Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan

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Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1) - Perry Rhodan


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habe ich gemacht«, sagte Arradhu so ruhig wie möglich.

      »Du hast sie nicht im ehrlichen Kampf besiegt, sondern ihre Schwachstelle ausgenutzt. Woher wusstest du, wo du sie empfindlich treffen kannst? Hast du wieder einmal übers Bordnetz auf verbotene Dateien zugegriffen? Du kannst mir nie und nimmer erzählen, dass die Stiche mit dem Messer Zufallstreffer waren!«

      Arradhu schwieg. Gab er zu, dass er sich vorab über die Konstruktion der gängigen Typen an Robottrainern informiert hatte, würde er mindestens fünfhundert Strafpunkte aufgebrummt bekommen, den Gegenwert von drei Mahlzeiten. Und er würde schlimmeren Repressionen während der künftigen Trainingseinheiten ausgesetzt sein, härterer Behandlung.

      »Du meinst also, du könntest deiner Strafe entgehen, indem du deine Lamellen verklebst? – Du täuschst dich, kleiner Krüppel. Alles, was du tust, wird registriert. Deine Betrügereien summieren sich. Mag sein, dass du mir für dieses eine Mal entkommst. Doch mein Krillschwarm merkt sich derartige Dinge. Auch, dass du deine Behinderung eingesetzt hast, um den Roboter zu täuschen.«

      »Mit Verlaub – ist das etwa verboten?«, wagte Arradhu zu sagen. »Ich bin benachteiligt. Ich kann nichts gegen die Muskeldegeneration in meinem Drittarm. Ich leide ohnedies genug darunter und finde kaum Schlaf im Hängen ...«

      »Zehn Punkte dafür, dass du mir widersprichst. Fünf Punkte dafür, dass du mich mit deinen lächerlichen Problemchen belästigst. Es ist mir vollkommen egal, ob und wie viel du schläfst. Ich will, dass du die Kämpfe gegen die Übungsroboter in der vorgegebenen Form bestehst – und nicht durch Betrug. Solltest du es jemals in eine Einsatz-Einheit schaffen, wirst du nicht betrügen können.«

      Arradhu ließ die Strafpredigt seines Ausbilders gelassen über sich ergehen. Er sammelte mehr als dreißig Strafpunkte, es blieben ihm für die nächste Mahlzeit somit etwa fünfzig. Aber er blieb standhaft und sagte kein Wort über die Art der Manipulation, die er am Bordnetz getätigt hatte.

      Und das wiederum schien Nadhama einen Hauch von Respekt abzuringen. Denn der schickte ihn in die Freischicht – mit acht Stunden zur Erholung und zum Schlafen. Das war weitaus mehr, als er während der letzten Tage an einem Stück gehabt hatte.

      Arradhu humpelte aus der Trainingshalle. Ein Medoroboter verband seine Brandwunden am Oberkörper, zwei der vier Greiflappen seines Expanderarms mussten ebenfalls behandelt werden.

      Er schlang seine Mahlzeit hinunter, die womöglich schlimmer war als alle zuvor, spülte mit Energiewasser nach und ließ es zwischen den Lamellen prickeln. Arradhu genoss das Gefühl, wenn es durch die Öffnungen rann und seine Geschmacksnerven kühlte.

      Er rieb sich unter der Sanddusche sauber, schlüpfte in sein Ruhegewand und suchte sich in einem Gemeinschaftsquartier der Novizen eine Schlafstange. Er musste sich zwischen zwei Kameraden zwängen, sie ein wenig beiseiteschieben. Sie murrten und schimpften im Halbschlaf, es war ihm einerlei.

      Arradhu hängte sich am Expanderarm auf. Er ignorierte so gut es ging den Schmerz, den die einseitige Muskelverkürzung verursachte, pendelte sich ein und wippte mit den üblichen zwölf Grad nach vorne und nach hinten.

      Die meisten anderen Ladhonen benötigten einen wesentlich größeren Wippwinkel, um einschlafen zu können. Aber die Verkrüppelung erlaubte ihm nicht mehr.

      Arradhu verinnerlichte im Halbschlaf die Trainingseinheit. Er hatte sich gar nicht mal so schlecht gehalten.

      Letztlich hatte er überlebt.

      4.

      »Es ist ein Wunder, dass ich diesen Sprung überlebt habe«, sagte Tenga und schluckte einen weiteren Blocker gegen den Kopfschmerz, gefolgt von einer Beruhigungspraline Sahne-Kirsch-Nougat. Zum Glück hatte er einen Vorrat an Bord genommen, wenn er dafür auch auf weniger nützliche Dinge hatte verzichten müssen.

