Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser. Katja Brandis

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Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser - Katja Brandis


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groß, aber sehr schön, finden wir.«

      »Genau, gute Idee, kommen Sie bitte mit, ich schließe Ihnen gerne einen der Klassenräume auf«, zwitscherte Miss Bennett. Inzwischen hatte ich gemerkt, dass sie diese hohe Stimme nur bekam, wenn sie nervös war. Also ziemlich oft.

      Die drei zogen mit den verdutzten Gästen zum Strandeingang des Hauptgebäudes ab, wodurch sie hoffentlich verpassten, dass auf dem Parkplatz flackernde blaue Lichter die Ankunft der echten Cops ankündigten.

      Wir mussten alle lang und breit als Zeugen aussagen. Langsam sickerte die Hochstimmung darüber, dass wir gesiegt hatten, aus uns heraus. Es half nicht gerade, dass Daisys Eltern wenig begeistert aussahen, als sie aus dem Schulgebäude zurückkamen. »Wirklich ungünstig, dass es keinen Aufzug zum ersten Stock gibt … Daisy könnte also nicht ins Sekretariat, wenn sie ein Anliegen hat.«

      »Doch, Mama«, protestierte Daisy, ihre Wangen waren gerötet. »Kurze Strecken schaffe ich mit den Krücken, das weißt du doch.«

      Wie aus dem Nichts war Toco neben uns aufgetaucht. »Ich könnte sie hochtragen, wenn sie will«, bot er an und sah selbst ein bisschen erstaunt aus über sein Angebot.

      »Ach … das ist nett.« Skeptisch betrachteten Daisys Eltern den blassen rothaarigen Schlägertypen, der sich zu Wort gemeldet hatte. Auf seinem Kinn prangten Bartstoppeln und er roch nach ungewaschenem Reptil.

      »Ich heiße übrigens Toco.« Er versuchte ein Lächeln. Vielleicht hätte er das mal üben sollen. Es sah aus, als wolle er jemanden beißen.

      »Wir mögen Daisy alle sehr«, versicherte eine klatschnasse Shari, die eben noch ein Delfin gewesen war. Anscheinend hatte sie sich im Eiltempo verwandelt. Dabei hatte sie leider Klamotten erwischt, die – sagen wir mal – nicht optimal zusammenpassten: ein knallviolettes Top, darüber eine Anglerweste mit ganz vielen Taschen und dazu eine Leggins mit Leopardenmuster. »Bitte, bitte lassen Sie Daisy auf unsere Schule gehen!«

      Daisys Eltern wirkten ein bisschen überfordert.

      »Ja bitte!« Finny bettelte mit. »Daisy ist so cool. Sie hätten mal sehen sollen, wie sie neulich einen Typ zusammengefaltet hat, weil er einen Styroporbecher benutzt hat!«

      Immerhin, damit brachte sie Daisys Vater zum Lachen. Anscheinend hatte er schon oft genug erlebt, wie sich seine Tochter für den Schutz der Meere vor Plastikmüll einsetzte. Daisy strahlte Finny an und unser Rochenmädchen lächelte zurück. Ich erinnerte mich daran, dass Angler-Erschrecken eins von Finnys Hobbys war. Die beiden würden bestimmt schnell Freundinnen werden, wenn Daisy auf unsere Schule durfte.

      »Sie würde sich hier total wohlfühlen«, versuchte ich zu argumentieren. Doch ich spürte, dass meine Worte von diesen Erziehungsberechtigten abprallten wie eine Welle von einer Klippe.

      »Stimmt es, dass die Schüler jederzeit ohne Aufsicht ins Meer oder in diesen See können?« Die Mutter wirkte beunruhigt.

      »Es stimmt, wir lassen den Kids hier viele Freiheiten … und die meisten haben eine besondere Verbindung zum Wasser.« Mr Clearwater war längst ein Meister darin, um die Situation herumzureden.

      Daisys Vater lachte kurz und ungläubig auf. »Darum steht sicher auch das Gebäude unter Wasser.«

      »Ja genau.« Kampflustig funkelte Finny ihn an.

