Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.du die Tolnoten ja für eine Gabe der Götter.«
Damit sein Gegenüber nicht länger auf ihn herabblicken konnte, stellte sich auch Ofilor auf. »Ich bin nicht dämlich. Mir sind die wissenschaftlichen Hintergründe von Kurzstreckentelepathie und kompatiblen Hirnwellen durchaus bekannt.«
»Oh! Gut.«
»Was willst du?«
»Dir helfen.«
»Mir ... was?«
»Dir helfen. Wenn du so viel über die Symbionten weißt, müsste dir längst klar sein, warum du noch keine passende Kolonie gefunden hast. Du bist in den Kontaktgärten zu verkrampft, nicht du selbst. Das merken die Tolnoten und sprechen deshalb nicht auf deine Hirnwellen an. Ich könnte dir helfen, dieses Problem in den Griff zu bekommen.« Osgu warf den Zweig weg. »Auf jeden Fall wäre das hilfreicher, als mit einem langsam verwitternden Astknäuel zu sprechen.«
»Warum solltest du das tun?«
»Um der alten Zeiten willen.«
Blödsinn! »Und wie?«
Osgu trug einen synthetischen Ganzkörperanzug in auffälligem Purpur mit unzähligen Taschen. Nun ließ er einige Tolnotenenden in einer davon verschwinden. Als sie wieder zum Vorschein kamen, hielten sie ein durchsichtiges Kunststoffröhrchen fest, in dem drei gelbe Kristalle übereinander purzelten. »Hiermit.«
»Du willst mir Drogen verkaufen?«
»Keine Drogen, sondern ein harmloses Mittel, das dich ruhiger macht, dich entspannen lässt und deinen Geist öffnet. Ganz natürlich, aus Pflanzensaft gewonnen.«
»Woher hast du es?«
»Spielt das eine Rolle?«
»Hast du es selbst genommen, damals bei deiner Initialkopplung?«
»Wer weiß?«
Ofilor starrte die Kristalle an, diese winzigen, Verheißung versprechenden Verästelungen. Er hatte von dem Mittel gehört. Nach dem Geräusch, das es angeblich machte, wenn man es sich in den Riechspalt legte und es sich zersetzte, und der Wirkung auf den olubfanischen Geist nannte man es Knisterflug.
Eine Droge, ohne Zweifel, da konnte Osgu behaupten, was er wollte.
Bei genauerer Betrachtung sahen die Kristalle aus wie miniaturisierte Tolno-Male. Stellten sie die Lösung von Ofilors Problemen dar? Aber was, wenn sie nicht wirkten? Oder wenn sein Vater davon erfuhr? Wenn jemand ihn erwischte und den Cairanern meldete?
So viele Wenns.
Andererseits hatte er sich vorgenommen, keine Möglichkeit ungenutzt zu lassen. Immerhin hatte er sogar eine Göttin um Beistand gebeten, und da standen die Chancen erheblich schlechter, dass es etwas nutzte. Außerdem, was konnte schon passieren, wenn er nur ein einziges Mal zu einem Knisterflug aufbrach?
»Du bist unsicher«, sagte Osgu, »das sehe ich dir an.«
Wie auch nicht? Noch vor drei Jahren hätte Ofilor dem Freund sein Leben anvertraut. Doch nun?
»Ich mach dir einen Vorschlag: Denk bis zum Aufbruchsfest in aller Ruhe darüber nach. Das gibt dir drei ganze Nächte, um dir darüber klar zu werden, wohin dich dein Weg führen soll. Es reicht aus, den Kristall kurz vor der Zeremonie einzunehmen. Falls du dich für mein Angebot entscheidest, stecke ich ihn dir rechtzeitig zu. Und selbstverständlich, falls du bereit bist, im Gegenzug mir einen Gefallen zu tun.«
»Was? Davon hast du bisher gar nichts ...«
»Was dachtest du denn? Dass ich dir einen Freiflug schenke?« Osgu lachte.
In diesem Augenblick verabscheute Ofilor ihn mehr als je zuvor.
»Welchen Gefallen?« Nach kurzem Zögern: »Falls ich interessiert wäre.«
Osgu deutete auf die Sträucher zwischen den Bäumen. Dabei ließ er die Tolnoten der linken Hand sich gegenseitig umschlingen, sodass sie beinahe wie ein Pfeil wirkten.
Was für ein überheblicher Kerl! Kaum zu glauben, dass wir mal Freunde waren.
