Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser. Katja Brandis

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Seawalkers (5). Filmstars unter Wasser - Katja Brandis


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      Als Ella erfuhr, dass die Hauptrolle ihr gehörte, schlug sie die Hände vor den himbeerfarben geschminkten Mund und riss die Augen auf, als hätte sie gerade einen Tyrannosaurus Rex gesehen. Unglaublich theatralisch. Ich merkte sofort, dass Barry sie schon darauf vorbereitet hatte. »Oh mein Gott, ich?«, quiekte sie. »Die Hauptrolle? Das – ist – der – Wahnsinn! Das ist … Schicksal!«

      »Nein, Erpressung«, sagte Chris, der nicht sehr beeindruckt wirkte von ihrer Show. »Sag deinem Kumpel schöne Grüße und wehe, er baut Mist als Kameramann.«

      Shari drehte sich um und ging ohne ein Wort davon. Ich holte sie ein und legte ihr den Arm über die Schultern. Ja, sie war enttäuscht, aber sie würde nicht darüber reden, so viel war klar.

      Eigentlich hatten wir das Wochenende zusammen verbringen wollen, um endlich in Ruhe auszuprobieren, wie das mit dem Küssen ging, aber Sharis Eltern bestanden darauf, dass sie mit ihnen einen Meeresausflug machte. Also freute ich mich erst mal auf unseren Wild Thing Friday – die Partyvorbereitungen waren schon voll im Gange. Mara mixte eine Bowle, Leonora stimmte ihre E-Gitarre und Polly bereitete zusammen mit Linus Snacks vor. Shari, Jasper und ich hängten eifrig Dekorationen auf – da es jetzt im Herbst früher dunkel wurde, würden die bunten Glühbirnen richtig was hermachen. Auf dem Schulgelände duftete es nach Fischfrikadellen und frisch gebackenen Maismehl-Muffins mit Paprika. Miss White schleppte Kästen mit Limonade heran und Mr Clearwater eine große Schüssel mit Fruchtgummi-Kraken – es gab tatsächlich so was wie Fruchtgummi-Kraken?!

      Ah, da war mein Freund aus Miami!

      »Na, Alter, wie geht’s?«, fragte mich Rocket, als er in Jeans, mit schwarz-orangefarbener Windjacke und mit dem Rucksack über der Schulter angeschlendert kam. Jetzt, wo ich wusste, dass er in zweiter Gestalt eine Ratte war, fragte ich mich, wie ich es hatte übersehen können. Er hatte ein spitzes Gesicht, schlammfarbene Augen und eindrucksvolle Vorderzähne.

      »Kann nicht klagen«, behauptete ich und lächelte Rockets Oma Sally Albright zu, die neben ihm ging.

      »Hi, Tiago«, sagte sie gut gelaunt. »Ich soll dich von Orange Juice grüßen. Der wollte leider nicht mitkommen, er mag keine Partys.«

      Ich musste lächeln. Ihr flauschiger Kater wäre hier sowieso fehl am Platze gewesen, er hasste Wasser fast genauso sehr wie Carag, der Puma-Wandler aus der Clearwater High, der schon ein paarmal bei uns zu Gast gewesen war. »Grüße zurück. Und, feierst du mit, Sally? Unsere Band hat noch kein Saxofon.«

      Unsere Vermieterin winkte ab. »Um Himmels willen, ich bin noch nicht gut genug, um in einer Band zu spielen. Stattdessen nehme ich schnell noch einen Drink mit eurem netten Schulleiter.«

      »Mach das«, sagte Rocket. Er wusste, dass Sally mit unseren Lehrern blendend auskam. Die hörten fasziniert zu, wenn sie Geschichten aus ihrer Zeit als Jagdfliegerin auf einem Flugzeugträger erzählte, und revanchierten sich mit Anekdoten über das Leben im Meer.

      Wir blickten Oma Sally beide nach, als sie in Richtung Hauptgebäude davonging.

      »Hast du ihr inzwischen erzählt, dass sie eine Wandlerin ist?«, fragte Shari, die zugehört hatte.

      »Nee.« Rocket verzog das Gesicht. »Ich traue mich nicht. Normalerweise hab ich ja kein Problem mit meiner zweiten Gestalt, aber ich frag mich schon, was sie von mir denken wird. Wer möchte schon einen Ratten-Enkel haben?«

      »Vielleicht ist sie selbst auch eine Ratte, damit ist das Problem gelöst«, meinte ich.

      »Sie ist garantiert ein Flugtier, schließlich ist sie Pilotin«, widersprach Rocket.

