Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser. Katja Brandis

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Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser - Katja Brandis


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Barry sagen. Wir wollten schon jubeln, da fügte er hinzu: »Aber ich hätte ein paar Bedingungen.«

      »Welche?«, fragte Finny vorsichtig und blickte ihm wahrscheinlich gerade in die kühlen blassblauen Augen. Niemand in unserer Klasse hatte so kalte Augen wie Barry.

      »Ich will der Kameramann sein. Dann ist wenigstens garantiert, dass ihr meinen Camcorder nicht kaputt macht – das Ding war teuer!«

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      »Okay«, stimmte Chris sofort zu. »Prima, dann können wir ja …«

      »Es gibt noch eine Bedingung«, fuhr Barry fort mit seiner Stimme, der sämtliche Betonungen fehlten. »Ella spielt die Hauptrolle, nicht Shari. Sonst könnt ihr den Deal vergessen.«

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      Gauner-Freitag, Teil I

      Ella?«, stießen Chris und Finny fast gleichzeitig hervor.

      Shari blieb der Mund offen stehen. Blue lief vor Ärger rot an. Und ich verfehlte das Frisbee, das gerade auf mich zuschoss. Es traf mich voll an der Stirn. Aua.

      »Ja, genau. Ella«, wiederholte Barry, während ich mir die Stirn rieb. »Und Carmen bekommt auch eine wichtige Rolle, klar?«

      Produzent und Regisseurin bissen die Zähne zusammen. »Wir denken drüber nach«, presste Chris hervor. Er wusste ebenso gut wie wir, dass Ella bei der Abstimmung nicht allzu gut abgeschnitten hatte.

      Auch unser rotblondes, durchtrainiertes Hammerhaimädchen Carmen hatte sich in Hörweite herumgetrieben, rein zufällig natürlich. Sie wirkte ebenso geschockt wie die beiden Filmemacher. »Aber … ich will gar nicht mitspielen!«, rief sie hinüber.

      Verdattert blickte Barry sie an. »Oh, ich dachte …«

      »Trotzdem lieb, dass du mir den Gefallen tun wolltest«, brummte Carmen. »Wenn ich die Beleuchtung, den Ton und so was machen könnte, fände ich das cool. Ginge das?«

      Finny und Chris tauschten einen kurzen Blick. »Natürlich gerne«, sagte Chris sichtlich erleichtert. »Danke, dass du dich um die Technik kümmerst.«

      »Dürfen ich und Juna den Schnitt machen?«, mischte sich Izzy ein, die in der Nähe herumgelungert hatte. Da sie es bunt mochte, trug sie gerade ein scharlachrotes indisches Gewand; ihre braunen Haare waren verwuschelt, wahrscheinlich hatte sie wieder mal vergessen, sich zu kämmen. »Oh bitte! Ich hab schon mal mit diesem Schnittprogramm gearbeitet und kenne mich ein bisschen damit aus …«

      Chris blickte skeptisch drein, er wusste natürlich, dass die Fliegender-Fisch-Wandlerin unsere chaotischste Schülerin war. Doch er zögerte nur kurz, dann lächelte er Izzy und Juna an. »Geht klar. Total nett von euch, dass ihr das machen wollt.«

      Ich wusste, dass er Izzy mochte – er hatte sie sogar mal, ohne uns zu fragen, zu unserem Geheimversteck mitgenommen. Und genau dort, im Wrack, mussten wir uns nun wieder einmal zur Krisensitzung treffen. Es tat mir im Herzen weh, wie traurig uns Jasper hinterherschaute. Hoffentlich klappte das mit dem U-Boot, damit wir ihn in Zukunft mitnehmen konnten!

      Kaum waren wir runtergetaucht und hatten uns im rostigen, immer etwas feuchten Innenraum verwandelt, da schimpfte Finny auch schon los. »Dieser stinkende, halb verdaute Hering, was fällt dem ein, uns zu erpressen? So was Dreistes habe ich noch nie erlebt! Man müsste Barry jede Schuppe einzeln abziehen!«

      »Ich bin dabei«, sagte ich grimmig. »Nur weil der Typ eine Kamera hat, denkt er, er kann unseren Film sabotieren? Anscheinend haben Barrakudas mehr Zähne als Gewissen!«

      Chris, Blue und Noah schimpften ebenfalls, was ihre Menschenlungen hergaben.

      Nur eine sagte nichts. Diejenige, um die es hier ging und die sich wahrscheinlich vergeblich auf ihre Hauptrolle gefreut hatte. Schließlich wandte ich mich direkt an Shari und versuchte, ihr die Stimmung vom Gesicht abzulesen.

