Der Akron Tarot. Akron Frey

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Der Akron Tarot - Akron Frey


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austastet. Wir projizieren das Inventar unserer Bilder auf alles, was uns von außen entgegentritt, und reagieren dann auf unser Bild anstatt auf das Geschehen. Deshalb leben wir auch nicht in dem, was geschieht, sondern in dem von uns durch unsere Vorstellung selber geschaffenen Raum-Zeit-Kontinuum. Fakt ist: Da wir die Wirklichkeit ja nur durch den Raster erfahren, den wir uns selbst geschaffen haben, finden wir in den Tarotbildern meist nur abgehobene Erklärungen, die wir unreflektiert widerspiegeln. Und weil wir für unsere Modelle, die den Schöpfungszyklus bebildern, zumindest das illusionäre Bild eines Kreislaufes nachstellen müssen, damit wir etwas haben, worauf wir unser Modell errichten können, brauchen wir Symbole, die nicht nur nicht halten können, was sie bebildern, sondern die darüber hinaus auch noch etwas ausdrücken sollen, was in unserem Kopf gar keinen Platz haben kann. Folglich symbolisiert das kollektive Bewusstsein auf der Stufe des Narren weder das Nichts noch die Vorstellung des Nichts (weil die Vorstellung ja Inhalte benötigt und in Ermangelung derer einfach das Nichts zum Inhalt macht), sondern es zeigt das noch unformatierte kollektive Wissen, das vom Individuum als Nichts dargestellt wird, weil es als Neuanfang erfahren werden will. Wo aber liegt der Sinn? Möglicherweise in der Wahrheit, dass es keinen gibt (denn wenn wir das Nichts als Alles erfahren wollen, dann geraten wir von der Illusion sinnvoller Ziele zum Bild sinnloser Wahrheit) oder dass er zumindest für uns nicht nachvollziehbar ist. Da der Verstand eine solche Botschaft natürlich nicht akzeptiert, versteigt sich der Mensch oft zu Begriffen, die über sein eigenes Verstehen hinausgehen und konkret nichts aussagen, damit er auf das hereinfallen kann, was er sich selbst nicht eingestehen will: auf die Beschränktheit des eigenen Bewusstseins, dem er misstraut.

      Deutungen

      Allgemein

      Mit dem kindlichen Archetyp des Narren beginnen wir unsere Reise des Helden. Er repräsentiert die ungeordnete, unstrukturierte Existenz von Energie, bevor der Urknall des Bewusstseins den Willen ins Licht bringt und damit eine Abspaltung vom Unbewussten erzwingt. Zuvor existiert das Bewusstsein nur als Anlage. Der Narr ist bewusstlos, doch der Instinkt und das Bedürfnis, aus der Bewusstlosigkeit zu entfliehen, um in einer selbst geschaffenen Realität zu agieren, ist mit dieser Karte als Potenzial bereits latent vorhanden. Als Anfang des Weges versinnbildlicht die närrische Energie einen ungeordneten Pool von Möglichkeiten, Ideen, Inspirationen, ohne Absicht, ohne Sinn und ohne den Gedanken der Schuld, der erst mit der Dualität, in die sich das Ich begibt, entstehen wird. Wenn wir dieser Energie in unserem alltäglichen Leben begegnen, bedeutet das also vor allem, dass wir ohne großes Nachdenken unseren Instinkten oder unseren spontanen Anwandlungen folgen. Würde man den Narren fragen, wer er ist, so würde er antworten: Wer ich bin …?, und übermütig lachen: Was ist denn das - Ich? Er schlüpft in die Rollen und Masken hinein, übernimmt sie und hebt sich über Normen und Konventionen hinaus, indem sie für ihn schlicht und einfach nicht existieren - so wenig wie ein Bewusstsein darüber, dass es Rollen überhaupt zu geben braucht. Im täglichen Erleben begegnet er uns dann, wenn wir, ohne darüber nachzudenken, etwas tun, das weder logisch noch verständlich ist. Das Verständnis kommt erst viel später. Im Nachhinein begreifen wir plötzlich, wie weise die Handlung war, obwohl sie uns im Moment des Geschehens völlig närrisch erschien: In solchen Augenblicken lernen wir die Narr-Energie in uns kennen. Diese Kraft leben wir im Alltag zum Beispiel, indem wir uns einen Film ansehen, und plötzlich sind wir mittendrin in der Story. Oder indem wir uns auf einem Fest einfach dem Geschehen hingeben und ohne nachzudenken spaßen, genießen und feiern. Der Narr setzt in uns Kreativität und Freude frei, er ist unsere Verbindung zur Weltenergie. Er symbolisiert das Potenzial zu einem neuen Anfang, die Summe aller unschuldigen und unbearbeiteten Möglichkeiten, mit denen der Magus dann zaubern kann. Bis dahin wird der Narr durch die Welt laufen und pausenlos staunen. Er kennt keinen Raum und keine Zeit und lebt in den Momenten, in denen alles stillsteht und voller Wunder ist.

