Dantes Inferno I. Akron Frey

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Dantes Inferno I - Akron Frey


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Liebenden lähmt, denn mein ganzer Körper verwandelte sich in einen orgiastischen Eingeweide-Dschungel, der von der Lust am Schmerz noch mehr erhitzt wurde, während mir ihre erläuternden Wort in den Ohren klingelten: «Ich wurde schon als kleines Mädchen vom Vater im Stich gelassen und von Männern verführt. Hilflos mußte ich ihr Gestöhne über mich ergehen lassen, denn ich war schwach und konnte mich nicht wehren. Seit jener Zeit war ihre Bestrafung für mich beschlossene Sache. Seither brauche ich ihre Demütigung. Seitdem verlangt es mich nach der einzigen Lust, die mich noch befriedigen kann. Die Lust, sie zu quälen. Dafür opfere ich der Hölle meine Seele!»

      Ihre Augen glühten. Ohne ihren Blick von mir wegzunehmen zog sie eine neunschwänzige Katze unter dem Gürtel hervor: «Diese negative Fixierung wirkte sich in meinem weiteren Leben dann in dem Sinne aus, daß ich nur Männer akzeptierte, die ich aus meiner negativen Prägung als Strafe gegen den Vater demütigen konnte, was auf eine unbefriedigende Weise auch gelang. Als Strafe bin ich nun dazu verdammt, solange in dieser Hölle zu verharren, bis ein Mann aus freien Stücken zu mir findet, dessen Lust sich darin erschöpft, sich mir mit Haut und Haaren hinzugeben.»

      Schmerzerfüllt schaute sie mich an, und als ich erwachte, erkannte ich, daß es das Gesicht des Vollmonds war, mit dem ich sprach, und der sich auf der Oberfläche des Unbewußten spiegelte, das ich in meinen Träumen überflog. Gleichzeitig spürte ich den Kuß der Lederzunge, die sich um meine Lenden wand, als sollte meinem Körper die Lust an der Unterwerfung eingeprägt werden. Unter der peinigenden Glutspur der Schlange kroch ich in die klammernde Umarmung begehrender Hingabe zurück. Dabei dirigierte sie meine Seele mit den hämmernden Worten zu den glitzernden Tempel wonnevoller Liebeserfüllung: «Nimmst du das Opfer an?»

      «Jaaa! Jaaah!» schrie ich stöhnend und küßte ihre Stiefel. Ich spürte die Lust, die meinen Körper peitschte, Lust, unter der die Haut aufschrie, wenn ihre Welle meine Hüften umspannte und sich tief in die Seele fraß, denn nur auf diese Weise konnte ich mich spüren. Ich wand mich genußvoll unter ihren kraftvollen, gleichmäßigen Schlägen und spürte, wie meine Geilheit wuchs. Während sie meinen Rücken peitschte, bis mir das Wasser in die Augen schoß, kamen mir die Bilder meiner Kindheit wieder in den Sinn, wo ich von Mutter jedesmal verhauen wurde, wenn ich ins Bett pißte. Jede Strieme ließ mich erneut den Schmerz fühlen, den ich verspürt hatte, wenn sie mich strafte. Sie ließ mich niederknien und jeden der empfangenen Hiebe laut mitzählen. Ich wand mich, rieb mich an ihr und schnappte selbst immer keuchender nach Atem, denn nur in der totalen Aufgabe spürte ich ihre Lust in mir. «Warum willst du leiden? Warum suchst du Strafe?» züngelte sie: «Warum wünschst du immer mehr von jener Situation, die gleichzeitig auch deine Frustration aufbaut? Sprich’s aus!»

      «Weil ich das Weibliche in mir bekämpft, vergewaltigt oder auf andere Weise unterdrückt habe», schoß die Lösung plötzlich wie ein mächtiger Urinstrahl aus mir heraus, schlagartig fühlte ich meinen Körper wieder, und im selben Augenblick zischte die Stimme meiner Mutter wie eine Klapperschlange aus den dunklen Kammern meiner Kindheit: «Du hast schon wieder ins Bett gepinkelt», baute sie sich drohend vor mir auf, «gleich kommt die Strafe. Zieh dich aus!»

      Entsetzliche Qualen. Panik stieg in mir auf. Mit saugendem Blick stand sie vor mir. Ich faßte sie am Handgelenk und schüttelte sie. Sie wuchs und erfüllte das Gemach, und plötzlich stand ich unter Schock. Ich spürte, wie ich die Kontrolle über den Flug verlor und in die Tiefe sackte, bis ich irgendwo auf dem Wasser aufklatschte. Dann spürte ich einen elektrischen Schlag, aber ich hätte nicht sagen können, daß diese Stromstöße der Ableitung meiner angestauten Gefühle entsprachen, denn ich hatte noch nie im Leben die Strahlen energetisierten Wassers gespürt. «Wasch dich!» hallte das Echo ihrer Stimme in meinen Ohren nach: «Deine Pisse stinkt!»

