Das Lebenselixier. Эдвард Бульвер-Литтон

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Das Lebenselixier - Эдвард Бульвер-Литтон


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Die Gäste, die sich um das Piano geschart hatten, standen jetzt um den Tisch mit den Erfrischungen. Die Kartenspieler hatten sich erhoben und diskutierten oder beglichen gerade ihre Gewinne oder Verluste. Während ich nach meinem Hut suchte, den ich irgendwo verlegt hatte, trat ein älterer Herr, welcher an einer Gesichtsneuralgie litt (nebenbei bemerkt der stolzeste und ärmste aller Hidalgos des Hills), an meine Seite. Er konnte es sich nicht leisten, einen Arzt zu konsultieren, aber der Schmerz hatte seinen Stolz gedemütigt und ich erkannte auf den ersten Blick, dass er nach einer Möglichkeit suchte, unsere Begegnung dazu zu nutzen, den Rat eines Fachmannes einzuholen. Der alte Mann entdeckte den Hut vor mir, bückte sich danach und reichte ihn mir mit der Verbeugung eines Gentlemans der alten Schule, presste jedoch die andere Hand zitternd an seine Wange. Seine Augen trafen meinen Blick mit stummer, dringender Bitte. Der Instinkt meines Berufstandes ergriff mich sofort. Ich konnte niemanden leiden sehen, ohne sofort über dem Wunsch, Hilfe leisten zu können alles andere zu vergessen.

      „Sie haben Schmerzen,“ sagte ich sanft. „setzen Sie sich und beschreiben Sie mir die Symptome. Sehen Sie mich nicht als Arzt, sondern als Freund, der Spaß am Herumdoktoren hat und ein wenig von der Sache versteht.“

      Wir nahmen ein wenig abseits von den anderen Gästen Platz, und nach einigen Fragen und Antworten war ich froh feststellen zu können, dass sein Problem nicht zu den schwer heilbaren Formen dieser quälenden Neuralgie gehörte. Ich hatte bereits einige Erfolge in der Behandlung ähnlicher Leiden erzielt, für die ich glücklicherweise ein fast spezifisches Mittel entdeckt hatte. Ich schrieb auf ein Blatt meines Notizblocks ein Rezept, von dessen Wirksamkeit ich überzeugt war, und als ich es herausriss und dem Kranken in die Hand drückte, sah ich flüchtig auf und bemerkte, dass die braunen Augen meiner Gastgeberin mit einem freundlicheren und sanfteren Ausdruck auf mir ruhten, als gewöhnlich in ihrem kalten und durchdringenden Glanz zu bemerken war. Im selben Moment wurde jedoch ihre Aufmerksamkeit durch einen Diener in Anspruch genommen, der mit einer Nachricht eingetreten war, und ich hörte ihn halblaut sagen: „Von Mrs. Ashleigh.“

      Sie öffnete die Nachricht, las sie hastig und wies den Diener an, vor der Türe zu warten. Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch, nahe dem Ort, an dem ich noch immer stand, stützte ihr Gesicht auf ihre Hand und schien nachzudenken. Ihre Kontemplation war sehr schnell beendet. Sie wandte ihren Kopf und winkte mir zu meiner Überraschung zu. Ich kam näher.

      „Nehmen Sie Platz,“ flüsterte sie, „und wenden Sie den Leuten, die uns zweifellos beobachten, den Rücken zu. Lesen Sie das.“

      Sie drückte mir die Nachricht, die gerade eingetroffen war, in die Hand. Sie enthielt nur ein paar Worte:

       Liebe Margaret, ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Seit ich Dir vor ein paar Stunden geschrieben habe, hat sich das Befinden Lilian´s verschlechtert und wie ich fürchte, in einem beängstigenden Maße. Nach welchen Arzt soll ich schicken? Bitte gib meinem Bediensteten seinen Namen und Adresse. A.A.

      Ich sprang auf.

      „Halt!“ sagte Mrs. Poyntz „würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich den Diener zu Dr. Jones schicke?“

      „Madame, Sie sind grausam. Wodurch habe ich Sie zu meinem Feind gemacht?“

      „Feind? Nein. Sie haben gerade einem meiner Freunde einen Freundschaftsdienst erwiesen. In dieser Welt voller Narren muss sich der Intellekt mit dem Intellekt verbünden. Nein, ich bin nicht Ihr Feind! Aber Sie haben mich noch nicht um meine Freundschaft gebeten.“

      An dieser Stelle drückte sie mir eine Notiz in die Hand, die sie geschrieben hatte, während wir noch miteinander sprachen. „Hier ist Ihr Beglaubigungsschreiben. Wenn es irgendeinen Grund zur Sorge gibt und ich von Nutzen sein kann, schicken Sie nach mir.“ Sie nahm ihre unterbrochene Arbeit wieder auf, aber mit zögernden, unsicheren Fingern und fügte hinzu, „so weit wäre die Angelegenheit geregelt. Nein, danken Sie mir nicht; es ist nicht viel, was ich bis jetzt regeln konnte.“

      Kapitel IX

      Einige Minuten später befand ich mich wieder einmal auf dem Weg zu dem Grundstück auf dem das alte Giebelhaus stand; der Diener, der mir vorausging, betrat es über die Treppen und das kleine Tor des Privateingangs. Das war der kürzeste Weg. Wieder kam ich an der kreisförmigen Lichtung und dem Klosterbrunnen vorbei. Der Rasen, die Bäume und die Ruinen waren von klarem Mondlicht überflutet.

