Das Lebenselixier. Эдвард Бульвер-Литтон

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Das Lebenselixier - Эдвард Бульвер-Литтон


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gesundheitlicher Zustand wäre allerdings kein Hindernis; nur ist Brighton nicht gerade der Platz, den ich für den Sommeraufenthalt empfehlen würde. Es fehlt an Schatten und es ist dort viel heißer, als in L....“

      „Ja; aber Lady Haughton hat leider diesen Einwand vorausgesehen und deshalb in der Nähe der See einige Meilen von Brighton entfernt einen Witwensitz gemietet. Die Gegend ist bewaldet, gilt als kühl und gesund und liegt in der Nähe des St. Leonhards Forrest. Kurz, ich habe ihr geschrieben, dass wir kommen wollen. Und dies wird auch geschehen müssen, wenn Sie keine erheblichen Einwände äußern.“

      „Wann wollen Sie abreisen?“

      „Nächsten Montag. Mr. Vigors bestand darauf, dass ich einen Tag festlege. Ach, wenn Sie wüssten, wie schwer es mir fällt, mich zu verändern, wenn ich mich einmal niedergelassen habe, und eigentlich habe ich Angst vor Lady Haughton, sie ist so fein und satirisch! Aber Mr. Vigors sagt, sie habe sich sehr verändert, armes Ding! Ich sollte Ihnen ihren Brief zeigen, aber ich habe ihn ein oder zwei Minuten, bevor sie kamen an Margaret – Mrs. Poyntz – hinüber geschickt. Sie kennt Lady Haughton etwas. Margaret kennt eigentlich überhaupt jeden. Und wir werden wohl für den armen Sir James Trauer anlegen müssen – Margaret wird das entscheiden, da ich sicher bin, ich könnte nicht festlegen, in welchem Ausmaß die Trauer von uns erwartet wird. Ich hätte es eigentlich schon am letzten Morgen tun sollen – der Neffe des armen Gilbert –, aber ich bin so gedankenlos und habe ihn nie kennengelernt. Aber – oh, das ist aber freundlich – Margaret selbst – meine liebe Margaret!“

      Wir hatten uns während unseres Auf-und-Ab-Gehens gerade vom Haus abgewandt, als plötzlich Mrs. Poyntz unmittelbar vor uns stand.

      „Sie haben also wirklich die Einladung angenommen, Anne, und schon für nächsten Montag?“

      „Ja! War das falsch?“

      „Was sagt Dr. Fenwick dazu? Kann man Lilian eine solche Reise zumuten?“

      Wollte ich ehrlich sein, konnte ich keinen wirklichen Einwand geltend machen; aber das Herz wurde mir schwer wie Blei, als ich antwortete:

      „Miss Ashleigh braucht keine intensive ärztliche Betreuung mehr. Mehr als die Hälfte ihrer Heilung hing davon ab, ihren Geist vor Depressionen zu schützen. Sie könnte den vergnügten Umgang mit Ihrer Tochter und den anderen jungen Damen ihres Alters vermissen. Ein sehr melancholisches Haus, einen kürzlichen Verlust betrauernd, ohne Anwesenheit anderer Gäste, eine Gastgeberin, die ihr fremd ist und vor der sich selbst Mrs. Ashleigh zu fürchten scheint, sind nicht gerade die optimalen Voraussetzungen für eine Luftveränderung. Wenn ich davon sprach, dass Seeluft dem Befinden von Miss Ashleigh zuträglich sein könnte, dachte ich an einen Aufenthalt an unserer Nordküste und an eine spätere Jahreszeit, in der ich mich einige Wochen freimachen und sie begleiten könnte. Eine derartige Reise wäre erheblich kürzer und weniger ermüdend. Die Luft wäre dort wesentlich belebender.“

      „Zweifellos wäre das besser,“ bemerkte Mrs. Poyntz trocken; „aber was Ihre Befürchtungen bezüglich des Besuchs bei Lady Haughton anbelangt, sind diese unbegründet. Ihr Haus ist nicht so melancholisch; zudem werden andere Gäste anwesend sein und Lilian wird junge Leute ihres Alters – junge Ladies und auch junge Gentlemen – kennenlernen!“

      Es lag etwas Unheilvolles, Mitleidiges in dem Blick, den mir Mrs. Poyntz gegen Ende ihres Satzes zuwarf, der an sich schon ausreichte, um die Ängste eines Liebenden zu wecken. Lilian weit weg von mir, im Haus einer weltgewandten Lady – für die ich Lady Haughton hielt – nicht nur von jungen Damen, sondern auch von jungen Herren umgeben, die zweifellos mit höherem Rang und einem blendenderen Aussehen ausgestattet als jene, die sie bisher kennengelernt hatte. Ich schloss meine Augen und hatte Mühe, ein Ächzen zu unterdrücken.