      »Kann sein.« Ich betrachtete seinen Rucksack. »Was hast du alles dabei?«

      Shari machte große Augen. »Wieder eine Ladung Eis am Stiel für alle? Das war echt lecker …«

      Rocket gab mir den Rucksack, der mich durch sein Gewicht sofort halb auf den Boden zog. Mein Freund grinste Shari und mich an. »Na, wonach fühlt sich das an? Nach Eis?«

      »Höchstens nach Eis mit eingefrorenem Mammut drin!«, ächzte ich.

      »Haha, das wäre cool, dann könnten wir nachher Mammutsteak auf den Grill werfen. Wo ist das U-Boot? Im Schuppen, oder?« Mein Freund war schon auf halbem Weg dorthin, bevor ich dazu kam, ihm nachzuhasten. Shari winkte mir zu und schlenderte davon, denn Blue und Noah warteten schon auf sie.

      Hingerissen betrachtete Rocket das Vehikel, das unser Riffhai-Klassenkamerad aus dem Meeresschutzgebiet geholt hatte. »Prachtstück, sag ich nur! Los, wir schaffen es in die Werkstatt, da können wir es viel besser aufschrauben.«

      »Und? Meinst du, du kannst es so umrüsten, dass man es von innen steuern kann?«

      »Pinkelt ein Wal ins Meer? Nein, im Ernst, ich hab keine Ahnung.«

      Wir wickelten eine Plane um das Ding und baten ein paar Leute, uns mit dem Transport zu helfen. Zu dritt verfrachteten wir es auf den Arbeitstisch, an dem Rocket sich schon erfolgreich mit dem defekten Außenborder duelliert hatte. Sofort schnappte sich Rocket einen Schraubendreher. Er brauchte keine Minute, um den Akku zu finden und die Stromversorgung des U-Boots zu fixen. Sofort erwachte es zum Leben, der Propeller drehte sich und eine grüne Leuchte begann zu blinken.

      »Na also, es lebt noch«, sagte Rocket zufrieden. »Mal schauen, wie die Steuerung so funktioniert …«

      Gebannt schaute ich ihm zu und reichte ihm das Werkzeug, als wäre er ein Chirurg und ich sein Assistent. »Zange!« – »Bitte schön.« – »Phasenprüfer!« – »Kommt sofort.«

      Wir vergaßen die Zeit, während wir arbeiteten. Schließlich richtete sich Rocket auf und wischte die ölverschmierten Hände an einem Lappen ab, der vor langer Zeit mal ein Sea-World-T-Shirt gewesen war.

      »Passt! Ich kann es so umbauen, dass es sich von innen steuern lässt«, sagte er. »Ein paar Tage brauche ich dafür aber mindestens und ich muss mir ein paar Spezialteile im Internet bestellen.«

      »Kein Problem. Wir bekommen hier in der Schule ja seit Neustem Taschengeld.« Ich spähte ins Innere des Vehikels. »Jasper und du, ihr seid beide klein genug, um reinzupassen. Aber wie kommt ihr wieder raus? Die Klappe ist von außen verschraubt.«

      »Hm ja, das ist ein Problem. Ich denke mir was aus. Das wird der Hit, du wirst sehen. Zwanzig Meter tief kommt das Ding mindestens, wenn nicht dreißig.«

      Doch der Hit war erst mal etwas anderes. Wir hörten es selbst im hintersten Winkel des Hauptgebäudes, als draußen die Party begann und unsere Schulband loslegte.

      »Nichts wie hin, oder?«, fragte Rocket und ich nickte.

      »Nichts wie hin!«

      Doch kaum hatte die Musik begonnen, brach sie auch schon wieder ab und endete in einer kreischenden Rückkopplung. Moment mal! Was ging denn da ab?

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      Gauner-Freitag, Teil II

      Als Rocket und ich am Bootshaus ankamen, sahen wir, dass die Party schon ohne uns angefangen hatte. Meine Augen suchten nach Shari und fanden sie, Blue und Noah in der Lagune, wo sie sich in Delfingestalt jagten. An Land standen überall Leute aus meiner Klasse oder dem zweiten Jahr herum, hielten Becher mit orangefarbener Bowle und mampften etwas. Viele von ihnen sahen eingeschüchtert aus und auf den zweiten Blick sah ich auch, wieso: Zwei Fremde waren bei uns. Ein sehr muskulöser Typ und eine Frau mit tief gebräunter Haut – wenn auch nicht so dunkel wie meine –, hellblondem Haar und einem Körper, dem man ansah, dass sie eine Menge Geld für Silikon und Schönheitschirurgen ausgegeben haben musste. Sie hatte dunkelrot lackierte Fingernägel, die locker dreimal so lang waren wie meine, obwohl ich schon wochenlang vergessen hatte, sie zu schneiden. Neugierig drängten


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