      Beruf und Finanzen

      Der Narr taucht zumeist unverhofft auf. Ein neues Projekt kündigt sich an, das wir mit geradezu unschuldiger Freude beginnen, ohne uns viele Gedanken darüber zu machen, wie es sich entwickeln könnte. Wir begegnen unserer Arbeit verspielt. Zugleich steht der Narr für ein kreatives Sammelbecken von unzusammenhängenden Ideen. Er lebt zur Hälfte im Meer, aus dem wir unsere Ideen schöpfen, die wir dann später mit der Willensenergie des Magiers in die Tat umsetzen können. So kann es passieren, dass der Narr Einfälle mit vor Begeisterung sprühenden Augen aus sich herauspurzeln lässt, die an Genialität grenzen. In einem für ihn typischen Beruf kann er daher genauso gut als Clown im Zirkus Kinder zum Lachen bringen wie auch als verschrobener Erfinder die Menschheit mit erstaunlichen Entdeckungen beglücken. Was immer es ist, für das er sich entscheidet, es wird jedenfalls nicht unserer gesellschaftlichen Norm entsprechen. Auch in Geldangelegenheiten fehlt dem Narren jedes vernünftige Gespür. Manchmal hat er tolle Hingebungen, wie man zu Geld kommen kann oder einfach ein wenig Glück, aber zumeist wird er Schwierigkeiten haben, mit den Groschen zu haushalten. Er kann auf seinem Konto problemlos ein kleines Desaster anrichten, denn er entspricht dem Kind in uns, das unbedingt etwas haben will, was es gerade sieht, und sich nicht dafür interessiert, welchen Preis es dafür zu zahlen hat.

      Umgekehrt

      Die Fallen des Narren erkennen wir erst im Nachhinein. Wenn wir uns mit seiner kindlichen Energie durch die strukturierte Realität des Berufslebens bewegen, treten wir in Fettnäpfchen und legen uns Stolpersteine, die uns erst später schmerzhaft vor Augen führen können, was wir angerichtet haben. Sie begegnen uns zum Beispiel durch die fehlende Verantwortung oder unsere eigene Blindheit und Ignoranz, mit der wir Geschehnisse in unserem mentalen Umfeld nicht einschätzen können, weil wir sie nicht richtig wahrnehmen und damit für Chaos sorgen oder uns für andere »zum Narren« machen. Auch die kleinen, manchmal skurrilen, absurden Vorfälle, die uns widerfahren, oder die unpassenden Bemerkungen, die aus uns herausplatzen, gehören dazu. Einen plump-peinlichen Witz zu erzählen, über den man selbst in Begeisterung ausbricht, oder vor dem Chef zu stehen und das Richtige im falschen Moment zu sagen, kann uns mit dem umgekehrten Narren schnell passieren. Ebenso schnell verzetteln wir uns in unseren eigenen Ideen und können nicht vorausschauend planen.

      Liebe und Beziehung

      Der Narr liebt es, mit den Gefühlen zu spielen und dabei immer wieder interessante seelische Nischen zu entdecken, in denen er verbotene Früchte genießen kann, ohne darüber nachdenken zu müssen. Er kann uns einladen, uns auf Abenteuer einzulassen, die uns am Wegesrand begegnen, oder eine bereits bestehende Beziehung völlig neu zu sehen - indem wir uns das Wundern wieder angewöhnen. Energetisch entspricht er dem Flirt und dem freiheitlichen Kontakt, nicht der verantwortungsvollen Bindung. Vor allem rät er zur Offenheit und lehrt uns zugleich, den anderen so zu nehmen, wie er ist, ohne ihn für sein Tun oder Lassen zu verurteilen. Er lässt sich von seinem Instinkt leiten und erlebt jede neue Erfahrung mit unschuldigem, aufgeregtem Staunen auf das große Unbekannte, in das er sich hineinwagt. Dabei mag er gelegentlich auch das eine oder andere Herz brechen, doch kritisiert man sein Handeln, dann wird er die Vorhaltungen nicht verstehen, denn er folgt nur seinen Neigungen, ohne darüber nachzudenken und ohne irgendwem etwas Böses zu wollen. Körperlich ist er zugleich derjenige, der sich weder ausreichend vor Schwangerschaft noch vor Krankheit schützt, aber oft genug ungeschoren davonkommt, weil ihn sein Instinkt leitet und weil sein Vertrauen einfach unerschütterlich ist. In der Sexualität erleben wir eine Zeit des Ausprobierens, der Entdeckungen, kreativer Spiele und kindlichen Übermuts.

      Umgekehrt

      Ebenso kann der Narr in unseren persönlichen Verbindungen sehr verantwortungslos und leichtsinnig sein und uns mit seinen Flausen zur Verzweiflung bringen. Vor allem hat er in der Umkehrung seine Verbindung zu seinem Instinkt verloren, was ihn und damit uns in Herzensangelegenheiten in so manche Verlegenheit bringt. So entspricht er z. B. der typischen blauäugigen Begeisterung, mit der wir uns auf ein Abenteuer einlassen - und einen kompletten Reinfall erleben. Oder der tollpatschigen Taktlosigkeit, mit der wir unseren Partner ungewollt tief treffen können, weil wir sensible Punkte und Verletzungen berühren, die wir in unserer Gedankenlosigkeit nicht wahrnehmen wollen. Was immer wir an Unvorsichtigkeiten begehen, wenn der Narr sich nicht von seinem


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