      „Liebe Annie, gestatten Sie mir, mich davon zu überzeugen, dass Dr. Fenwick dieser Reise wirklich seine volle Zustimmung gibt. Er wird mir sagen, was er vielleicht Ihnen gegenüber nicht aussprechen will. Entschuldigen Sie daher bitte, wenn ich ihn einige Minuten beiseite nehme. Ich sehe Sie später wieder hier unter dieser Zeder.“

      Ihren Arm in den meinen legend zog mich Mrs. Poyntz, ohne eine Antwort von Mrs. Ashleigh abzuwarten, in einen abgelegeneren Gartenweg. Sobald wir außerhalb der Reichweite von Mrs. Ashleigh waren, sagte sie:

      „Nachdem Sie nun Lilian Ashleigh näher kennengelernt haben, wollen Sie sie immer noch zur Frau nehmen?“

      „Immer noch? Mit einer Intensität die proportional zu der Furcht ist, die mich erfüllt, wenn ich daran denke, dass sie nicht nur meinem Blick, sondern auch meinem Leben entrissen werden könnte.“

      „Stimmt Ihr Verstand der Wahl Ihres Herzens zu? Überlegen Sie gut, bevor Sie mir antworten.“

      „Der selbstsüchtige Verstand, den ich besessen habe, bevor ich sie kennenlernte, würde allerdings die Wahl nicht bestätigen, aber der edlere Verstand, der nun all meinem Denken zu Grunde liegt, billigt und unterstützt die Stimme meines Herzens. Nein – lächeln Sie nicht so spöttisch – es ist nicht die Stimme einer blinden und egoistischen Leidenschaft. Lassen Sie mich meine Gedanken schildern, wenn ich es kann. Ich stimme Ihnen zu, dass Lilians Charakter noch nicht voll entwickelt ist, ich stimme Ihnen zu, dass aus der kindlichen Frische und Unschuld ihres Wesens bisweilen etwas Seltsames, Mysteriöses auftaucht, dessen Ursprung ich noch nicht ermitteln konnte. Aber ich bin mir sicher, dass ihr Verstand organisch genau so gesund ist, wie ihr Herz und das sich beide - unter günstigen Voraussetzungen – zuletzt zu der glücklichen Harmonie vereinigen werden, welche die weibliche Vollkommenheit ausmacht. Aber genau weil sie, vielleicht über Jahre hinweg, vielleicht immer, einer hingebungsvolleren und rücksichtsvolleren Behandlung bedarf als weniger sensible Naturen, billigt mein Verstand meine Wahl. Was immer ihrem Besten dient, ist auch für mich das Beste. Und wer könnte besser über sie wachen, als ich es kann?“

      „Sie haben Lilian noch nichts von Ihren Gefühlen erzählt?“

      „Oh nein – wie könnte ich?“

      „Und trotzdem glauben Sie, dass Ihre Zuneigung nicht unerwidert sein könnte?“

      „Ich glaubte es einmal; nun zweifle ich daran – und hoffe trotzdem. Aber warum quälen Sie mich mit diesen Fragen? Denken Sie auch, dass ich sie durch diesen Besuch für immer verlieren könnte?“

      „Wenn Sie das befürchten, sagen Sie es ihr und vielleicht kann ihre Antwort Ihre Befürchtungen zerstreuen.“

      „Wie! Jetzt schon, während sie mich kaum einen Monat kennt? Setze ich durch ein solch übereiltes Handeln nicht alles aufs Spiel?“

      „Es gibt keinen Terminplan für die Liebe. Bei vielen Frauen wird sie in dem Moment geboren, in dem sie erfahren, dass sie geliebt werden. Alle Weisheit lehrt uns, dass ein verfehlter Augenblick unwiderbringlich verloren ist. An Ihrer Stelle würde ich mir klarmachen, dass ich an einem Punkt angelangt bin, den ich nicht ungenutzt verstreichen lassen darf. Ich habe genug gesagt. Jetzt muss ich zurück zu Mrs. Ashleigh.“

      „Einen Moment – sagen Sie mir zuerst, was der Brief von Lady Haughton beinhaltet, dass Sie es für notwendig halten, mir einen derartigen Rat zu erteilen, der mich gleichzeitig ermutigt und erschreckt.“

      „Nicht jetzt – später vielleicht – nicht jetzt. Wenn Sie Lilian alleine sprechen wollen, sie ist an der Old Monk´s Well. Ich habe sie dort sitzen gesehen, als ich vorhin auf das Haus zuging.“

      „Noch ein Wort – nur noch eins. Beantworten Sie mir diese Frage bitte ganz offen, da es sich um eine Frage der Ehre handelt. Glauben Sie immer noch, Mrs. Ashleigh wird meine Werbung um ihre Tochter nicht missbilligen?“

      „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht; nächste Woche könnte ich vielleicht diese Antwort nicht mehr geben.“

      Sie wandte sich von mir ab und verließ mit ihrem raschen, aber gemessenen Schritt den schattigen Gartenweg in Richtung des Hofes und ich sah ihr hellgraues Kleid unter den Zweigen der Zeder verschwinden. Dann brach ich die unschlüssige, ängstliche Spannung, in der ich vergeblich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, meine Zweifel zu zerstreuen, meinen Willen zu konzentrieren und ging in die entgegengesetzte Richtung auf die Einfassung


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