      Die Mutter funkelte zurück. »Also jetzt mal ernsthaft, das geht nicht, dass meine Tochter ohne Aufsicht oder Hilfe ins Meer geht! Wissen Sie überhaupt, was ihr passiert ist, warum sie auf diese Hilfsmittel angewiesen ist?«

      »Doch, das wissen wir«, sagte Shari leise. »Ein Unfall mit einer giftigen Qualle.«

      Während unser junger Schulleiter sich weiter Daisys Eltern stellte, zog ich Miss White beiseite. »Kann er sie nicht einweihen?«, fragte ich ohne viel Hoffnung. »Wenn sie wüssten, dass Daisy in zweiter Gestalt ein Pelikan ist, sehen sie bestimmt ein, warum sie auf die Blue Reef Highschool muss. Wenn sie sich verwandelt, kann sie fliegen!«

      »Er kann sie nicht einweihen, Tiago«, flüsterte mir Miss White zu. »Sie sind eindeutig Menschen. Keine Ahnung, wo Daisy ihre Wandler-Gene herhat, aber von ihnen nicht.«

      »Aber …«

      »Nichts ›aber‹. Das Geheimnis der Woodwalker und Seawalker muss gewahrt bleiben!«

      In der Zwischenzeit hatten sich Daisys Eltern zu einer Vier-Augen-Beratung zurückgezogen. Wir scharten uns um Daisy, die auf einmal hilflos wirkte, als sie in ihrem Rollstuhl saß und die Hände auf dessen Antriebsrädern ruhen ließ. »Wenn sie Nein sagen … ich weiß nicht, was ich dann machen soll. Hier in der Blue Reef bin ich nicht behindert, hier kann ich fliegen! Seit ich das weiß, halte ich es kaum noch aus, in diesem verdammten Ding zu sitzen.«

      Ich merkte, dass sie den Tränen nahe war, und konnte sie gut verstehen.

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      »Du könntest nachts herumfliegen«, meinte Noah lahm. »Wenn niemand es merkt.«

      Von einem Moment zum anderen sah Daisy wieder entschlossen aus. Ihre Hand umschloss den kleinen goldenen Engel, den sie an einer Kette um den Hals trug. »Das reicht mir nicht! Im Notfall benehme ich mich halt in der normalen Highschool so schlecht, dass ich rausfliege und sie eine neue Schule für mich finden müssen. Und dann gehe ich hierher.«

      Erschrocken blickten wir sie an. »Äh, Daisy … ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist«, sagte Shari und wir anderen nickten.

      »Krasser Scheiß«, sagte Chris anerkennend. Kein Wunder, er war neulich auch von der Schule geflogen.

      »Hör nicht auf ihn!« Finny warf Chris einen wütenden Blick aus Augen zu, die nicht ganz so blau waren wie ihre Haare. »Mach das nicht, Daisy. Brich keine Brücken hinter dir ab, okay?«

      Diesmal war es das Pelikanmädchen, von dem unsere Worte abprallten. Klar, sie war verzweifelt.

      Keiner von uns wunderte sich, als ihre Eltern sich umwandten und ihre Mutter verkündete: »Tut mir leid, aber diese Schule hat uns nicht wirklich überzeugen können. Trotzdem vielen Dank, dass wir sie uns anschauen durften.«

      Daisy Cousteau sah aus, als würde sie zu ihrer eigenen Hinrichtung fahren, als sie ihren Rollstuhl wendete und ihren Eltern zurück zum Parkplatz folgte. Shari, Finny, Toco und ich begleiteten sie bis zum Auto.

      Toco blickte dem Auto eine Weile nach, dann knurrte er: »Falls mich jemand sucht – bin in meiner Höhle«, und stapfte in finsterer Stimmung davon. Die Alligatoren unter unseren Schülern hatten sich ins feste, lehmige Ufer des Süßwassersees, der zur Schule gehörte, Höhlen gegraben, in die sie sich verziehen konnten, wenn sie Lust hatten. Zwar befanden die Höhlen sich unter Wasser, aber das machte nichts, Toco konnte in seiner zweiten Gestalt stundenlang die Luft anhalten, wenn er nur herumlag und sich nicht bewegte.

      Als er abgezogen war, fiel mir ein, dass ich Blue bei diesem Drama mit Daisy und ihren Eltern überhaupt nicht gesehen hatte. Als ich den Blick schweifen ließ, entdeckte ich sie schließlich im Palmhain. Sie hatte das Handy am Ohr und wirkte ernst. Das war ein seltener Anblick, weil Blue nicht sonderlich gerne telefonierte.

      Dann vergaß ich es wieder, als Rocket meinte: »Es ist noch ein bisschen Bowle da, die der Typ nicht ausgekippt hat. Wie wäre es mit einem Glas? Oder macht’s dir was aus, dass ganz kurz ein Gangster drin geplanscht hat?«

      »Nö«, sagte ich und zusammen gingen wir uns einen Drink holen.

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      Gottspielen für Anfänger

      Es gibt viele Arten, wie man eine Party ruinieren kann. Wir hatten an diesem Abend schon fast alle durch, außer vielleicht Lebensmittelvergiftung.

      »Egal, wir treten jetzt auf, so oder so!«, brüllte Leonora und reckte


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