unterkunft hier angeht, Sir: sollte es gerade etwas knapp bei Ihnen sein, wäre das kein Problem, denn ich bin Teilhaber dieses Gasthauses, und ich könnte den Betrag anschreiben lassen."

      "Boots erzählte mir, dass die beiden erneut in die Hände klatschten, vor Freude auf und ab hüpften, ihn 'Guter Cobbs!' und 'Lieber Cobbs!' nannten und sich in der Wonne ihrer vertrauensvollen Herzen küssten, während er, der sie gerade getäuscht hatte, sich als der gemeinste Schurke fühlte, der je geboren wurde.

      " 'Gibt es irgendetwas, das ich Ihnen bringen lassen kann, Sir?', sagte Cobbs, der sich über alle Maßen schämte.

      " 'Wir hätten gerne Kuchen nach dem Essen', antwortete Master Harry, verschränkte die Arme, streckte ein Bein aus und schaute ihn geradewegs an. 'Dazu zwei Äpfel – und Marmelade. Zum Essen selbst hätten wir gerne Toast und Wasser. Norah trinkt als Dessert immer ein halbes Glas Johannisbeersaft, und ich auch.'

      " 'Ich werde ihn an der Bar für Sie bestellen, Sir', sagte Cobbs und verschwand.

      "Die Art und Weise, wie die Frauen des Hauses – ganz ohne Ausnahme – jede einzelne – egal ob verheiratet oder ledig, sich um den Jungen kümmerten, als sie die Geschichte hörten, überraschte Boots. Er konnte sie gerade noch davon abhalten, in den Raum zu stürmen und ihn zu küssen. Unter Lebensgefahr kletterten sie an allen möglichen Stellen hinauf, um ihn durch eine Fensterscheibe zu betrachten. Am Schlüsselloch standen sie zu siebt. Sie waren total versessen auf ihn und seinen Wagemut.

      "Am Abend ging Boots erneut in den Raum, um nachzusehen, wie es dem geflohenen Paar ging. Der Herr saß auf der Fensterbank und hielt die Dame in seinen Armen. Sie hatte Tränen im Gesicht und lag, offensichtlich sehr müde und schon fast schlafend, mit dem Kopf an seiner Schulter.

      " 'Mrs. Harry Walmers, Jr., müde, Sir?' fragte Cobbs.

      " 'Ja, sie ist müde, Cobbs; sie ist es nicht gewohnt, von zu Hause weg zu sein, und sie ist wieder sehr traurig. Cobbs, könnten Sie ihr einen Biffin bringen, bitte?''

      " 'Ich bitte um Verzeihung, Sir', sagte Cobbs. 'Was soll ich – ?

      "'Ich glaube, ein Norfolk-Biffin [A] würde ihre Lebensgeister wecken, Cobbs. Sie mag sie sehr.'

      "Boots machte sich auf die Suche nach dem benötigten Stärkungsmittel, und nachdem er es gefunden und hereingebracht hatte, reichte es der Herr der Dame, fütterte sie mit einem Löffel und aß selbst ein wenig davon. Die Dame war sehr schläfrig und ziemlich unleidig. 'Was würden Sie, Sir', fragte Cobbs, 'von einem Nickerchen halten?' Der Gentleman stimmte ihm zu; das Zimmermädchen ging als erstes die große Treppe hinauf, dann folgte die Dame in ihrem himmelblauen Mantel, galant geführt von dem Gentleman; dieser küsste sie an der Tür und zog sich dann in sein eigenes Zimmer zurück, wo Boots ihn sachte einschloss.

      "Boots fühlte sich erneut als der gemeinste Betrüger, als sie ihn beim Frühstück (sie hatten über Nacht gezuckerte Milch, Toast und Johannisbeergelee bestellt) nach dem Pony fragten. Er gestand mir, dass er es fast nicht übers Herz gebracht hatte, den beiden jungen Dingern ins Gesicht zu sehen und daran denken zu müssen, wie verschlagen er geworden war. Wie dem auch sei, er log weiter wie ein Trojaner über das Pony. Er erzählte ihnen, dass es erst halb beschlagen sei und dass man es in diesem Zustand nicht rauslassen könnte, aus Angst, dass es sich verletzen würde. Aber im Laufe des Tages sei man damit fertig, und morgen früh um acht Uhr würde auch der Phaeton fertig sein. Als er in meinem Zimmer auf diese Situation zurückblickte, war Boots' Eindruck, dass Mrs. Harry Walmers, Jr. langsam der Mut verließ. Sie hatte vor dem Zubettgehen ihr Haar nicht gebürstet, und schien dazu auch morgens nicht in der Lage gewesen zu sein, sodass es ihr ins Gesicht hing. Aber Master Harrys Mut war ungebrochen. Er saß hinter seiner Frühstückstasse und stopfte Marmelade in sich rein, als wäre er sein eigener Vater.

      "Boots vermutete, dass die beiden vor dem Frühstück Soldaten gezeichnet haben – zumindest weiß er, dass viele davon beim Kamin gefunden wurden, alle beritten. Im Laufe des Vormittags läutete Master Harry die Glocke – es war wirklich überraschend, wie sich dieser Junge hielt und munter sagte: 'Cobbs, gibt es in der Nähe gute Spazierwege?'

