Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.ähnelt. Verstehst du denn nicht, was sich uns für eine Chance bietet?«
»Nein, Sholotow.«
Tenga nahm eine Geduldspraline – blau und süß, vielleicht Sarbennebohne? – zu sich. »Was könnten die Roboter vor uns für einen Zweck haben? Siehst du die Beulen und Kratzer? Sie weisen auf Gewalt durch stumpfe Gegenstände hin. Drei wurden mit einem Vibratormesser behandelt. – Das sind Maschinen, die bei der Ausbildung der Ladhonen zum Einsatz kommen. Sie bewegen sich in Richtung jener Halle, in der wir Nadhama vermuten.«
»Du möchtest dich als ladhonischer Roboter tarnen? Das kann nicht gut gehen!«
»Keine Maschine ähnelt der anderen, das sind allesamt Unikate. Nachdem wir ins Innere der POD-2202 vorgedrungen sind, gab es keinerlei Kontrollen mehr. Diese Roboter haben Narrenfreiheit.«
»Das sind Mutmaßungen.«
Tenga hörte KORN nicht länger zu. Er konzentrierte sich auf die Steuerung seines kleinen Schiffs. Er richtete die SCHOTE in einem Winkel von 60 Grad auf und lenkte sie vorwärts.
Ein Emissionsschauer traf das Schiff. Tenga hielt den Atem an. Einer der Roboter vor ihm verlangte Kennungen.
KORN zögerte nicht und lieferte dem ladhonischen Roboter willkürliche Datenpakete. Solche, die die Positronik während der letzten Minuten aufgefangen hatte. Sie waren weder richtig noch falsch, die Maschine vor ihnen überprüfte sie auch nicht. Sie wollte bloß eine verbesserte Synchronisation beim Flug durch die Gänge der POD-2202 bewirken.
Das Täuschungsmanöver gelang, Tenga atmete erleichtert auf. Er schwebte zwei Meter hinter den anderen Robotern her und tat so, als gehörte er zu ihnen.
»Eine etwas präzisere Abfrage«, mahnte KORN, »und wir wären enttarnt worden.«
»Es ist aber nichts geschehen.« Tenga mochte die zweifelnde Art der terranischen Positronik nicht. Sie war ihm zu ... zu menschlich.
Sie schwebten durch hell beleuchtete Gänge, Tenga tastete mit der Aktivortung nach allen Richtungen. Die Karte der POD-2202 füllte sich mit Daten. Quartier reihte sich an Quartier, durchbrochen von Hygieneräumen und Abteilungen, in denen alle Arten von Muskelaufbau- und Ausdauertraining betrieben wurden.
Tenga hörte das Keuchen der Ladhonen. Sie gehörten zu den Großen und damit zur Mehrheit der galaktischen Völker. Sie waren gewiss achtmal so groß wie ein durchschnittlicher Siganese und wogen das Achtzigfache. Ihre Haut war grobporig, die Finger klobig. Sie mochten beeindruckende Kräfte besitzen, aber in puncto Motorik und Sensorik waren sie einem Siganesen hoffnungslos unterlegen.
Tenga sammelte Eindrücke. Die Ladhonen arbeiteten mit schweren Gewichten und feuerten sich dabei gegenseitig an. Die Bewegungen waren ungelenk, immer wieder hatten sie Probleme mit dem Gleichgewicht. Sie benötigten ihren Drittarm, um ihre Mitte zu finden
Während sich die Ladhonen an Gewichten abarbeiteten, krabbelten Roboter an ihnen hoch und runter. Sie aktivierten die Muskulatur und behandelten die Trainierenden mit Cremes – oder jagten ihnen Spritzen in die Haut.
»Was, bei Siga, geschieht da?«, fragte Tenga erschrocken, als ein Ladhone der SCHOTE entgegengehumpelt kam. Der junge Soldat hatte ein Hosenbein hochgezogen, eine etwa fingerlange und wurmähnliche Maschine bohrte sich in das Fleisch seines Unterschenkels.
Schon nach zehn, zwölf Sekunden schlüpfte das blutige Robotwesen zurück ins Freie. Er war ein Stückchen kürzer als zuvor, ein Teil seines Körpers war im Inneren des Ladhonen zurückgeblieben.
Die Maschine sprühte eine Art Schaum auf die Wunde und jagte dem Maat mehrere dünne, kaum erkennbare Kanülen ins Fleisch, bevor sie mit hohem Tempo am Bein hochglitt und in einer weiten Tasche der Uniform verschwand.
