Das Lebenselixier. Эдвард Бульвер-Литтон

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Das Lebenselixier - Эдвард Бульвер-Литтон


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Miss Brabazon, die anfängt zu prophezeien und Mrs. Leopold Smithe, die ihr Dienstmädchen (welche Mr. Lloyd als sehr begabt bezeichnete) nach allen Geheimnissen ihrer Freunde befragt. Als ich dies bemerkte, sagte ich: „Der Hill wird demoralisiert; der Hill macht sich lächerlich; der Hill muss gerettet werden!“ Ich machte Dr. Lloyd Vorhaltungen deswegen, er aber blieb verstockt. Da vernichtete ich ihn als Feind, nicht als den meinen, sondern als Staatsfeind. Ich erschlug meinen eifrigsten Verehrer zum Wohle Roms. Nun wissen Sie, warum ich auf Ihre Seite übertrat – nicht weil ich der einen oder anderen Meinung wäre, Falschheit oder Wahrheit von Dr. Lloyds Behauptungen, sondern weil ich der Meinung war, dass seine Ansichten, mögen sie richtig oder falsch gewesen sein, nicht für den Berg geeignet waren. Und damit – Allen Fenwick – war die Angelegenheit geregelt.“

      Vielleicht hätte mich zu einer anderen Zeit die Entdeckung, dass ich nicht etwa deshalb mit der Gunst dieses großen Potentaten geehrt wurde, weil ich als Kämpfer für die Wahrheit eintrat, sondern weil ich ein Instrument der Politik darstellte, ein wenig gedemütigt und mein schlechtes Gewissen geweckt, dass ich einen Mitforscher auf dem Gebiet der Wissenschaft opfern half – der, ohne Zweifel fehlgeleitet, immerhin seinen unabhängigen Glauben seinen weltlichen Interessen vorzog – und ihn den Gottheiten überließ, mit denen die Wissenschaft in stetigem Hader lebt – die Vorurteile einer Clique, welche ihr eigenes Weltbild heiligen. Aber in diesem Augenblick machten die Worte, die ich vernahm, keinen nennenswerten Eindruck auf mein Denken. Die Giebel des Abbots´ House wurden über dem Efeu und den Fliederbüschen sichtbar; einen Moment später hielt meine Kutsche vor seiner Eingangstür.

      Kapitel XIV

      Mrs. Ashleigh empfing uns im Salon. Ihr Benehmen mir gegenüber war anfänglich ein wenig verlegen und schüchtern. Aber meine Begleiterin übertrug ihrer sanfteren Freundin bald etwas von ihrer eigenen Unbefangenheit. Nach einem kurzen Gespräch begaben wir uns alle drei zu Lilian, für die ein kleines Zimmer im Erdgeschoss als Arbeitszimmer hergerichtet worden war. Freudig bemerkte ich, dass mein Verbot des Sterbezimmers respektiert worden war.

      Sie ruhte auf einem Sofa in der Nähe des Fensters, welches jedoch vorsichtshalber geschlossen worden war; das Licht des herrlichen Maitages wurde durch Rollos und Vorhänge am Eindringen gehindert. Im Kamin brannte ein mächtiges Feuer und die Luft im Zimmer glich der eines Treibhauses – das ganze unsinnige, veraltete System, mit dem man die der Schwindsucht verdächtigten Kranken tatsächlich in die Schwindsucht hinein pflegt. Sie bemerkte uns nicht, als wir leise eintraten; ihre Augen ruhten matt auf dem Boden und nur mit Mühe konnte ich einen Aufschrei unterdrücken, als ich sie erblickte. Sie hatte sich in den wenigen vergangenen Tagen sehr verändert und ihr Gesichtsausdruck zeigte tiefste Melancholie. Als sie sich aber beim Geräusch unserer Schritte langsam uns zuwandte und ihre Augen die meinen trafen, überflog ein rasches Erröten ihre bleichen Wangen und sie richtete sich halb auf, sank aber sofort wieder zurück, als ob die Anstrengung sie erschöpft hätte. Es fiel ihr schwer zu atmen und sie hatte einen dumpfen, hohlen Husten. War es möglich, dass ich mich so getäuscht hatte und in diesem Husten die Totenglocke des schlimmsten Feindes jugendlichen Lebens mitklang?

      Ich setzte mich neben sie und verwickelte sie in ein Gespräch über alltäglich Dinge – das Wetter, den Garten, einen Vogel in einem Käfig, der neben ihr auf dem Tisch stand. Ihre Stimme, anfangs schwach und leise, wurde zunehmend kräftiger und ihr Gesicht wurde durch ein kindliches, unschuldiges Lächeln erhellt. Nein, ich hatte mich nicht geirrt. Sie hatte nicht das lymphathische, kraftlose Temperament, auf dessen Boden die Schwindsucht Nahrung findet; es war kein hektischer Puls spürbar, keine übereilte Verschwendung der Lebensflamme. Ruhig und gelassen vervollständigte ich meine Untersuchung, stellte meine Fragen und benutzte mein Stethoskop. Als ich dann meinen Blick den ängstlichen Augen ihrer Mutter zuwandte, verriet wohl der Ausdruck meines Gesichts meine Meinung, denn sie eilte auf mich zu, ergriff meine Hand und sagte, mühsam ihre Tränen zurückhaltend:

