Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.mit Robotern üben.
Arradhu dachte an die vielen Überdehnungen und Sehnenrisse zurück, die er zu Beginn seines Aufenthalts auf der POD-2202 erlitten hatte. Insbesondere sein Dritter hatte unter den Belastungen gelitten. Für eine Weile hatte sogar eine Amputation des Expanderarms im Raum gestanden, doch zu Arradhus Überraschung hatte Nadhama einer mehrtägigen Ruhe- und Operationspause zugestimmt.
Das Druckholo wies ihn einer Gruppe von acht Kameraden zu, die eben ihre Ausrüstung ausfassten.
»Wird Zeit, dass du da bist«, sagte der namenlose Ausbilder, ohne ihn anzublicken. »Drei Punkte Abzug wegen Zuspätkommens. Nadhama hat mich vor deinen Nachlässigkeiten gewarnt.«
Natürlich. Nadhama beobachtete ihn immer, auch wenn er gar nicht anwesend war.
Einen der Maate kannte er beiläufig. Er hatte mehrmals neben ihm auf einer Schlafstange gehangen und einige Worte mit ihm gewechselt. Drash Kanthan kam der Vorstellung von einem Freund an Bord der POD-2202 am nächsten.
Der Gleichaltrige blitzte mit dem Facettenauge als Zeichen des Erkennens, der Ausbilder nahm es mit einer Verdunklung seines Sichelkamms zur Kenntnis. Er war zornig.
Ausbilder waren immer zornig.
Arradhu blitzte zurück und kümmerte sich dann um das Druckholo an seinem Unterarm. Es lieferte ihm strategische Anweisungen, schon nach wenigen Sekunden verblasste das Bild wieder. Von den Maaten wurde eine rasche Auffassungsgabe verlangt.
»Ihr bekommt Messer und ein Antigravaggregat mit einem Energievorrat, der für drei Schübe zu je acht Sekunden reicht«, sagte der Ausbilder. »Ihr kämpft allein. Gegeneinander, um den einzigen Ausgang des unterirdischen Bereichs vor allen anderen zu erreichen.«
Die Simulation gewann vor Arradhus Augen an Kontur. Es handelte sich um ein unterirdisches Reich. Um einen von Gängen durchzogenen Erdhaufen, der jeden Augenblick in sich zusammenzustürzen drohte. Ein zu festes Auftreten, ein falscher Schritt – und schon geriet man in Gefahr, verschüttet zu werden.
»Hundert Bonuspunkte für den Sieger, zwanzig für den Zweiten. Alle anderen gehen leer aus. Ihr habt zwanzig Minuten. Dann bricht die Simulation in sich zusammen. Was das bedeutet, könnt ihr euch ja vorstellen.«
Ja, das konnte Arradhu. Es bedeutete, dass man das Gefühl vermittelt bekam, qualvoll zu ersticken und von den Erdmassen erdrückt zu werden.
»Nach dieser Aufwärmübung gibt es eine taktische Nachbesprechung und gegebenenfalls eine Medoversorgung. Anschließend einen weiteren Durchgang, um das Eingelernte zu überprüfen. Wer schlechter abschneidet als zuvor, bekommt zwanzig Punkte Abzug, damit es sich auch lohnt. – Macht schon, auf die Positionen!«
Sie stürzten auf den Eingang zum Hügellabyrinth zu. Arradhu war klar, dass die vordersten Maate eine bessere Ausgangsposition hatten. Sie konnten sich frei bewegen, während hinter ihnen gedrängelt und geschoben wurde.
Arradhu knuffte und puffte nach allen Seiten, um sich ein wenig Freiraum zu schaffen und in die Nähe des Eingangs zu geraten. Er durfte ausschließlich auf sich selbst schauen, wollte er in diesem Einzelkampf nicht völlig untergehen.
Drash Kanthan war auf einmal unmittelbar neben ihm. Der grobschlächtig wirkende Junge war einen halben Kopf größer als er, aber schmal gebaut.
»Los!«
Das Startkommando blinkte auf, zwei Glandulatoren gaben An-Hormone ab. Hormone, die sie lenkten und ihnen zu einer Leistungssteigerung verhalfen.
Arradhu fühlte sich ... erhöht. Euphorisch. Er konnte und wollte sich der Wirkung des Ans nicht entziehen. Es machte, dass er bereit war, alles für den Sieg zu geben. Nichts und niemand konnte ihn daran hindern, dass ...
Er fühlte stechenden Schmerz in seinem Expanderarm.
Arradhu stürzte zu Boden und krümmte sich instinktiv, als die anderen Maate über ihn hinwegtrampelten. Sie stiegen ihm in die Weichteile, traten ihm gegen das Gesicht. Er war bloß ein Konkurrent auf dem Weg zum Sieg.