      Dann war ich im Haus; der Diener brachte die Notiz nach oben, mit der ich ausgestattet worden war, und nach ein oder zwei Minuten kam er zurück und geleitete mich zu einem höher gelegenen Korridor, in welchem mich Mrs. Ashleigh empfing. Ich begann als erster zu sprechen.

      „Ihre Tochter...sie...sie ist nicht ernsthaft krank, hoffe ich. Was fehlt ihr?“

      „Psst!“ sagte sie leise, „würden Sie einen Moment hier hereinkommen?“ Sie öffnete eine Tür zu ihrer Rechten. Ich folgte ihr, und als sie die Lampe, die sie in der Hand hielt, auf den Tisch gestellt hatte, sah ich mich schaudernd im Raum um, - es war der Raum, in dem Dr. Lloyd gestorben war. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Zwar waren die Möbel ausgetauscht worden und es stand ein Bett im Zimmer; aber die Umrisse des Raums, die Lage des hohen Flügelfensters, das jetzt weit offen stand und durch das heute das Mondlicht viel weicher herein fiel, als in jener traurigen Winternacht, das Gebälk unter der niedrigen Decke – all das war mir noch lebhaft in Erinnerung. Der Stuhl, auf dem mir Mrs. Ashleigh Platz anbot, stand genau auf der Stelle, auf der ich neben dem Sterbenden gestanden hatte.

      Ich schrak zurück – dorthin konnte ich mich unmöglich setzen. Deshalb stütze ich mich auf den Kaminsims, während mir Mrs. Ashleigh berichtete.

      Sie sagte, dass sich Lilian am gestrigen Tag ihrer Anreise einer ungewöhnlich guten Gesundheit und Stimmung erfreut habe; begeistert von dem alten Haus, dem Grundstück und besonders dem alten Mönchsbrunnen, an dem Mrs. Ashleigh sie heute Abend verlassen hatte, um in Begleitung von Mr. Vigors einige Einkäufe in der Stadt zu tätigen. Nach ihrer Rückkehr habe sie Lilian dort wieder aufgesucht und ihrem mütterlichen Auge sei sofort eine alarmierende Veränderung im Verhalten ihrer Tochter aufgefallen. Sie war sehr blass, schien teilnahmslos und niedergeschlagen – leugnete aber sich unwohl zu fühlen. Nach der Rückkehr ins Haus habe sie sich in den Raum gesetzt, in dem wir uns aufhielten und – „der,“ so fügte Mrs. Ashleigh hinzu, „da er nicht als Schlafzimmer gedacht war, auf Wunsch meiner Tochter, die sehr gerne liest, als Morgen- und Studienraum eingerichtet werden soll. Ich ließ sie hier und ging mit Mr. Vigors zurück in den unteren Salon. Als er kurze Zeit später das Haus verließ, blieb ich fast noch eine Stunde dort, um die Plazierung der Möbel, die gerade eingetroffen waren, zu beaufsichtigen. Dann kehrte ich zu meiner Tochter zurück und fand sie zu meinem Schrecken leblos in ihrem Sessel vor. Sie war ohnmächtig geworden.“

      Hier unterbrach ich Mrs. Ashleigh mit der Frage: „Hat Miss Ashleigh schon öfter derartige Ohnmachtsanfälle gehabt?“

      „Nein, niemals. Als sie wieder zu sich kam, war sie verwirrt – weigerte sich zu sprechen. Ich brachte sie zu Bett, und als sie fast sofort einschlief, beruhigte ich mich etwas. Ich hielt den Vorfall nur für eine vorübergehende Auswirkung der mit dem Umzug verbundenen Aufregung oder der Umgebung des Platzes, auf der sie sich aufgehalten hatte.“

      „Durchaus möglich. Die Stunde des Sonnenuntergangs zu dieser Jahreszeit ist zarten Naturen nicht zuträglich. Bitte weiter.“

      „Vor ungefähr einer dreiviertel Stunde erwachte sie mit einem lauten Schrei und befindet sich seitdem in einem Zustand großer Erregung, weint heftig und beantwortet keine meiner Fragen. Sie scheint aber nicht benommen zu sein, sondern eher hysterisch.“

      „Sie werden mir jetzt erlauben, sie mir anzusehen. Trösten Sie sich – nach allem, was Sie mir mitgeteilt haben, scheint kein Grund zu ernster Besorgnis zu sein.“

      Kapitel X

      Für den wahren Arzt ist das Zimmer eines Kranken ein Heiligtum. An seiner Schwelle weichen die menschlicheren Leidenschaften aus seinem Herzen. Liebe würde eine Entweihung sein; selbst der Kummer, der anderen gestattet ist,


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