Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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schwierig. Was taten die Piraten dort draußen? Und würden die Cairaner auftauchen, die schließlich als Friedenswahrer auftraten und daher Interesse an der Ergreifung der Verbrecher haben müssten? Oder begnügten sie sich damit, die Ladhonen jeweils zu vertreiben, weil sie sonst einen Gegenschlag fürchten müssten?

      Jemand musste entscheiden, wie vorzugehen war. Und jemand hatte entschieden.

      Nicht Muntu Ninasoma, der Kommandant der BJO BREISKOLL.

      Nicht Perry Rhodan, obwohl er an Bord mit Sicherheit der Erfahrenste war.

      Nein, Rhodan und Ninasoma hielten sich brav im Hintergrund.

      Farye Sepheroa – Rhodans Enkelin – traf die Entscheidung, obwohl sie eigentlich »nur« ein Mitglied von Rhodans Einsatzteam war und nicht zur regulären Besatzung gehörte.

      Nicht mehr.

      Aber die BJO BREISKOLL war in gewissem Sinne ihr Schiff. Nicht umsonst war dessen Positronik nach ihrem verstorbenen Dodo benannt worden.

      Muntu Ninasoma hatte das sofort erkannt, als sie an Bord gekommen war, und in der unaufdringlichen, unprätentiösen Art, die ihn nun einmal auszeichnete, hatte er ihr angeboten, jeweils seine Schicht zu übernehmen, wann immer sie das wolle. Es sprach für die Mannschaft, dass sie diese Geste vollkommen unterstützte, schließlich kannte so mancher Veteran Farye aus Einsätzen in der Vergangenheit

      Die Geste Ninasomas war nicht bloß nett, sie war auch sachlich begründbar: Farye Sepheroa konnte auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken und besaß ohnedies Tugenden, die sie zur Schiffskommandantin prädestinierten. Sie war durchsetzungsstark, blitzschnell in ihren Entscheidungen und dachte unkonventionell. Rhodans Enkelin eben.

      »Die POD-2202 transitiert wieder«, meldete OXFORD, die Positronik der BREISKOLL.

      »Prüft sämtliche infrage kommenden Strukturerschütterungen der nächsten fünf Minuten, und dann hinterher!«, verlangte Farye. »Wir müssen an den Ladhonen dranbleiben.«

      Über derartige Selbstverständlichkeiten solltest du kein Wort verlieren, wollte Rhodan sagen, behielt den Gedanken aber für sich. Er erinnerte sich daran, dass er selbst oftmals Dinge vor sich hin murmelte, bloß, um die eigene Stimme zu hören und sich von der Richtigkeit seines Tuns zu überzeugen. Ein Blick zu Ninasoma verriet ihm, dass der Kommandant in eine ähnliche Richtung dachte.

      Bange Sekunden vergingen, die Tast- und Ortungsgeräte waren im Einsatz. Rhodan wartete. Was, wenn sie die Spur des ladhonischen Raumschiffs verloren?

      »Kontakt!«, meldete OXFORD. »Wir haben Glück.«

      Glück war ein Begriff, wie ihn kein Hochleistungsrechner von Beginn an verwendete. Doch terranische Positroniken erwarben sich ein gewisses Vokabular, das ihnen die Zusammenarbeit mit der Schiffsbesatzung erleichterte.

      »Wir bleiben der POD-2202 auf den Fersen«, sagte Farye. Sie starrte konzentriert auf ein Holo vor ihrem Arbeitsplatz, gab Anweisungen, interpretierte Meldungen und extrahierte dabei die wichtigsten Informationen aus jener Datenflut, die über sie hereinbrach.

      Sie erhielt Unterstützung von allen Abteilungen der Kommandozentrale und traf wichtige Entscheidungen, ganz so, als wäre sie noch immer die Kommandantin.

      »Sollten die Ladhonen in genau diesen Sekunden gezielt und aktiv nach uns orten, entdecken sie uns«, sagte sie gepresst und warf Ninasoma einen fragenden Blick zu.

      Es dauerte stets einen Sekundenbruchteil, bis der Paratronschirm der BREISKOLL mitsamt Schattenmodus im Normalraum aktiviert werden konnte. In dieser Zeitspanne war das Schiff für Hochleistungspositroniken anmessbar.

      »Das werden sie nicht«, beruhigte sie Ninasoma.

      Rhodan nickte ihr aufmunternd zu. »Die Ladhonen wissen ganz genau, was sie tun. Dieser Fluchtweg war vorherberechnet. Sie fühlen sich in völliger Sicherheit.«

      Und so war es auch: Die Ladhonen verzichteten auf eine präzise Ortung. Ihr Raumer bremste seinen Flug ab, bis das Doppelkeilschiff mit geringer Restgeschwindigkeit dahintrieb.

