Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans Kneifel
Читать онлайн книгу.Goman-Largo, der Modulmann, und Neithadl-Off, die Parazeit-Historikerin. Hauptthema des Bandes ist ihr Eingreifen auf dem Seuchenherd Cirgro ...
SEUCHENHERD CIRGRO – das ist auch der Titel des von H. G. Ewers geschriebenen Romans.
Nr. 759
Seuchenherd Cirgro
In der Gewalt der Krelquotten
von H. G. Ewers
Zur Jahreswende 3819/20 beginnt sich die Machtkonstellation in der Galaxis Manam-Turu drastisch zu verändern. Atlans Hauptgegner, der Erleuchtete, der vor Jahresfrist Alkordoom verließ, um hier, an seinem Ursprungsort, sein Kunstgeschöpf EVOLO zu vollenden, ist nicht mehr.
Auch wenn Atlans größter Gegner nicht mehr existiert, die Lage in Manam-Turu ist deswegen noch lange nicht bereinigt. EVOLO ist im Februar 3820 bereits stärker, als der Erleuchtete es jemals war. Und das mächtige Psi-Geschöpf macht alle Anstalten, in die Fußstapfen seines Schöpfers zu treten.
Welche Gefahr für Manam-Turu EVOLO darstellt, hat bereits sein Wirken auf der Welt der Kaytaber gezeigt. Und dieser Trend wird noch verdeutlicht durch die Tatsache, dass EVOLO sogar auf Aklard unbemerkt unheilvolle Manipulationen vornehmen konnte.
Atlan indessen, der es im Zuge seiner künftigen Maßnahmen gegen EVOLO und das Neue Konzil für notwendig hielt, erneut den Planeten der Glückssteine anzufliegen, ist bei dem auf Cirgro herrschenden Psi-Chaos in eine bedrohliche Lage geraten.
Als Anima durch den »Ruf des Ritters« davon Kenntnis bekommt, hält sie nichts mehr auf Barquass. Zusammen mit ihren Gefährten macht sie sich auf den Weg zum SEUCHENHERD CIRGRO ...
Die Hauptpersonen des Romans
Anima – Der Ruf ihres Ritters führt die Orbiterin nach Cirgro.
Goman-Largo, Neithadl-Off und Nussel – Animas Gefährten.
Navak und Sutok – Zwei Meisterdiebe.
Nachdär, Sufrya und Dogkhan – Angehörige des Volkes der Krelquotten.
1.
Bericht Anima
Staub wallte in der Arena auf.
Das dumpfe Trommeln verstummte. Dafür erklang das helle Schmettern von Hörnern.
Der Gladiator hielt das Einhorn, auf dem er saß, mit gestrafften Zügeln zurück. Doch das Tier war zu erregt, als dass es sich völlig im Zaum hätte halten lassen. Es tänzelte im Mittelpunkt der mit Sand und Sägemehl bedeckten Arena und wirbelte noch mehr Staub auf.
Als das Schmettern der Hörner verklang, wurden zwei Gittertore geöffnet. In ihr Schleifen und Rasseln mischte sich das erwartungsvolle Murmeln der Menge auf den Sitzplätzen und in den Logen.
Es brach jählings ab, als aus den Toröffnungen je zwei gepanzerte Reiter stoben. Sie saßen nicht auf Einhörnern, sondern auf rot und schwarz gefleckten Echsen, die doppelt so groß waren wie das Einhorn des Gladiators.
Die Panzerreiter hielten sich am Rand der Arena. Zwei ritten rechts an der Bande entlang, zwei links. Ihre Tiere mäßigten die Geschwindigkeit und fielen in eine Art Trab, der plump und drohend zugleich wirkte, weil die Krallenfüße schwer und hart aufgesetzt wurden, so dass sie gleich kraftvoll geschlagenen Kriegstrommeln dröhnten.
Das Einhorn in der Mitte tänzelte inzwischen nicht mehr. Es stand still und zog die Luft geräuschvoll durch die geblähten Nüstern.
Der Staub legte sich.
Der Gladiator wurde deutlich sichtbar.
Er war humanoid wie die vier Panzerreiter, aber nicht grobschlächtig, sondern von edler Gestalt. Edel war auch sein Gesicht. Das weißblonde Haar fiel lang und voll auf seine Schultern. Die Brauen zogen sich leicht zusammen, als er aufmerksam die Gepanzerten musterte.
