Black*Out. Andreas Eschbach

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Black*Out - Andreas Eschbach


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Berge, eher Hügel. »Falls du hier irgendwo eine Stelle kennen solltest, wo man sich verstecken kann, eine Höhle oder so was…«

      »Spinn dich aus, Mann. Bei Reno ist ein Stützpunkt der Nationalgarde; die machen hier regelmäßig ihre Übungen. Das ist ganz normal.«

      »Über der einzigen Straße weit und breit?«, fragte Christopher zurück. »Ist das auch ganz normal?«

      Darauf sagte Kyle nichts, sondern verdrehte den Kopf, um die Hubschrauber im Rückspiegel sehen zu können. Zum ersten Mal wirkte er irritiert.

      Das Dröhnen wurde immer lauter. Die schwarzen, unheimlichen Flugmaschinen kamen schnell näher.

      »Kyle!«, rief Serenity angstvoll. »Ich glaub nicht, dass das eine Übung ist.«

      Sie waren gerade an einer Stelle, an der eine – kaum erkennbare – Schotterpiste quer zur asphaltierten Straße in das hügelige Wüstenland abging. Kyle riss das Steuer herum und gab Gas, jagte den Wagen mit voller Kraft über Geröll und Schlaglöcher quer zu ihrer bisherigen Richtung davon, auf die Hügel zu.

      Keine Sekunde zu früh. Auf der Straße, an der Stelle, an der sie im nächsten Moment gewesen wären, spritzte Asphalt auf, und einen Sekundenbruchteil später hörten sie die Schüsse.

      4

      Die Hubschrauber donnerten hinter ihnen vorbei, große schwarze Maschinen, die aussahen wie riesige Insekten aus Stahl, wie Dinge aus einem schrecklichen Albtraum. Alles erzitterte von dem Lärm ihrer Triebwerke und Rotoren, dann waren sie vorüber und ließen nur eine Wolke aus Staub zurück, die das Auto einhüllte und ihnen gnädig die Sicht nahm.

      »Fuck!«, stieß Kyle hervor, das wild bockende Lenkrad umklammernd. »Was zum Teufel war denn das?«

      »Kyle!« Serenitys Stimme klang ungewohnt hell und hoch. »Tu doch was!«

      »Ah, ja, und was?« Ihr Bruder betrachtete Christopher im Rückspiegel. »Wenn ich geahnt hätte, was für einen gefährlichen Passagier ich da befördere…«

      »Ich hab’s euch die ganze Zeit gesagt«, erwiderte Christopher.

      Wobei das jetzt auch keine Rolle mehr spielte. Er sah hektisch umher, suchte die Einöde ringsum ab, all das Geröll und Gestein und das karge, vertrocknete Gestrüpp hier und da, und das, so weit das Auge reichte. Doch es gab kein Entkommen. Nicht einmal eine Höhle würde ihnen jetzt noch Schutz bieten. Nun, da die Hubschrauber wussten, wo sie waren, würden sie darin nur zum Ziel von Raketen werden.

      Die Maschinen flogen eine weite Kurve, formierten sich zum nächsten Angriff.

      »Das gibt’s doch gar nicht«, stieß Kyle zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.

      Und schon waren die Hubschrauber wieder hinter ihnen.

      Wieder war dieses eklige Gewehrfeuer zu hören, dieses maschinenhafte Klack-Klack-Klack. Auf der Piste verfolgten sie Linien kleiner Explosionen, schneller als sie.

      »Kyle!«, schrie Serenity.

      Kyle riss das Steuer herum, doch diesmal konnte er nicht verhindern, dass sie getroffen wurden: Das Auto erzitterte unter mehreren Einschlägen, die eine Reihe grauer Krater hinterließen, die schräg über dem Kofferraum liefen.

      Dann donnerten die Hubschrauber direkt über sie hinweg, so dicht und laut, dass man das Gefühl hatte, der Lärm zerbrösele einem die Zähne im Schädel.

      »Verfluchte Scheiße!«, schrie Kyle. Jetzt hörte man, dass auch er Angst hatte. »Die wollen uns umbringen, verdammt noch mal!«

      Christopher ließ sich tiefer in den Sitz sinken.

      »Nein«, sagte er. »Mich. Nur mich.« Er hatte nicht den Eindruck, dass die beiden ihn hörten. Kyle fluchte noch immer vor sich hin, und seine Schwester wimmerte leise. Sie schienen beide völlig vergessen zu haben, dass er überhaupt da war.