      Sie waren am vorläufigen Ziel ihrer Reise angelangt, und das in einer Entfernung von nicht einmal zwölf Lichtjahren zu Ollfa, der Welt der Olubfaner.

      »Habt ihr versucht, Tenga zu kontaktieren?«, fragte Rhodan. Er erntete dafür einen missbilligenden Blick von seiner Enkelin. Sie gab ihm zu verstehen, dass er sich nicht in ihren Kompetenzbereich einmischen sollte. Noch nicht. Erst, wenn sie ihm das Kommando offiziell übergab, war er an der Reihe.

      »Negativ«, antwortete ein Ortungstechniker. »Unser Männlein spielt stilles Mäuslein.«

      »Sei froh, dass Tenga das nicht gehört hat«, wies Farye ihn zurecht. »Er versteht keinen Spaß, wenn es um seine Größe geht. Behandle ihn mit Respekt!«

      »Verzeihung.«

      Der Offizier zog den Kopf ein. Es war ihm anzumerken, dass er höchste Achtung vor Farye hatte. Und die wiederum hatte überhaupt kein Verständnis für dumme Bemerkungen zu Äußerlichkeiten.

      Farye wandte sich Ninasoma und Rhodan zu. »Sieht so aus, als müsste ich demnächst in den Einsatz. Wer von euch übernimmt? Der Teamleiter oder der Kommandant?«

      Muntu Ninasoma machte eine einladende Geste. »Perry, es wäre mir eine Ehre. Ich halte mich bereit, falls es notwendig werden sollte.«Rhodan nickte. »Haltet den Abstand auf Ortungsmaximum. Schickt Sonden aus. Ich will Informationen über die unmittelbare stellare Umgebung. Was wollen die Ladhonen hier, gibt es Hinweise auf ein Treffen mit anderen Schiffen, was zeichnet diesen Raumsektor aus? Losloslos, an die Arbeit!«

      Farye und Ninasoma grinsten einander wissend an. Gut gemacht!, schienen ihre Blicke zu sagen.

      3.

      »Simulation aus! Der Dritte ist dir wieder mal im Weg, Adh Arradhu! Wann wirst du endlich lernen, ihn rechtzeitig beiseitezuschwingen?«

      Der Schädelkamm des Ausbilders schwoll dunkelrosa an und verfärbte sich weiter, wurde immer dunkler. Bis er die Farbe höchsten Zorns erreicht hatte. Eine Farbe, die Arradhu nur zu gut kannte.

      Nandh Nadhama stürmte auf ihn zu, mit weit erhobener Rechte, als wollte er auf ihn einschlagen. Der Krillschwarm vor seinem Gesicht schillerte bedrohlich.

      Arradhu wusste, dass er nicht zurückweichen durfte. Also stemmte er die Beine in den Sand und stützte sich mit dem Dritten ab, mit dem Expanderarm, und erwartete den Hieb.

      Er kam nicht. Nadhama verzichtete darauf, ihn zu züchtigen.

      »Du bist schwach«, sagte der Ausbilder stattdessen. »Du stehst die Kampfsimulationen nur selten durch, dein strategisches Können ist erbärmlich. Von Geschicklichkeit wollen wir gar nicht erst reden oder gar von dem Einsatz, den du zeigst.« Nadhama schnaufte durch seine Gesichtslamellen und sonderte dabei ein wenig Sekret ab. »Du bist es nicht wert, auf der POD-2202 ausgebildet zu werden, nicht auf diesem Schiff. Du bist vergeudete Lebenszeit für mich. Geh mir aus dem Weg!«

      Nadhama stürmte an ihm vorbei und glitt in eine andere Simulationswelt, nicht ohne Arradhu davor mit dem Expanderarm einen Schlag gegen den Oberschenkel zu geben.

      Arradhu hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Aber er durfte sich keine Blöße geben. Disziplin war alles – und Strenge sogar mehr als das. Auch die Strenge zu sich selbst zählte.

      Er hörte das leise Sirren der Flapper. Die winzigen Plagegeister umringten ihn und gaben dabei Geräusche von sich, die an ein Lammellenschnaufen gemahnten.

      Sie ärgerten ihn seit seiner Ankunft auf der POD-2202. Sie beobachteten ihn und beurteilten sein Verhalten. Die Flapper verschickten ihre Meldungen mehrmals am Tag an seinen wichtigsten Ausbilder, an Nadhama, und vermutlich auch an die Angehörigen der Schiffsführung.

      Und natürlich an Nadhamas Krillschwarm. An dieses wolkenähnliche Ding aus winzigen Positronikteilchen, die sich unentwegt umgruppierten und dabei meist vor dem Lamellenmund des Ausbilders schwebten.

      Der


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