      »Was hältst du von der ganzen Sache?«, fragte ich sie.

      »Ach, weißt du, vielleicht ist es besser so.« Shari sah nicht so traurig aus, wie ich erwartet hatte. »Klar habe ich mich drauf gefreut mitzuspielen. Aber es ist nicht mein Lebenstraum oder so. Bis vor ein paar Monaten wusste ich nicht mal, dass es Leute gibt, die vorgeben, jemand anders zu sein, und davon sogar leben können.«

      Chris stutzte. »Stimmt. Ein seltsamer Beruf, wenn man drüber nachdenkt. Du wirst dafür bezahlt, dass du nicht du selbst bist.«

      »Darauf kommt es hier überhaupt nicht an!« Finny war immer noch auf hundertachtzig. »Die Frage ist, gehen wir auf diesen Deal ein oder nicht?«

      »Haben wir denn eine Wahl?«, fragte Noah zurück. »Falls wir keine andere Kamera auftreiben können, müssen wir die Kröte schlucken.«

      Trotz allem musste ich grinsen. »Die Python, meinst du wohl. Können wir nicht ein Casting machen, bei dem Ella zeigen muss, was sie draufhat? Vielleicht kann sie noch weniger schauspielern als ich.«

      Finny verdrehte die Augen. »Halten wir noch mal fest, dass Tiago nicht weiß, ob er schauspielern kann.«

      »Also ich finde, Ella hat eine Chance verdient«, meldete sich überraschend die ruhige dunkelhaarige Blue zu Wort. »Kann ja sein, dass sie es toll macht.«

      Shari hatte von Anfang an nachdenklich gewirkt. Nun blickte sie ernst in die Runde. »Blue hat recht. Bitte lehnt Barrys Angebot nicht wegen mir ab, okay? Es macht mir wirklich nicht viel aus.«

      Gerührt nahm ich ihre Hand und drückte sie. Das war echt edel von ihr – durch unsere enge Verbindung spürte ich, dass sie sehr wohl enttäuscht war.

      »Na gut«, sagte Chris zögernd. »Aber wenn die junge Lennox die ganze Zeit über die Zicke vom Dienst gibt, bin ich so frei, sie im Drehbuch umzubringen und durch jemand anderes zu ersetzen!«

      Wir mussten grinsen. »Du bist der Chef«, sagte ich. »Das ist deine Chance, Gott zu spielen. Viel Spaß dabei.«

      Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen. Aber woher hätte ich denn wissen sollen, was er vorhatte? Mir fiel nur auf, dass sein Grinsen ein bisschen seltsam aussah.

      »Woher hat Barry eigentlich das Geld für einen so abgefahrenen Camcorder? Und ich habe neulich gesehen, wie er Carmen ziemlich wertvollen Schmuck geschenkt hat«, warf ich in die Runde. Wenn es einen guten Kandidaten für krumme Dinger gab, dann wohl jemanden, der über Ella mit Mrs Lennox zu tun hatte. Es konnte gut sein, dass die Anwältin auch bei dieser Sache mit drinhing. Die Lennox war im Gegensatz zu Carl Bittergreen eine Wandlerin, sie wusste, was Woodwalker und Seawalker für Fähigkeiten hatten … und hatte bestimmt viele Ideen, wie man sie missbrauchen konnte. Ich fragte die anderen: »Ist euch irgendwas an Barry aufgefallen in letzter Zeit? War er anders oder hat er andere Sachen gemacht als sonst?«

      »Nee, er war genauso unausstehlich wie sonst.« Endlich war das sonnige Shari-Lächeln zurück. »Wieso?«

      Also erzählte ich es auch ihnen. Ich wusste, dass ich bei meinen Ermittlungen Hilfe brauchen würde. Natürlich blickten meine Freunde ebenso geschockt drein wie Mr García noch vor kurzer Zeit. »Also, Barry traue ich das zu … aber sonst niemandem«, meinte Noah. »Wer würde sich denn auf so was Mieses einlassen?«

      Wir zuckten die Schultern.

      »Kommt, wir schwimmen zurück, schließlich musst du am Drehbuch weiterarbeiten, Chris«, meinte Shari.

      »Zu Befehl.« Chris sprang auf und tat so, als würde er salutieren, was durch seinen langen, schlaksigen Körper besonders witzig aussah. Nie hatte jemand weniger nach Soldat ausgesehen als er, dazu trugen auch die regenbogenfarbenen Schwimmshorts bei.

      Die anderen Leute in unserer Klasse nahmen es grummelnd auf, dass Ella in Chris’ Film die weibliche Hauptrolle spielen würde, aber nachdem ihnen Finny klargemacht hatte, dass


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