      Christopher hatte auch Angst. Er wusste nur nicht, wovor er mehr Angst hatte: Davor, dass die Hubschrauber erreichten, was sie sich unmissverständlich vorgenommen hatten, oder vor dem, was er dagegen tun konnte. Vor dem, was immer unausweichlicher wurde.

      Die vier Maschinen flogen wieder einen großen Kreis, setzten sich erneut auf ihre Fährte für die nächste Runde dieses Katz-und-Maus-Spiels.

      Kyle stieg auf die Bremse, riss das Steuer herum, wendete den Wagen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Es hat keinen Zweck, denen davonfahren zu wollen«, rief er. »Die sind ja doch schneller. Vielleicht bringt es sie aus dem Konzept, wenn ich ihnen entgegenfahre.«

      Damit gab er Gas, und der Wagen schoss ungestüm schaukelnd über die Piste, über Schlaglöcher und Felsbrocken, direkt auf die anfliegenden Hubschrauber zu.

      Wieder Schüsse. Diesmal konnten sie das Mündungsfeuer sehen.

      Wieder zwei Linien einschlagender Kugeln, die rasch näher kamen wie aufgereihte, winzige Vulkane, die einer nach dem anderen ausbrachen, Steinchen und Staub nach allen Richtungen spritzend…

      Kyle riss das Steuer herum, im letzten Moment und wieder einen Augenblick zu spät: Ein paar Kugeln trafen mit einem ausgesprochen hässlichen Geräusch die Motorhaube, ließen den Wagen erbeben.

      Und erneut brausten die Fluggeräte über sie hinweg, noch tiefer und lauter als das letzte Mal.

      Schaukelnd kam der Wagen zum Stehen. Christopher begriff, dass die plötzliche Stille nicht bedeutete, dass er von dem Lärm taub geworden war: Der Motor lief nicht mehr.

      »Das darf jetzt nicht wahr sein«, hörte er Kyle murmeln, der die Hand am Zündschlüssel hatte, den Anlasser betätigte, wieder und wieder und ohne dass der Motor auch nur den kleinsten Mucks tat. »Das darf jetzt einfach nicht wahr sein…«

      Die Hubschrauber trennten sich, flogen jeder für sich große Kreise. Es sah aus, als beabsichtigten sie, das Auto nun aus allen vier Himmelsrichtungen in die Zange zu nehmen.

      »Komm schon«, beschwor Kyle den Motor, doch man hörte nur, wie sich der Anlasser drehte und drehte, ein jammerndes, aussichtslos klingendes Geräusch.

      Christopher nahm seine Armbanduhr ab, beugte sich zu Serenity hinüber und hielt sie ihr hin. »Ich will etwas versuchen«, sagte er. »Ich muss dazu die Augen zumachen, und du musst …«

      »Was?«, versetzte sie, als habe er sie aus einem seltsamen Traum aufgeschreckt. Sie bebte am ganzen Leib und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. »Was hast du vor?«

      »Ich hab keine Zeit, dir das zu erklären«, sagte Christopher und drückte ihr seine Uhr in die Hand. »Schau auf den Sekundenzeiger, und weck mich in genau dreißig Sekunden wieder. Egal, was geschieht: Dreißig Sekunden! Keinen Augenblick später. Hast du das verstanden?«

      Die Hubschrauber gingen auf Angriffskurs.

      »Dreißig Sekunden«, wiederholte Serenity mit hohler Stimme.

      »Genau«, sagte Christopher, ließ sich zurücksinken und schloss die Augen.

      5

      Es wurde dunkel und doch nicht dunkel. Licht, das kein Licht war, durchwogte die Dunkelheit, die keine Dunkelheit war. Blitze aus Informationen zuckten aus dem Irgendwo ins Anderswo, Wetterleuchten aus Daten erhellte den Raum jenseits aller Sinne.

      Das Feld war da, genau, wie er es erwartet hatte. Er hatte nur nicht erwartet, dass es so stark sein würde. Es wuchs noch schneller, als er gedacht hatte.

      Das Feld war da, und es bemerkte ihn. Er spürte Erschrecken, das sich ausbreitete wie eine Welle, bemerkte Identifikation – und kaum war er identifiziert, begann die Jagd.

      Imaginäre Mauern wuchsen, um ihn zu umschließen; virtuelle Fallen stellten sich ihm in den virtuellen Weg; Abwehreinheiten kamen von allen Seiten wie Immunzellen eines Körpers, um sich auf ihn zu stürzen und ihn als feindlich zu vernichten.

      Doch er bewegte sich so schnell wie ein Gedanke, übersprang die Mauern, wich den Fallen aus, entschlüpfte der Abwehr, umging alle Hindernisse, glitt


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