Black*Out. Andreas Eschbach

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Black*Out - Andreas Eschbach


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Fingerabdruckscanner!

      Er sah die Frau hinter der Kasse an, die ihn mit gefurchter Stirn musterte. »Ist der angeschlossen?«, rief er.

      Sie schien nicht zu verstehen, was er meinte. »Angeschlossen?«

      Er hob das Kästchen hoch. Die Signallampe leuchtete immer noch rot, was alles Mögliche bedeuten konnte. »Das hier. Ist das angeschlossen?«

      »Chris!«, sagte Serenity. »Mach keinen Stress.«

      Die Frau machte eine wegwerfende Handbewegung. »Hier hat noch nie jemand mit Fingerabdruck bezahlt. Das Ding ist bloß da, weil’s Vorschrift ist.«

      Christopher spürte auf einmal einen dicken Kloß in seinem Magen. Seine Gedanken rasten, seine Hände folgten dem Anschlusskabel. Vielleicht war es nicht eingesteckt. Vielleicht hieß das rote Licht, dass es keine Verbindung ins Netz fand…

      In diesem Moment wurde das Signallicht grün, der Betrag, den die Kasse anzeigte, sprang auf $ 0,00, und darunter erschien die Anzeige »Bezahlt«.

      »Raus hier!«, schrie Chris und packte Serenity am Arm. »Weg!«

      2

      Kyle tankte noch. Der Zapfhahn steck chlich mit einem nassen Lappen über die staubigen Scheiben.

      »Sag mal, bist du völlig übergeschnappt?«, schrie Serenity Chris an. Er zerrte sie über die Tankstelle. »Wir haben noch nicht einmal die Sachen mitgenommen!« Sie versuchte, sich loszureißen, aber er hielt sie eisern fest.

      Kyle stutzte, als er sie kommen sah, warf den Lappen zurück in den grauen Plastikeimer und wartete dann, die Hände in die Hüften gestemmt, bis sie da waren.

      »Wir müssen los!«, erklärte Christopher. »So schnell wie möglich. Da drin war ein Fingerabdruckscanner, den ich nicht gesehen habe; der hat mich erkannt!«

      »So«, sagte Kyle gedehnt. »Hat er das?«

      Christopher nickte, ließ Serenity los. »Sie haben mich. Tut mir leid. Am besten, wir fahren erst mal in eine andere Richtung und versuchen, sie abzuhängen.«

      »Hier gibt’s keine andere Richtung«, sagte Kyle.

      Christopher stutzte, sah sich um. Kyle hatte recht. Es gab nur diese eine Straße, die vom einen Horizont zum anderen führte.

      Der Tank war voll, die Pumpe stoppte mit einem fetten Klacken.

      »Dann müssen wir zurück«, sagte Christopher. »Auf jeden Fall dürfen wir nicht weiter in Richtung eurer Siedlung fahren.«

      »Jetzt zerbrich dir mal nicht meinen Kopf, okay?«, sagte Kyle. Er setzte sich in Bewegung, hängte den Tankstutzen zurück, schloss den Tankdeckel und ging dann zahlen, mit langsamen, wiegenden Schritten, wie um ihnen zu zeigen, dass er alle Zeit der Welt hatte.

      »Du spinnst«, erklärte Serenity wütend und rieb sich die Stelle am Arm, an der er sie gepackt hatte. »Du hast echt einen an der Waffel, wenn du’s genau wissen willst.«

      Christopher wies auf den Drugstore, in dem Kyle gerade an der Kasse stand und mit der Frau ein Schwätzchen hielt. »Das Ding hat meinen Fingerabdruck erkannt! Es hat sogar diese lausigen Sandwiches damit bezahlt!«

      »Aha. Und von welchem Konto bitte schön?«

      Christopher sah sie an und hatte das Gefühl, dass seine Augen Funken sprühten. »Willst du einen Vortrag über die weltweite Vernetzung der verschiedenen Bezahlsysteme hören?«

      Serenity funkelte zurück. »Nein, danke, Mister Superhacker.«

      Kyle kam aus dem Laden. Er hatte ihre Sandwiches und Limoflaschen dabei und bewegte sich immer noch betont gemütlich. »Du kommst mir ein bisschen nervös vor, Chris«, sagte er grinsend und legte die Tüte mit den Einkäufen auf den Beifahrersitz.

