Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan
Читать онлайн книгу.wie viele andere Orientierungspunkte des Dschungels zerrann und durch dünne Schlitze versickerte.
Rings um ihn war Leid und Elend. Es hatte alle anderen Gruppen erwischt, niemand war unverletzt davongekommen. Er allein und seine beiden Begleiter hatten bis zum Ende der Simulation durchgehalten.
Nandh Nadhamas Hautkamm färbte sich dunkelrot, als er ihn sah und mit einer Handbewegung stehen zu bleiben befahl. Er sagte kein Wort, während die Verletzten und Paralysierten abtransportiert wurden, einer nach dem anderen. So lange, bis nur noch Arradhu und der Ausbilder übrig blieben.
»Du warst feige«, sagte Nadhama. »Du hast deine Aufgabe nicht erfüllt.«
»Wir hatten niemals eine Chance. Das weißt du.«
»Es war nicht so geplant«, gab Nadhama mit nachdenklich klingender Stimme zur Antwort. »Es gab einen ... Störfaktor. Wir wissen nicht, was genau geschehen ist.«
»Ein Störfaktor? An Bord eines Ausbildungsschiffs?«
»Das hat dich nicht zu interessieren«, blaffte Nadhama.
Der Augenblick seltener Vertrautheit war vorbei, der Ausbilder schlüpfte in seine alte Rolle zurück.
»Du hast aus purem Zufall das Richtige getan. Mehr ist zu deiner Leistung nicht zu sagen. Du bekommst ausnahmsweise keine Punkte abgezogen, im Gegensatz zu den anderen Versagern dieses lächerlichen Haufens. Freu dich über deinen kleinen Triumph und genieß die nächsten Stunden der Erholung.«
Nadhama wandte sich um, der Krillschwarm folgte seinen Bewegungen. Er schien Arradhu bereits wieder vergessen zu haben, denn er unterhielt sich leise mit den positronischen Rechnerteilchen. Sie gruppierten sich beständig vor seinem Gesicht um und wirkten dabei irgendwie ... unruhig.
Arradhu aktivierte das Druckholo. Er hätte doch noch drei weitere Simulationen bewältigen müssen?
Zwei Aufträge waren gestrichen. Er hatte bloß noch eine winzige Übung zu bewältigen.
Nadhama hatte eine Belobigung zwar nicht über die Lamellen gebracht, aber er hatte ihn belohnt. Arradhu erhielt eine Freischicht zur Erholung.
7.
Endlich entdeckte Tenga den gesuchten Ausbilder. Nandh Nadhama unterschied sich von vielen anderen seines Volkes. Er wirkte größer, kraftvoller, furchterregender. Die sonderbare Wolke vor seinem Lamellenmund, die aus unzähligen flugfähigen Mechanoiden bestand, ließ ihn unnahbar erscheinen.
Es war Tenga, als duldete dieser Ladhone kein lebendes Wesen in seiner unmittelbaren Umgebung und als umgäbe er sich ausschließlich mit Robotern.
Die winzigen Dinger wirkten wie Urweltkrebse mit Flügeln. Sie gruppierten sich um, immer wieder. Manche flogen ganz nahe an die Mundlamellen des Ladhonen heran, andere hielten mehr Abstand. Es war ein Kommen und Gehen wie in einem Bienenschwarm, doch stets hielt sich etwa dreißig Zentimeter vor dem Kopf des Ausbilders eine Ballung von fünfzig kleinen Biestern. Der Begriff Krillschwarm, den Tenga aufgeschnappt hatte, erschien ihm durchaus passend.
»Wenn wir an eines dieser Technikviecher herankämen und es analysierten, könnten wir vielleicht das Datensystem der POD-2202 korrumpieren, abhängig vom Niveau der verbauten Positronik«, sagte Tenga nachdenklich. »Wir sind nun schon seit fast zwanzig Stunden an Bord, ohne eine Spur zu den Gefangenen gefunden zu haben.«
»Wir müssen vorsichtig bleiben. Nach allem, was ich in Erfahrung gebracht habe, ist Nadhama ein höchst gefährlicher Gegner.«
»Ich will mir ja bloß etwas ... hm ... ausborgen. Er bekommt seine Minipositronik ja eh zurück.«
KORN schwieg.
Tenga beobachtete die Vorbereitungsarbeiten zur Übungssimulation. Etwa dreißig Maate trabten in den Raum. Sie wirkten müde, einige waren angeschlagen von früheren Übungseinheiten.
Nadhama instruierte sie, während ringsum eine Dschungelwelt entstand. Drei Glandulatoren schütteten Hormone aus, die Tenga als Ans identifizierte.