»Das war eine Operation.« KORN lieferte blitzschnell Bilder, die die Vorgänge aus mehreren Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Brennweiten zeigten. »Offenbar war bei diesem Maat ein Muskel gerissen, der kleine Medoroboter hat ihn wieder zusammengeflickt.«
»Innerhalb einer Viertelminute?!«
»Offenbar ist die Maschine auf rasche Arbeit getrimmt. Sie ist so etwas wie ein robotischer Feldscher.«
Tenga wollte es nicht glauben. Der Ladhone, der eben noch gehumpelt war, ging nun rascher. Es war ihm anzumerken, dass er nach wie vor Schmerzen empfand. Doch er wollte nicht den Anschein erwecken, als wäre er für den Dienst ungeeignet.
Bevor die SCHOTE um eine Ecke bog, sah Tenga den Soldaten in der Kraftkammer verschwinden.
»Ein Teil des Mikroroboters ist in seinem Inneren zurückgeblieben«, sagte KORN. »Vielleicht arbeitet diese Technologie nach wie vor an der Wunde, vielleicht kontrolliert sie sie. Der Robot-Feldscher ist höchst effektiv.«
Tenga graute vor dem, was er gesehen hatte. Die Ausbildung der Ladhonen war auf Effektivität und Leistungsfähigkeit ausgerichtet. Er wollte sich nicht vorstellen, wie groß die psychische Belastung für diese jungen Soldaten war.
Oder irrte sich Tenga? Ließ er sich vom leicht humanoiden Aussehen der Ladhonen täuschen? Vielleicht ähnelte die Gesellschaftsstruktur der eines Ameisenstaates? Vielleicht hatten Schmerz, Verlust und Tod keinerlei Bedeutung für diese Wesen?
»Wir müssen mehr über sie in Erfahrung bringen«, sagte Tenga, mehr zu sich selbst denn zu KORN. »Sie sind so ... so fremd.«
Die Ladhonen machten ihm Angst.
*
»Wir lösen uns aus dem Verbund der Roboter«, sagte Tenga. »In sechs Sekunden, fünf, vier ...«
KORN kappte die vage Tastverbindung mit den ladhonischen Trainingsmaschinen. Bange Sekunden verstrichen, nichts geschah. Die Gruppe der Roboter schwebte weiter, einem unbekannten Ziel entgegen.
Tenga steuerte die SCHOTE selbstbewusst auf ein Schott zu, hinter dem er Nandh Nadhama wusste. Die Tür glitt beiseite, das Kleinstschiff glitt in den nächsten Raum.
Die Außensensoren maßen ungewöhnliche Feuchtigkeit an – und etwas, das sie vorerst nicht einordnen konnten. Eine ungewöhnliche Geruchsmischung.
Tenga nahm sich Zeit, die visuellen Eindrücke zu verarbeiten. Denn alles, was in dieser riesigen Halle geschah, verwirrte ihn.
Sie schwebten über einer Plattform, die den Blick auf drei übereinander angeordnete Ebenen mit einer Höhe von jeweils 30 Metern erlaubte. In jeder Ebene bewegten sich Ladhonen durch unterschiedliche, voneinander getrennte riesige Räume. Zum Teil glitten sie durch Simulationen, manche dieser Welten waren reale Nachbauten fremder Welten.
Die Maate wurden durch Eisstürme gejagt und mussten sich dabei riesenhafter, blau glänzender Skorpione mit dichtem Winterfell erwehren. Sie krochen durch ein Röhrensystem, das zu leben schien und beständig glibberige Flüssigkeit durchs Innere pumpte. Sie schwitzten in glühender Hitze und hatten es mit fliegenden Monstren zu tun, die aus der Sonne kamen, gewaltige Stacheln in ihre Richtung ausstreckten und damit tiefe Furchen durch Schottersand zogen.
Ein Ladhone ertrank beinahe in giftgrünen Fluten, ein dreiköpfiges Team balancierte über klebrige Spinnfäden und wurde von einem biberähnlichen Geschöpf mit Insektenbeinen verfolgt. Zwei Maate traten gegeneinander an. Sie kämpften um das Privileg, sich als Erster durch ein kreisrundes Tor quetschen zu dürfen, bevor ein Countdown endete und flüssiger Schlamm in den Kampfraum quellen würde ...
Über alledem waren laute, kräftige Stimmen zu hören. Die Worte waren kaum voneinander zu unterscheiden. Die Ladhonen redeten schneller als Terraner und damit gerade noch in einem Tempo, das ein Siganese als erträglich empfand.
Ausbilder hielten eine der größten Simulationen an, die Landschaft erstarrte. Nur die Maate bewegten sich. Manche warfen sich erschöpft zu Boden, andere nutzten die Gelegenheit, um hastig ihre Ausrüstung zu überprüfen. Zwei der Maate klebten Wunden mit einem schnellhaftenden Schaum ab, ein dritter spuckte Blut durch die Lamellenöffnungen seines Mundes.
Die Ausbilder erklärten ihren Schützlingen, was sie falsch oder richtig gemacht hatten. Sie programmierten