»Die Harztropfbüsche?« Ofilor ahnte, worauf das hinauslief.
»Ich möchte, dass du mir vor der Zeremonie mindestens fünf große Harztropfen bringst.«
»Aber ... das ...« Die Büsche wuchsen nur innerhalb der Götterhaine. Ihr Harz, bei dem es sich in Wirklichkeit um eine goldene klebrige Flüssigkeit handelte, die sich in den Blüten bildete, hatte früher angeblich den Priestern dazu gedient, sich in Trance zu versetzen, um den Willen der Elfgötter zu erfahren. Aus ihm ließ sich eine Droge herstellen, gegen die Knisterflug eine harmlose Nascherei darstellte. Absurderweise war das nicht der Grund, aus dem es verboten war, das Harz aus dem Hain zu bringen. Vielmehr stellte es, wie Bobla Ologbon erklärt hatte, eine »Bereitstellung sensiblen Materials zur unerlaubten öffentlichen Religionsausübung« dar.
»... das ist gegen das Gesetz«, beendete er den Satz.
»Ach, tatsächlich? Was glaubst du wohl, warum ich nicht selbst welche mitnehme? Also, sind wir uns einig?«
Es fanden nur selten Sicherheitskontrollen an den Ausgängen der Götterhaine statt, aber hin und wieder gab es sie. Häufig genug, dass keiner der wenigen Gläubigen es wagte, Harz mit nach Hause zu nehmen. Jeder wusste, dass die Cairaner keinen Spaß mit Regelbrechern verstanden, und niemand wollte riskieren, von Ollfa weggebracht zu werden. Ofilors Vater hatte ihm von einem Gerücht über die Gefängnisse der Cairaner erzählt, das er während einer Handelsreise aufgeschnappt hatte. Man nannte sie Endlose Straßen oder so ähnlich.
»Was willst du mit dem Harz anfangen?«
»Das geht dich nichts an.«
Ofilor rieb die Zupflippen übereinander. »Also gut. Ich denke darüber nach.«
»Sehr gut. Ich bin mir sicher, du triffst die richtige Entscheidung.«
Und was hast du verloren?
Das fragst du ausgerechnet mich? Ich gehöre nicht einmal zur Besatzung, bin nur Gast auf diesem Schiff und habe den Zeitsprung nicht mitgemacht. Ist das ein Vorwand, um noch einmal einen Blick auf meinen Paau zu werfen? Glaub nur nicht, es wäre mir nicht aufgefallen. – Nein? Es interessiert dich wirklich?
Ja, auch ich habe etwas verloren, wie du weißt: Teile meines Gedächtnisses. Viele kleine einzelne Verluste, könntest du sagen. Aber ich sage, dass ich in Wahrheit nur eine Sache verloren habe: mich.
(Zemina Paath)
5.
Das Fremde, so vertraut
Den verlassenen Geheimstützpunkt im Asteroidenring um Mister Stringer aus- und aufzurüsten und Zemina Paaths Sternenschiff dort zu parken, ging erfreulich reibungslos vonstatten. Dennoch erforderte es viel Zeit, sodass die BJO BREISKOLL ihren Flug erst am 15. September 2045 NGZ fortsetzte. Nach mehreren kurzen Etappen und Orientierungshalts stoppte sie einige Lichttage außerhalb des Olubneasystems.
Acht Stunden des Lauschens und Beobachtens später versammelte sich das Einsatzteam erneut im Konferenzraum. Diesmal verzichtete die Positronik darauf, dem Team ein terranisches Idyll vorzugaukeln. Stattdessen präsentierte ein Holo über dem Tisch das Zielsystem und zoomte auf den vierten Planeten.
»Darf ich vorstellen?«, fragte Perry Rhodan. »Ollfa, die Heimat der Olubfaner. Eine Sauerstoffwelt mit zwei Monden namens Konoll und Subard. Etwas größer als Terra, mit einer Schwerkraft von 1,31 Gravos, was den stabilen Körperbau der Einheimischen erklärt.«
»Was wissen wir über die Olubfaner?«, erkundigte sich Osmund Solemani.
»Wir haben in den letzten Stunden den Funkverkehr des Planeten abgehört. Überwiegend Normalfunk, inhaltlich eine gute Woche alt, wenig Hyperfunk. Eine schiere Datenflut aus Nichtigkeiten, aus denen wir Interessantes nur schwer herausfiltern konnten. Immerhin wissen wir, dass sich die Feierlichkeiten auf jede größere Stadt des Planeten erstrecken: