Das seelische Wesen. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
Читать онлайн книгу.muss, bis sie bereit sind, eine leuchtende Instrumentation des Göttlichen zu sein. Es ist diese geheime, seelische Wesenheit, die das wahre, ursprüngliche Bewusstsein in uns ist, tiefer als das konstruierte und konventionelle Bewusstsein des Moralisten, denn sie ist es, die immer auf Wahrheit und Recht und Schönheit hinweist, auf Liebe und Harmonie und alles, was eine göttliche Möglichkeit in uns verkörpert, und sie harrt aus, bis diese Dinge das wesentliche Erfordernis unserer Natur werden. Es ist die seelische Personalität in uns, die als der Heilige, der Weise, der Seher blüht; wenn sie ihre volle Stärke erreicht hat, wendet sie das Wesen zur Erkenntnis des Selbstes und des Göttlichen, zur höchsten Wahrheit, dem höchsten Guten, der höchsten Schönheit, Liebe und Seligkeit, den göttlichen Höhen und Weiten, und öffnet uns der Berührung spiritueller Zuneigung und Universalität und spirituellen Einsseins. Wo andrerseits die seelische Personalität schwach ist, roh oder schlecht entwickelt, fehlen die subtileren Regungen in uns, oder sind arm an Charakter und Kraft, selbst wenn das Mental stark und brillant und gebieterisch ist, die Lebenskraft dominierend und erfolgreich, das körperliche Dasein reich und glücklich und ein offensichtlicher Herr und Sieger. Es ist dann die äußere Begierdenseele, die pseudo-seelische Wesenheit, die herrscht, und wir verwechseln ihre falschen Deutungen der seelischen Eingebung und Aspiration, ihre Ideen und Ideale, ihre Begierden und Sehnsüchte mit dem wahren Seelenstoff und Reichtum spiritueller Erfahrung.1 Wenn die geheime, seelische Person in den Vordergrund treten und die Begierdenseele ersetzen kann, und offen und gänzlich, nicht nur teilweise und von hinter dem Schleier, die äußere Natur von Mental, Leben und Körper zu lenken vermag, können diese in Seelenbildnisse des Wahren und Rechten und Schönen geformt werden, und am Ende kann die ganze Natur in das wahre Ziel des Lebens gewandelt werden, den höchsten Sieg, den Aufstieg in das spirituelle Dasein.
SRI AUROBINDO (18:225)
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Liebe Mutter, Sri Aurobindo sagt, die Stimme des gewöhnlichen Bewusstseins ist nicht die Stimme der Seele. Was ist sie dann?
Die Stimme des gewöhnlichen Bewusstseins ist eine ethische Stimme, eine moralische Stimme, die zwischen Gut und Böse unterscheidet, die uns ermutigt Gutes zu tun und untersagt Böses zu tun. Diese Stimme ist im gewöhnlichen Leben durchaus nützlich, solange bis man sich seines seelischen Wesens bewusst wurde und zustimmt, gänzlich von ihm geführt zu werden – in anderen Worten, bis man sich über das gewöhnliche Menschentum erhebt, sich von allem Egoismus befreit, und ein bewusstes Instrument des göttlichen Willens wird. Die Seele selbst, die ein Teil des Göttlichen ist, steht über allen moralischen und ethischen Begriffen; sie badet im Göttlichen Licht und verkörpert es, sie kann das ganze Wesen aber erst dann lenken, wenn das Ego aufgelöst wurde.
