Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne Svanberg

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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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träumte er mit offenen Augen? Was war denn los mit ihm?

      Hans Strasser beeilte sich, über die Kreuzung zu kommen. Längst war David Danner nicht mehr vor ihm. Der junge Polizist konnte nur ahnen, welche Route er genommen hatte.

      Hans Strasser presste die Lippen zusammen. Er war ärgerlich auf sich selbst. Durch seine albernen Träumereien hatte er Danners Spur verloren. Einem Polizeibeamten durfte so etwas eigentlich nicht passieren. Nick würde sehr enttäuscht sein, wenn er davon erfahren würde.

      Stur fuhr Hans Strasser weiter. Er verließ die Stadt und behielt die nördliche Richtung bei. Ob er mit seiner Vermutung recht hatte, wusste er nicht. Zu dumm, dass er sich heute nicht konzentrieren konnte. Immer wieder brachte die silberblonde Grit all seine Überlegungen durcheinander. Es war ihm klar, dass er sich unsterblich verliebt hatte. Verliebt in ein Mädchen, das für ihn unerreichbar bleiben würde.

      Wozu fuhr er eigentlich weiter? Der große amerikanische Wagen war und blieb verschwunden. War es nicht klüger, zurückzufahren und seinen Dienst anzutreten?

      Hans Strasser trat plötzlich hart auf die Bremse. Denn dicht vor ihm gingen die rotweißen Schranken eines Bahnübergangs nieder. Auch das noch! Die Wartezeit dauerte hier mindestens fünf Minuten. Damit schwand die Hoffnung, Danner noch einmal einzuholen, fast völlig. War es nicht klüger, gleich zu wenden?

      Hans sah in den Rückspiegel. Hinter ihm hielt eben ein Lieferwagen. Um noch weiter zurückschauen zu können, lehnte er sich jetzt aus dem Fenster. Sogleich erkannte er den Fahrer des Lieferwagens. Dieser trug zwar eine große Sonnenbrille, aber trotzdem wusste Hans Strasser, dass es sich um David Danner handelte. Wie kam dieser hierher? War er in der Stadt in den Lieferwagen umgestiegen und hatte seinen amerikanischen Superschlitten abgestellt?

      Die Gedanken des Polizisten überstürzten sich. Er wusste, dass er nur wenige Minuten Zeit hatte. In dem Augenblick, da die Schranken hochgehen würden, würde David Danner davonfahren. Möglicherweise würde auch der Lieferwagen schneller fahren als sein kleines Auto. Was sollte er tun? Er musste Danner irgendwie am Weiterfahren hindern. Aber wie?

      Hans Strasser stieg aus und ging um seinen eigenen Wagen herum. Möglichst wenig beachtete er den Lieferwagen. Sollte Danner ruhig glauben, dass er ihn nicht erkannt habe. Langsam ging er dann an der Straße entlang. Drang nicht ein dumpfes Poltern aus dem geschlossenen Kasten? War da nicht ein Schnauben wie von Pferden?

      Das Herz des Polizisten klopfte rascher. Hatten die Kinder von Sophienlust doch recht gehabt? War David Danner tatsächlich der Pferdedieb?

      Ein ängstliches Wiehern beseitigte auch die letzten Zweifel von Hans Strasser. Er sah an sich herab. Er trug noch die Polizeiuniform, obwohl er im Moment nicht im Dienst war. Aber das konnte David Danner ja nicht wissen. Er musste ihn täuschen. Würde es gelingen?

      Hans Strasser trat an den Wagen und klopfte ans Fenster. »Dürfte ich Ihre Papiere sehen?«, fragte er so sachlich, wie er es Tag für Tag tat. Die Augen Danners suchten blitzschnell nach einem Fluchtweg. Doch noch war die Schranke geschlossen. Außerdem hielt der Kleinwagen vor ihm. Auch hinter ihm hatte sich bereits eine Fahrzeugkolonne gebildet. Seitenwege gab es nicht. Die Landstraße war zu einer Falle geworden.

      »Warum denn das?«, fauchte er und kurbelte das Fenster herunter.

      »Verkehrskontrolle«, antwortete Hans. Verlangend hielt er Danner die Hand entgegen.

      »Muss das denn sein?« David tat, als suche er nach den Papieren. »Warum kontrollieren Sie nicht zuerst die anderen?«, fragte er, denn gerade fuhr der Zug durch. In wenigen Sekunden schon würde die Schranke geöffnet sein.

      »Würden Sie mir bitte …«

      »Kennen wir uns nicht?«, fragte David Danner plötzlich. Um den Polizeibeamten abzulenken, war ihm jedes Mittel recht. »Ja, natürlich. Wir haben uns doch in Sophienlust gesehen. Na, dann ist die Kontrolle ja erledigt. Alte Bekannte werden einander doch keine Schwierigkeiten machen.«

      »Schwierigkeiten?« Hans sah den Bärtigen vielsagend an.