      „Sie lächeln! Sie sehen keinen Anlass zur Furcht?“

      „Furcht? Nein, bestimmt nicht! Sie werden schon bald wieder hergestellt sein, oder, Miss Ashleigh?“

      „Ja,“ sagte diese mit einem frischen Lächeln „es wird mir schon bald wieder besser gehen. Aber darf ich nicht das Fenster öffnen? In den Garten hinaus gehen? Ich sehne mich nach frischer Luft.“

      „Oh, nein, Liebling,“ rief Mrs. Ashleigh erschrocken aus, „nicht so lange der Ostwind anhält. Dr. Jones hat das ausdrücklich verboten. Sie sind doch auch dieser Meinung, Dr. Fenwick?“

      „Möchten Sie sich auf meinen Arm stützen und etwas im Zimmer umhergehen?“ antwortete ich. „Dann werden wir sehen, in wie weit wir gegen Dr. Jones rebellieren dürfen.“

      Sie erhob sich mit leichter Anstrengung, hustete jedoch nicht. Zuerst bewegte sie sich träge, aber schon nach einigen Augenblicken wurde ihr Schritt leichter und elastischer.

      „Lassen wir es darauf ankommen,“ sagte ich zu Mrs. Ashleigh. „es weht kein Ostwind und während wir uns draußen aufhalten, lassen sie um Himmels willen bitte dieses Feuer löschen, das eher für Weihnachten geeignet wäre.“

      „Aber...“

      „Kein Wenn und Aber! Ein schlechter Arzt, der nicht ein strenger Despot ist.“

      So wurde nach dem Strohhut und dem Mantel gesandt. Lilian wurde mit unnötiger Sorgfalt darin eingehüllt und wir begaben uns in den Garten. Unwillkürlich befanden wir uns auf dem Weg zum Mönchsbrunnen, und mit jedem Schritt schien Lilian unter dem Einfluss der kräftigenden Luft und der gemäßigten Temperatur ihre Kraft wiederzufinden. Wir machten beim Brunnen halt.

      „Sie fühlen sich nicht ermüdet, Miss Ashleigh?“

      „Nein.“

      „Aber Ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert. Sie wirken trauriger.“

      „Nicht trauriger.“

      „Trauriger, als ich es zum ersten Mal sah – während Sie hier saßen!“

      Ich flüsterte diese Worte. Ich fühlte ihre Hand zittern, während sie auf meinem Arm lag.

      „Sie sahen mich hier sitzen?“

      Ja. Ich werde es Ihnen eines Tages erzählen.“

      Lilian hob ihren Blick, und ich sah in ihren Augen dasselbe Erstaunen, das ich bei meinem ersten Besuch bemerkt hatte. Ein scheinbar nicht unangenehmes, aber doch vage beunruhigtes Erstaunen, welches mich verwirrte.

      Wir kehrten bald ins Haus zurück.

      Mrs. Ashleigh bedeutete mir durch ein Zeichen, ihr in das Besucherzimmer zu folgen und ließ Mrs. Poyntz bei Lilian zurück.

      „Und? Was sagen Sie?“ fragte sie mit bebender Stimme.

      „Lassen Sie mich einen Blick auf Dr. Jones´ Verschreibungen werfen. Danke sehr. Hm, habe ich mir gedacht. Gute Frau, der Irrtum bestand darin, die Natur zu unterdrücken, anstatt sie zu kräftigen. In der Verwendung von Narkotika an Stelle von Stimulanzien. Die besten Stimulanzien, noch dazu ohne jede Nebenwirkungen, sind Luft und Licht. Geben Sie mir eine Woche, in der auf meine Vorschriften unbedingt Folge geleistet wird?“

      „Das verspreche ich. Aber dieser Husten – haben Sie ihn bemerkt?“

      „Ja. Das Nervensystem ist furchtbar geschwächt und ein derart angeschlagenes System imitiert alle möglichen Beschwerden, die mit ihm überhaupt nicht in Verbindung stehen. Der Husten wird bald verschwinden! Aber verzeihen Sie die Frage: Mrs. Poyntz hat mir erzählt, dass Sie wegen des Zustands Ihrer Tochter eine Hellseherin hinzugezogen haben. Weiß Miss Ashleigh davon?“

      „Nein; ich habe es ihr nicht erzählt.“

      „Das freut mich. Und – um Himmels willen – schützen Sie sie unbedingt vor Gedanken, die in diese Richtung gehen. Schützen Sie sie vor der Beschäftigung mit einer Krankheit, die ihr aus Sorge irrtümlich zugeschrieben wurde. Die Organisation unseres Körpers ist so ausgerichtet, dass man sein Bewusstsein nicht über längeren Zeitraum hinweg auf einen Teil unseres Körpers – so gesund er auch sein


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