DIE MUTTER (16:249)
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In einem bestimmten Stadium des Yoga, wenn das Mental hinreichend beruhigt ist und sich nicht länger bei jedem Schritt auf das Genügen seiner mentalen Gewissheiten stützt, wenn das Vital stetig und gebändigt wurde, und nicht mehr auf seinem eigenen voreiligen Willen besteht, seinem Anspruch und Begehren, wenn das Physische hinreichend gewandelt wurde, um nicht die innere Flamme gänzlich unter der Masse seiner Äußerlichkeit, Dunkelheit oder Trägheit zu ersticken, vermag ein innerstes Wesen, in der Tiefe verborgen, und nur in einer seltenen Einflussnahme gefühlt, hervorzutreten und das übrige zu erleuchten und die Führung der Sadhana zu übernehmen. Sein Wesen besteht in einer eingleisigen Ausrichtung auf das Göttliche oder den Höchsten, eingleisig und dennoch plastisch in Tat und Bewegung; es schafft keine Starrheit der Richtung wie der eingleisige Intellekt oder einen Fanatismus der vorherrschenden Idee, oder einen Impuls wie die eingleisige vitale Kraft; es deutet vielmehr in jedem Augenblick und mit feiner Sicherheit auf den Weg zur Wahrheit, unterscheidet automatisch den rechten Schritt vom falschen, und befreit die Göttliche oder Gottwärtige Bewegung von dem anhaftenden Gemisch des Ungöttlichen. Seine Tätigkeit ist wie ein Suchlicht, das alles aufzeigt, was in der [menschlichen] Natur geändert werden muss; es hat in sich einen leidenschaftlichen Willen, der auf Vollkommenheit besteht, auf einer alchimistischen Transmutation des ganzen inneren und äußeren Daseins. Es sieht die göttliche Essenz überall, es weist jedoch die bloße Maske und tarnende Form zurück. Es beharrt auf Wahrheit, auf Willen und Stärke und Meisterung, auf Freude und Liebe und Schönheit, doch auf einer Wahrheit des bleibenden Wissens, welches die bloß praktische, momentane Wahrheit der Unwissenheit übersteigt, auf einer inneren Freude, und nicht auf bloß vitalem Vergnügen, – denn es zieht eher ein läuterndes Leiden und läuternden Kummer den herabsetzenden Befriedigungen vor – es besteht auf Liebe, die sich himmelwärts schwingt, und nicht an den Pfahl egoistischen Verlangens gefesselt ist oder mit ihren Füßen im Morast steckt, auf einer Schönheit, der die priesterliche Würde, das Ewige zu deuten, zurückerstattet wurde, auf Stärke und Willen und Meisterung, nicht als Instrumente des Egos, sondern des Spirits. Sein Wille ist auf die Vergöttlichung des Lebens gerichtet, die sich in einer höheren Wahrheit ausdrückt, und auf seine Weihung an das Göttliche und Ewige.
SRI AUROBINDO (20:145)
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Ist die Seele in jedem immer rein oder muss sie geläutert werden?
Sie ist immer rein. Sie ist aber mehr oder weniger individualisiert und unabhängig in ihrem Tun. Was im [menschlichen] Wesen seelisch ist, ist immer rein, wie es der Begriff sagt, denn sie ist derjenige Teil des Wesens, der mit dem Göttlichen in Kontakt ist und die Wahrheit des Wesens ausdrückt. Doch kann dies wie ein Funke in der Finsternis des Wesens sein; oder aber es kann ein Lichtwesen sein, bewusst, voll geformt und unabhängig, mit allen Abstufungen dazwischen.
Ist sie im Allgemeinen verhüllt?
Es ist das äußere Bewusstsein, das nicht in Kontakt mit ihr ist, denn es ist nach außen statt nach innen gewandt – es lebt inmitten all der äußeren Geräusche und Bewegungen, in dem, was es sieht, was es tut, was es sagt, statt nach innen zu schauen, in die Tiefen des Wesens, und auf die inneren Eingebungen zu lauschen.
DIE MUTTER (5:394)
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Es ist das Wirken des seelischen Wesens, nicht das [seelische] Wesen selbst, das mit den mentalen, vitalen und physischen Unzulänglichkeiten vermengt wird, da es diese benützen muss, um das wenige auszudrücken, was von dem wahren seelischen Gefühl durch den Schleier dringt. Durch das Streben des Herzens nach dem Göttlichen wird das seelische Wesen frei von diesen Unzulänglichkeiten.
SRI AUROBINDO (24:1108)
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Die Seele ist immer rein, doch ihr Wissen und ihre Kraft sind in ihr eingeschlossen und treten nur hervor, wenn das seelische Wesen sich entwickelt und stärker wird.
SRI AUROBINDO (22:297)
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Liebe Mutter, hat ein äußeres Leben voller böser Taten und eines niedrigen Bewusstseins eine Auswirkung auf das seelische Wesen? Besteht die Möglichkeit seiner Herabsetzung?
Ein niedriges und schlechtes Leben kann nur die Wirkung haben, das äußere Wesen immer vollständiger vom seelischen Wesen zu trennen, das sich in die Tiefen des höheren Bewusstseins zurückzieht und manchmal sogar jegliche Beziehung mit dem Körper durchtrennt, von dem dann meist ein asurisches oder rakshasisches Wesen Besitz ergreift.
Das seelische Wesen selbst steht über jeder Möglichkeit einer Minderung.
DIE MUTTER (16:249)
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1 Das Wort „Seele“ wird in unserem gewöhnlichen Sprachgebrauch meist in Bezug auf diese Begierdenseele, und nicht die wahre Seele gebraucht. Noch freier wird es hinsichtlich psychologischer und anderer Erscheinungen von abnormaler oder übernormaler Art benutzt, die in Wirklichkeit mit dem inneren Mental, dem inneren Vital und dem Feinstofflichen verbunden sind, subliminal in uns, und die nichts mit der direkten Tätigkeit der Seele zu tun haben. Selbst Phänomene wie Materialisierung und Entmaterialisierung sind hierin eingeschlossen, obwohl sie ganz offensichtlich keine Seelentätigkeiten darstellen, und kein Licht auf die Natur oder das Dasein der seelischen Wesenheit