      »Im Vertrauen gesagt, ich habe es eilig. Sehr eilig sogar.«

      »Sobald ich die Papiere überprüft habe, können Sie starten.« Heimlich wünschte sich Strasser, dass noch ein Gegenzug kommen möge, damit er etwas mehr Zeit habe.

      »Moment, ich weiß noch gar nicht, wo …« David unterdrückte einen Fluch. Wann würde endlich die verdammte Schranke hochgehen?

      »Was haben Sie geladen?«, fragte Hans Strasser so harmlos, als handele es sich um eine routinemäßige Überprüfung.

      »Obst«, antwortete Danner. »Ich komme vom Großmarkt und will nach …«

      »Haben Sie eine Genehmigung?«

      »Ich wusste gar nicht, dass man so etwas braucht.«

      »Für Tiertransporte ja.« Strassers Gesicht war undurchdringlich.

      »Tiertransporte? Wie kommen Sie denn darauf?« Wie gebannt blickte David auf die Schranke. Sobald sie sich aufwärts bewegen würde, wollte er blitzartig starten.

      »Weil der Großmarkt um acht Uhr morgens schließt. Deshalb ist unwahrscheinlich, dass verderbliche Ware erst nachmittags verladen wird.«

      »Das ist schließlich meine Sache«, knurrte David unfreundlich.

      Im gleichen Augenblick hörte man ein lautes, durchdringendes Wiehern.

      »Also doch ein Tiertransport«, meinte Hans zufrieden. »Würden Sie bitte den Laderaum öffnen?«

      »Nein«, keuchte David. Er war entschlossen, sich dieses Geschäft nicht verderben zu lassen. Eben bewegten sich die Schranken. Er trat die Kupplung, legte den Gang ein und gab Gas. Hans Strasser konnte sich eben noch durch einen Sprung zur Seite in Sicherheit bringen.

      Doch was war das? Mit hoher Geschwindigkeit raste eben ein Polizeiwagen an ihm vorbei und kam unmittelbar neben seinem Kleinwagen zum Stehen. David, der wegen des einsetzenden Gegenverkehrs nicht ausweichen konnte, musste anhalten.

      »Sie haben Ihren Wagen, amerikanisches Fabrikat, in der Stadt so verkehrswidrig geparkt, dass er zu einem Hindernis geworden ist. Deshalb sind wir Ihnen nachgefahren. Es ist nötig, dass Sie sofort umkehren.« Strassers Kollegen legten grüßend die Hand an die Mütze.

      »Verdammte Schweinerei«, schimpfte Danner und sah ein, dass es keinen Sinn hatte, jetzt noch zu fliehen. Außerdem hielt nun ein weiteres Polizeiauto am Straßenrand. Polizeimeister Kirsch, begleitet von zwei Helfern, stieg aus. Er interessierte sich ausschließlich für die Ladung des Lieferwagens.

      »Donnerwetter, heute hat Nick aber ganze Arbeit geleistet«, murmelte Hans.

      »Die Pferde sind mein Eigentum«, behauptete David Danner. Nur widerwillig schloss er die Türen des Kastenwagens auf.

      »Das werden Sie beweisen müssen.«

      Polizeimeister Kirsch wich ein wenig zurück. Denn das, was er sah, hätte jeden Tierfreund erschreckt. Auf engem Raum waren vier edle Pferde zusammengepfercht. Die Tiere wirkten mager und müde.

      »Ich fürchte, Sie werden sich nicht nur wegen schweren Diebstahls, sondern auch wegen Tierquälerei zu verantworten haben«, sagte Polizeimeister Kirsch. »Sie müssen die Pferde halb betäubt haben, um sie in diesen engen Käfig zu bringen.« Die Augen des Polizeimeisters blitzten zornig auf. »Wahrscheinlich hätten Sie sie ohnehin nicht lebendig nach Schweden gebracht.«

      »Woher wollen Sie denn wissen, dass ich …«, meinte Danner verblüfft.

      »Es gibt da einen Jungen, der sehr gut aufgepasst hat.«

      »Nick?«, erkundigte sich Hans Strasser respektvoll.

      »Er hat die Anzeigen in den Fachzeitschriften verfolgt. In Schweden zahlt man momentan für Zuchtpferde die höchsten Preise.«

      *

      »Vati, bist du böse, dass ich das Polizeirevier in Wildmoos angerufen habe?«, fragte der große dunkelhaarige Junge zerknirscht. In seinem begreiflichen


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