»Nadhama wird sich auf den Ablauf der Übung konzentrieren«, sagte Tenga zu sich selbst. Er griff nach einer Konzentrationspraline und lutschte sie mit viel Genuss. Macadamia-Sahne-Nougat. »Es muss uns bloß gelingen, eines dieser Dinger weg von ihm zu locken.«
»Sie entfernen sich niemals weiter als zwei Meter vom Ausbilder.«
»Das werden wir ja sehen.«
Die Übung begann. Die Maate fanden sich wie von selbst zu kleineren Gruppen zusammen und machten sich auf den Weg zu einem Ziel, das in die Simulation integriert wurde. Vieles im Raum war Schein. Tenga entdeckte mit KORNS Hilfe all die Täuschungen, die Vorspiegelungen, die Falschdarstellungen.
Er operierte offen, indem er die SCHOTE wieder als Einsatzroboter der Ladhonen ausgab. Er blieb vorerst so nahe wie möglich bei Nadhama, während andere Maschinen ausschwärmten, und nutzte dabei die Deckung eines Baumstumpfs, der in Wirklichkeit aus verhärteter Kunststoffmasse bestand. Tenga wartete geduldig und beobachtete den Ausbilder.
Die vielen Teile des Krillschwarms lösten sich ein wenig voneinander, die Wolke bekam einen Durchmesser von einem halben Meter. Kleine Einsatzroboter, die von den Ladhonen als Flapper bezeichnet wurden, schossen aufgeregt durch die Simulation. Sie sammelten unaufhörlich Bild- und Toneindrücke, die vom Krillschwarm wiederum in Analyseholos eingebracht wurden und frei vor Nadhama schwebten. Der griff in die Darstellungen ein, gab Anweisungen, sortierte die Holos, kommunizierte mit den kleinen Positroniken – und blieb dabei stets ruhig, als hätte er alles völlig unter Kontrolle.
»Zwei Teile des Krillschwarms haben sich gelöst«, sagte KORN und markierte die krebsähnlichen Elemente.
Tenga nahm eine Fokussierungspraline zu sich – Mojito-Melissen-Crunch – und entschied sich spontan für eines der beiden Maschinchen. Er verließ sein Versteck und raste in Handsteuerung auf den Mechanoiden zu, ohne den Deflektor aktiviert zu haben. Die SCHOTE war nun mal bloß ein Roboter unter vielen.
Tenga aktivierte ein Prallfeld, fing den kleinen Rechner ein und schob ihn vor sich her, ohne ihn ins Innere der SCHOTE zu verbringen. Er legte einen Ortungsschutz um das etwa einen Zentimeter lange Objekt und beharkte es derart mit widersprüchlichen Informationen, dass es sich in Inaktivität flüchtete und keinen Mucks mehr von sich gab.
Niemand hatte ihn beachtet, stellte Tenga mit Genugtuung fest. Das Manöver war einwandfrei geglückt. Er konnte das Krillteil ins Innere der SCHOTE holen und von KORN auswerten lassen ...
»Andere Teile des Krillschwarms lösen sich«, sagte die Positronik ruhig. »Sie folgen uns.«
»Unmöglich!«
»Sie besitzen so etwas wie eine Schwarmintelligenz und haben uns als Feind identifiziert.«
Tenga überlegte, ob er in den Deflektormodus gehen sollte, verwarf die Idee aber gleich wieder. Der Simulationsraum war groß. Er musste bloß tief genug ins Innere vordringen, dann würden die Teile des Krillschwarms umkehren. Sie waren an Nadhama gebunden und durften die Distanz zum Ausbilder nicht allzu groß werden lassen.
Tenga raste dem künstlichen Himmel entgegen. Feinste Düsen an der Decke gaben Feuchtigkeit ab. Aus diesen wurde nach und nach ein Nebelvorhang, es roch verstärkt nach Fäulnis und modrigem Holz. Alle Sinne wurden bedient, um die Illusion einer Dschungelwelt so real wie möglich werden zu lassen.
Tenga ließ die SCHOTE inmitten des Sprühfelds hängen und sah sich um. Er entdeckte einige Krillroboter. Genau wie vermutet entfernten sie sich nicht weiter als drei Meter von Nadhama. Aber sie beobachteten ihn, folgten den Bewegungen der SCHOTE aufmerksam.
Er steuerte das Kleinstschiff über die Sumpflandschaft hinaus und abrupt in die Tiefe, als er eine Gruppe ähnlich gebauter Roboter ladhonischer Fertigung entdeckte. Sie waren ein- bis eineinhalb Meter lang und zylindrisch, optisch waren sie der SCHOTE ähnlich.
Die Roboter schwebten unruhig über dem Morast auf und ab, als lauerten sie. Tenga schickte Kennungen aus, die das