      »Bin ich nicht«, erwiderte Christopher. »Ich bin extrem nervös.«

      »Dann eben extrem nervös«, meinte Kyle und verdrehte die Augen. »Also, los. Steigt ein, wir fahren.«

      Das ließ sich Christopher nicht zweimal sagen. Serenity wollte eine Diskussion mit ihrem Bruder anfangen, ob sie nicht vorne sitzen könnte, was dieser strikt abbügelte; also stieg sie wieder hinten ein, blieb aber betont auf Abstand zu Christopher.

      Kyle ließ den Wagen an, bog auf die Straße hinaus – und fuhr in ihrer ursprünglichen Richtung weiter.

      Sofort hatte er Christopher im Nacken. »Was machst du da?«

      »Na, wie sieht das denn aus, was ich mache?«

      »Du glaubst mir nicht, oder? Dass sie uns jetzt verfolgen?«

      Kyle seufzte abgrundtief. »Also, Kleiner, pass auf: Erst mal – ›die‹. Wer soll das sein? Hier lebt im Umkreis von fünfzig Meilen keine Menschenseele. Selbst wenn irgendjemandem irgendwo auffallen sollte, dass dein Fingerabdruck hier registriert worden ist, dann ist der frühestens morgen hier. Und weiter als bis zu der Tankstelle kommt er auch nicht. Soweit ich nämlich gesehen habe, hast du den Fingerabdruckscanner dortgelassen, oder?«

      »Ja, aber –«

      »Aber«, unterbrach ihn Kyle unnachgiebig, »in Wirklichkeit denke ich, dass du die amerikanische Polizei maßlos überschätzt. Glaub mir, ich kenn die Burschen besser als du.«

      Christopher ließ sich zurück auf den Sitz sinken. »Ich rede doch nicht von der Polizei.«

      Niemand ging darauf ein. Serenity angelte ihre Cola vom Beifahrersitz, öffnete sie zischend, trank einen tiefen Schluck und hielt sie ihm dann nach kurzem Zögern hin.

      Christopher schüttelte automatisch den Kopf.

      Was hatte Kyle noch über die Besiedelungsdichte dieses Teils von Nevada gesagt? Es stimmte, es gab nur diese eine Straße, und die nächste Stadt lag wenigstens zwei Stunden Fahrt entfernt. Die nächste richtige Stadt eine Tagesreise.

      Er sank in sich zusammen. Er hatte sich alles so sorgfältig zurechtgelegt, und am Anfang schien es auch nach Plan zu laufen, aber jetzt gerade kam ihm das ganze Unternehmen völlig aussichtslos vor, ja, geradezu lächerlich angesichts der Übermacht, gegen die er antrat. Selbst wenn der Fehler, der ihm an der Tankstelle passiert war, ohne Folgen blieb und sie noch einmal davonkamen, war es doch nur eine Frage der Zeit, bis…

      Ein dumpfes, wummerndes Geräusch, das ganz allmählich immer lauter wurde, ließ Christopher aufschrecken.

      »Kyle!«, rief Serenity. »Ich glaube, der Motor spinnt wieder.«

      »Das ist nicht der Motor«, rief Kyle zurück. »Das kommt von woanders. Von draußen.«

      Christopher hatte sich schon umgedreht und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Da, noch ganz weit weg, am Horizont: dunkle Punkte, zwei, drei, vier. Dunkle Punkte am Himmel, die rasch näher kamen und die die Quelle des Geräuschs waren.

      »Hubschrauber«, sagte er.

      3

      Jeden Tag in den letzten Wochen hatte er mit einem Moment wie diesem gerechnet, hatte sich davor gefürchtet, hatte alles getan, um ihn zu vermeiden. Er hatte erwartet, dass ihn die Angst in dem Augenblick, in dem es geschah, überwältigen würde, aber zu seiner Verblüffung war genau das Gegenteil der Fall: Auf einmal, endlich, erfüllte ihn eine geradezu unwirkliche Ruhe. Als hätte es keinen Zweck mehr, noch länger Angst zu haben.

      Und außerdem hatte er recht behalten! Auf eine seltsame Weise beruhigte ihn das, trotz der Gefahr, die auf sie zukam. Weil es hieß, dass er doch noch verstand, wie das alles funktionierte. Dass er besser wusste als die anderen, was sich hinter den Kulissen abspielte.

      »Chris?«, rief Kyle nach hinten. »Ich weiß, was du jetzt denkst. Du denkst, die kommen wegen dir, hab ich recht?«

      »Klar«, sagte Christopher.

      »Yeah!« Kyle versetzte seinem Lenkrad einen Schlag. »Die Luftwaffe der Vereinigten Staaten von Amerika zieht in den Krieg gegen Christopher Kidd, den Milliardenhacker. Das hätte ich


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