Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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eines neurotischen Kindes wegen auf die Modenschau verzichten möchtest, ich bin nicht so wild darauf, fremden Kindern Opfer zu bringen.«

      Hans Strasser brauste los. Gar nicht rasch genug konnte er die Strecke zurücklegen. Jede Minute in Marinas Gesellschaft war ihm eine Qual.

      Vor der Festhalle in Maibach stoppte er. Marina griff nach ihrem Abendtäschchen. »Also, bis morgen. Ich hole dich nach dem Dienst ab.«

      Hans schüttelte sehr bestimmt den Kopf. »Nein, Marina. Unsere Trennung ist endgültig. Verabredungen gibt es nicht mehr.«

      »Was willst du denn machen, wenn ich einfach vor dem Revier warte?« Marina kicherte vergnügt.

      »Ich werde an dir vorbeigehen«, antwortete er in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, dass er es ernst meinte.

      »Du willst mich einfach stehen lassen?« Erst jetzt begriff das eitle Mädchen, dass es verspielt hatte.

      »Ich hoffe, dass du mich nicht dazu zwingst. Schau mal, dort kommt der flotte Dieter. Wie wäre es, wenn du dich mit ihm über die morgige Freizeitgestaltung unterhalten würdest?«

      Marina blinzelte in die angegebene Richtung. »Keine schlechte Idee«, murmelte sie und drehte sich auf dem Absatz ihrer modernen Schuhe herum.

      Hans Strasser beeilte sich wegzukommen. Was Marina künftig tat, interessierte ihn nicht mehr. In diesen Minuten war nur Anja für ihn wichtig. Ihr wollte er beweisen, dass sie nicht allein auf der Welt war.

      *

      Grit ging rascher. So, als bemerke sie nicht, dass jemand eilig hinter ihr her lief. Sie betrat die große Bahnhofshalle und eilte zu den Schaltern, um sich eine Fahrkarte zu lösen. Doch dann musste sie warten. Vier Personen waren vor ihr. Ungeduldig trat sie von einem Fuß auf den anderen und hoffte, nicht gesehen zu werden.

      Doch das war natürlich eine törichte Hoffnung. Da kam der elegante Herr mit dem gepflegten Bart auch schon zielstrebig auf sie zu. »Grit, wie gut, dass ich dich noch erwische. Ich habe im Hotel angerufen, aber du warst bereits weg. Beinahe hätten wir uns noch verpasst.«

      Er tut ganz harmlos, dachte die junge Frau mit dem aparten Gesicht. So, als wäre er gestern tatsächlich biederen Geschäften nachgegangen. Ob er ahnt, dass ich etwas von den Päckchen in der Kassette weiß?

      Grit hatte ihren Verlobten am Tag zuvor nicht mehr gesehen. Als er bei Einbruch der Dunkelheit noch immer nicht zurückgewesen war, hatte sie sein Haus verlassen und war ins Hotel zurückgekehrt.

      »Ich bin auf dem Weg nach Sophienlust«, antwortete sie reserviert.

      »Das dachte ich mir schon. Ich werde dich natürlich mit dem Wagen hinbringen.«

      »Nicht nötig. Ich fahre sehr gern mit der Bahn.«

      David fasste nach Grits Arm. »Du bist böse mit mir wegen gestern«, sagte er, scheinbar traurig. »Aber du tust mir unrecht. Ich war den ganzen Tag geschäftlich unterwegs. Komm, draußen auf dem Parkplatz steht mein Wagen. Du reist damit schneller und bequemer.«

      Warum ist er nur so freundlich zu mir?, überlegte Grit fieberhaft. Sorgt er sich um das Geld, das ich ihm geliehen habe, oder befürchtet er, dass ich bei der Polizei ausplaudern könnte, was sich in seinem Schreibtisch befindet? Stur blieb sie in der Reihe der Wartenden stehen. Automatisch rückte sie vor, als einer der Reisenden abgefertigt war.

      »Du warst doch noch nie dafür, dass ich nach Sophienlust fahre. Warum jetzt plötzlich?«, fragte sie misstrauisch.

      »Oh, ich hab’s mir überlegt. Wenn es dein Wunsch ist, Anja zu dir zu nehmen, möchte ich nicht dagegen sein. Vielleicht ist es ganz gut, wenn du durch sie die Verbindung mit Schweden aufrechterhältst.«

      »Warum?« Grit beobachtete ihn genau. In der vergangenen Nacht hatte sie lange über ihre Beziehung zu David Danner nachgedacht. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie niemals einen Mann lieben konnte, der dunkle Geschäfte machte. Das war kein Leben für sie. Sie würde daran zerbrechen.