      " 'Ja, Sir', antwortete Cobbs. 'Da gibt es zum Beispiel Love Lane.'

      " 'Raus mit Ihnen, Cobbs!', polterte der Junge, 'Sie nehmen mich auf den Arm.'

      " 'Entschuldigen Sie bitte, Sir', sagte Cobbs, 'er heißt wirklich Love Lane und ist ein sehr angenehmer Spazierweg; ich wäre stolz, ihn Ihnen und Mrs. Harry Walmers, Jr. zu zeigen."

      " 'Norah, Liebes', sagte Master Harry, 'das ist sonderbar. Wir sollten Love Lane wirklich besuchen. Setz deine Haube auf, mein süßer Liebling, und lass uns mit Cobbs dorthin fahren."

      "Boots überlässt es mir, zu beurteilen, für was für ein Scheusal er sich hielt, als das junge Paar ihm beim gemeinsamen Spaziergang mitteilte, dass es sich entschlossen hatte, ihm als Obergärtner zweitausend Guineen pro Jahr zu bezahlen, weil er ihnen so ein treuer Freund sei. Boots wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass sich die Erde öffnete und ihn verschluckte; er fühlte sich so gemein, als ihre strahlenden Augen ihn ansahen und ihm glaubten. Nun, Sir, er lenkte so gut es ging vom Thema ab und führte sie die Love Lane hinunter zu den Auen am Wasser, wo Master Harry bei dem Versuch, ihr eine Seerose zu pflücken, fast ertrunken wäre – aber diesen Jungen erschreckte nicht das Geringste. Nun, Sir, sie waren erschöpft. Da alles so neu und fremd für sie war, waren sie unendlich müde und legten sich , wie die Kinder des Waldes, oder sagen wir der Auen, in eine große Ansammlung von Gänseblümchen und schliefen ein.

      "Nun, Sir, irgendwann sind sie aufgewacht, und da wurde Boots eine Sache ziemlich klar, nämlich, dass sich Mrs. Harry Walmers' Gemüt gerade veränderte. Als Master Harry seinen Arm um ihre Taille legte, sagte sie, er habe sie 'so aufgezogen', und als er sagte: 'Norah, mein junger Maienmond, dein Harry zieht dich auf?', antwortete sie: 'Ja, und ich will nach Hause!'

      "Wie auch immer, Master Harry blieb standhaft, und sein edles Herz war so glücklich wie eh und je. Als der Abend dämmerte wurde Mrs. Walmers sehr schläfrig und begann zu weinen. Deshalb ging sie, wie am Vortag, zu Bett; und Master Harry tat es ihr gleich.

      "Gegen elf oder zwölf Uhr nachts kam der Wirt in einer Kutsche zurück, neben ihm Mr. Walmers und eine ältere Dame. Mr. Walmers schaute gleichzeitig amüsiert und ernst drein und sagte zu unserer Wirtin: 'Wir sind Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Ma'am, für Ihre freundliche Fürsorge unseren kleinen Kindern gegenüber, die wir nie ausreichend würdigen können. Bitte, Ma'am, wo ist mein Junge?' Und die Wirtin sagte: 'Cobbs hat auf die lieben Kinder aufgepasst, Sir. Cobbs, zeig dich mal!' Dann sagte er zu Cobbs: 'Ah, Cobbs! Ich freue mich, Sie zu sehen. Ich habe schon gehört, dass Sie hier sind!' Und Cobbs sagte: 'Ja, Sir. Ihr gehorsamer Diener, Sir.'

      "Es mag euch vielleicht überraschen, das von Boots zu hören, aber er versicherte mir, dass sein Herz wie ein Hammer schlug, als er die Treppe hinaufging. 'Ich bitte um Verzeihung, Sir', sagte er, während er die Tür aufschloss, 'ich hoffe, Sie sind Master Harry nicht böse, denn er ist ein guter Junge, Sir, und wird Ihnen zu Ruhm und Ehre gereichen.' Boots gab mir zu verstehen, dass er sich in diesem Moment und in Anbetracht seines wagemutigen Geisteszustands mit dem Vater des feinen Jungen angelegt hätte, wenn ihm dieser widersprochen hätte; und natürlich hätte er auch die Konsequenzen getragen.

      "Aber Mr. Walmers sagte nur: 'Nein, Cobbs. Nein, mein guter Freund. Danke!' Und als die Tür offen war, ging er hinein.

      "Boots folgte ihm, hielt das Licht, und sah, wie Mr. Walmers zum Bett ging, sich vorsichtig nach unten beugte und das kleine, schlafende Gesicht küsste. Dann stand er eine Minute lang da, betrachtete es und rüttelte schließlich sanft an der kleinen Schulter.

      " 'Harry, mein lieber Junge! Harry!'

      "Master Harry schrak auf und schaute ihn an. Dann schaute er Cobbs an. Dieser Winzling hatte so viel Ehre im Leib, dass er Cobbs anschaute, um herauszufinden, ob er ihn etwa in Schwierigkeiten gebracht hatte.

      " 'Ich bin nicht böse, mein Kind. Ich will nur,


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