      »Du übertreibst.«

      KORN hatte Probleme gehabt, die SCHOTE nach der Transition im Schutz des Deflektors zu halten. Nun aber stabilisierte die Positronik das Kleinstschiff wieder. Sie waren unbemerkt geblieben.

      Er blinzelte und schüttelte den Kopf aus, so weit es ihm die Halteklammern erlaubten. »Hinken die Ladhonen technisch so weit hinterher?«, fragte er. »Oder sind sie derart schmerzunempfindlich? Haben sie niemals Transitionsdämpfer entwickeln müssen?«

      »Ich habe eine andere Theorie.«

      »Und zwar?«

      »An Bord der POD-2202 herrschen ungewöhnliche Umstände. Die Ränge sind streng hierarchisch. Die niedrig gestellten und jungen Schiffsangehörigen müssen sich immer wieder Tests unterziehen, sich Demütigungen gefallen lassen, Strafen hinnehmen und sich in so gut wie jeder freien Minute körperlich betätigen. Sie werden Maate genannt, in ihrer Gesamtheit Maatschaft. Es wird darüber zwar nicht geredet, aber ...«

      »Die POD ist ein Ausbildungsschiff!«, fiel Tenga der Positronik ins Wort.

      »Ja.«

      Er konzentrierte sich auf die Informationen, die KORN bislang gesammelt hatte. Es wurde viel über Drill, Zucht und Ordnung gesprochen. Über Disziplin. Bestrafung. Taktische Manöver, körperliche Ertüchtigung, Hygiene, medizinische Unterstützung, Waffensysteme, Robotsimulationen.

      Der auf so sonderbare Weise geschützte Übergang vom Ponton zum eigentlichen Schiff stellte womöglich eine Herausforderung für die Maatschaft dar. Vielleicht würden die jungen Ladhonen irgendwann einmal aufgefordert werden, den umgekehrten Weg zu nehmen und zu versuchen, in den Ponton zu gelangen. Als Teil eines Tests.

      »Hier werden Krieger ausgebildet«, baute Tenga diese Theorie aus, »aber nicht nur. Auch angehende Schiffsoffiziere werden geschult. Vielleicht ist die Transition deshalb so schlecht gelungen. Und vielleicht war der Beutezug auf Ollfa nichts anderes als eine, nun ja, praktische Übung.«

      KORN schwieg. Die Positronik überließ es ihm, weiterreichende Schlüsse zu ziehen.

      »Warum aber hat man Gefangene auf Ollfa und vorher in der olubfanischen Nussschale genommen?«, fragte sich Tenga. »Hat Bodh Aputhar das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden? Oder haben sich die Ladhonen einen Spaß gemacht mit den Olubfanern?«

      »Nein. Es herrscht ein rauer und sehr ernster Umgangston an Bord der POD-2202. Der Bordfunk besteht ausschließlich aus Anweisungen und trockenen Informationen. Kein Ladhone kommt auf die Idee, Witze zu reißen wie an Bord eines terranischen Schiffs.«

      Tenga nahm die Worte der Positronik zur Kenntnis, ging aber nicht näher darauf ein. »Nandh Nadhama ist demnach ein hochrangiger Ausbilder?«

      »Ja.«

      »Dann ist er nutzlos für uns. Er wird kaum etwas über den Verbleib der entführten Olubfaner wissen.«

      »Falsch. Er ist ein Offizier mit viel Einfluss und noch mehr Wissen.«

      Tenga betrachtete die Holodarstellung, die ein immer noch unvollständiges Bild des Schiffs zeigte. Nadhamas derzeitiger Standort war markiert, der Weg dorthin in Teilen dargestellt.

      Er zuckte zusammen, als ein kleiner Alarm ertönte. Roboter schwebten an der SCHOTE vorbei durch den Gang. Einer schien zu zögern, setzte aber nach einem kurzen Ruckeln seinen Weg fort.

      Tenga betrachtete die Roboter und ließ sich weitere Informationen geben. In ihrer Grundform waren sie zylindrisch, doch keiner von ihnen ähnelte dem anderen. Dick oder schmal, mit mehreren Verdickungen oder knollenartigen Aufbauten, mit einem kopfähnlichen Element als Aufsatz, an der Unterseite spitz zusammenlaufend ... Es war, als hätte ein verrückter Posbi-Designer ganz tief in seine Werkzeugkiste gegriffen.

      »Wir folgen ihnen!«, befahl Tenga kurzerhand und aktivierte die Steuerung.

      Mit einem Augenzwinkern setzte er die SCHOTE in Bewegung. Sein Herz klopfte laut, als er den Deflektorschirm wegschaltete und den ladhonischen Robotern in aller Offenheit hinterherschwebte.

      »Das ist hochriskant«, mahnte KORN. »Unsere energetischen Streuemissionen verraten uns.«


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