      »Es kann geschäftliche Vorteile haben. Das bleibt abzuwarten. Komm jetzt, lass uns zu meinem Wagen gehen, dann können wir in aller Ruhe über alles sprechen.«

      Grit gab nach. Es gab tatsächlich vieles, was zwischen ihnen zu besprechen war. Doch zuerst musste sie wissen, was David tatsächlich tat, wenn er geschäftlich unterwegs war. Aber das würde sie nur herausfinden, wenn er sich in Sicherheit wiegte. Sie durfte ihm keine Veranlassung zum Misstrauen geben.

      »Ich wollte dich bitten, mir etwas Geld zu geben«, meinte Grit, als sie bereits über die Autobahn fuhren. »Wenn Anja zu mir kommt, habe ich viele Auslagen, und arbeiten kann ich ja nicht mehr. Ich dachte an die Zinsen aus meinem Vermögen, das ich dir überlassen habe.« Von der Seite her beobachtete sie ihren Partner.

      David zuckte kurz zusammen, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt.

      »Selbstverständlich, mein Herz. Ich werde gleich morgen in der Bank anrufen. Hm …, da fällt mir ein, dass die Kosten für Anja eigentlich aus dem Erlös des schwedischen Werks bestritten werden könnten.«

      »Ich werde den Geschäftsführer bitten, Anja eine entsprechende Summe auszusetzen, die dann monatlich überwiesen wird. Aber es wird einige Zeit dauern, bis diese Regelung perfekt ist.«

      »Hast du eigentlich schon einmal daran gedacht, das Werk zu verkaufen?« David sah auf die Straße. Nichts in seinem Gesicht verriet, was er dachte.

      »Ich habe ja überhaupt keine Anteile mehr.«

      »Aber du wirst zu Anjas Vormund ernannt werden. Also hast du auch die Entscheidungsgewalt.«

      Jetzt wurde Grit klar, was der Mann neben ihr wollte. Er hatte sicher Erkundigungen über die Fabrik in Schweden eingezogen und dabei erfahren, dass es sich um ein gut gehendes, modernes Unternehmen handelte. Es würde nicht schwer sein, den Komplex an die Konkurrenz zu verkaufen. Und David spekulierte auf den Erlös.

      »Ich werde auf jeden Fall versuchen, das Werk für Anja zu erhalten«, antwortete Grit trotzig.

      »Und was hättest du davon? Nichts als Ärger. Es ist äußerst schwierig, ein Unternehmen mit lauter fremden Leuten zu halten.«

      »Der Geschäftsführer war schon für meine Eltern tätig und ist sehr vertrauenswürdig.« Heimlich schwor sich Grit, dass David Danner Anjas Anteil an der Fabrik nicht bekommen sollte. Hatte er denn nicht genug kassiert, damals, als er ihr das gesamte Erbe genommen hatte?

      Grit wusste jetzt, was sie von seinen Liebesschwüren, von seiner Freundlichkeit zu halten hatte. Sie war für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Diese Erkenntnis tat weh. Aber musste sie nicht froh sein, dass sie noch rechtzeitig kam? Bevor sie ihm ihr Jawort gegeben hatte? Eigentlich hatte sie es Anja zu verdanken, dass sich David zu erkennen gegeben hatte.

      »Na ja, das alles hat Zeit«, bemerkte er kühl. Eigentlich war er böse darüber, dass Grit ihm neuerdings widersprach, dass sie versuchte, ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Würde sie je wieder jenes anschmiegsame junge Mädchen werden, das willig auf all seine Vorschläge eingegangen war? Voller Verbitterung dachte er an die kleine Anja. Mit ihr hatte alles angefangen. Es gab verschiedene Lösungen für dieses Problem. Doch würde er Grit dazu überreden können?

      Das junge Paar war für den Rest der Fahrt recht schweigsam. Jeder hing seinen Gedanken nach. Erst als Grit in Sophienlust nach den beiden umfangreichen Paketen griff, die auf dem Rücksitz lagen, fragte David unsicher: »Willst du länger bleiben?«

      »Nein. Ich habe einige Geschenke für die Kinder von Sophienlust gekauft«, erwiderte Grit leise. »Sie waren alle so lieb zu Anja, dass ich ihnen auch eine Freude machen möchte.«

      David unterdrückte ein spöttisches Grinsen. Noch ernster wurde er, als nur einige Schritte von ihnen entfernt Hans Strasser aus seinem Kleinwagen stieg. Der Polizist, der an diesem Tag während der Mittagspause vorbeischaute, trug noch die Uniform. Er sah mehrmals herüber, betrachtete David und Grit sehr genau.

      David wurde es heiß. Galt das Interesse des Polizeibeamten seiner hübschen


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