Er selbst trug eine fast elegante schwarze Rüstung, einen dunkelroten Rundschild und ein mittellanges Schwert im Gehänge an seiner Seite. Seine Hände staken in schwarzen Kettenhandschuhen.
Nachdem er die Musterung seiner Gegner abgeschlossen hatte, nahm er den Helm vom Sattelknauf und setzte ihn sich auf. Es war ein eigenartig aussehender schwarzer Helm, der statt eines Visiers eine leicht vorgewölbte, durchsichtige Gesichtsscheibe besaß.
Er verzog keine Miene, obwohl er nicht daran zweifeln konnte, dass seine Gegner ihm hoch überlegen waren. Als sie ihre Tiere durch gellende Schreie anfeuerten, ließ er sein Einhorn aus dem Stand heraus angaloppieren und lenkte es zu den beiden von links kommenden Gegnern.
Es war klar, was er bezweckte.
Er wollte einen gleichzeitigen Angriff von vier Gegnern auf sich vermeiden, indem er versuchte, zwei von ihnen durch eine rasche Attacke zu schlagen und sich erst danach den beiden anderen zuzuwenden.
Er konnte es nicht schaffen.
Die beiden von rechts kommenden Gegner trieben ihre Tiere an und galoppierten hinter ihm her. Sie würden ihn eingeholt haben, bevor er seinen Kampf mit den anderen Gegnern ausgefochten hatte.
Zumindest versuchte er jedoch, sein Ziel zu erreichen – und er entwickelte eine überraschende Schnelligkeit. Er riss das Schwert aus der Scheide und schwang es mit der rechten Hand über seinem Kopf, während er den ersten Gegner so anritt, als wollte er ihm die rechte Seite zuwenden.
Doch das war eine Finte.
Kurz bevor er ihn erreichte, ließ er sein Einhorn eine Art Bocksprung vollführen – und weiter galoppieren. Plötzlich jagte er mit der linken Seite auf den Gegner zu. Gleichzeitig warf er das Schwert von der rechten in die linke Hand. Im nächsten Moment traf und fällte es den Gegner.
Das Ganze hatte nur wenige Sekunden gedauert, und der Gladiator hätte vielleicht auch den nächsten Gegner ausgeschaltet, bevor die beiden anderen Gegner ihn einholten, wenn er seiner Echse nicht die Sporen gegeben hätte, so dass sie plötzlich davonpreschte.
Die Menge stöhnte dumpf.
Der Gladiator riss das Einhorn herum. Da hatten die beiden anderen Gegner ihn auch schon eingeholt. Sie nahmen ihn in die Zange und hieben mit ihren Langschwertern auf ihn ein. Er parierte die Schläge mit Schild und Schwert. Es gelang ihm dank seiner Kraft, seines Geschicks und seiner Schnelligkeit.
Zu mehr kam er nicht.
Zwar versuchte er, mit einem blitzartigen Gegenstoß durchzubrechen, doch sein Einhorn hatte gegen die viel größeren Echsen keine Chance. Sie schnappten nach ihm, und ihre Zähne waren lang und scharf wie Dolche. Sein Reiter musste ihre Angriffe abwehren, um es zu schützen. Damit war sein Gegenstoß natürlich ins Wasser gefallen.
Die beiden Gegner nutzten ihren Vorteil und drängten ihn immer näher an die Bande. Zu allen Überfluss trabte auch der dritte Gegner wieder an.
Es war abzusehen, wann der Gladiator so eingeengt sein würde, dass er überhaupt keinen Spielraum mehr hatte. Dann würden ihm alle Kraft, alle Schnelligkeit und aller Mut nichts mehr nützen.
Er war schon jetzt so gut wie tot ...
*
Ich schrie, als das Bild der Arena und der Kämpfenden vor meinem geistigen Auge erlosch.
Er würde sterben.
Mein Ritter war verloren – und ich konnte ihm nicht beistehen.
Wie hätte ich ihm auch helfen sollen, wo ich nicht einmal mehr zu sehen vermochte?
Die »übersinnliche« Verbindung zu ihm war abgerissen wie ein morscher