Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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wegen göttliche Präsenz! Du bist high. Oder zumindest auf dem Weg dorthin.

      Er wusste, dass er den Götterhain besser verlassen sollte, aber er brachte es nicht über sich, umzukehren. Er genoss die Friedfertigkeit dieses Ortes, den Einklang mit sich selbst, der Natur, dem Universum. Wäre es nicht wunderbar, für immer ein Teil dieses Gartens zu sein? Tagelang im Gras zu liegen und in den Himmel zu schauen? Dem Zirpen der Insekten zu lauschen und ...

      Das Vibrieren des Multikomarmbands riss ihn aus der Trance.

      Er nahm das Gespräch an.

      »Warum ignorierst du mich so lange?«, erklang Siad Tans Stimme. »Wir wollten uns schon auf den Weg machen, um dich zu suchen.«

      Wovon sprach sie? Osmund sah auf das Armband, und Hitze kroch in ihm hoch. Er hatte fünf Anrufe zuvor missachtet? Unmöglich. Und die Uhr! Sie behauptete, dass er sich seit über einer Stunde in dem Götterhain aufhielt. Aber er hatte ihn doch gerade erst betreten, richtig?

      Falsch.

      Das Portal war längst aus seinem Sichtbereich verschwunden. Stattdessen fand er sich auf einer moosigen Lichtung, über die ein großer und zehn kleine Menhire verteilt standen. Er konnte sich nicht erinnern, wie er an diesen Ort gekommen war.

      Der Duft hat dich eingelullt! Sieh zu, dass du von hier verschwindest!

      »Keine Sorge«, sagte er. »Alles in Ordnung. Ich erzähl euch später davon. Was gibt's?«

      »Zemina hat ihre Messungen beendet. Sie und ihr Koffer sind sich sicher, dass es keine cairanischen Mentaltaster in der Nähe gibt. Wir kehren zurück auf die BJO. Farye und Tenga sind bereits bei mir in der Jet.«

      »Haben sie etwas herausgefunden?«

      »Verschiedenes. Wir reden auf der BJO darüber. Und nun komm zurück!«

      Osmund rief ein Programm des Armbands auf, das seine bisherige Route protokolliert hatte und ihm den Rückweg ermöglichen würde. Sein Weg durch den Götterhain glich einem Fadenknäuel. Verschlungen, irrwitzig, mit zahllosen unvermittelten Kehrtwendungen und Halts, wenn er minutenlang in der Betrachtung eines besonders anmutigen Baumes oder einer Felsformation versunken gewesen war. Der unkontrollierte Weg eines Betrunkenen.

      Da hörte er ein mehrstimmiges dissonantes Brummen, das ihm aus einem Waldstück entgegendrang. Es schwoll an, flaute ab, schwoll an.

      Er wusste nicht, ob es seiner natürlichen Neugier geschuldet war oder ob ihn der betörende Duft dazu trieb, aber er musste herausfinden, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte. Also überquerte er die Menhirlichtung, trat zwischen die Bäume und ging einen flachen Anstieg hinauf.

      Mit jedem Schritt wurde das Brummen lauter, durchdringender. Es fühlte sich an, als versetzte es Osmunds Zwerchfell in Schwingungen.

      Auf dem Hügel blieb er stehen und blickte zwischen den Bäumen hindurch in die Senke, die sich vor ihm auftat. Die Szenerie, die er dort unten sah, ließ ihn schaudern. Sie wirkte bizarr, mystisch und außerordentlich ... intim.

      Ein gutes Dutzend Olubfaner saßen auf den Hinterläufen um einen weiteren Menhir. Sie trugen grüne Tücher mehrfach um den Hals geschlungen und Arm- und Stirnbänder der gleichen Farbe. Ihre Hände umfassten hölzerne Schalen, aus denen gelblicher Qualm aufstieg. Die Augen hielten sie geschlossen. Sie wiegten sich im Rhythmus des auf- und abschwellenden Brummens.

      Sie singen!, erkannte Osmund. Sie halten einen Gottesdienst ab. Oder einen Götterdienst.

      Der Geruch nach Zitrusfrüchten umfing ihn wesentlich intensiver und machte ihn erneut benommen.

      Er stammt von dem Rauch aus den Schalen.

      Osmund stützte sich an einem Baum ab. Die Büsche um ihn pulsierten und leuchteten plötzlich in strahlenden Farben. Die Baumstämme waberten, die Zweige tanzten. Das Rascheln des Laubs legte sich auf Osmund wie eine Decke. Und der Geschmack, der mit einem Mal seinen Mund erfüllte! Intensiv und harzig.