Es dauerte einige Sekunden, bis Arradhu den Schmerz überwunden hatte. Dank der An-Hormone kam er wieder auf die Beine und torkelte seinen Kameraden hinterher. Drash Kanthan schlüpfte eben ins Innere, als Zweiter in der Reihe. Er wandte sich zu Arradhu um und machte eine spöttische Geste.
Er war es, der ihn derart heftig am Dritten gezogen hatte. Und zwar genau an jener Stelle, an der die muskuläre Schädigung am deutlichsten zutage trat.
Arradhu hatte dem Jüngeren vom Ausgangspunkt des Schmerzes erzählt. Nun erhielt er die Rechnung für seine Vertrauensseligkeit.
Er glitt als Letzter ins Loch, unter dem spöttischen Gelächter des Ausbilders.
*
Die wechselseitige Wirkung der Ans und Abs belastete Arradhu mehr als alles andere. Während er von einer Ausbildungssimulation zur nächsten geschickt und in blutige Auseinandersetzungen verwickelt wurde, musste er zudem mit den stetigen hormonellen Umstellungen seines Körpers kämpfen.
Es war, als hätte er zu viel Babyac inhaliert, das in manchen Winkeln der POD-2202 angeboten wurde. Um nach einigen Stunden der Glückseligkeit mit brummendem Kopf und einer gestörten Facettenwahrnehmung zu sich zu kommen.
Eine weitere Übung, einige weitere Verletzungen. Hautabschürfungen, Verbrennungen, Verrenkungen. Die Medoroboter verrichteten ihren Dienst, er humpelte zur nächsten Simulation.
Nandh Nadhama wartete auf ihn. Der Ausbilder schenkte ihm ein spöttisches Lamellenschnaufen, bevor er ihn anwies, die kommende Aufgabe über das Druckholo abzurufen.
»Es steht euch ein Kampf gegen Roboter bevor!«, rief Nadhama über die Köpfe von etwa zwei Dutzend Maaten hinweg. »Ihr werdet in Einzelkämpfe verwickelt werden, müsst aber auch ein strategisches Bewusstsein entwickeln. So, wie es vor kurzem auf Ollfa notwendig war.«
Ollfa ... Arradhu dachte mit gesträubtem Kopfflaum an seinen Einsatz auf dieser sonderbaren Welt zurück. Er hatte zur Nachhut gehört. Seine Aufgabe war die Unterstützung der eingesetzten Maate bei ihrem Rückzug. Er hatte seine Arbeit gut erledigt und jene Härte gezeigt, die im Kampfeinsatz gefordert wurde. Dennoch war er von Nadhama zusammengestaucht worden. Er hätte »strategische Fehler begangen« und »zu zögerlich agiert«.
Die Simulation gewann an Tiefe. Vor Arradhu tauchte der Teil einer Feuchtwelt auf. Am Horizont waren albtraumähnliche Gestalten zu erahnen. Saurier, deren markerschütterndes Gebrüll den Boden zum Zittern brachte. Hinter Lianenwerk und einem sumpfigen Becken entdeckte er eine Gebäudestruktur, quaderförmig und lang gestreckt.
Die Glandulatoren wurden eingesetzt. Wieder schütteten sie Duftwolken aus, wieder stellte sich das Gefühl von mehr Kraft, mehr Mut, mehr Zuversicht und Aggressivität ein.
Arradhu sah mit einem Mal klarer. Das Gebäude sollte ein Refugium darstellen. Dorthin mussten sie gelangen, wie ihm das Druckholo mitteilte.
Einige ältere Maate teilten Gruppen ein und gaben Anweisungen, knapp und prägnant.
»Ich möchte, dass wir als Erste das Ziel erreichen«, sagte Arradhus Anführerin, eine gedrungene Frau mit sorgfältig tätowiertem Drittarm. Sie stellte sich als Lono Tzundhur vor und gab Anweisung, sich links von den anderen Gruppen zu sammeln und sich mit den Vibromessern einen Weg durch das Lianendickicht zu schlagen.
Sie ist ehrgeizig und dumm. Wir werden von Robotern und womöglich von riesigen Viechern gejagt. Wir sollten uns so unauffällig wie möglich durch den Dschungel bewegen.
Arradhu hätte seine Meinung laut aussprechen müssen. So, wie es unter Ladhonen üblich war. Aber er zögerte zu lange. Als er endlich bereit war zu reden, waren Tzundhur und die fünf Kameraden bereits auf dem Weg.
Er folgte der Gruppe und passte sich deren Marschrhythmus an. Nach links und rechts schlagen, einige Schritte tun, im Dickicht verharren und darauf warten, ob sich ein Feind blicken ließ.
Arradhu ärgerte sich. Er war ein Schleicher. Er verstand es besser als die meisten seiner Gefährten, sich