Babybrei. Natalie Stadelmann
Читать онлайн книгу.können nur noch Fertig-
gerichte wärmen, und eine große Anzahl Menschen nimmt bis zum
ersten Kind das Essen im Berufsleben entweder nicht ernst oder
aus Zeitknappheit als Schnellimbiss um die Ecke zu sich. Fertigkost,
Fastfood und kohlenhydratreiche Speisen aus Weißmehl sind für viele
zur ganz normalen Ernährung geworden. Nun aber, mit dem Baby,
kommt für viele Mütter die Chance, sich als Köchin zu üben und sich
Gedanken zu machen, woraus gesunde Gläschenkost bestehen soll.
Die erste feste Nahrungsaufnahme bedeutet nicht nur, den Hun-
ger zu stillen, sondern die erste kleine Trennung von der intensiven
Mutter-Kind-Still-Beziehung, loszulassen also von einer starken
Bindung und sich einer neuen Welt anzuvertrauen, die vieles und
zunächst auch Unbekanntes zu bieten hat. Es beginnt im Kreis der
Familie, am Tisch bei den Erwachsenen. Am Tisch, der symbolisch
oft als runder Tisch bezeichnet wird, an dem Probleme gelöst werden
können. An diesem also hat das Kind nun einen festen Platz und er-
lebt die Welt nicht mehr in einer liegenden und behüteten, sondern in
einer aufrechten, den-anderen-ins-Auge-blickenden Körperhaltung.
Aus dem gestillten »Liegling« wird nun ein sitzendes Kleinkind.
Nicht nur für Mutter und Kind, auch für die Väter beginnt nun eine
neue Lebensphase. Bislang war zwischen der stillenden Partnerin
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und dem Kind eine sehr innige Beziehung, der er als Vater manch-
mal eher macht- und hilflos gegenüberstand. Jetzt kommt auch er in
die Lage, dem Kind Nahrung zu geben. Nahrungsaufnahme über den
Mund stillt tatsächlich viele Bedürfnisse des Kindes, nicht nur den
Hunger, sondern auch die nach Nähe und Zufriedenheit. Sicherlich
ist dies nicht nur dem Stillen und Essen vorbehalten, denn jede Form
von Hautkontakt schenkt dem Kind große Geborgenheit.
Mit Beginn der Beikost kann auch der Vater seiner Rolle des
Ernährers im wahrsten Sinne des Wortes gerecht werden. Es ist die
Gelegenheit für ihn, eine wunderbare Vater-Kind-Beziehung auf-
zubauen. Sofern es irgendwie machbar ist, ist es ratsam, so viele
Mahlzeiten wie möglich gemeinsam einzunehmen; manche Väter
nutzen in dieser Lebensphase des Kindes bereits die Möglichkeit zur
Elternzeit.
Wenn Essen Freude macht und die Mahlzeiten gar im Kreis der
Familie gemeinsam eingenommen werden, dann können die ersten
Grundsteine für ein intaktes Familienleben gesetzt werden. Das Er-
fahrene in der Kindheit macht es im späteren Leben möglich, dies an
die eigenen Kinder weiterzugeben. Da unser Erinnerungshirn auch
diese Lebenserfahrung abspeichert, ob positiv oder negativ, ist es
sinnvoll, gut informiert und mit frohem Mut die ersten Esserfahrun-
gen des Kindes zu begleiten. Hat es erst mal erlebt, dass Essen etwas
Schönes ist und frisches Gemüse schmeckt, sind die ersten Weichen
für eine gesunde Ernährung bereits gestellt. Und dass gesundes Es-
sen der Grundstock für ein gesundes Leben ist, das wusste schon
Paracelsus, dessen Spruch aus dem 14. Jahrhundert bis heute Gül-
tigkeit hat: »Lasst eure Lebensmittel eure Heilmittel sein.«
Nun endlich kann ich ein gutes und aus Erfahrung geschriebenes
Buch zum Thema »Gesunde Beikost für Ihr Baby« mit gutem Gewis-
sen empfehlen. Auf den folgenden Seiten finden Sie als junge Mutter
nicht nur nahrhafte und einfach zuzubereitende Babykost, sondern
auch Einblicke in die Lebensmittelkunde.
Diesem wertvollen Buch, das Sie zwar nur für wenige, aber sehr
prägende Wochen im Leben Ihres Kindes benötigen, wünsche ich von
Herzen, dass es den Buchmarkt erobert und in vielen Familien nicht
nur gelesen, sondern das Geschriebene auch umgesetzt wird.
Ihre
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Ze i t f ü r
B ei k os t
Zeit für Beikost
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Der richtige Zeitpunkt
Bei jedem Kind, ob es nun voll gestillt oder mit spezieller Ersatzmilch
für Säuglinge ernährt wurde, ist es irgendwann an der Zeit, mit dem
Löffel zuzufüttern. Laut Empfehlung des Forschungsinstituts für Kin-
derernährung Dortmund (FKE) und den »Österreichischen Beikost-
empfehlungen« sollte man frühestens ab dem fünften und spätes-
tens Anfang des siebten Lebensmonats damit beginnen.
Auch wenn Sie hier und da anderes hören sollten: Vermeiden Sie
es, Ihrem Kind früher Beikost anzubieten, denn die Verdauungs- und
Ausscheidungsorgane des Säuglings brauchen diese Zeit, um zu ih-
rer vollen Funktionstüchtigkeit heranzureifen.
Hingegen sollten Sie durchaus darauf achten, wann genau zwi-
schen dem fünften und siebten Monat Ihr Kind bereit ist für das erste
Löffelchen. Es gibt eine Reihe von Signalen, die Ihnen Hinweise geben
–
man nennt sie auch Beikost-Reifezeichen: Ist das Baby in der Lage,
immer stabiler selbstständig zu sitzen? Verfolgt es mit wachsendem
Interesse die Mahlzeiten der »Großen«? Nimmt es vielleicht schon
alleine Lebensmittel in den Mund und erkundet deren Konsistenz und
Geschmack? Oder haben Sie den Eindruck, dass es in letzter Zeit im-
mer häufiger gestillt werden möchte, also verstärkt Hungergefühle
zeigt?
Kein Baby ist wie das andere
Bedenken Sie, jeder Mensch ist anders, und auch Ihr Kind ist ein