      Tu, was sie befiehlt, sonst ist es aus», hörte ich Akrons Stimme wie aus weiter Ferne sagen, «und versuch dich an das Erlebnis zu erinnern. Sonst bleibst du in den Gewässern deiner kindlichen Gefühle kleben …» Ich spürte den Schlag, heftige Wärmestöße durchströmten meinen Körper, und in der Erinnerung rannte ich zu den vergessenen Quellen meiner Kindheit zurück. Dort sah ich einen schmutzigen Jungen in einer vollgepinkelten Unterhose stehen, der mit dem großen Zeh das Gesicht des Mondes berührte, das sich auf der Wasseroberfläche reflektierte. Einen Moment hatte ich das Gefühl, als ob er schmerzhaft zusammenzuckte, als er mit der aufgeladenen Libido des Wassers in Berührung kam. Dann sprang er in die mondweiße Flut.

      Merkur in Widder

       Hölle

      Die Hölle der Zunge in der Arena der Argumente oder die Stätte der Verzettlung und der geistigen Aggression

       Sünder

      Pseudo-intellektuelle Begriffsverdreher, Kopf-Aggressoren, neunmalkluge Besserwisser, Zyniker, sarkastische und widersprüchliche Denker (bereit, jede denkbare These zu unterstützen, weil jeder Standpunkt so gut wie irgendein anderer ist und der beste natürlich immer der, der dem Befürworter am meisten nützt!)

       Disposition

      Der Schattenbereich von Merkur im Widder und Merkur im 1. Haus sowie disharmonische Merkur/​Mars-Aspekte

       Schuld

      Verletzende Ausdrucksweise, überspitzte Kritik, geistige Provokation (Konfliktsituationen herbeireden!), Rechthaberei, Streitlust, Durchsetzungswahn und Widerspruchsgeist (unterdrückt: Furcht vor geistiger Konfrontation), Zersplitterungstendenzen (Ständig-auf-dem-Sprung, Nichts-geht-schnell-genug), aggressives Denken und intellektueller Egoismus (nur die eigene Meinung zählt), unersättlicher, zwanghafter Wissensdrang, Unempfindlichkeit für Bedauern oder Gewissensbisse, Geschicklichkeit im Formulieren von Ausreden, schizoide Handlungsabläufe (verschiedene Aktivitäten gleichzeitig)

       Strafe

      Im Leben bist du ein überzeugender Lügner und gerissener Hirnakrobat auf allen Ebenen, der mit immer neuen Absichten und Ansichten brilliert und seine Ideen zu gigantischen Visionen visualisiert, ohne aber je eine auszuführen. Es sind nicht hundert, es sind tausend Ideen, die dein Hirn gleichzeitig umzingeln, und das macht dich zum intellektuellen Durchlauferhitzer, der meistens nur heiße Luft produziert. Deshalb wirst du in dieser Hölle von Gedanken beherrscht, die abgeschnitten von der Umwelt in (d)einer isolierten Denkwelt schweben. Als verrannt-besessene «Reflexionen mit sich selbst», die alles beobachten, was sie inszenieren, ohne aber selbst eingreifen zu können oder sich zu spüren, schweben sie in durchsichtigen (Seifen-)Blasen durch die Bilder von allerlei Aggressionen, die aber allesamt nicht wirklich das Leben berühren, sondern nur mit sich selbst kokettieren. Sie müssen solange warten, bis ein barmherziger Wanderer ihre Hüllen zerquetscht, damit sich der Geist des Wissens wieder befreien kann.

       Lösung

      Dieser Ort führt dir den in deinen Absichten und Taten verborgenen Widerspruch vor Augen, der gleichermaßen Anfang und Ende (besser: Frage und Antwort) ist. Deshalb steht er auch wie kein anderer sonst für die Möglichkeit, die gegensätzlichen Gedanken, Überzeugungen und Gefühle im eigenen Inneren zu meistern. Denn das aus allen Handlungsfäden sich unablässig knüpfende Strickmuster ist die Grundlage, auf der sich das Ego bewegt, und dadurch verändert sich das kosmische Ganze laufend durch die Initiative seiner Teile. Es ist dein persönliches Ziel, das den Weg bereitet, und das Vehikel, mit dem du es erreichst, ist die Erkenntnis deines eigenen Wirkens oder das Erkennen deines wahren inneren Wesenskern. Aber was ist das Ziel? Was ist es, das es zu erkennen gilt? Nichts anderes als der Weg selbst!

      Die Welt begann sich vor meinem inneren Auge zu drehen, und plötzlich war mir, als ob sich die Realität vor meinem Blick auflöste. Ich fühlte mich durch mein eigenes Sehen hindurchgezogen, aber irgendwie erkannte ich die Relativität der Bilder, die mich umringten und mich über ihre Auflösung zu neuen Perspektiven führten.


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