      Als würde ich an einem Ast lecken.

      Bei dem albernen Gedanken stieg ein Lachen in seiner Kehle auf.

      Der Brummgesang verstummte, und einer der Olubfaner erhob die Stimme. Die Sprache, die er benutzte, bestand hauptsächlich aus O-Lauten. Doch obwohl Osmund die Worte nicht verstand, klangen sie für ihn keineswegs feierlich oder rituell, sondern aggressiv. Angriffslustig.

      Der Olubfaner endete, und die restlichen Versammelten antworteten im Chor. Dann wiederholte sich der Ablauf.

      An einem Ast lecken.

      Wie aus dem Nichts kehrte der Gedanke zurück, und erneut überkam Osmund der Drang, die Albernheit hinauszulachen. Mit beinahe schmerzhafter Mühe unterdrückte er ihn.

      Er musste endlich diesen Hain verlassen, bevor ihn der Rausch endgültig übermannte.

      Vorsichtig löste er sich von dem Baum und trat drei Schritte zurück. Nicht vorsichtig genug. Des Halts beraubt, taumelte er unkontrolliert nach hinten, stieß gegen einen weiteren Baum und krachte zu Boden.

      Schlagartig brach das Wechselspiel aus Rede eines Olubfaners und Gegenrede der anderen ab.

      Osmund rappelte sich auf und sah in die Senke. Sämtliche Olubfaner hatten sich erhoben und starrten ihn an.

      Für eine Sekunde sagte niemand etwas, dann hallte ihm eine Stimme auf Interkosmo entgegen: »Ein Fremder! Er hat uns beobachtet! Schnappt ihn euch!«

      Die Olubfaner fielen auf alle viere zurück und rannten los, preschten den Hügel herauf, brachen durch Gebüsche, trampelten sie nieder.

      Und meine Güte, waren sie schnell!

      Das Adrenalin, das mit einem Mal Osmund durchflutete, drängte den Rausch zurück. Ihm blieb keine Zeit, das Missverständnis aufzuklären. Das verstand er sofort.

      Er warf sich herum und hetzte los. Den Weg, den er gekommen war, den Anstieg hinunter, über Stock und Stein, auf die Lichtung mit den elf Menhiren.

      Hinter ihm krachte und splitterte es, wenn die massigen Körper der Verfolger im Vorbeirennen Äste von den Bäumen fetzten.

      Weiter! Nicht umdrehen! Das kostet nur Zeit.

      Bereits in der Mitte der Lichtung bekam er Seitenstechen. Schweiß brach ihm aus. Ihm wurde schlecht. Dieser verdammte Rausch, dieser verdammte Duft!

      Vielleicht sollte er sich hinter einem der Menhire verstecken? Hoffen, dass die Olubfaner in ihrem Eifer an ihm vorbeirannten?

      Nein, keine gute Idee.

      Er musste versuchen, den Ausgang aus dem Hain vor ihnen zu erreichen und in der Masse der Festgäste unterzutauchen.

      Versuchen, ja. Aber schaffen würde er es nicht, das war ihm klar.

      Er erreichte das andere Ende der Lichtung und rannte zwischen die Bäume. Vielleicht würden sie die Olubfaner mehr ausbremsen als ihn.

      Träum weiter!

      Osmund hetzte in die Richtung, in der er das Portal vermutete. Zum Glück hatte er sich vorhin seine Route angesehen.

      Das Stampfen und Trampeln kam näher, immer näher.

      Er jagte an einer Hecke vorbei, duckte sich unter einem tief wachsenden Ast weg, der vor ihm auftauchte, ignorierte die Zweige und Dornen der Gebüsche, die nach ihm griffen, als wollten sie ihn aufhalten.

      Und dann konnte er dem Drang nicht mehr widerstehen. Er drehte sich um.

      Die Verfolger sah er nicht. Aber er hörte, wie sie sich weiter ihren Weg durch den Wald bahnten.

      Osmund brach zwischen den Bäumen hervor – und sah das Hindernis zu spät. Er prallte dagegen und stürzte auf den Rücken.

      Vor ihm stand ein aufgerichteter Olubfaner.

      Hastig schob sich Osmund ein Stück zurück. »Hör zu!«, ächzte er. »Ihr versteht das völlig falsch. Ich habe euch nur ...«

      »Osmund?«, fragte der Gigant


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